Kiga-Kinder ganze Wörter abschreiben lassen?

vom 18.11.2013, 20:57 Uhr

Mein Sohn ist knapp 5 Jahre alt. Er kann schon seit längerem seinen Namen schreiben und demnach kennt er auch die Buchstaben von seinem Namen. Wobei er nur seinen Vornamen schreiben kann. Den Nachnamen kann er noch nicht. Er kennt auch noch ein paar andere Buchstaben, wobei er sie glaube ich noch nie geschrieben hat.

Nun gut, ob und wie viele Buchstaben Kinder vor Schulbeginn schreiben können sollten, wurde hier ja durchaus auch schon diskutiert. Darum geht es mir aber nicht in diesem Thread. Heute war eine Freundin von mir zu Besuch. Ihre Tochter ist 4,5 Jahre alt und sie erzählte mir, dass sie heute gemeinsam einen Brief ans Christkind geschrieben haben.

Ich habe das letztes Jahr auch mit meinem Sohn gemacht, wobei er da seine Wünsche eben aufgezeichnet hat. Meine Freundin meinte heute, dass sie die Wünsche der Tochter in Buchstaben vorgeschrieben hat und sie hat dann die Buchstaben eben mehr oder weniger nachgemacht. Sie meinte, sie macht das bei fast allem so, also auch bei Glückwunschkarten und so weiter. Sie hält das für den Schriftspracherwerb für später sehr wichtig.

Ich sehe da ehrlich gesagt nur wenig bis keinen Sinn dahinter. Findet ihr es sinnvoll, wenn man einem Kind im Kindergartenalter eben viele Wörter und zum Teil sogar Sätze vorschreibt und das Kind kritzelt das dann nach? Das Nachmachen ist sicher nicht so kompliziert, aber ich bezweifle, dass das etwas bringt, oder?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich sehe darin eigentlich nur den Sinn, dass das Kind dann vielleicht fester glaubt, dass der Wunschzettel auch beim Christkind ankommt und es so seine gewünschten Geschenke auch bekommt. Ansonsten macht es wenig Sinn, einem Kind etwas vorzuschreiben, was es noch nicht lesen kann. Im Prinzip könnte man es so alles abschreiben lassen, es weiß ja nicht, was es da schreibt.

Ich mache das mit meinem Großen jedenfalls nicht. Er ist jetzt auch beinahe fünf Jahre alt, aber er schafft es noch nicht komplett seinen Namen zu schreiben. Dieser ist normal lang und auch nicht so schwierig, wie ich finde, aber er schafft es nicht. Insofern sehe ich in dem Vorhaben, ihn einen Wunschzettel schreiben zu lassen, noch weniger Sinn.

Seinen Wunschzettel schreibe ich, wobei ich ihn gefragt habe, was er sich wünscht und ich den Wunschzettel dann mit ihm in Schönschrift noch einmal schreiben werde, wenn er komplett ist und mein kleiner Sohn auch noch einen Wunsch geäußert hat. Das reicht sowohl mir, als auch meinem großen Sohn, denn er ist nicht so schreibbegeistert und würde es sowieso nicht so lange aushalten, dass er seinen Wunschzettel ganz schreiben könnte.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Meine Freundin macht das mit ihrer Tochter ja nicht nur für den Wunschzettel für das Christkind, sondern eben auch zu anderen Anlässen, wie Glückwunschkarten. Letztes Jahr hat mein Sohn auf eine Zeichnung für seine Oma auch geschrieben: "Für Oma" und das habe ich ihm auch vorgeschrieben. Allerdings hat er da nachgefragt, wie man das schreibt und ich habe es ihm dann eben einmal vorgeschrieben und er hat es nachgekritzelt. Aber danach hat er auch nie diesbezüglich nachgefragt. Das macht die Tochter meiner Freundin auch nicht, sondern meine Freundin "verlangt" es mehr oder weniger von ihrer Tochter.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es macht eigentlich keinen Sinn und aufzwingen sollte man Kindern in dem Alter sowas schon mal gar nicht. Nur, wenn Kinder von sich aus Interesse zeigen, sollte man dem auch nachkommen. Ich habe, als ich etwa in dem Alter war, aus dem Urlaub immer Postkarten an meine Oma geschrieben. Vorschreiben musste mir meine Mutter da nichts, sondern einfach nur buchstabieren, da ich schon alle Buchstaben kannte, auch wenn ich sie etwas krakelig zu Papier gebracht habe.

Es ist überhaupt nicht wichtig, sowas schon vor der Einschulung zu können. Man muss dort ohnehin bei Null anfangen, da auch Kinder in der Klasse sind, die in dem Bereich noch gar keine Vorkenntnisse haben. Und ich glaube auch nicht, dass es mir irgendwas gebracht hat, die Buchstaben schon vorher zu kennen, denn das Verständnis, wie aus Buchstaben Wörter werden, habe ich trotzdem erst im Laufe des ersten Schuljahres entwickelt.

Mein Sohn ist im Sommer 5 geworden und interessiert sich momentan sehr für Buchstaben und Zahlen und kennt mittlerweile eigentlich das ganze Alphabet. Er versucht auch, die Buchstaben zu schreiben, wobei er sich da wohl mit der Feinmotorik noch ziemlich schwer tut. Seinen Vornamen kann er noch nicht fehlerfrei schreiben, aber der ist auch etwas länger.

Etwas fehlerfrei nachzumalen, hat eigentlich schon einen gewissen Sinn. Das wird ja auch bei den U-Untersuchungen geprüft, nicht mit Buchstaben, sondern mit einfachen Symbolen. Deswegen muss man das aber nicht ständig machen und auf das spätere richtige Schreiben hat es meiner Meinung nach wenig Einfluss.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Also alles vorschreiben würde ich nicht. Aber es kommt immer auf das Kind an. Meine Tochter kommt jetzt auch immer öfter und will wissen wie etwas geschrieben wird und ich soll es ihr vorschreiben. Aber das sind hauptsächlich zuerst ihr Name, den sie jetzt aber schon ganz gut kann. Dann kommen halt Mama, Papa, Baby und solche einfachen Worte. Ich mache es weil sie es möchte und wir buchstabieren das Wort dann auch gemeinsam und sie kennt es dann auch. Sie kann es dann selber ohne Vorlage schreiben. Dann geht’s. Aber einfach nur sinnloses abmalen hat hier doch gar keinen Sinn. Solange das Kind nicht versteht was es da schreibt.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Solange Kinder noch nicht wirklich die Worte begreifen, die sie da schreiben, sollte man nichts erzwingen. Einem Kind in dem Alter kann man erklären, dass das Christkind oder eben der Weihnachtsmann auch gemalte Wunschzettel ernst nimmt. Als Kompromiss würde ich nur anbieten, dass das Kind seine Wünsche malt und man als Erwachsener zur Sicherheit noch den Wunsch dazu schreibt. Mehr hat keinen Sinn, denn irgendwann kommen Kinder auch darauf, dass sie vielleicht die falschen Worte vorgeschrieben bekommen haben.

Solange sich Kinder dabei allein ausprobieren, weil sie einfach Worte von einem Buch abschreiben, ist das ja in Ordnung. Dass man beim Vornamen hilft, ist durchaus normal. Denn diesen wollen Kinder meist als erstes schreiben können. Aber etwas erzwingen in dieser Richtung ist aus meiner Sicht der falsche Weg. Anderes wäre es, wenn das Kind darum bittet, dass die Mutter die Worte vorschreibt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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