Ein Kind bei den Eltern schlecht reden?
Ich habe gerade an meine alte Lehrerin gedacht. Sie hat meinen Eltern irgendwann mal im Laufe meiner Schulkarriere gesagt, dass aus mir nichts wird, weil ich zu ruhig war und ich später sicher Drogen nehmen werde und man bei mir auch Angst haben muss, dass ich ein Amokläufer werden könnte. Ich habe immer alles gut gemacht, nur eben wenig mit Lehrern geredet und ich war auch sonst ein bisschen zu schüchtern. Ich habe mich aber nie gewaltbereit gezeigt. Meine Mutter hat mir das dann erzählt und ich war furchtbar sauer auf die Lehrerin. Wie kann man denn als Lehrer ein Kind bei den Eltern schlecht reden, obwohl es keinen Grund dazu gibt? Habt ihr das auch schon erlebt?
Diese Weissagungen gehen ja mal gar nicht. Sicher haben Lehrer die Pflicht auf Probleme hinzuweisen. Aber doch bitte etwas kompetenter. Es reicht doch, die gegenwärtige Situation zu schildern und den Eltern Hilfe und Tipps anzubieten. Aber niemand weiß, was aus einem Kind mal wird. Auch wenn du so verkorkst gewesen wärst, gibt es noch etliche mehr Möglichkeiten, wie das Ausdruck hätte finden können. Was bringt es, das den Eltern aufzulisten?
Da du einfach nur ein wenig schüchtern und ruhig warst, macht es nicht besser. Ich war auch ein ruhiges Kind. Irgendwie scheint das manche Erwachsene echt nervös zu machen. Meine eigene Großmutter fand mich zeitlebens "seltsam". Aber gerade als Lehrerin würde ich so ein Kind nur beobachten, ob es zusätzlich traurig ist und mich ansonsten freuen, da ich mit den lauten Kindern schon genug zu tun habe.
Erlebt habe ich so etwas noch nicht. Meine Mutter war froh, dass ich ruhig war. Sie ist nie zu irgendwelchen Lehrergesprächen gegangen. Wenn ich so etwas höre, war das auch ganz gut so. Deine Lehrerin hatte echt den Beruf verfehlt.
Mir ist nur eine Weissagung von meiner ersten Klassenlehrerin bekannt. Und diese ist teilweise auch eingetroffen. Allerdings betraf die nur mein Privatleben und nicht meine berufliche Karriere. Ansonsten waren bei uns die Lehrer direkt mit ihrer Meinung über die Schüler. Allerdings gab es da nur die Bezeichnung, dass man eventuell auf die schiefe Bahn gelangen kann.
Drogen in dem Sinne oder gar die Bezeichnung Amoklauf gab es eben in der ehemaligen DDR nicht. Aber solche Weissagungen über Mitschüler sind mir auch nicht zu Ohren gekommen. Vielleicht habe ich ja eine Schule besucht, wo man bei jedem Schüler gehofft hat, dass man den richtigen Weg einschlägt.
Auf solche Ideen sind meine Lehrer zum Glück nie gekommen, obwohl ich auch immer sehr schüchtern war bzw. es eigentlich immer noch bin, wenn auch nicht mehr so sehr. Was die Lehrer wirklich über mich gedacht haben, weiß ich nicht, da meine Eltern eigentlich so gut wie nie zu Gesprächen gegangen sind. Eigentlich war ich insgesamt immer eine ganz gute Schülerin und ich hatte bei den meisten Lehrern den Eindruck, dass sie mich eher nach meinen Leistungen beurteilen, als danach, ob ich schüchtern bin oder nicht.
Es mag ja sein, dass es vornehmlich bei Außenseitern später zu solchen Problemen kommt, aber deswegen den Eltern so etwas zu erzählen, ist wirklich unmöglich. Schüchternheit alleine sagt da noch gar nichts aus. Lehrer sollten lieber darauf achten, ob es auch zu Mobbing seitens der Mitschüler kommt und gegebenenfalls versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Die Eltern mit irgendwelchen Horrorvisionen zu konfrontieren, die nur in seltenen Fällen zutreffen, bringt aber absolut niemandem etwas. Wie viele Amokläufe hätten wir wohl pro Jahr, wenn jedes schüchterne Kind irgendwann mal Amok laufen würde?
Das war bei mir genau das Selbe, nur zum potentiellen Amokläufer wurde ich nicht erklärt, aber ich glaube, du bist ein wenig jünger und zu meiner Zeit gab es das noch nicht so. Ich erinnere mich nur, dass meine Mutter mit immer einen vorgenörgelt hat, dass ich mich am Unterricht nicht beteilige und ich konnte ihr auch nie erklären warum nicht. Zeitweise wollte man mich zum Psychologen schicken, was aber damals halt auch noch eine "schlimme" Vorstellung war. Dabei waren meine schriftlichen Noten aber dann auch nicht schlecht.
Eigentlich war ich ein zufriedenes Kind und ich habe immer nur darunter gelitten, dass ich halt ein "schlechtes" Kind war, weil ich im Unterricht nicht den Finger in die Luft gehalten habe. Ich habe aber auch nie verstanden, was daran so "schlecht" war - immerhin habe ich brav meine Zeit abgesessen und recht gute Noten geschrieben - und mich weiter zurück gezogen. Komischweise gab es vereinzelt Lehrer, die damit klar kamen, dass es auch introvertierte Typen gibt. Mit denen kam ich dann wiederum dann auch klar.
Mittlerweile habe ich aber verstanden, dass Schulen Kinder einfach gern gleich geschaltet geliefert bekommen und am besten damit klar kommen, wenn alle gleich ticken. Unterschiede, andere Deckformen und Verhaltensweisen, die auch nur gering aus der Norm fallen, werden da sofort bekrittelt, weil sie den Lehrkörper mehr beanspruchen. Ferner gehört es in der heutigen Welt zum guten Ton, sich eher extrovertiert zu geben. Das habe ich leider erst lange nach Beendigung meiner Schulzeit verstanden.
In dem Maße habe ich so etwas zum Glück nicht erlebt und ich kann es sehr gut verstehen, dass du auf diese Lehrerin sauer warst. Bei mir war es auch so, dass ich sehr ruhig war und mich so gut wie nie gemeldet habe. Das kam bei den Lehrern auch nicht immer gut an und meinen Eltern wurde oft gesagt, dass ich keinen vernünftigen Beruf finden kann, wenn ich nicht mit Menschen kommunizieren kann. Das habe ich mir schon zu Herzen genommen und ich denke nicht, dass solche Kommentare hilfreich sind.
Ich war sowieso schon schüchtern und nicht gerade von meinem Können überzeugt. Durch solche Kommentare war ich noch zurückhaltender und ich konnte auch dann nicht aus mir heraus gehen. Heute habe ich einen Beruf, bei dem ich jeden Tag mit Kunden umgehe und damit auch kein Problem habe. Ich denke, dass die Lehrer die Schüler auf ihrem Weg unterstützen und nicht durch solche Kommentare verunsichern sollten.
Wenn ich ehrlich bin, dann fällt es mir wirklich sehr schwer, dir überhaupt zu glauben, dass eine so unfähige Aussage von einem Pädagogen kommen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man solche Aussagen über einen Schüler gegenüber seinem Vormund trifft. Selbst wenn man als Lehrer so etwas im Hinterstübchen seines Kopfes denkt, dann sollte man es doch eigentlich im Kopf lassen und das Problem, bzw. die komplette Problematik, die vorliegt, ansprechen.
Aber zu prophezeien, dass das Kind irgendwann sehr wahrscheinlich Drogen nimmt und zum Amokläufer wird, ist natürlich völliger Schwachsinn. Kein kompetenter Lehrer wird so eine Aussage treffen, andernfalls könnte ich mir sogar vorstellen, dass man ein solches Verhalten vom Lehrer sogar bei der Schulleitung hätte melden dürfen. Solch eine Aussage ist nicht nur äußerst beleidigend - Hier hätte es garantiert noch Konsequenzen für die Lehrkraft gegeben. Selbst wann man eben ruhig ist, nicht viel sagt und sich auch sonst nicht im Unterricht beteiligt, ist dies kein Beweis für spätere Drogenprobleme oder ähnliches.
Das ist ja schon eine ziemliche Unverschämtheit einem Kind einen Drogenkonsum oder gar potentiellen Amoklauf zu unterstellen, nur weil dieses eher introvertiert ist. Man fragt sich wirklich, was diese Lehrerin mit einer Pädagogin gemein hat und ob sie damit provozieren wollte oder was sie mit dieser Aussage beabsichtigt hat.
Ich finde, manchen Lehrern kann man es anscheinend gar nicht recht machen. Ist man quirliger, dann geht das gleich in Richtung ADS und ist man eher ruhig, dann plant man bestimmt, die Schule in die Luft zu sprengen.
Ich glaube, ich an Stelle deiner Mutter hätte das meinem Kind gar nicht erzählt, um es nicht zu verunsichern, hätte aber der Lehrerin schon ein paar Takte erzählt von wegen woher sie diese Zukunftsprognosen nehme, ob sie wohl Astrologin sei oder übersinnliche Fähigkeiten habe, sprich, dass diese ja völlig aus der Luft gegriffen seien.
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