Werden gehandicapte Menschen ausgegrenzt?

vom 18.11.2013, 17:21 Uhr

Behinderungen sind heutzutage keine Seltenheit und in den seltensten Fällen ist wirklich jemand für das Handicap eines Menschen verantwortlich. Bei vielen ist es bereits seit der Geburt so, dass sie zum Beispiel nichts sehen, hören oder gar schmecken können. Andere wiederum leiden an Gendefekten, Daunsyndromen und mehr. Es gibt zahlreiche Krankheitsbilder, die man jetzt nicht aufzählen muss, denn viele von Euch wissen um die zahlreichen Behinderungen bescheid.

Häufiger fällt mir in der Stadt, wo ich lebe, jedoch auf, dass Menschen mit Behinderungen schief von der Seite angestarrt werden. Sie werden auch oftmals ausgelacht, beleidigt und in der Straßenbahn oder in einem Bus wird ihnen grundsätzlich nie Platz gemacht. Man scheint sich teilweise regelrecht zu ekeln, was ich persönlich einfach so traurig finde.

Findet Ihr auch, dass gehandicapte Menschen vernachlässigt werden oder teilweise gemieden werden? Wie sieht es da, wo Ihr herkommt, aus? Beobachtet Ihr selbige Szenarien, vielleicht sogar schlimmere oder läuft es bei Euch richtig gut? Wie würdet Ihr denn reagieren, wenn jemand einen gehandicapten Menschen keinen Platz macht, sich drüber lustig macht oder Ähnliches? Ich bin auf Eure Antworten gespannt.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



So direkt habe ich das noch nicht beobachtet. Ich fände es auch schlimm, wenn sich jemand über einen Behinderten lustig macht. Ich sehe eher, dass Behinderte ignoriert werden, dass Leute Abstand halten. Ich denke aber nicht, dass das Ekel ist sondern eher Unsicherheit, weil die Leute nicht wissen, wie sie mit Behinderten umgehen sollen. Ich sehe das eher als Berührungsangst aus Unkenntnis an.

» Grisella » Beiträge: 35 » Talkpoints: 8,36 »


Durchaus kann ich mir auch vorstellen, dass es sich bei vielen um die Unwissenheit handelt, mit gehandicapten Menschen umzugehen. Leider sehe ich jedoch auch sehr häufig bei uns zum Beispiel Jugendliche, die sich über einen Menschen mit einem geistigen Handicap und mehr sehr lustig machen. Ich kann so etwas nicht verstehen und spreche die Jugendlichen auch unmittelbar direkt an, denn ich kann dieses Verhalten nicht tolerieren. Oftmals kam dann die Aussage „Der Typ checkt doch eh nichts von dem, was wir sagen“. Das mag unter Umständen sein, aber wenn doch, dann möchte ich nicht wissen, wie traurig und fehldeplatziert sich ein solcher Mensch fühlt.

Ich finde irgendwie, dass gerade das Unbekannte von vielen gemieden wird und so etwas sollte doch eigentlich nicht sein. Kein Mensch sucht sich aus behindert zu sein und die meisten Menschen leiden darunter schon genug, ebenso wie ihre Familien. Da muss man niemanden mehr als Spaßobjekt sehen oder so.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das ist natürlich schlimm, wenn sich Jugendliche schon derart menschenverachtend verhalten. Mir fehlen da die Worte. Es sind auch nicht nur Behinderte, die so behandelt werden. Ich kenne das im Bus z.B., dass sich Jugendliche Älteren gegenüber so unmöglich verhalten. Dann stehe sogar ich auf und biete meinen Sitzplatz an. Und ich bin inzwischen auch fast 60 und abends nach der Arbeit ziemlich kaputt. Der Umgang ist im Allgemein ziemlich rau geworden, finde ich.

» Grisella » Beiträge: 35 » Talkpoints: 8,36 »



Ich bin mit Rollator unterwegs, aber abgesehen davon, dass tatsächlich Leute oft nicht aufstehen oder ähnliche Dinge (was aber meiner Ansicht nach auch nicht in böser Absicht, sondern aus - manchmal schon fast überdimensionaler - Gedankenlosigkeit heraus geschieht), wäre mir noch nie etwas "Böses" deshalb widerfahren. Im Gegenteil, viele Menschen (auch Jugendliche) sind sehr freundlich und hilfsbereit.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mir wäre eigentlich noch nie aufgefallen dass Leute, die ein Handicap haben, es schwerer haben beziehungsweise ungerecht behandelt werden würden. Ich kenne jemanden, die im Rollstuhl sitzt und ihr wird oft geholfen und sie wird nur sehr selten schief angesehen. Ich denke, heutzutage sollte das keine Frage mehr sein, da eine Behinderung nichts seltenes mehr ist, sei es das Downsyndrom oder eine Lähmung.

Am ehesten ist es hier wohl so, dass Leute, die keine Behinderung haben auf Abstand gehen, da sie nicht wissen, wie man mit Leuten, die ein Handicap haben, umgehen soll. Man weiß ja nicht, ob sie jetzt Hilfe angeboten bekommen wollen oder ob sie dessen überdrüssig sind, was ich auch sehr gut verstehen kann. Wenn man etwas nicht kennt, scheut es einen auch. Das finde ich ganz normal. Aber sobald man wirklich eklig zu Leuten wird oder gar unverschämt - das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es gut, was hier geantwortet wurde. Denn es mag wirklich sein, dass die Menschen die meiner persönlichen Meinung nach abwertend gucken oder Ähnliches womöglich nur unerfahren sind und Angst haben etwas falsch zu machen. Ich kann dies zwar nicht verstehen, aber auch ich muss zugeben, dass ich immer etwas Angst habe, dass man glauben könnte, dass ich jemanden mit Mitleid überschütte oder so. Mir tun gehandicapte Menschen sehr dolle leid und ich würde ihnen am liebsten das „Leid“ ersparen. Doch dennoch stehe ich auf, helfe ihnen in die Straßenbahnen (wenn es sich noch um die alten Dinger handelt) und mehr.

Erst letztens war eine ganz liebe Asiatin vor mir mit einem Rollator. Sie wollte alles aus ihrem Rollator holen, aber das habe ich dann für sie gemacht und sie fand das total nett. Ich hatte meine ganze Flosse voll mit Einkäufen und habe diese eben vorne bei ALDI an der Kasse in diese Metalldinger gepackt. Erst als ich angefangen habe den Rollator der lieben Dame auszuräumen half vor ihr eine weitere Dame mit. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt einen Hexenschuss und vor Schmerzen konnte ich mich kaum halten, aber das war mir egal. Die Dame musste sich am Rollator mit einer Hand halten und die andere sollte dann alles da raus holen? Nein das geht für mich einfach nicht.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich selber bin blind und denke, ich kann mich dazu mal ausführlich äußern. Wenn ich mich in der Stadt bewege, gibt es auf jeden Fall Blicke. Das kenne ich, das nervt mich manchmal, aber im Grunde ist es einfach ein Fakt, dass man hinguckt, wenn etwas so Exotisches wie jemand mit dem Blindenstock vorbeigelaufen kommt.

Das irritiert die meisten kurz, aber es ist in Ordnung. Am Umgang, den ich dann ab und an mit Fremden habe, merke ich sehr deutlich, dass Übervorsicht, Staunen oder Unsicherheit herrschen können, aber niemals kommt es mir vor, dass ich ablehnend behandelt werde. Es ist mir auf meinen zahlreichen alltäglichen Streifzügen durch Bus und Bahn und Geschäfte noch nie jemand begegnet, der mich abschätzig oder in unfreundlicher Weise herablassend angesprochen hätte. Witzeleien bleiben aus, niemand lacht oder zeigt auf mich.

Da bin ich mir ganz sicher. Dies ist vielleicht deshalb so, weil ich ein gewisses Selbstvertrauen signalisiere, indem ich wahrscheinlich sehr sicher gehe und einfach so wirke, als sei ich einfach ein Mensch wie die anderen, der auf dem Weg nach hause ist, nur halt mit Stock in der Hand. Meines Erachtens nach ist unsere Gesellschaft sehr offen und sehr aufgeklärt, was das generelle Thema Behinderungen angeht. Ich würde nicht sagen, dass da allzu viele Vorbehalte herrschen, von welcher Seite auch immer.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kenne es persönlich überhaupt nicht so, dass behinderte oder beeinträchtigte Menschen ausgegrenzt werden. Ich kenne auch kein beleidigendes Verhalten ihnen gegenüber. Nun lebe ich aber ja auch auf einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt und wo man eigentlich schon ganz gut aufeinander Rücksicht nimmt. Jeder tut immer gegenüber allen ganz höflich, was hinter unseren Rücken über uns getratscht wird und wie die Meinungen wirklich sind, das interessiert uns aber eigentlich nicht weiter. Sollen sie doch reden.

Und es wird viel geredet, aber mir ist auch dabei noch nichts schlechtes über behinderte Menschen unter die Ohren gekommen, außer, dass man meine Großmutter als arrogant hingestellt hat, weil sie häufig nicht antwortet, wenn man sie anspricht. Woraufhin ich dann erstmal erklärt habe, dass sie wegen ihrer starken Schwerhörigkeit vermutlich gar nichts mitbekommen hat. Das wussten die beiden entsprechenden Damen nicht und sie zeigten sich sehr überrascht und haben sich entschuldigt und sprechen meine Großmutter nun tatsächlich anders an.

Auch unter den Jugendlichen hört man eher Mitleid für beeinträchtigte Personen als abwertende Sprüche. Klar, es wird manchmal auch schon gewitzelt, aber häufig erntet der eine oder andere auch Bewunderung. So gibt es in der Nähe ein Mädchen, das mit nur einem Arm auf die Welt gekommen ist, und die sich nicht helfen lässt, weil sie alles selber hinbekommt. Und das erstaunt einige Gleichaltrige enorm.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Leider kenne ich das zu gut. Ich komme aus NRW genauer gesagt Remscheid. Woran es liegt kann ich kaum erklären, viele der Einwohner aus dem Bergischen Land haben mit häufig schweren psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Es fällt mir besonders auf weil ich einige von ihnen selbst betreue.

Oft habe ich mich gefragt warum so viele Mitmenschen gerade bei uns in der Ecke so forsch und unfreundlich gegenüber diesen Menschen reagieren. Ich hab sogar mal nachgefragt und mir wurde gesagt die hätten sie eh nicht mehr beisammen die könne man doch nicht ernst nehmen.

Ich finde es unverschämt und versuche daran zu arbeiten, unwissende zu informieren um ihnen Berührungsängste zu nehmen. Trotzdem ich finde es Menschenunwürdig Personen wegen eines Handicaps zu diskriminieren. :twisted:

» Freemind » Beiträge: 9 » Talkpoints: 3,12 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^