Im Alter gar nichts mehr unternehmen?
In einem anderen Thread wurde von einem Mann geschrieben, der nicht mehr im Alter in den Urlaub gefahren ist. Nun frage ich mich ein bisschen warum man im Alter nichts mehr unternehmen sollte? Ist es denn wirklich die Erfüllung von manchen Menschen zu Hause zu sitzen und zu warten, dass jemand vorbei kommt? Sicherlich hat man im Alter auch Beschwerden und kann nicht mehr alles so gut, aber ich möchte mein Leben genießen und auch im Alter noch aktiv sein und Sachen unternehmen. Kennt ihr Rentner, die nur zu Hause sind und wie findet ihr das?
So wie auch in jungen Jahren gibt es Menschen, die auf einen Urlaub verzichten können. Unsere Familie ist wohl das beste Beispiel dafür. Mein Mann ist beruflich viel im Ausland und arbeitet auch sonst sehr viel. Da sind wir froh, wenn wir unsere eigenen vier Wände für uns haben. Wir nutzen im Sommer lieber unsere Terrasse, als das wir in die Ferne reisen.
Es geht sicher nicht darum, ob jemand im Alter nicht verreisen sollte, sondern mehr darum, ob er überhaupt der Typ Mensch ist, der verreist oder etwas unternimmt oder nicht. Aktiv sein im Alter kann vieles bedeuten. Auch zu Hause kann man aktiv sein, sodass es nicht unbedingt gesagt ist, dass derjenige nur da sitzt und wartet. Es gibt viele Möglichkeiten die genutzt werden können und einige haben sicher auch Hobbys, die sie zu Hause ausüben.
Ich kenne niemanden als Rentner, der gar nichts macht. Wenn jemand nicht mehr so beweglich ist, wie unsere Nachbarin, dann macht sie Kreuzworträtsel, Puzzle und kümmert sich um ihre Balkonpflanzen. Sie ist dabei sehr glücklich und freut sich über Kleinigkeiten.
Meine Großeltern waren dafür das beste Beispiel. Er war Lufthansapilot und ist sein Leben lang durch die Welt geflogen. Sicher hat er mal hier und mal dort ein oder zwei Tage Freizeit gehabt, aber seine Frau saß zu Hause. Als er pensioniert wurde, hat sie erwartet, dass er ihr jetzt alle diese Orte zeigt. Er hat ja auch sehr gute Vergünstigungen auf Flugtickets bekommen.
Aber mein Großvater wollte nicht. Zum einen wollte er nicht mit meiner Großmutter. Sie hatten von Anfang an eine schwierige Ehe, weil er die ersten sechs Jahre in Kriegsgefangenschaft war und dann eben viel beruflich unterwegs war. Ich glaube, sie sind nie richtig warm miteinander geworden. Zum anderen war es für meinen Großvater keine schöne Vorstellung, zwar in ein Flugzeug einzusteigen, aber eben nur auf den billigen Plätzen und nicht auf dem Pilotensitz.
Und so kam es, dass die beiden 30 Jahre lang auf der Couch saßen. Ab und zu Kaffee und Kuchen mit den Nachbarn. Ab und zu kamen wir Enkel, aber wir haben die beiden nie richtig gemocht. 30 Jahre lang!! Das ist wirklich sehr, sehr traurig. Aber ich kann verstehen, wie es soweit kommen konnte.
Meine anderen Großeltern waren da anders. Geselliger, netter, lebensfroher. Aber mein Großvater hatte schon in den 40ern den ersten Schlaganfall. Es war also weder die Gesundheit noch das Geld für große Reisen vorhanden. Ich glaube, das hätten sie auch gar nicht gewollt. Bisschen in die Berge, mal an die Ostsee. Aber richtiges Fernweh war da nie vorhanden. Das wäre auch zu weit weg von der Familie gewesen.
Ich kenne solche Menschen nicht. Mein Großvater ist für mich in dieser Hinsicht ein Vorbild. Er war noch bis ins hohe Alter gesundheitlich sehr fit und aktiv. Er reiste viel und brach auch schonmal spontan für 3 Wochen nach Israel auf oder nach Estland, Türkei oder sonstwohin. Er ist sehr wissbegierig und entdeckt gerne neue Sachen, sei es jetzt kulturell oder bildungsmäßig und das bis in seine frühen 80er.
Leider verschlechterte sich sein Gesundheitszustand vor einigen Jahren. Er hat praktisch über Nacht Demenz bekommen, die Ärzte gehen davon aus, dass die durch einen verdeckten Schlaganfall verursacht wurde. Er hat manchmal Phasen, da geht es ihm etwas besser, aber er wird trotzdem nie wieder so aktiv sein wie früher. Auf ärztlichen Rat hin darf er nicht unbeaufsichtigt bleiben und er darf auch kein Auto mehr fahren. Zu groß ist das Risiko, dass er damit nicht nur sich sondern auch seine Mitmenschen gefährdet.
Ich denke es gibt junge Menschen und alte Menschen die nur zu Hause herumsitzen. Aber auch das Gegenteil. Meine Eltern zu Beispiel fahren ständig irgendwohin. Einmal im Jahr auf Urlaub und sonst sind sie so ziemlich jedes Wochenende unterwegs und ich finde das gut so. Warum sollten sie denn nur zu Hause sitzen. Ich kann solche Leute nicht verstehen, egal ob jung oder alt. Man kann doch einfach ein wenig die Gegend genießen. Man muss auch gar nicht groß in den Urlaub fahren, es gibt in der Heimat auch viel Schönes wo man etwas unternehmen kann.
Die meisten älteren Menschen, die ich kenne, sitzen die meiste Zeit nur zu Hause, anstatt etwas zu unternehmen. Sie gehen dann nur nach draußen, wenn sie einkaufen müssen oder wenn sie ab und zu einen Spaziergang machen möchten. Ansonsten unternehmen sie jedoch nie etwas, obwohl sie eigentlich fit genug dafür wären und auch das Geld dafür hätten. Das finde ich eigentlich immer sehr schade, da man in der Rente die Zeit hat, um viel unternehmen zu können. Wenn man arbeitet, dann geht das ja nicht unbedingt und von daher finde ich, dass man das Alter dann auch ausnutzen sollte, um viel zu unternehmen.
Ich denke, dass die meisten Rentner jedoch auch einfach alleine sein, weil der Partner gestorben sind. Freunde sind dabei im Alter ja auch eher selten und auch die Familie ist nicht ständig um einen herum. Dabei möchte man dann verständlicherweise nicht alleine verreisen und man möchte auch nicht alleine irgendwelche Ausflüge machen. Von daher wartet man dann eben, bis die Familie einen besucht oder bis die Familie einem anbietet, einen Ausflug mit ihnen zu machen.
Oftmals wird man auch einfach lustlos, wenn man zu lange alleine ist und keiner richtigen Arbeit nachgeht. In so einem Fall fehlt einem dann auch die Motivation, um raus zu gehen und etwas zu unternehmen. Immerhin ist es viel einfacher, vor dem Fernseher zu sitzen und nichts zu tun, als sich anstrengen zu müssen und nach draußen zu gehen. Von daher braucht man da ein wenig Ansporn und vielleicht ist es daher dann auch wichtig, dass man ältere Menschen dazu ermutigt, auch einmal nach draußen zu gehen und etwas Neues auszuprobieren.
Natürlich wird man auch im Alter etwas unternehmen, so man gesundheitlich kann und auch Lust dazu hat. Aber nicht jeder kann so wie er will oder mag einfacht nicht. Warum sollte er sich zu etwas zwingen, was er nicht will? Natürlich kann jeder seinen Urlaub planen und durchziehen, wenn er Lust dazu hat. Er kann sich mit anderen gleichgesinnten Menschen zusammen tun und etwas unternehmen, vielleicht eine Kurzreise, einen Ausflug oder auch nur einen lustigen Abend machen. Und wer will, kann sein Leben auch genießen, ohne etwas Tolles unternehmen zu müssen.
Wenn man sich so im Bekanntenkreis umhört dann wird ständig gesagt dass man sich so auf die Rente freut, eben weil man dann schön und ohne große Planungen verreisen kann. Wenn man aber dann die Praxis sieht dann sind es nur die wenigsten die ihre Pläne wirklich konsequent umsetzen. Ich denke das hat jeder schon einmal so erlebt.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Meistens stehen gesundheitliche Gründe im Vordergrund weil man mit dem Auto nicht mehr so lange Strecken fahren möchte, im beengten Reisebus einem schnell die Knie schmerzen oder lange Flugstrecken einfach zu beschwerlich sind. Auch ist es so dass man an manchen Aktivitäten nicht mehr so aktiv teilnehmen kann oder sie einfach inzwischen unattraktiv sind. Damit meine ich unter anderem die sportlichen Dinge, auch weil man aufpassen muss um sich nicht zu zerren. Im jungen Alter steckt man so etwas eher weg, später nicht mehr. Was nützt einem auch die Mexikoreise wenn man die Pyramiden nicht mehr hoch kommt oder auf Grund der weitläufigen Gelände schon nach der halben Strecke wieder umkehren muss. Dazu kommt dann auch noch die Hitze die man im Alter auch nicht mehr so ab kann.
Bei vielen kommt auch noch eine gewisse Unlust bei Veränderungen des täglichen Ablaufes dazu. Was nützt es auch wenn man selber gerne verreisen möchte, aber der Partner nur sehr schwer dazu zu bewegen ist? Also steckt man zurück und verzichtet oder macht große Abstriche und Zugeständnisse was die Länge und den Ort des Urlaubes angeht. Nicht umsonst gibt es viele Rentner die jedes Jahr an denselben Ort, in dasselbe Hotel und nach Möglichkeit auch noch in „ihr“ Zimmer gehen.
Möglich dass es auch am Geld liegt. Es gibt viele Leute die doch mit wenig Rente auskommen müssen und die nicht auf Erspartes zurück greifen können. Da kann die Versorgungslücke doch schon beträchtlich sein so dass dafür einfach nichts mehr übrig bleibt. Viele geben auch lieber ihren Kindern oder Enkelkindern das Geld oder sie sparen es lieber weil sie glauben dass sie sonst später nicht ordentlich unter die Erde gebracht werden.
Ich sehe das eigentlich bei meinen Eltern und Schwiegereltern so. Vor ihrem Rentnerdasein sind sie sehr oft verreist und manchmal auch zusammen. Mein Vater kann sich seit Jahren nur noch unter Schmerzen bewegen und meine Mutter ist total durch den Wind. Sie würde schon bei solchen kleinen Aufregungen die eine ganz normale Busreise mit sich bringt alles ins Chaos stürzen. Meine Schwiegermutter möchte gerne verreisen, aber mein Schwiegervater dagegen überhaupt nicht. Mit viel Überredungskunst schafft sie es das einmal im Jahr es für eine Woche auf die Kanaren geht, mehr aber auch nicht. Auch fallen längere Autofahrten aus obwohl mein Schwiegervater es eigentlich könnte. Es ist ihm alles zu viel Umrand.
Ich selber möchte noch so viel sehen und ich denke nicht daran damit bis zu meiner Rente zu warten, eben weil ich die vielen warnenden Beispiele sehe. Ein mit mir befreundeter Rentner sagte mir neulich einmal dass es ihn sehr traurig stimmt wenn er Reisesendungen im Fernsehen sieht und er ganz genau weiß dass er diese Orte niemals mehr besuchen kann. Da hat er einfach recht.
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