Macht die Stadt durch den Müll-Detektiv ein gutes Geschäft?

vom 20.11.2013, 21:25 Uhr

Entsorgt ihr euer Papier, Zeitungen und so weiter stets in einem Papiercontainer oder besitzt ihr dafür auch eine Tonne? In der Stadt, wo ich wohne, gibt es momentan ziemlichen Ärger wegen diverser Zahlungsaufforderungen durch die Stadt.

Der von der Stadt eingesetzte Müll-Detektiv hat verschiedene Fehleinwürfe in die Papiercontainer festgestellt. Als Beweis hat dieser Detektiv jeweils Fotos gemacht. Immerhin sind bereits 1.040 Bußgeldbescheide verschickt worden. Die meisten der angeblichen Müllsünder haben sich über die Bescheide beschwert und sagen: „Alles nur Abzocke!“

Wenn man bedenkt, wie klamm die Stadt ist, könnte man auf den Gedanken kommen. So wird einem Einwohner unterstellt, Plastikfolie in den Papiercontainer geworfen zu haben. Eine 70-jährige Frau soll eine Blümchentapete Pfingsten in den Altpapiercontainer geworfen haben. Sie behauptet, im Leben noch keine solche Tapete besessen zu haben. Eine andere Familie soll die Verpackung eines Spielzeugbaggers dort entsorgt haben. Diese Familie hat keine Kinder und noch nie einen solchen Bagger gekauft. So ging es um Plastiktüten, Kaffeeverpackungen und eine Keramikschale. Die Anschuldigungen sind vielseitig. Nur keiner will es gewesen sein.

Für diejenigen, die nicht zahlen, wird aus einem Verwarngeld von 10 Euro schnell ein Bußgeld von über 30 Euro. Einige haben vorsichtshalber das Verwarngeld bezahlt, aber mit einem Rechtsanwalt gedroht. Angeblich soll der Müll-Detektiv über jeden Zweifel erhaben sein. Er ist natürlich ein völlig unbekannter Mensch. Wer nicht einverstanden ist mit dem Verwarngeld, kann sich die Fotos ansehen.

Mir ist vor etwa drei bis vier Jahren Ähnliches passiert. Ich habe das Altpapier mit dem Auto zu einem Altpapiercontainer gebracht, der auf dem Weg zum Friedhof steht, weil der hier in der Nähe fast immer voll ist. Dieses Mal war der andere auch ziemlich voll. Ich habe das Papier an einer Stelle, wo noch etwas Platz war, vollständig hineingesteckt, ohne dass etwas herausragte. Kurze Zeit später bekam ich auch ein Schreiben der Stadt und sollte Verwarngeld zahlen. Mit dem Schreiben bin ich sofort zur Stadt gefahren und habe mit dem zuständigen Beamten gesprochen. Er las mir vor, was der Mitarbeiter geschrieben hatte. Die Sachen, die ich entsorgt hatte, lagen alle mit noch anderen vor dem Container. Es war wohl ein Umschlag mit meiner Anschrift dabei gewesen. Es muss jemand das ganze Papier herausgenommen haben und dafür seines hineingesteckt haben, anders geht es nicht. Der Beamte hat die Verwarnung dann zurückgenommen.

Ich frage mich, muss die Stadt nicht dafür sorgen, dass die Altpapiercontainer öfter entleert werden? Ist das wohl korrekt, was der Mülldetektiv macht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er selbst die Plastiktüten und andere Sachen in die Container steckt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich habe noch nie einen öffentlichen Papiercontainer benutzt. Ich hatte immer eine eigene Papiertonne oder zumindest eine für das gesamte Mietshaus, in dem ich gewohnt habe. Wir reden hier also von Papiercontainern, die für jeden zugänglich sind und genutzt werden dürfen? Wie soll ich mir denn die Fotos vorstellen? Hat der Müll-Detektiv die Personen während des Wegschmeißens fotografiert? Auf welcher Grundlage will er denn sonst behaupten, dass diejenige Person das in den Container geworfen hat? Und woher kennt er überhaupt die Namen der Personen?

Man könnte natürlich annehmen, dass die Leute sich einfach das Geld sparen wollen und daher behaupten, es nicht gewesen zu sein. Wenn es jahrelang möglich war, alles mögliche ungestraft in die Container zu werfen, ist das Verständnis erst mal gering plötzlich belangt zu werden. Aber wenn es tatsächlich so viele Beschwerden gibt, ist das schon auffällig. Wird der Mann denn per Provision bezahlt?

Oder heißt "er ist ein völlig unbekannter Mensch" dass er gar nicht zu diesem Zweck von der Stadt eingestellt wurde? Ist es ein Freiwilliger? Den finde ich nicht über jeden Zweifel erhaben. Sich dermaßen auf anonyme Hinweise zu stützen, fände ich sehr bedenklich. Auf diese Weise könnte man es seinen Nachbarn und jeden, der einen schief angesehen hat, schön bestrafen.

Ein gutes Geschäft macht die Stadt so gesehen schon. Es ist eine zusätzliche Einnahmequelle. Aber sollten die Verstöße wirklich stattgefunden haben, finde ich die Einnahmequelle legitim. Immerhin ist es ein Vergehen und der Aufwand, das Papier weiterzuverarbeiten ist erhöht, wenn ständig Plastik und anderes dabei ist. Man muss sich nur an die sehr sinnvollen Regeln halten und die Stadt verdient nichts mehr daran. Den Deal halte ich für fair.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@Bienenkönigin, der Mülldetektiv ist von der Stadt. Ob er auf Provisionsbasis arbeitet oder ein festes Entgelt bekommt, ist mir nicht bekannt. Dieser Mensch ist als Müll-Detektiv keinem der Einwohner bekannt. Man weiß also nichts über ihn. Es könnte ein Mann oder eine Frau sein.

Er macht Fotos während des Papier-Einwerfens von der Person und dem Auto. So kann anhand des Kennzeichens der Halter ermittelt werden. Ferner macht er ein Foto vom Container-Inhalt vorher und anschließend, wenn Papier eingeworfen wurde. Er sieht also, was hinzu gekommen ist. Wie die Fotos im Container gemacht werden, weiß ich nicht. Die Stadt meint, dass diese Maßnahmen auch vor Gericht ausreichen. Allerdings kann er Fußgänger nicht überführen. Ich habe schon gerätselt, wie er die Fotos im Container macht. Da er wechselnde Standorte hat, muss er wohl wenn er kommt, erst eine Vorrichtung im Container anbringen.

Wenn ihr Papiertonnen habt, ist das natürlich schöner. Dann musst du nicht erst zum Container gehen oder fahren. Aber wir haben keine Papiertonnen, weil wir in dem Sieben-Familienhaus nicht wissen, wohin damit. So geht es vielen anderen Bewohnern auch.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Ob er auf Provisionsbasis arbeitet oder ein festes Entgelt bekommt, ist mir nicht bekannt.

Das wäre aber interessant. Im ersten Fall ist er an vielen Überführungen interessiert und übertreibt vielleicht gerne mal. Im zweiten Fall ist ihm sein Job natürlich auch nicht egal und niemanden zu überführen, würde ihn überflüssig machen, aber ich finde ihn dann etwas vertrauenswürdiger.

Er macht Fotos während des Papier-Einwerfens von der Person und dem Auto.

Das ist tatsächlich ziemlich beweiskräftig. Dann würde ich mal sagen, dass die besagten Personen versucht haben, sich rauszureden. Als sie erfahren haben, wie die Fotos gemacht werden, haben sie doch bestimmt kleinbeigegeben. Ich meine, dann steht ja Aussage gegen Foto.

Dass die Stadt natürlich öfter leeren könnte, ist klar. Aber das ist bestimmt nicht billig. Und auch nicht leicht zu koordinieren, weil es ja immer unterschiedliche Leerzeiten in den verschiedenen Vierteln gibt und wenn man bei Viertel Z angekommen ist, geht´s bei Viertel A wieder los. Vielleicht wären die Anwohner auch sauer, wenn der Lärm doppelt so häufig stattfindet. Außerdem wären ja mehr Leerungen gar nicht nötig, wenn nicht so viel in den Containern landen würde, was nicht reingehört.

Wie gesagt, ich finde strenge Kontrollen gerechtfertigt. Die Regeln sind doch jedem klar. Ich würde es nicht als Abzocke bezeichnen. Aber die sehe ich auch nicht in Blitzern. Ich finde es vollkommen legitim, als Stadt einen Gewinn daraus zu ziehen, dass sich die Bürger daneben benehmen, andere gefährden oder die Umwelt schädigen. Es hat ja auch einen Erziehungsaspekt. Wenn sich das rumspricht, wird keiner mehr Plastik und Keramik in die Papiertonnen werfen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich nehme ja auch an, dass es aufgrund der Fotos schon seine Richtigkeit hat. Es wurde auch der richtige Fachmann erwischt. Ein pensionierter Vermessungsingenieur aus einem Abfallentsorgungsbetrieb bekam eine Zahlungsaufforderung über 35 Euro, weil er Plastikfolie entsorgt hatte. Dieser Mann sollte doch etwas mehr Verständnis für die Umwelt aufbringen, oder nicht? Natürlich hat er das auch abgestritten. An seiner Stelle wäre mir das schon sehr peinlich gewesen. Ich hoffe ja, dass du recht hast und die ganzen Umweltsünder in Zukunft besser sortieren.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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