Wie effizient ist bilingualer Unterricht für Anfänger

vom 18.11.2013, 16:04 Uhr

Mein Sohn ist erst knapp 5 Jahre alt und von daher ist es noch nicht wirklich Thema für mich. Allerdings habe ich eher durch Zufall nun erfahren, dass es ein paar Dörfer weiter von meinem Wohnort eine Mittelschule mit bilingualen Klassen gibt. Die Unterrichtssprache ist demnach dann eben sowohl Deutsch als auch Englisch. In eine Mittelschule kommt man bei uns in Österreich nach der Volksschule / Grundschule also mit etwa 10 Jahren, eben nach 4 Schuljahren.

Bei uns ist es so, dass in den meisten Volksschulen der Englischunterricht erst in der 3. Klasse anfängt. Mit 10 Jahren haben die Volksschulkinder bei uns eben in der Regel 2 Jahre Schulenglisch hinter sich. Ich weiß, dass es auch Volksschulen gibt, wo es schon früher Englischunterricht gibt, aber in den Volksschulen bei mir in der Gegend ist das nicht der Fall.

Die Englischkenntnisse sind also kurz gesagt nach diesen zwei Jahren wohl eher bescheiden. Ich frage mich dann, wie so ein bilingualer Unterricht dann abläuft. Wie gut kommen die Kinder mit, wenn sie noch keine guten Englischkenntnisse haben? Wie gut ist der Lernerfolg? Für den englischen Spracherwerb ist es sicher förderlich, aber leiden dann andere Unterrichtsfächer, die dann eben auf Englisch abgehalten werden? Sind dann einige Fächer ganz in Englisch und einige ganz in Deutsch oder wird generell zwischen den Sprachen gewechselt?

Ich kann mir gut Kindergärten mit bilingualen Gruppen vorstellen, aber wenn man da erst mit 10 Jahren anfängt und dann eben im Schulsystem kann ich mir vorstellen, dass es auch problematisch werden kann.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich war auf einer bilingualen Schule und möchte mal behaupten, dass die allermeisten Schüler damit auch klar kamen - und da war damals in meiner Klasse kein einziger Muttersprachler oder so dabei. Wir haben in den Grundschulen damals noch kein Englisch gelernt, das heißt, wir fingen erst in der 5. Klasse auf der bilingualen Schule damit an, englisch zu lernen. Da war es so, dass wir einfach mehr Stunden Englisch hatten als die nicht bilingualen Klassen und dann in der siebten Klasse auch Erdkunde, Politik und Geschichte auf Englisch hatten.

Ich denke mal, dass auch die Schule, die du meinst, darauf ausgerichtet ist, mit dem ganz normalen Schüler umzugehen, der keine Vorteile durch private Kurse oder ähnliches hat, also auf dem ganz üblichen Stand ist, der bei euch ja dann normalerweise 2 Jahre Schulenglisch ist. Ich würde persönlich mal vermuten, dass es dann ähnlich ablaufen würde wie bei uns damals - nur, dass man an der Schule dann nicht bei Null anfängt, sondern schon leichte Vorkenntnisse hat. Zuerst eine Vertiefung der Englischkenntnisse und dann andere Fächer auf Englisch.

Wie gesagt, bei uns war es damals so, dass wir alle ohne Vorkenntnisse in eine bilinguale Schule kamen und da hatte keiner Probleme damit, weil die Lehrer einfach darauf ausgerichtet waren, damit umzugehen. Ich möchte mal schätzen, dass das auf allen bilingualen Schulen auch bei euch ähnlich sein wird. Bei uns gibt es im Dezember immer Tag der offenen Tür in den Schulen. Falls es das bei euch auch gibt, schau dir doch den Unterricht in dieser Schule einfach mal an.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Danke für deine Antwort. Das klingt wirklich interessant. Zu einem Tag der offenen Tür werde ich noch nicht gehen, wie gesagt, es sind noch einige Jahre Zeit. Wart ihr dann in diesen Klassen weniger Schüler als in einer "normalen" Klasse? Würdest so eine Unterrichtsform empfehlen?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



In unserem damaligen Jahrgang gab es insgesamt 4 Klassen, davon waren 2 bilingual. Der bilinguale Zweig war ziemlich beliebt, insofern waren die Klassen relativ ähnlich. In meiner Klasse waren wir 27 oder 28 Schüler, also durchaus eine relativ normale Belegung, die sich von den anderen Klassen nicht großartig unterschied. Wenn ich mich richtig erinnere (ist ja schon ein paar Jahre her), war die andere bilinguale Klasse mit knapp über 30 Schülern belegt und die beiden normalen Klassen auf jeden Fall unter 30. Allerdings nur in den ersten beiden Jahren. Nach der 6. Klasse sind recht viele der normalen Klassen auf die Realschule gewechselt, während wir bilingualen im Laufe der ganzen Zeit bis zur 10. Klasse nur knapp 5 Leute verloren hatten.

Ob ich es empfehlen würde? Kommt auf dein Kind an. Manche Kinder tun sich ja wirklich schwer mit Fremdsprachen, und wenn er schon in der Grundschule nicht sonderlich gut sein sollte, würde ich mir gut überlegen, ob ich ihn dort hinschicke und würde das letztlich von den Methoden und den Möglichkeiten auf der Schule abhängig machen. Bei uns war es so, dass wir ja sowohl normale als auch bilinguale Klassen in einem Jahrgang hatten. Dadurch war es möglich, das bilinguale einmal anzutesten und dann in eine normale Klasse zu wechseln, wenn man damit nicht klar kam. Unter diesen Voraussetzungen würde ich auf jeden Fall empfehlen, es einfach zu versuchen, wenn man gut lernen kann. Englisch wird schließlich immer wichtiger.

Man muss natürlich bei so einer Entscheidung auch bedenken, dass es durchaus etwas arbeitsintensiver ist als üblicher deutscher Unterricht. Dadurch, dass bei uns die Fächer Geschichte, Politik und Erdkunde ab der 7. Klasse komplett in Englisch unterrichtet wurden, hatten wir doch eine Menge Vokabeln zu pauken, da man eben die dort benötigten Begriffe nicht im normalen Englischunterricht lernt. Wenn man also ohnehin Probleme hat, sich Dinge zu merken oder zu lernen, dann wird das Bilinguale sicher nicht das Richtige sein.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Bislang kann ich natürlich noch nicht wirklich sagen, wie sich mein Sohn in einer Schule tut. Er geht ja erst in den Kindergarten. :wink: Allerdings kann man zumindest nach derzeitigem Standpunkt sagen, dass er sehr leicht und gut lernt. Er ist langsam, aber "lernt" gerne. Wie gesagt, zumindest soweit man das mit seinen knapp 5 Jahren bis jetzt sagen kann. Kann sich ja alles noch massiv ändern.

Wobei ich eben in dem von mir genannten Schulbeispiel eben gut finde, dass es sich hierbei nicht um ein Gymnasium sondern eben um eine Hauptschule beziehungsweise Mittelschule handelt. In diesen Schultypen ist bei uns das allgemeine Niveau generell ein wenig herabgesetzt oder es richtet sich eben eher an Kinder, denen das Lernen nicht so leicht fällt. Es wird in diesen Schulen weniger mit Druck gearbeitet und das finde ich schön. Dennoch hat man danach noch alle Möglichkeiten. Ich war selbst auch in einer Hauptschule und habe danach noch einen Studienabschluss geschafft.

Aber eben genau diese Kombination aus Mittelschule und bilingualem Unterricht klingt finde ich besonders nett. Ich habe mir auch die derzeitigen Klassenfotos angesehen und bei den Klassenlisten waren zum Teil nur 12 bis 15 Schüler pro Klasse. Alleine das finde ich ja schon toll. Sonst sind bei uns bis zu 16 Kinder in einer Klasse.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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