Hörbücher sind bei Leseschwäche völlig falsch am Platz
Ein sogenanntes Hörbuch kann doch nie die Lesefunktion ersetzen, weil man den Text in Der normalen Sprache nur aufnimmt. Das eigentliche Lesen unterstützt doch in der Regel auch das sogenannte Verständnis. Nur was man auch konkret versteht kann man auch verwenden. Ein gelesenes Wort kann man daher auch optimal verstehen. Ein Hörbuch kann daher auch kein echtes Buch ersetzen.
Was meint ihr dazu? Welcher Personenkreis sollte eurer Meinung nach Hörbücher benutzen? Welcher spezielle Themenkreis ist vielleicht auch nur als Hörbuch geeignet? Wer hat mit Hörbüchern schon Erfahrungen gemacht?
Und was haben deine Fragen nun explizit mit der Leseschwäche zu tun? Schaden tun sie mit Sicherheit nicht, wenn eine Person eine Leseschwäche hat. Im Gegenteil, Hörbücher können unter Umständen auch das Verlangen nach echten Büchern fördern. Wobei es wohl auch darauf ankommt, zu welchem Thema ein Hörbuch gemacht wurde.
Ein Märchen ist dabei doch etwas anderes, als ein wissenschaftliches Werk. Vor allem weil man eben Geschichten jeglicher Art auch mit diversen Geräuschen aufwerten kann. Man kann also weder einen Personenkreis benennen, der prädestiniert ist, um Hörbücher zu nutzen. Genauso wie man eben auch kein Thema wirklich darauf beschränken kann.
Das Verständnis wird durch den Vorgang des Lesens nicht unterstützt, die Information kommt durch das Hören genauso gut an, bei manchen Menschen sogar besser. Es kommt da ganz auf den Lerntyp an. Ich weiß jetzt aber auch nicht, was das mit Leseschwäche zu tun hat.
Ich finde auch, dass ich einen Text genauso gut verstehen kann, wenn ich ihn höre, als wenn ich einen Text wirklich vor mir liegen habe und lese. Sonst würden Hörbücher und das Vorlesen allgemein ja keinen Sinn machen, weil man doch gar nicht verstehen würde, worum es geht. Diese Aussage finde ich darum schon mal komisch, weil ich dann bei einer Unterhaltung anscheinend ja auch weniger verstehe, als wenn ich mit jemandem schriftlich kommuniziere.
Bei der Leseschwäche kann ich mir schon vorstellen, dass es besser ist, wenn man selber liest, weil man es nur so lernen kann. Aber das ist dann vermutlich nicht so einfach und ich finde, dass ein Hörbuch vielleicht schon die Lust auf Geschichten und Bücher wecken kann und darum nicht so verkehrt ist.
Ich meine hier natürlich eine Leseschwäche, die aus gesundheitlichen Einschränkungen resultiert. Dieser Personenkreis hat eine beschreibbare Leseschwäche, die auf einer geistigen Behinderung oder einfachen Einschränkung basiert. Durch die vorhandene Leseschwäche ist beispielsweise auch das ganz normale Verständnis von allgemeinen Dingen extrem eingeschränkt. Wer eine Leseschwäche in einen solchen Fall hat kann in der Regel leider auch nicht schreiben. Das einfache Schreiben von Wörtern ist völlig unmöglich.
Anders sieht die Sache bei einer eventuellen Lernschwäche aus. Diese Art der entstandenen Leseschwäche lässt sich selbstverständlich beseitigen. Allerdings kann man hier nicht gleich direkt Hörbücher einsetzen, denn das ganz normale Lesen muss man den Teilnehmer erst lernen. Dieser Fall von einer Leseschwäche tritt zahlenmäßig im Gegensatz zu der anderen Leseschwäche relativ gering auf.
Du versuchst aber nun hier Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Wenn jemand auf Grund einer geistigen Behinderung gar nicht erst lesen kann, ist das etwas komplett anderes, als wenn eine Lese-Rechtschreibschwäche in der Kindheit entstanden ist. Und auch diese Lese-Rechtschreibschwäche ist in dem Sinne nicht heilbar. Aber Kinder können eine spezielle Förderung bekommen, wo sie lernen mit diesem Defizit umzugehen und über diverse Regeln die Probleme halbwegs in den Griff bekommen.
Und bei beiden Fällen halte ich Hörbücher für durchaus sinnvoll. Es kommt nur auf die Thematik an und vermutlich auch auf die Wortwahl, in der so ein Hörbuch aufgenommen wurde. Immerhin ist es für Menschen mit einer geistigen Behinderung dadurch erst möglich sich allein mit einem Buch zu beschäftigen. Hier eben als Hörbuch.
Bei Menschen mit einer Lese-Rechtschreibschwäche kann man damit die Lust auf Bücher wecken. So dass sie eben erst ein Hörbuch haben und dann dazu das passende Buch auch lesen wollen. Grundsätzlich Hörbücher für die genannten Defizite abzulehnen ist zu pauschal und passt nicht auf jeden betroffenen Menschen.
Deshalb fragte ich ja auch direkt nach dem Personenkreis für Hörbücher. Es gibt direkt 5 Arten der Leseschwäche und eben eine resultiert aus der geistigen Einschränkung. Hier lassen sich auch spezielle Förderungen nicht anbieten, weil die betreffende Person dazu nicht aufnahmefähig ist. Bei den anderen Leseschwächen lassen sich ohne Probleme natürlich Hörbücher verwenden. Die konkrete Ursache der Leseschwäche muss bei jeder Person erst einmal betrachtet werden.
Ich frage mich auch ein wenig, worauf Du mit Deinem ersten Posting hinaus willst. Meinst Du, dass das Hören von Hörbüchern Menschen mit Leseschwäche schaden könne? Oder fürchtest Du, dass diese Menschen nicht gefördert werden, indem man ihnen lieber ein Hörbuch hinwirft, statt ihnen das Lesen doch noch mit der notwendigen Förderung beizubringen? Oder siehst Du eine allgemeine Gefahr, dass Menschen immer schlechter lesen könnten, weil sie so wenige Bücher lesen, da Hörbücher ja viel bequemer seien?
Wie dem auch sei, ich meine, dass Hörbücher hier keinerlei negativen Effekt auf den Hörer haben. Weder muss ein Hörbuch den Menschen aus Bequemlichkeit dazu bringen, nicht mehr lesen zu wollen, noch verlernen Menschen das Lesen aufgrund von Hörbüchern. Ja, ich würde sogar die Stimmen, die hier schon meinten, dass ein Hörbuch vielleicht sogar gerade das Leseinteresse an der Buch-Vorlage wecken könnte, unterstützen wollen. Abgesehen davon habe ich übrigens den Eindruck, dass die meisten Leser sehr gerne lesen, und auch freiwillig lesen. Sie werden also keineswegs damit aufhören, weil Hörbücher ja so viel bequemer seien, denn das Lesen an sich macht ihnen Spaß. Das kann auch kein Hörbuch ersetzen.
Zu Deiner Aussage, ein Hörbuch könne ein "richtiges Buch" nicht ersetzen: Ja, wenn es um das Lesenlernen geht, natürlich nicht. Zum Lesenlernen benötigt man wirklich Buchstaben, Wörter und Setze vor sich, die man selber liest. Wie soll das auch sonst gehen? Ich glaube aber auch kaum, dass irgendjemand auf die Idee käme, Menschen mit Hörbüchern das Lesen beibringen zu wollen.
Dass Hörbücher möglicherweise in Schulen eingesetzt werden, oder dass auch vorgelesen wird, liegt viel eher daran, dass man auch die Fähigkeit, zuzuhören, bei den Kindern stärken und fördern möchte. Das ist eine ganz andere Sache, aber auch eine wichtige. Und das Hören von Sprache kann auch für die Sprachentwicklung wichtig sein, da man dabei die richtige Aussprache und die richtige Grammatik erlernen kann. Natürlich nicht die korrekte Rechtschreibung, denn die fehlt schließlich beim Hören, aber Satzbau, Konjugation, Deklination, und so weiter, kann man sich auch aus gehörter Sprache erschließen.
Nun zu Deiner Frage, wer Hörbücher benutzen sollte. Ich würde sagen: Jeder, der dazu Lust hat. Hörbücher dienen in erster Linie wohl der Unterhaltung. Man kann sie schön vor dem Einschlafen hören, oder auch, wenn einem die Augen schon brennen, weil man einen anstrengenden Tag hatte. Man kann sie unterwegs hören, über die Anlage im Auto oder über den MP3-Player. Oder man macht sich halt mal bewusst einen entspannten Abend mit Hörbüchern und Hörspielen. Was sollte dagegen sprechen? Ich lese beispielsweise enorm viel, und dennoch höre ich ab und zu gerne mal ein Hörspiel oder ein Hörbuch. Davon gibt es übrigens auch für Erwachsene ein breites Programm. Ich denke mir gerade, vielleicht sollte ich sogar häufiger Hörbücher hören, denn bei mir persönlich ist die Informationsaufnahme bei Gelesenem noch weitaus besser, als bei Gehörtem. Vielleicht sollte ich mein Gehör ja noch ein wenig besser schulen?
Was die Themenkreise betrifft, für die Hörbücher geeignet sind: Ich würde eigentlich überhaupt nur Fachliteratur ausschließen. Oder Sachbücher. Da möchte man eben vielleicht doch ab und zu einige Dinge anstreichen, nochmals lesen oder noch einmal zurückblättern. Das ist bei Hörbüchern natürlich nicht so einfach möglich. Aber wenn es nur um Unterhaltung geht, sollten Hörbücher kein Problem sein. Egal, ob es Romane, Dramen oder Lyrik sind, egal, ob klassische oder moderne Literatur, wieso sollte man sich denn diese Dinge nicht auch anhören können, wenn man es denn möchte?
Diese allgemeine Gefahr sehe ich natürlich auch etwas, denn das lesen kann man auch wieder unter Umständen verlernen. Dann sind wir nämlich wieder schnell beim Thema der Leseschwäche. Gewisse menschliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sollten auch ständig trainiert oder geübt werden. Mit einem Hörbuch kann man auch die allgemeine Konzentration steigern, weil man sich beim Hören auch direkt konzentrieren muss.
Also wer kaum liest, wird deswegen das Lesen nicht gleich wieder verlernen. Und das ist dann auch keine Leseschwäche. Haut doch mal nicht alles quer durcheinander. Eine Leseschwäche ist eine Teilleistungsstörung und hat nichts damit zu tun, ob ein Mensch viel oder wenig liest. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können sogar vererbt werden.
Den einzigen Nachteil den Wenigleser haben, ist die Geschwindigkeit beim Lesen. Mein Mann ist so ein Mensch der kaum liest. Daher habe ich einen Zeitungsartikel wesentlich schneller durchgelesen als er. Aber deswegen verlernt er das Lesen nicht.
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