Umschulung zum Fotograf heute lohnenswert oder eher nicht?

vom 13.11.2013, 18:01 Uhr

Da ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf Florist ausgeben muss, überlege ich mir gerade, welchen Beruf ich lernen möchte. Eine Umschulung ist bereits bewilligt, aber ich soll Vorschläge bringen, in welche Richtung ich gehen will.

Da ich kreativ bin, bin ich nun auf dem Beruf des Fotografen gestolpert. Jetzt überlege ich, wo heutzutage Fotografen arbeiten. Früher wurde sicher eher ein Fotograf bestellt als heute im Zeitalter der Digitalkameras und Smartphones. Ist denn daher eine Umschulung zum Fotografen heute noch lohnenswert oder eher nicht?

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es kommt darauf an, was du machen willst. Wenn du Fotograf werden willst, der die großen Models ablichtet und für Magazine knipst, ist es natürlich schwieriger und du brauchst dafür Kontakte und Talent. Sei es aber, dass du Portraits machen willst, oder auch mal für Feierlichkeiten deinen Dienst anbieten möchtest, kannst du auf jeden Fall eine Umschulung machen.

Es gibt auch viele Foren, in der sich Leute gerne fotografieren lassen wollen. Sei es aus Spaß, zu Übungszwecken oder weil sie ein Bild machen lassen wollen für ihren Freund oder Freundin. Sie wollen, dass kostenlos Bilder gemacht werden und du hast kostenlos ein Model vor der Kamera. Eine Freundin von mir hat so sehr viele schöne Fotos von sich machen lassen.

Es ist etwas anderes Fotograf zu sein oder Hobbyknipser. Ein richtiger Fotograf weiß, wie er das Licht einstellen muss, welche Belichtungszeit, Objektiv und Brennweite die Beste ist. Oft schminken sie auch selbst, wenn sie keine Visagisten o. Ä. haben. Der Beruf des Fotografen ist sehr komplex und meist mehr als nur Geknipse für Passbilder. Du solltest es versuchen und dich eventuell auch mal in solchen Model/Fotographforen umschauen.

» eldora » Beiträge: 210 » Talkpoints: 39,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nein, ich denke nicht, dass sich eine Umschulung lohnt. Und zwar aus folgende Gründen:

1: Es gibt viele Hobbyfotografen die ihre Aufnahmen bei Stock-Agenturen zu Dumpingpreisen verkaufen

2: Gute Ausrüstung kostet immer noch sehr sehr viel Geld

3: Einsteiger-DSLRs sind zwar gut, aber eben nix für die Hochleistungsaufnahmen (Sportfotografie, Nachtaufnahmen, usw)

Solltest du schon Hobbyfotograf sein & den einen oder anderen dauerhaften Abnehmer haben & gewisse Kontakte in der Szene haben, dann kann es sich durchaus lohnen eine Umschulung in diesem Bereich zu machen.

Allerdings: Wer denkt als Fotograf berühmt, reich oder anerkannt zu werden, der irrt sich. Die meisten Fotografen schlagen sich mit Aufnahmen im Bereich der Hochzeitsfotografie, Klassenaufnahmen und ähnliches durch.

» indahnet » Beiträge: 23 » Talkpoints: 8,06 »



Ich muss indahnet zustimmen: um vom Beruf des Fotografen leben zu können, bedarf es einer Menge an Wissen und Erfahrung, vor allem aber an Kontakten. Professionelle Fotografen schminken keinesfalls selbst, sondern haben dafür Visagisten, die entsprechend mit ihnen zusammen arbeiten. Auch als "Hobbyfotograf" kennt man die Zusammenhänge zwischen Belichtungszeit, ISO und Blende, denn nur so sind richtig gute, reproduzierbare Fotos möglich. Alles andere ist "Knipserei" und keine Fotografie.

Wenn du bereits Erfahrungen und Grundwissen in dem Bereich hast und zudem noch die Leidenschaft zur Fotografie, würde ich über eine Umschulung in diesen Bereich nachdenken. Als Knipser für Forenleute verdienst du nichts und gibst dein Talent unter Umständen auch noch für nichts her. Das ist eher etwas für Leute, die eben kein Geld mit der Fotografie verdienen wollen oder gerade erst die ersten Schritte in diesem Bereich machen.

Professionelle Fotografie besteht aus mehr als "Bilder machen". Es gibt viele Dinge, die man wissen und können muss, je nachdem, wo man arbeitet. Ein Fotojournalist hat einen anderen Tätigkeitsschwerpunkt als ein Hochzeitsfotograf. Heutzutage ist das Berufsfeld sehr überlaufen, weil alle meinen, eine Kamera bedienen zu können und gute Fotos zu machen. Auch viele Menschen, die die Fotografie als Beruf ausüben sind nicht unbedingt fähig und Laien steigen bei diesem Überangebot nicht unbedingt durch.

Man sollte also nicht nur das rein technische Wissen haben, sondern auch wissen, wie man sich von der Masse abhebt, wie man mit Kunden umgeht, wie man spannende Locations aussucht, wie man Vorbereitungen trifft und man sollte einen guten Umgang mit Menschen haben. Flexibilität, den Willen auch mal zu ungewöhnlichen Zeiten oder an ungewöhnlichen Orten zu shooten, mit ungewöhnlichen Accessoires, auch an Wochenenden und Feiertagen unter Umständen auch in fremden Ländern, sollte schon Voraussetzungen sein. Als einfacher Passbild-Fotograf ist das natürlich nicht so wichtig, aber für einen solchen Job braucht man weder besondere Ausbildung, noch ist das ein Job, der wirklich Herausforderungen bringt oder auf lange Sicht ausfüllt.

Denke darüber nach, warum genau dieser Beruf etwas für dich wäre, was du mitbringst und was dich als Fotograf einzigartig machen könnte. Wenn du "einfach so" Fotograf werden willst, ohne die Leidenschaft und das Grundwissen bereits "in dir" zu haben, würde ich eher davon abraten. Die Kreativität ist in diesem Bereich nur ein sehr kleiner Teil des Jobs. Der große Teil dreht sich um technisches Wissen und den Umgang mit Menschen. Kreativ kannst du erst dann werden, wenn du dir "einen Namen" gemacht hast und all die "0815"-Aufträge hinter dir hast. Und das ist ein langer, schlecht bezahlter Weg.

In den Bereichen, in denen man heutzutage als Fotograf angestellt ist (Fotostudio, Zeitung, Magazine, Veranstaltungen usw.) ist Kreativität eher nicht gefragt, manchmal sogar störend. Die meisten Menschen möchten technisch gute Bilder von "langweiligen" Szenen. Es geht bei solchen Fotos meist nur um das Ausdrücken von Emotionen, sondern dem schlichten Abbilden von Menschen, Gebäuden oder Ereignissen. Machst du dich selbstständig, kannst du natürlich bestimmen, welche Jobs du annimmst, aber auch da musst du Kompromisse eingehen. Kreative Arbeit ist auch dann meist noch Mangelware und selten. Zudem ist die Selbstständigkeit natürlich ein Risiko und nicht immer von Erfolg gekrönt.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Fotografieren ist seit vielen Jahren mein Hobby aber ich würde das nicht als Beruf machen wollen. Ich kenne zwei Leute, die in dem Beruf arbeiten. Eine Freundin arbeitet halbtags bei der Zeitung und über meine Arbeit kenne ich jemanden, der Produkte für Kataloge und Webseiten fotografiert. Meine Freundin kann nur von ihrem Job leben, weil ihr Mann gut verdient und tagelang eine Brille nach der anderen zu fotografieren ist so ziemlich das Gegenteil von einem kreativen Beruf.

Die Anlässe, zu denen man früher einen Fotografen bestellt hat, werden heute oft von Hobbyfotografen übernommen, weil das technisch ohne Probleme möglich ist. Bei meiner Kamera kann man natürlich alles manuell einstellen, aber man muss das eben nicht. Ich kann die Kamera auch einem blutigen Anfänger in die Hand drücken, auf Automatik stellen, und ihn abdrücken lassen und er wird trotzdem Bilder hin bekommen auf denen man etwas erkennen kann. Und wenn der Bildausschnitt nicht ganz stimmt kann man das ja auch noch am Computer korrigieren.

Dann gibt es noch den Bereich der langweiligen Portraits, also Klassenfotos, Passbilder und solche Sachen. Klassenfotos werden heute oft auch von Privatleuten übernommen, ich habe zum Beispiel auch schon Kindergartengruppen fotografiert, und Passbilder kann man auch gut selber machen. Online gibt es sogar Webseiten, wo man seine Bilder an die biometrischen Vorgaben anpassen kann.

Diese klassischen Fotogeschäfte mit Fotostudio gibt es ja kaum noch. Bei uns hat das letzte vor ein paar Jahren dicht gemacht, weil die meisten Leute ihre Ausrüstung halt nicht mehr im Fachgeschäft sondern beim Discounter oder im Internet kaufen.

eldora hat geschrieben:Sie wollen, dass kostenlos Bilder gemacht werden und du hast kostenlos ein Model vor der Kamera.

Und was bringt das, wenn man mit seinem Beruf Geld verdienen will? Leute, die kostenlose Bilder von kostenlosen "Modells" machen sind doch der Inbegriff des " Hobbyknipsers".

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich denke nicht, dass Fotographen heute noch gut von ihrer Tätigkeit leben können. Schließlich hat wirklich jeder eine Kamera und so muss man meistens von Passbildern und Hochzeitsbildern leben, was sicherlich nicht ganz einfach ist. Die Kreativität bleibt da meistens auf der Strecke.

Eine andere Sache ist es, wenn man seine Bilder verkaufen möchte. Dazu braucht man aber auch ein gutes Auge und jede Menge Fachwissen. Ich stelle mir das nicht gerade einfach vor und vor allem denke ich auch, dass es ein langer Weg ist bis man damit Geld verdient. Ich würde dir also nicht unbedingt zu einer solchen Umschulung raten. Vielleicht findest du ja auch etwas aus einem anderen Bereich, was dir Spaß macht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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