Wird auf Fußballer zu viel Druck ausgeübt?

Gerade heute gibt es immer wieder Fußball-Skandale, wie zum Beispiel die Erpressung von Fußballspieler, die Bestechung von Schiedsrichtern oder das Doping von Fußballern. Meistens sind die Fans einfach nicht zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Lieblingsvereine und schon passiert es das es schlechte Presse gibt. Plötzlich wird ein Spiel nach dem anderen kritisiert, es werden Vorwürfe laut, dass die Mannschaft einfach nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen kann.

Die Berichterstattung wird zunehmend angespannter, so wie es damals bei Rudi Völler als Nationaltrainer der Fall war und schon hat man einen handfesten Skandal. Gerade so ist es wieder bei der österreichischen Nationalmannschaft passiert, welche öffentlich kritisiert wird von Zeitungen und sich teilweise einiges anhören muss. Es soll sogar Interviews gegeben haben die nie stattgefunden haben und der Trainer wird sogar für einen angeblichen Wechsel in die Schweiz verspottet den es gar nicht gibt.

Meiner Meinung nach wird heutzutage einfach zu viel von den Fußballern erwartet die auch einfach nur Menschen sind. Ich meine wo soll das enden, wenn diese nur noch verspottet werden, zu Höchstleistungen angestachelt werden und im Endeffekt hinter ihren Möglichkeiten bleiben, weil sie einfach an der Presse und den Fans kaputt gehen? Meint ihr nicht auch das ein Umdenken im Fußball stattfinden muss. Ich denke da unter anderem an einen Selbstmordversuch eines Schiedsrichters zurück.

Hier wüsste ich nicht, wer warum "zu viel Druck" ausüben würde. Es handelt sich schlicht um einen Beruf für den es viele Interessenten gibt, aber nur wenige "Arbeitsplätze" zur Verfügung stehen. Ich denke, Druck wird auch auf Juristen, Medizinern oder gerne auch Möbelpackern liegen und es kommt auf die einzelne Person an, wie mit dem Druck umzugehen ist. Wenn man mal Selbstmord nicht als alleinigen Ausdruck von beruflicher Überlastung sieht, müsste man nur mal schauen, wie viele Lehrer und Lehrerinnen z.B. wg. Burnout tatsächlich ihre berufliche Karriere aufgeben oder aber sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen lassen. Ich denke, hier ist das Verhältnis - gemessen an den Auswüchsen im Profifußball - noch mal extremer.

Nachdem es im Fußball letztlich ausschließlich auf das Ergebnis ankommt (Fußball ist ein "Ergebnissport") und dieses Ergebnis sehr einfach in Zahlen ausgedrückt werden kann (diese Einfachheit ist Teil des Geheimnisses der Popularität!), wüsste ich nicht, wie hier ein "Umdenken" stattfinden können soll. Wenn der Sieg das höchste Ziel ist, dann wird bei Nichterfüllung des Ziels der Druck wachsen!

Das ist eine einfache Konsequenz und alle Mechanismen die auch an anderen Stellen greifen, greifen eben auch in dem Fall. Dass das im Profifußball unter erhöhter Beobachtung passiert, liegt an der "öffentlichen Arbeit". Fußball lebt ja von der Öffentlichkeit, so dass solche Probleme eben NICHT ohne die Öffentlichkeit behandelt werden können. Wer z.B. regelmäßig Geld für die Spiele ausgibt, wird auch wissen wollen, warum es im schlechten Fall nicht läuft. Und spätestens als Vereinsmitglied wird man auch wissen wollen, wie eine Negativserie beendet werden soll - also wie genau die Pläne aussehen.

Niemand wird gezwungen, Profifußballer zu werden. Die Leute machen es doch freiwillig wegen des Geldes und der Berühmtheit. Wenn jemand zu viel Druck bekommt, kann er schließlich auch einfach aussteigen oder einen Schritt zurücktreten. Ich glaube nicht, dass ein Profifußballer Probleme hat, einen normal bezahlten Job zu bekommen. Die meisten setzen sich also eher selbst unter Druck, weil sie eben unbedingt an der Spitze mithalten möchten.

In anderen Berufen gibt es ähnlichen Druck, nur eben ohne Millionengehälter oder Berühmtheit. Dort können es sich die Leute nicht so einfach aussuchen, ob sie nicht vielleicht einen anderen Job machen würden.

Nicht nur Schiedsrichter machten einen Selbstmordversuch, Fußballer begingen ihn auch. Fußballer wechseln laufend, ältere gehen, jüngere folgen nach. Bringt ein Fußballer nichts mehr, wird er rücksichtslos aussortiert. Das ist in jedem Beruf nicht anders. Damit müssen alle leben. Nur nicht alle haben es so gut wie Fußballer, die Millionen verdienen und sich getrost zur Ruhe setzen können. Ist ein Profi-Fußballer eine Saison besonders gut, steigt sein internationales Ansehen und der Preis, der für ihn geboten wird. Ob er dem dann in der nächsten Saison auch gerecht wird, ist fraglich. So ist er mal oben, mal unten, mal spielt er, mal sitzt er auf der Reservebank. Genau wie andere Arbeitnehmer muss auch er sich anstrengen, Höchstleistungen zu bringen. Aufgrund des vielen Geldes, das für ihn ausgegeben wurde, kann und darf man es erwarten. Er hat einfach zu funktionieren, es sei denn, er ist krank, hat sich verletzt.

Die Presse mischt ihr Süppchen, so wie es ihr beliebt. Was sie damit oft anrichtet, ist ihr egal, spielt keine Rolle. Hauptsache ist, sie haben etwas zum Schreiben, etwas, das ihnen das Publikum, der Leser abnimmt. Und wer als Leser sieht schon, was dahinter steckt? Niemand natürlich. Also, weiter wie bisher! Einen Fußballer, der an der Presse und den Fans kaputt geht und sich nicht mit seinem hohen Einkommen tröstet, den musst du uns erst einmal zeigen.