Wird in Unternehmen Statistik über Krankheitstage geführt?
Ich denke, dass jeder schon mal in seinem Betrieb krank gewesen ist, wenn er schon über Jahre in der Arbeitswelt tätig ist. Ich frage mich dann, ob die Unternehmen eine Statistik über die Krankheitstage der Mitarbeiter führen und wozu diese dient. Ich meine mal gelesen zu haben, dass Unternehmen auch dazu verpflichtet sind, solche Statistiken zu schreiben. Macht euer Unternehmen, in dem ihr arbeitet das? Was wird mit diesen Statistiken gemacht?
Nicht das ich wüsste. Was sollte das auch bringen? In der Regel ist es natürlich besser und tragbarer, wenn ein Mitarbeiter nicht so oft krank ist, aber manche sind eben auch mal vier Wochen krank und dann geht es wieder. Und das sagt auch wenig über die sonstige Arbeit aus. Lieber ein Mitarbeiter der spitze ist und dafür 4 Wochen krank, als ein schlechter Mitarbeiter, oder?
Ich kenne es von einigen Ausbildungsstellen so, das die Krankheitstage vorgeschrieben und nicht überschritten werden dürfen. Da hat man eben nur 60 Tage in 3 Jahren wo man krank sein darf und wenn man die überschreitet, dann wird man nicht zugelassen zur Prüfung und muss Zeit hinten dran hängen. Man verpasst ja schon einiges, wenn man das wirklich überschreitet nur bin ich der Meinung, dass es Azubis gibt, die das ausgleichen können und solche, die nicht einmal einen Tag fehlen dürften.
Natürlich. Das ist total üblich. Jede Personalabteilung hat eine Software, in der so etwas wie Krankheitstage gespeichert werden pro Mitarbeiter. Jedenfalls jede Personalabteilung der etwas größeren Unternehmen. Ich fände es komisch, wenn das nicht der Fall wäre, weil es einfach total gewöhnlich ist. Was das bringt, weiß ich auch nicht, aber letztendlich hängt doch davon auch viel ab. Wenn beispielsweise der Mitarbeiter am Jahresende sagt, er habe noch so und so viel Urlaubstage übrig oder er möchte wissen, ob eine Krankmeldung vorliegt und so weiter, da muss doch das Unternehmen Auskunft erteilen können. Schließlich verwalten sie ja Krankheitstage auch.
Man meldet sich krank dort, man reicht dort die Krankmeldung ein und so weiter. Es wäre ja total fahrlässig, wenn ein Unternehmen so etwas nicht dokumentiert. Und natürlich ist es für ein Unternehmen auch interessant mal auszuwerten, wie viele Krankheitstage im Durchschnitt in einem Kalenderjahr vorlagen. Daraus kann man nämlich ableiten wie die derzeitige Stimmung im Unternehmen ist. Ich finde es ziemlich bescheuert, über so was keine Statistik zu führen. Das wäre nicht nur fahrlässig, sondern einfach auch dämlich.
Ob die Unternehmen dazu verpflichtet sind, weiß ich nicht. Aber jede Personalabteilung wird wohl die Krankheitstage speichern. Daran ist ja auch nichts auszusetzen, solange die personenbezogenen Daten nicht für jedermann ersichtlich sind und auch die Gründe der Krankheit gespeichert werden. Die muss man nämlich gar nicht angeben. Auch für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist das ja wichtig. Aber diese Speicherung würde ich noch nicht Statistik nennen.
Es gibt bestimmt auch anonymisierte, wirkliche Statistiken, gerade in großen Unternehmen, um Auskünfte über bestimmte Bereiche oder Mitarbeitergruppen zu bekommen oder um sie in umfassendere Statistiken einzuspeisen.
Die persönlichen Daten kann man beispielsweise verwenden, um Mitarbeitergespräche zu führen oder Maßnahmen zur Arbeitszufriedenheit zu fördern.
Ich arbeite in einer Behörde und durch Zufall hatte ich einmal solch eine Liste zu Gesicht bekommen. Es war ein handschriftlicher Zettel von unserer Personalabteilung an den Chef gerichtet. Auf ihm waren alle Mitarbeiter aufgezeichnet die durch äußerst lange Krankschreibungen innerhalb eines Kalenderjahres aufgefallen sind. Die drei Spitzenreiter waren jeweils 135, 122 und 97 Tage arbeitsunfähig geschrieben. Diese Aufstellung gab mir schon zu denken und sie war ja auch nicht für meine Augen gedacht. So viel ich weiß sollte damit bei der oberen Behörde begründet werden warum manche Vorgaben nicht geschafft werden können. Diese Aufstellung diente somit einem gewissen positiven Zweck.
Bei uns ist es auch bei den verbeamteten Mitarbeitern so dass sie nach einer bestimmten Anzahl von Fehltagen zum Amtsarzt eingeladen werden damit der sie begutachtet und notfalls wieder in die richtige Spur bringt. Das ist aber bisher bei uns nur wirklich extrem selten vorgekommen und die Mitarbeiter hatten dann eine Wunderheilung. Ansonsten ist es üblich dass bei mehr als 30 und 50 Ausfalltagen jeweils ein Schreiben vom Chef kommt und wohl auch Gespräche geführt werden warum das so ist und ob es mit der Arbeit zusammen hängt. Parallel dazu gibt es Angebote zur Gesundheitsförderung die aber von niemand genutzt werden. Auch die erwähnten Schreiben werden nicht sehr ernst genommen.
Ich kenne es auch noch aus DDR-Zeiten dass die Betriebe gesetzlich verpflichtet waren eine Krankenstatistik zu führen und dass diese Daten regelmäßig kontrolliert wurden und auch gemeldet werden mussten. In der Form möchte dass sicherlich niemand mehr haben und eine gesetzliche Verpflichtung wird es heute auch nicht mehr geben, aber ich denke schon dass ein gewisses Interesse daran bestehen muss um vernünftig wirtschaften zu können.
In dem Unternehmen, bei welchem ich angestellt bin, gibt es auch Statistiken über krankheitsbedingte Ausfalltage. Und zwar pro Mitarbeiter, pro Abteilung und pro Geschäftsbereich. Daraus kann man eventuell schon interessante Schlüsse ziehen.
U.a. werden die Statistiken genutzt, um gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze zu erkennen. Wenn Mitarbeiter, die auf einem Arbeitsplatz sind bzw. sich diesen im Schichtbetrieb teilen, überproportional krank sind, dann kann es ja durchaus sein, dass es dort eine Gesundheitsgefährdung gibt, die es abzustellen gilt. Dazu haben wir einen Werksarzt mit mehreren Medizinern, es gibt auch extra einen Betriebsausschuss für solche Fälle. So können auch Arbeitsplätze ins Visier des Ausschusses geraten, bei denen die Anforderungen an den einzelnen Mitarbeiter vielleicht zu hoch sind.
Außerdem hat doch so ziemlich jeder Personalverantwortliche in nahezu allen Firmen den Krankenstand seiner Mitarbeiter im Auge, dies kann dann immer mal als Argument gegen die Wünsche und Anliegen seiner Untergebenen herhalten.
In einigen Firmen ist es üblich ein "Krankenrückkehr-Gespräch" zu führen. Das kann ganz schön peinlich werden mit Aussagen wie: Haben sie vor noch öfter in diesem Jahr krank zu sein? Denken sie gar nicht daran, dass wir Aushilfen bezahlen müsen u.ä. Daran kann man sehen, dass ganz genau Buch geführt wird über jeden Krankheitstag und wenn die Personalabteilung mitbekommt, was man hatte, wird auch das gespeichert. Ist zwar nicht legal, passiert aber trotzdem.
Bei bisher allen Arbeitgebern gab es solche Statistiken bisher in denen man sehen konnte, wer am meisten wann und wie lange krank geschrieben war. Dies dient dazu, dass das Unternehmen sieht, welche Abteilung am meisten Angestellte hat die krank sind und in welchen Monaten oder zu welchen Zeiten am meisten krank gemacht wird.
Diese Statistiken dienen meist Zentralen mit mehreren Filialen um zu sehen, welche Filiale am wenigsten Angestellte hat die krank sind. Angestellte die auf dieser Liste ganz oben stehen, stehen meist auf der Abschussliste und man sucht nur noch einen Grund diese los zu werden. Leider bin ich auch schon einmal durch Zufall an solch eine Liste geraten, auf der Namen standen von einer gewissen Filiale, in der der Krankenstand der Angestellten extrem hoch war.
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