Soziale Komponente größeren Einfluss als Noten?

vom 11.11.2013, 20:07 Uhr

Ich weiß nicht wie es bei euch immer war, aber es gab Zeiten in der Schule als mir die Noten ziemlich egal waren. Da hatte ich gerade eine schlechte Phase und habe mich wirklich gar nicht für die Noten interessiert. In der Uni ist es nun so, dass mich natürlich vor allem die Noten interessieren, aber auch hier ist es eher selten bei uns so, dass Hausaufgaben oder beispielsweise auch Referate bewertet werden. Da geht es dann nur um die letztendliche Leistung in einer Klausur oder eben in einer Hausarbeit.

Trotzdem ist es doch auch in der Uni noch so, dass ich die Hausaufgaben meistens nicht mache, weil mich die Sachen so wahnsinnig interessieren oder weil ich eben Lust dazu habe. Das wäre vielleicht der Fall, wenn es wesentlich weniger wäre, aber bei dem Pensum was wir zur Zeit haben macht es mir keinen Spaß täglich die 300. Seite eines Buches zu lesen und zu wissen, dass schon das nächste gelesen werden muss sobald dieses beendet wurde. Dennoch erledige ich die Dinge meistens und zwar nicht, weil ich vor dem Professor glänzen will oder eben eine Note dafür bekomme, sondern schlicht und ergreifend aus dem Grund weil ich vor meinen Kommilitonen nicht schlecht dastehen möchte, wenn ich drangenommen werde und nichts weiß. Da wir uns vor einigen Tagen darüber unterhalten habe, weiß ich nun auch, dass es vielen anderen genauso geht und das dies die hauptsächliche Motivation ist wirklich alle Aufgaben gewissenhaft zu erledigen. Wenn ein Professor eine Stunde gibt in der man wahrscheinlich nicht dran genommen wird, dann macht nur noch ein winziger Bruchteil der Studenten auch wirklich die Hausaufgaben.

So war es in der Schule bei mir zeitweise eben auch. Ich wurde nicht von den Noten motiviert sondern nur davon, dass ich vor meinen Klassenkameraden nicht schlecht dastehen wollte. Wenn ich mal so zurück denke, gab es in der schwierigen Phase nur wenige, die die Hausaufgaben wirklich gewissenhaft erledigt haben, meistens haben die anderen es eben auch nur mal schnell so gemacht wie ich eben, damit man keinen Ärger bekommt und nicht blamiert wird. Die Noten haben dabei nur selten eine Rolle gespielt.

Nun würde mich mal interessieren, was ihr darüber denkt. Glaubt ihr, dass die soziale Komponente einen wesentlich größeren Einfluss in bestimmten Jahrgangsstufen und auch noch in der Universität hat als die eigentliche Notenvergabe? Wie seht ihr das Verhältnis? Wie hat es sich im Laufe eures Lebens geändert? Lässt sich in eurem Umfeld eine generelle Tendenz erkennen?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es ist auch bei mir so, dass ich mich nicht immer motivieren kann etwas zu machen, aber ich motiviere mich dann eben damit, dass mir die Aufgabe auch weiter hilft. Von anderen lasse ich mich da mittlerweile eher weniger beeinflussen. Es bringt doch auch nichts, wenn man sich an anderen orientiert. Immerhin muss man selber die Leistung erbringen und wird auch nur selber für seine Taten bewertet. Man muss ja auch nicht immer eine Note bekommen, sondern kann es eben auch einfach zu Lernzwecken ausarbeiten. Ich denke, dass es schon wichtig ist, sich nicht zu stark an anderen zu orientieren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde es nicht als "schlecht dastehen" bezeichnen. Letztlich ist mir egal, was die anderen von mir denken. Aber eben nur letztlich, nicht in dem Moment, in dem ich vor ihnen stehe und nichts weiß. Das wäre dann so ein Moment, in dem man will, dass sich der Boden auftut. Es wäre einfach nur peinlich und unangenehm, wenn einen alle anstarren. Daher bereitet man sich lieber vor. Ich denke, dieses Problem haben auch schlechte Schüler, die dann kurzerhand das Nicht-Wissen und die Faulheit einfach als cool bezeichnen. Somit muss es ihnen nicht peinlich sein und das Problem ist gelöst.

Wenn ich eine Chance hatte, mir das Wissen anzueignen, habe ich diesen Weg gewählt und mich halbwegs vorbereitet. Hatte ich keine Chance, war ich nicht jedes Mal verzweifelt. Dann habe ich mich eben dazu entschieden, dass dieses Wissen nicht nötig ist und bin "cool" mit meinem Nicht-Wissen umgegangen. Das ist in der Schule, als Jugendlicher natürlich leichter als als erwachsener Mensch in der Universität, wo man sich sein Fach höchstpersönlich ausgesucht hat.

Menschen sind soziale Wesen, die immer innerhalb einer Gruppe, eines sozialen Gefüges agieren. Das Gefüge in einer Schulklasse oder einer Seminargruppe in der Universität ist oft ziemlich erbarmungslos. Man ist diesem ausgeliefert und muss irgendwie darin funktionieren. Entweder man ist sehr auffällig und hebt sich ab, durch Kleidung und Verhalten. Oder man versucht in der Masse unterzugehen und nicht aufzufallen. Aber es gibt natürlich auch Grauzonen. Wie gesagt, habe ich mal diese und mal jene Strategie gefahren, je nach Fach und Stimmung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Naja, ich muss sagen, dass ich immer eher für mich gelernt habe. Es wäre sicherlich peinlich gewesen, wenn man eine schlechte Note nach der anderen geschrieben hätte, aber meine Freunde waren richtige Freunde. Die hätten da maximal ihre Hilfe beim Lernen angeboten und nicht mich ausgelacht. Und bei uns gab es zwar oft den Notenspiegel, der an die Tafel geschrieben wurde, aber die Noten wurden echt sehr, sehr selten laut angesagt. In der Oberstufe gab es das gar nicht mehr. Man hätte ja wirklich manche an den Pranger gestellt und das wollten die Lehrer vermeiden. Die haben nur hin und wieder besonders tolle Leistungen betont und den Namen dazu genannt.

Ich habe mich eher über mich selber geärgert und es hat an meinem Ego gekratzt. Man fühlt sich ja auch viel besser, wenn man gut ist. In der Uni war die Leistung an sich weniger wichtig. Das hat sowieso keiner erfahren und da war nur das Bestehen an sich wichtig.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



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