Mindestlohn von 8,50 € überhaupt realisierbar?
Punktedieb hat geschrieben:Warum die Zahlungen so sind, dass man mit einem höherem Verdienst eine höhere Grundsicherung erreicht, weiß ich nicht. Da ich selbst keine Gelder von der Agentur für Arbeit in dieser Thematik beziehe, kenne ich mich da auch nicht aus. Wie gesagt, ich habe es über Onlinerechner mal angeschaut und dabei für beide Lohnhöhen die selben Voraussetzungen angenommen.
Ja so sieht es bei mir auch aus, konnte (zum) Glück auch nur auf Daten von Onlinerechner zurückgreifen und da kam bei mir heraus, dass es mit 8,50 Euro bei Vollzeitarbeit (also mit 160 Stunden im Monat gerechnet) kein Geld mehr von der Arge gibt. Es kommt aber da wohl auch darauf an, was man für Miete zahlt und da bei entsprechend hoher Miete vielleicht noch etwas Wohngeld abstauben kann.
Und am Ende hat der deutsche Erzeuger das Nachsehen, weil er die Preise für Kartoffeln aus Ägypten nicht bieten kann.
Genau das meine ich ja. Das wird am Ende passieren, wenn man solche Löhne flächendeckend am Markt vorbei aufzwingen will. Es wird keineswegs dazu führen, dass plötzlich alle Leute in Deutschland mehr Geld haben. Vielmehr werden sich die durchsetzen, die entweder andere Kosten soweit senken können, dass sie ihre Preise kaum erhöhen müssen oder es wird noch mehr im Ausland eingekauft. Das bleibt ja nicht nur bei Lebensmitteln, man kann ja auch viele Dienstleistungen auslagern und schon hat niemand etwas davon.
Solange nicht vom Verbraucher akzeptiert wird, dass man für faire Löhne eben auch faire Preise bezahlen muss und das glaube ich persönlich wird so schnell nicht passieren, wird ein gesetzlicher Mindestlohn nicht zu einer wirklichen dauerhaften Verbesserung der Situation der Billiglöhner führen.
Warum sollte er es nicht sein? In Frankreich und den Benelux-Staaten liegt er doch auch in dieser Größenordnung und ausgerechnet das reiche Deutschland soll es sich nicht leisten können?1?
In Luxemburg liegt er fast bei 10 Euro und das Land hat eine der tiefsten Arbeitslosenzahlen in der EU. Es ist doch ein Witz, wenn der Steuerzahler alleine von 2005 bis 2009 das Aufstocken mit über 50 Milliarden Euro auch noch subventioniert hat.
Wenn vom Steuerzahler subventionierte Banken noch Millionen-Boni auszahlen, dann tauchen solch superschlaue Fragen irgendwie nicht auf.Haben Besserverdienende etwa mehr Rechte als Otto Normalverbraucher?
Juri1877 hat geschrieben:In Luxemburg liegt er fast bei 10 Euro und das Land hat eine der tiefsten Arbeitslosenzahlen in der EU.
Und in Frankreich liegt er bei 9,50 Euro und trotzdem haben die eine Arbeitslosenquote von über 10 Prozent. Luxemburg wird derzeit je nach Quelle mit 6-7 Prozent angegeben und das tief ungerechte Deutschland kommt je nach Quelle auf fast dieselben Zahlen und das völlig ohne Mindestlohn.
Was man daraus lernen sollte ist ganz einfach. Die reine Einführung eines Mindestlohns allein wird wohl kaum die Arbeitslosigkeit beseitigen. Vielmehr kommt es auf die ganzen Umstände drum herum an. So einfach sollte man sich das also nicht machen.
Und es behauptet ja auch niemand, dass Deutschland sich das nicht leisten könnte. Klar können wird das. Die Frage ist ja nur ob wir das auch wirklich wollen. Ich kenne zumindest schon genug Leute, die jetzt rummeckern, dass ihr Bäcker viel zu teuer ist. Da frage ich mich immer nur, ob diese Leute nicht denken können oder wieso sie jetzt so überrascht sind, dass bei steigenden Lohnkosten auch die Produkte am Ende teurer werden.
Auch diese Diskussion zeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Inzwischen ist der Mindestlohn in dieser Höhe eingeführt und Deutschland ist immer noch nicht zusammengekracht. Die Kritiker haben sich hier als Panikmacher erwiesen, denen jeder Sinn für Realität fehlt. Alles andere wäre ein Wunder gewesen, da fast alle EU-Staaten und die USA einen solchen Mindestlohn haben.
Juri1877 hat geschrieben:Die Kritiker haben sich hier als Panikmacher erwiesen, denen jeder Sinn für Realität fehlt. Alles andere wäre ein Wunder gewesen, da fast alle EU-Staaten und die USA einen solchen Mindestlohn haben.
Komisch, ich habe keinen Panikmacher hier gelesen, der etwas geschrieben hat, dass sich Deutschland, dass nicht leisten kann oder zusammenbricht. Wer die Beiträge nochmal aufmerksam verfolgt wird nur sehen, dass die "Kritiker" behauptet haben, dass mit Einführung des Mindestlohnes die Preise steigen werden.
Erstaunlicherweise ist scheinbar auch genau das passiert. Wenn ich jetzt zum Beispiel zum Friseur gehe, zahle ich durch die Bank 5-6 Euro mehr für einen normalen Herrenhaarschnitt, also im Vergleich zu Vormindestlohnzeiten 1/4 bis 1/3 mehr. Das ist für mich auch kein Weltuntergang, aber eben genau das vorhergesagte. Steigen die Löhne, dann steigen auch die Preise. Was dadurch aber eben nicht steigt, ist der Wohlstand der Gesellschaft, weil es eine Milchmädchenrechnung ist, da die Leute ja jetzt mehr Geld ausgeben müssen.
Ebenso ist bei den Arbeitsmarktdaten jetzt auch nicht wirklich der erhoffte oder versprochene Ausbruch nach unten erfolgt, den die Befürworter herbeigeredet haben. Sie ist nur tendenziell etwas geringer als in den Vorjahren, aber im Großen und Ganzen hat sich da am langfristigen Trend nicht viel geändert. Aber das war ja an sich auch nicht wirklich zu erwarten, wenn man realistisch war.
Wie wir sehen, ist er realisierbar und das ganze Gespräch war für die Katz. In Wahrheit können viele das Leben ganz unten rein emotional schon lange nicht mehr nachvollziehen und geben daher Ratschläge wie die letzte französische Königin Marie Antoinette, die dem Volk vorschlug, es solle Kuchen essen, wenn es kein Brot mehr habe. Manchmal denke ich, dass es hier einfach zu lange nicht mehr richtig geknallt hat.
Juri1877 hat geschrieben:Wie wir sehen, ist er realisierbar und das ganze Gespräch war für die Katz. In Wahrheit können viele das Leben ganz unten rein emotional schon lange nicht mehr nachvollziehen und geben daher Ratschläge wie die letzte französische Königin Marie Antoinette, die dem Volk vorschlug, es solle Kuchen essen, wenn es kein Brot mehr habe. Manchmal denke ich, dass es hier einfach zu lange nicht mehr richtig geknallt hat.
Naja, eher eine luftgefüllte Blase ohne jeglichen Inhalt. Die entscheidende Frage ist ja auch vor Einführung des Mindestlohns nie die gewesen, ob er realisierbar ist. Natürlich ist er das. Warum auch nicht? Schließlich muss man dafür ja einfach nur ein Gesetz verabschieden und gut ist es. Wenn sowas nicht gehen würde, hätten wir ja auch nicht in vielen Branchen flächendeckende Tariflöhne. Sowas ist ja nun wahrlich keine neuzeitliche Erfindung.
Die entscheidende Frage ist doch vielmehr, ob sich jetzt durch den Mindestlohn grundsätzlich etwas verändert hat. Also haben gerade die Geringverdiener, die vor Einführung des Mindestlohnes aufstocken mussten, jetzt mehr Geld in der Tasche. Dass jetzt der ein oder andere nicht mehr aufstocken muss, mag vielleicht gut für die Psyche sein, aber wenn er jetzt dank Mindestlohn halt in etwas genau soviel Lohn von seinem Arbeitgeber bekommt, wie er vorher mit Lohn und ALG-Aufstockung hatte, dann hat er aber eben am Monatsende doch nicht mehr Geld in der Tasche. Und nur das zählt doch tatsächlich.
Genauso wurde hier ja versucht zu implizieren, dass der Mindestlohn zu einer deutlichen Senkung der Arbeitslosenquote führen wird. Schaut man sich nun aber die Statistiken an, dann sieht man dass die Quote seit 2005 nahezu durchgängig sinkt und die Dynamik in den letzten Jahren eher nachlässt. Einen echten Effekt weder in die eine noch in die andere Richtung kann man da erstmal so nicht erkennen. Das zeigt ganz eindeutig die Statistik der letzten 20 Jahre. Aber das war ja zu erwarten, wenn man sich die Daten aus anderen Mindestlohnländer richtig angeschaut hätte und nicht nur selektiv und teilweise falsche Daten wie es Juri getan hat.
Ebenso gibt es auch genug kleine Betriebe, die sich den Mindestlohn schlicht nicht leisten können. So gibt es zum Beispiel genug kleine Bäckerbetriebe, die ihre Läden schließen oder schon geschlossen haben, weil sie den Mindestlohn nur über Preiserhöhungen durchsetzen können. Wenn dann aber die große Kette nebenan dank Industrieproduktion mit deutlich weniger Lohnkosten die Preise stabil hält, dann geht halt der Großteil der deutschen Kundschaft zum Kettenbäcker, weil es dort billiger ist.
Natürlich können wir uns den Mindestlohn leisten und natürlich sollte jeder fair bezahlt werden. Aber am Ende des Tages hat das alles nichts mit Marktwirtschaft oder Kapitalismus oder Sozialismus zu tun, sondern nur mit Mathematik. Wenn sich die Kosten erhöhen und die Marge gleich bleiben soll, dann muss ganz einfach der Preis steigen. Und diesen Preis muss der Verbraucher eben bezahlen wollen, sonst wird sich auch durch einen Mindestlohn nichts verändern.
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