Was versteht ihr unter "pädagogisch wertvoll"?

vom 19.11.2013, 07:51 Uhr

"Pädagogisch wertvoll" ist heute finde ich zu einem Modeschlagwort geworden. Wenn auf einem Spiel nicht "pädagogisch wertvoll" steht, dann wird es gleich einmal schief angeschaut, dann kann das Spiel ja auch nichts sein. Kinder die sich ein paar Minuten nicht pädagogisch wertvoll beschäftigen, haben dann sicher auch gleich irgendeine Unterforderung oder später irgendwelche Defizite, weil wertvolle Zeit ihrer Kindheit pädagogisch nicht wertvoll genutzt wurde. So kommt es mir zumindest vor, dass das einige Eltern heutzutage sehen.

Dabei habe ich den Eindruck, dass es einige gibt, die gar nicht definieren können, was pädagogisch wertvoll für sie selber bedeutet, beziehungsweise was damit gemeint ist. Klingt eben schön, also muss es ja gut sein. Welche Kriterien muss ein Spiel für euch erfüllen, um die hohe Auszeichnung "pädagogisch wertvoll" zu bekommen? Welche Ansprüche habt ihr da?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also das ist wirklich mal eine kracher Frage, denn darüber habe ich mir so im Allgemeinen nie Gedanken drüber gemacht. Letzten Endes muss das natürlich auch jeder für sich selber entscheiden. Was auf Spielen steht oder nicht, das wäre mir ehrlich gesagt recht hupe oder auch brause. Wichtig ist mir persönlich an einem Spiel, dass es kindgerecht ist, leicht zu verstehen, aber auch ein wenig zum „Fördern“ geeignet ist. Lernspiele sind gerade in der ersten Zeit für mich nicht unwichtig und deswegen würde ich speziell auf solche Spiele achten.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auf die Aufkleber auf den Verpackungen würde ich auch nicht viel geben. Ist der Begriff überhaupt geschützt? Den kann doch jeder einfach verwenden, wie er lustig ist. Ich denke, es ist auch ziemlich einfach, als pädagogisch wertvoll zu gelten. Je jünger die Zielgruppe, desto einfacher. Denn für ein Kleinkind ist alles neu und es kann von den einfachsten Dingen etwas lernen. Da etwas zu konstruieren, dass in keinster Weise die Sinne anregt oder die Motorik fördert ist schon echt schwierig.

Je älter die Kinder, desto mehr Quatsch kann man ihnen vorlegen. Aber solange es sie nur ein wenig zum Denken anregt oder die Kreativität fördert, ist es doch sinnvoll. Somit ist sogar Straßenkreide pädagogisch wertvoll. Ich denke, die Mischung macht´s. Ein einziges Spiel, auch wenn es von Erziehungswissenschaftlern in den Himmel gelobt wird, wird nicht reichen. Wenn sich ein Kind nur mit einem einzigen Spiel beschäftigt, ist es nie gut. Also lieber mehrere Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Wenn einige davon nicht so pädagogisch wertvoll sind, sondern einfach nur Spaß machen, ist das doch auch sehr wertvoll.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Für mich steht das im Einklang mit dem heutigen Förderwahn. Muss denn immer alles pädagogisch wertvoll sein? Ich oute mich mal, dass meine Kinder auch fernsehen dürfen beispielsweise.

Ich finde den Begriff langsam echt überbewertet. Hauptsächlich finde ich, sollen die Kinder Spaß haben an dem, was sie tun, wenn sie etwas dabei lernen, ist das okay, wenn nicht, finde ich das auch nicht weiter gravierend.

Ich bin in den 80ern groß geworden und da wurde darauf nicht so viel Wert gelegt, und wir sind auch nicht verblödet und haben unser Abitur gemacht, etc. Aber es passt eben in die heutige Zeit, dass man für seine Kinder immer nur das Beste möchte und da soll selbst das Spielzeug die kognitiven und sozialen Fähigkeiten optimal ausreizen. Was das aber noch mit unbeschwertem Spielen zu tun hat, ist mir schleierhaft.

Meine Kinder dürfen gerne auch mal Transformers haben oder Beyblade und dergleichen, das ist pädagogisch sicher nicht wertvoll, macht ihnen aber Spaß und ist somit für mich wertvolles Spielzeug, da sie sich damit gerne beschäftigen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Für mich ist ein Spiel pädagogisch wertvoll wenn das Kind gerne damit spielt und irgendwas dabei lernt. Ich weiß zwar nicht ob das wirklich der Begriff ist, aber für mich sagt es das aus. Aber ich suche bei Spielen nicht wirklich nach diesem Spruch sondern schaue mir die Spiele genau an und entscheide dann selber ob es für uns das richtige ist oder nicht. Ich verlasse mich nicht gerne auf andere die vielleicht damit nur Werbung machen wollen. Mir fallen hier nur wieder Spiele wie zum Beispiel der Kackel Dackel ein, so etwas geht für mich gar nicht!

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


tournesol hat geschrieben:"Pädagogisch wertvoll" ist heute finde ich zu einem Modeschlagwort geworden. Wenn auf einem Spiel nicht "pädagogisch wertvoll" steht, dann wird es gleich einmal schief angeschaut, dann kann das Spiel ja auch nichts sein.


Was diese Aussagen betrifft, kann ich Dir vollkommen zustimmen. Ich bin auch der Meinung, dass heutzutage den Kindern teilweise schon ein ziemlicher Druck aufgebaut wird, mit all den "pädagogisch wertvollen" Dingen, die sie so tun sollen. Fakt ist, wenn Kinder beim Spielen etwas lernen, dann ist das natürlich positiv. Allerdings müssen Kinder nicht den gesamten Tag etwas lernen, sondern sollten sich auch mal entspannen oder einfach so etwas zum Spaß machen können. Auf die gesunde Mischung kommt es an. So spricht auch gar nichts dagegen, wenn ein Kind einmal irgendetwas spielt, was nicht als besonders lehrreich gilt, solange es eben nicht nur mit solchem Spielzeug beschäftigt wird.

Und ja, ich halte diese Tendenz, dass alles pädagogisch wertvoll sein müsse, auch für eine Mode. Passend dazu, dass es auch Eltern gibt, die ihre Kinder schon im Kleinkindalter regelmäßig zum Musikunterricht, in den Sportverein und außerdem zu mindestens zwei unterschiedlichen Sprachkursen schleppen, und dabei gar nicht beachten, ob das Kind das alles überhaupt erträgt, ohne in Stress zu verfallen. Und ob es dem Kind überhaupt Spaß macht. Nichts dagegen, einem Kind ein Instrument gerne nahelegen zu wollen. Wenn ein Kind Spaß an Sprachen kann, ist sicher auch ein Sprachkurs nett. Schädlich ist allerdings der Zwang, Kinder dermaßen mit dem Lernen zu bombardieren, egal, ob sie das vertragen oder nicht. Entspannung muss auch einmal sein, das Gehirn benötigt diesen Ausgleich ja sogar, um Informationen zu verarbeiten und somit überhaupt, um etwas zu lernen.

Übrigens habe ich auch erlebt, dass Eltern sich mit solchen Dingen gegenseitig Stress machen. Ja, ich habe schon Mütter einander verächtlich ankeifen sehen: "Wie, Du lässt Deine Kinder mit Plastikautos spielen? Was soll denn mal aus ihnen werden!", "Was, Du gibst Deinen Kindern Nahrungsmittel, die kein Bio-Siegel haben? Rabenmutter!" Das mal etwas überhöht ausgedrückt. Aber Tendenzen zu solchen Denkweisen gibt es. Manchmal denke ich, dass da eigene Ego-Probleme auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden sollen. Um das Wohl des Kindes geht es da in vielen Fällen wohl auch gar nicht mehr.

Für "pädagogisch wertvoll" halte ich übrigens Spielzeuge, die die Kreativität fördern, und solche, die vielleicht auch ein wenig, allerdings nicht "mit dem Holzhammer", sondern nebenbei, auf eine spielerische Weise, Wissen vermitteln. Wobei es schon wieder schwierig ist, da exakte Grenzen zu ziehen. Außerdem glaube ich, dass kaum jemand sagen würde, dass ein Blatt Papier und eine Packung Buntstifte pädagogisch wertvolle Spielzeuge seien, auch wenn sie einerseits die Kreativität des Kindes fördern und andererseits auch förderlich für seine Feinmotorik sein dürften. Ebenso könnte vielleicht auch ein Film, der nah an den historisch bekannten Fakten, das Leben in der griechischen Antike darstellt, das Kind geschichtlich bilden, und dabei gleichzeitig auch spannend sein. Und wenn etwas spannend ist, merkt man es sich ja eigentlich sogar auch besser. Aber ich glaube trotzdem, viele Eltern würden einen Film allgemein nicht als sonderlich pädagogisch wertvoll erachten. Also hat es vielleicht doch auch etwas Willkürliches, zu entscheiden, ob etwas nun allgemein als wertvoll gilt, oder nicht.

Übrigens scheint es ja wohl auch viele Eltern zu geben, die Holzspielzeug allgemein für absolut wertvoll halten. Wobei ich mich schon frage, was an, mal auch etwas überspitzt ausgedrückt, einem Holzklotz nun allein aufgrund seines Materials förderlich für ein Kind sein sollte. Es ist eben doch keine Frage des Materials, sondern alleine die, was das Kind mit dem Objekt geistig anfangen kann. Und dann ist es auch egal, ob es ein Objekt aus Holz oder aus Kunststoff ist. Sich gegen Unmengen an Plastik auszusprechen, ist für mich aus anderen Gründen nachvollziehbar, aber über den Lerngehalt eines Spielzeugs sagt das Material alleine meines Erachtens absolut nichts aus, auch, wenn dies gerne so dargestellt wird.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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