Arbeiten schlechter bewerten weil man Hilfe hatte?

vom 20.11.2013, 17:25 Uhr

Eine Nachhilfeschülerin von mir hatte vor kurzem die Aufgabe bekommen einen Bericht über ihr Praktikum zu verfassen, das sie vor einiger Zeit absolviert hatte. Dieser Bericht hat eine Klassenarbeit ersetzt und wurde somit auch gravierend bewertet. In den Ferien war sie dreimal bei mir um diesen Bericht zu verfassen und wir waren am Ende mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Sie hat den Bericht natürlich geschrieben und ich habe nur ihre Fehler verbessert und manchmal ein wenig an den Formulierungen gefeilt, wenn ihr nichts eingefallen ist. Der Lehrerin ist dies scheinbar auch aufgefallen und sie unterstellt nun, dass der Bericht von jemand anders verfasst wurde, was aber natürlich nicht stimmt.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es eine ziemliche Unverschämtheit finde, da es doch klar ist, dass sich die Schüler bei einem solchen Bericht auch helfen lassen, vor allem wenn sie sowieso schon länger Nachhilfe in dem Fach haben. Wenn ich ihr bei den Hausaufgaben helfe und diese bewertet werden, dann ist das für die Lehrerin auch kein Problem. Meine Nachhilfeschülerin hatte fast die volle Punktzahl für die Arbeit bekommen, nur die Bilder waren nicht so schön. Nun hat die Lehrerin ihr aber einfach eine 6 gegeben, da sie eben Hilfe hatte.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand der anderen Schüler etwas Hilfe in Anspruch genommen hat und finde das auch nicht in Ordnung, deswegen bringt mir das Mädchen zum nächsten Termin die Nummer der Lehrerin mit, damit ich ihr die Sache auch mal erklären kann. Ich hoffe natürlich, dass sie daraufhin einsichtig wird und ihre Note noch einmal überdenkt, da ich wirklich nur wenig geholfen habe und das meiner Meinung nach auch gerechtfertigt ist.

Nun würde mich mal interessieren, was ihr darüber denkt. Wie findet ihr die Situation? Denkt ihr, dass es von der Lehrerin gerechtfertigt ist oder dass es doch klar ist, dass die Schüler sich helfen lassen (was ja auch im voraus nicht verboten wurde), wenn sie die Arbeit mit nach Hause nehmen? Wie würdet ihr handeln?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



An den Formulierungen zu feilen, ist riskant. Wenn sie sich stark von der üblichen Formulierung unterscheiden, ist die Hilfestellung offensichtlich und die schlechte Note gerechtfertigt. Hausaufgaben sollen ja völlig selbstständig angefertigt werden, ich kann beispielsweise Eltern nicht verstehen, die die Aufsätze für ihre Kinder schreiben - so etwas kommt tatsächlich vor.

Als Nachhilfelehrerin würde ich nicht das Gespräch mit den jeweiligen Lehrern suchen, das ist Aufgabe der Erziehungsberechtigten. Theoretisch dürfen dir die Lehrer gar nichts über das Kind erzählen. Rechtfertigen müssen sie sich dir gegenüber sowieso nicht.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied, der erklärt, warum die Lehrerin zulässt, dass du deiner Nachhilfeschülerin bei den Hausaufgaben hilfst, aber die Hilfe bei diesem Bericht über das Praktikum deutlich ablehnt. Während Hausaufgaben nicht in die schriftliche Note einfließen und allenfalls die mündliche Note beeinflussen können, handelt es sich bei diesem Bericht ja um eine benotete Übung - also ist auch klar, dass sie alleine angefertigt werden sollte, wozu auch zählt, dass Rechtschreib- und Formulierungsfehler der Schülerin nicht ausgebessert werden dürfen. Ob es überhaupt zulässig ist, den Bericht zu Hause anfertigen zu lassen und dann zu benoten, ist ein anderes Thema, das geklärt werden sollte.

Ich finde aber nicht, dass du dich derart mit dieser Angelegenheit beschäftigen solltest. Es ist eher unüblich, dass Nachhilfelehrer sich intensiv mit den Lehrern ihrer Schüler auseinandersetzen, normalerweise dürfen die Lehrer nicht einmal Informationen über die Schüler weitergeben. Für eine bessere Note zu kämpfen, ist hier eindeutig Aufgabe der Schülerin, oder - je nach Alter - der Eltern. Ich vermute aber, dass der Kampf aussichtslos sein dürfte.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn man als Lehrer eine schriftliche Hausaufgabe gibt, die sehr stark in die Benotung eingeht, dann muss man eben auch damit rechnen das den Schülern geholfen wird. Man kann es schließlich schlecht unterbinden und eben auch schlecht kontrollieren. Da braucht man als Lehrer, dann auch keinen Aufstand machen, denn es ist ja klar, dass sich einige Schüler helfen lassen werden von anderen. Bei einigen mag es dann absolut ersichtlich sein, dass sie sich helfen ließen und bei anderen übersieht der Lehrer es dann vielleicht. Das ist aber absolut nicht nachvollziehbar. Daher finde ich es auch nicht okay, dass die Lehrerin jetzt sich so aufregt. Wer weiß bei wie vielen Schülern sie gar nicht gemerkt hat, dass diese Hilfe hatten. Es ist unfair hier und jetzt so zu handeln.

Sicherlich kann die Lehrperson vorher sagen, dass keine Hilfe zulässig ist. Um dies dann zu unterbinden müsste sie dann aber alles in der Schule schreiben lassen und nach Unterrichtsende auch immer einsammeln, damit auch wirklich nichts passieren kann. Ansonsten agiert sie immer unfair, weil sie nicht alle Schüler gleichberechtigt behandelt indem sie meint, dass manche Arbeiten eben unterstützt wurden und es bei anderen eben nicht sieht. Dann sollte man als Lehrer solch eine große Arbeit eben nicht Zuhause machen lassen. Vor allem weil in eurem Fall ja wirklich nur eine Korrektur statt gefunden hat und der Text doch von deiner Schülerin ist.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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