Woher stammt der Begriff Wochenbett?

vom 19.11.2013, 21:53 Uhr

Als Wochenbett wird die Zeit nach der Geburt bezeichnet. Es handelt sich um eine Zeitspanne von 6-8 Wochen. Laut meiner Hebamme sollte man diesen Begriff auch absolut wörtlich nehmen und wenn möglich die meiste Zeit zusammen mit dem Baby im Bett verbringen, um sich zu schonen. Meiner Meinung nach ist das nicht machbar, aber der Begriff Wochenbett muss ja irgendwo her kommen.

Wisst ihr vielleicht, wieso man diese Zeitspanne als Wochenbett bezeichnet? War es möglicherweise früher üblich, dass man nach der Geburt wochenlang das Bett hütet? Müsste man dann nicht einen neuen Begriff wählen, weil das Ganze mittlerweile ja echt überholt ist?!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Früher war es tatsächlich so, dass Frauen, die entbunden haben, sofern sie die Entbindung überhaupt überlebten, sich danach wochenlang möglichst schonen mussten. Die Gefahr gesundheitlicher Probleme war einfach sehr groß, beispielsweise die Gefahr von Infektionen. Außerdem muss man bedenken, dass die medizinischen Kenntnisse und auch die möglichen Behandlungsmethoden weitaus eingeschränkter waren, als heute. Damals war Hygiene schwerer einzuhalten und man konnte zum Beispiel Blutvergiftungen extrem schlecht behandeln, wenn überhaupt. Eine Geburt war immer ein Risiko, sehr viele Fragen sind dabei gestorben, oder aber eben auch in der nachfolgenden Zeit.

Ob es für "einfache" Frauen möglich war, tatsächlich wochenlang nur im Bett zu liegen, lässt sich aber nicht einheitlich sagen. Das ist schon eine etwas schwierigere Frage, und für einige Epochen liegen über "einfache" Leute auch wenige Quellen vor. Geschichtsschreiber interessierten sich ja meistens eher für große historische Ereignisse oder für das Leben von Adligen und anderen ranghohen Personen. Lange Zeiten interessierten Bauern und Arbeiter in der Geschichtschreibung kaum jemanden. Daher gibt es aus einigen Zeiten auch wenige verlässliche Berichte darüber, wie es nun Wöchnerinnen ging und was sie getan haben.

Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass beispielsweise adlige oder andersweitig reiche Frauen, zum Beispiel reiche Bürgerinnen, sich schon den Luxus leisten konnten, nach der Entbindung einige Wochen nur zu ruhen. Da gab es einfach keine Geldsorgen, während es bei zum Beispiel Bauernfamilien natürlich schon Probleme verursacht, wenn ein Mitglied der Familie plötzlich für mehrere Monate ausfällt und nicht arbeiten kann. Ich kann mir vorstellen, dass viele ärmere Frauen also nach der Entbindung auch schon wieder früh gearbeitet haben, weil sie ihre Familien mitversorgen mussten. Die historisch gesehen hohe Sterblichkeit von Müttern, die kurz zuvor geboren haben, kommt ja auch nicht von ungefähr.

Übrigens wüsste ich nicht, wieso man den Begriff heute umtaufen sollte, nur, weil die heutige Frau aufgrund besserer hygienischer und medizinischer Rahmenbedingungen nicht mehr unbedingt zwei Monate pausenlos im Bett liegen muss. Es gibt viele Begriffe, die einen historischen Ursprung haben und heute nicht mehr unbedingt gültig sind, vom ursprünglichen Sinn her. Sollte man diese jetzt alle umbenennen? Wozu? Schadet es denn, dass weiterhin der alte Begriff verwendet wird? Ich denke, nicht. Umtaufungen sollten allerhöchsten geschehen, wenn ein Begriff mittlerweile als diskriminierend erkannt wurde. Das sehe ich beispielsweise beim Wochenbett nun absolut nicht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Der Begriff kommt daher, dass Kinder kriegen früher um sehr viel gefährlicher und absolute Schonung in den Wochen danach sehr wichtig war. Heutzutage ist das nicht mehr so, deshalb kann man den Ausdruck auch nicht mehr so nachvollziehen. Wegen der Schonung muss ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es - vorausgesetzt alles war und ist völlig komplikationslos - absolut möglich ist, nach der Geburt relativ schnell von 0 auf 100 zu gehen und den Babyalltag voll und ohne Hilfe zu übernehmen, wenn es denn sein muss. Das ist gesundheitlich zwar bemerkbar, aber nicht so wesentlich dass es gefährlich wäre.

Trotzdem eine Bitte an alle die eine frischgebackene Mama im Familien- oder Bekanntenkreis haben: Hat diese wenig Hilfe, freut sie sich über einen mal mitgebrachten Einkauf oder eine sonstige kleine Hilfe wirklich SEHR. Denn so schön es mit einem Baby auch ist, körperlich verlangt einem das Ganze ohne Hilfe doch einiges ab.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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