Nach dem Tod schlimme Dinge über eine Person erfahren

Sagen wir mal ein Mann ist verstorben und dieser Mann war für einen selber immer ein sehr netter Mann, der sich auch viel um andere Menschen gekümmert hat und auch lustig war. Also scheinbar ein total toller Mensch. Nun verstirbt dieser Mann. Nach dem Tod traut sich dann die kleine Tochter, die Enkelin oder sonst wer, zu sagen wie er zu ihnen war. Er hat vielleicht geschlagen, misshandelt oder geschändet. Wie würdet ihr nun reagieren? Würdet ihr es glauben? Würdet ihr dem Kind versuchen zu helfen oder würdet ihr es nicht hören wollen, weil man über Tote nicht schlecht spricht?

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Nach dem Tod eines Menschen erfahren, wie er wirklich war

Nicht hören wollen, ist die ganz falsche Reaktion. Wenn der Mann so war, dann war er es, ob ich zuhöre oder nicht. Das wäre kindisch. Sicher wäre ich erst mal überrascht und fassungslos. Aber ich finde es generell falsch, zu glauben, dass man jemanden so gut kennt, dass man das ausschließen kann. Immerhin ist es etwas, was die meisten verstecken. Und dieses "das passiert nur anderen" ist einfach nicht meine Art zu denken.

Und glauben würde ich dem Mädchen/der Frau auf jeden Fall. Es gibt kaum einen Grund, nach dem Tod des Vaters oder Großvaters so etwas zu behaupten und ich denke, man merkt dann auch ganz schnell, ob sie es ernst meint. Vielleicht könnte auch mal eine so etwas erzählen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, weil alle gerade mit Trauern beschäftigt sind. Oder sie will unbedingt schlecht über ihn denken, damit sie ihn nicht so vermisst. Aber das ist doch wirklich selten und sie würde das nicht lange durchhalten. Und ich glaube lieber einem Mädchen zu viel als einem zu wenig.

Man sollte auf das Kind auf jeden Fall eingehen. Es ist das Schlimmste für Opfer, sie nicht ernst zu nehmen. Vielmehr sollten gerade Erwachsene ernsthaft auf die Vorwürfe reagieren.

An sich ist diese höfliche Regel, man dürfe nicht schlecht über einen Verstorbenen sprechen, größtenteils Unfug. Der Verstorbene selbst wird sich daran nicht stören und wenn man ihn im Leben nicht mochte, wird sich das auch durch seinen Tod ja doch nicht ändern. Aufpassen sollte man vielmehr mit Menschen, die wirklich trauern, denn in ihrer Anwesenheit schlecht über einen Verstorbenen zu sprechen ist wirklich pietätlos.

In dem geschilderten Beispiel muss aber genau abgewägt werden, was wichtiger ist. Müssen die Gefühle der Trauernden geschützt werden, indem solche Vorwürfe verschwiegen werden oder muss eine eventuelle Leidensgeschichte eindeutig beendet werden? Die Entscheidung fällt nicht immer leicht, ich würde mich aber immer für die Aufklärung entscheiden.

Dazu kommt, dass beim Verschweigen immer ein Zweifel bleibt. Er könnte es getan haben, aber keiner redet darüber. Im Ansehen vieler Bekannter stände der Verstorbene bald als ein Täter fest, auch ohne Beweise. Das Gerücht reicht in vielen Situationen schon zum Schuldspruch. Auch die Trauernden hätten sicher Zweifel, könnten diese aber nicht äußern und müssten sich selbst damit beschäftigen. Ein Problem offen auf den Tisch zu legen ist aber immer bessern, als wenn alle es unterm Tisch verstecken. Hat der Verstorbene sich nichts zu schulden kommen lassen, profitiert er demnach eher noch von einer Aufklärung.

Natürlich kann es sein, dass ein Mädchen solche Vorwürfe erfindet. Aber auch dann muss auf das vermeintliche Opfer eingegangen werden und die Gründe hinterfragt werden, gerade wenn es sich dabei um ein Kind handelt. Dann stehen ja selten finanzielle oder wirtschaftliche Faktoren im Vordergrund. Ein Kind, dass sich so etwas ausdenkt, braucht vermutlich auch Hilfe in irgendeiner Art.