Lehrer werden immer öfter als Gegner gesehen?

vom 08.11.2013, 09:56 Uhr

Wie der Titel schon sagt, scheinen Eltern immer öfter die Lehrer als Gegner zu sehen. Zu der Meinung komme zumindest ich, wenn ich den Thread Lehrerin geht Konflikten durch Elternbrief aus dem Weg und das vorhergehende Thema dazu betrachte. Die böse Lehrerin plant etwas, was die Eltern nicht nachvollziehen können. Teilweise, so meine Vermutung, weil sie mit der Aufgabe an sich nicht wirklich klar kommen oder weil es außerhalb des bekannten Unterrichts liegt.

Zu meiner Schulzeit und auch noch heute, wird eigentlich die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule gepredigt. Dass es nicht immer mit allen Eltern klappt, ist kein Geheimnis. Immerhin kann auch nicht Jeder mit Jedem. Aber muss es soweit gehen, dass man bei einer geplanten Sache nur die scheinbar negativen Dinge sehen will? Dass man wirklich den Lehrer hier schon als persönlichen Gegner ansieht? Oder liegt es einfach daran, dass die Eltern in vielen Fällen ihre Kinder zu sehr behüten und ihnen nichts wirklich zutrauen?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich wurde als Kind nie von meinen Eltern behütet. Vermutlich wussten die noch nicht einmal in welcher Klasse ich überhaupt bin oder wie mein Klassenlehrer heißt, so wenig Interesse hatten sie daran. Sie waren also wirklich alles für mich aber keine Beschützer. Trotzdem habe ich den Klassenlehrer immer als Gegner empfunden, weil er wirklich einer war. Er hatte ein paar wenige Schüler, die er gerne mochte und das spürte man auch. Und den Rest der Schüler wollte er einfach loswerden.

Man merkte auch richtig, dass ihm alles egal war. Er wäre nie auf die Idee gekommen, einem Schüler zu helfen oder zu unterstützen oder auch einfach mal nur nach einer Klausur nette Worte zu sagen. Das habe ich auch später noch öfter erlebt. Wenn man älter ist, ist es ja nicht so tragisch, aber gerade in der 5. oder 6. Klasse sind das ja echt noch Kinder. Da möchte man keinen Feind, der alles dafür tut, dass man schlechte Noten bekommt. Bei uns war es aber leider so. Wir wussten alle, dass er immer nur gemeine Aufgaben stellt und dann hat er immer gelacht, wenn der Notendurchschnitt besonders schlecht war, weil er das genossen hat. So gesehen war er nicht nur mein Feind, sondern der Feind der gesamten Klasse. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass die Eltern etwas dagegen unternommen hätten; meine ja sowieso nicht.

Ich kann also gut nachvollziehen, dass auch die Kinder von heute ihre Lehrer als Gegner oder sogar Feind betrachten. Das Gefühl ist mir ganz und gar nicht fremd. Und ich kann sogar auch nur zwei Lehrer aufzählen, bei denen ich das in meiner Schullaufbahn nicht so empfand.

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass es gerade in dem Fall eben darum geht, dass man seine Kinder beschützen möchte und sie nicht überfordern will. Die Lehrerin scheint das ja nicht zu sehen, dass die Kinder eben keine oder nur wenig Ruhephasen haben bis es zu dieser Veranstaltung kommt. Sicherlich ist die Lehrerin nun nicht die Böse, aber sie schätzt die Sache nun mal offensichtlich falsch ein und da muss man meiner Meinung nach auch etwas sagen, um das eigene Kind eben auch zu schützen.

Die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus sollte schon klappen und man sollte auch bemüht sein, die Lehrerin eben nicht als Feind zu sehen, sie ist es ja auch nicht. Man will hier sicherlich nur die Kinder vor schlechten Noten und Überforderung schützen, eigentlich ja auch kein schlechter Gedanke. Die Lehrerin sollte meiner Meinung nach aber auch immer bereit dazu sein, auch mal nachzugeben und gemeinsam mit den Eltern eine Lösung finden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



@Ramones: Ich habe selbst zwei Kinder, die aktuell in die Oberschule und in die Grundschule gehen. Und ich war in den letzten vier Schuljahren auch nicht immer mit dem einverstanden, was die Lehrer gemacht haben. Aber deswegen habe ich nie einen Lehrer als Gegner gesehen. Ein Anruf oder die Bitte um Rückruf im Hausaufgabenheft reicht oftmals aus. Aber nur strikt gegen etwas zu sein, ist auch nicht die Lösung.

Vor allem ist es auch oftmals so, dass eben nur wenige Eltern echte Bedenken haben, aber es schaffen alle Eltern verrückt zu machen. Eine ähnliche Situation hatten wir bei einer Tochter gegen Ende der dritten Klasse. Wir hatten auf einem recht unüblichen Weg erfahren, dass es einen Klassenleiterwechsel geben wird. Sicher war ich auch nicht begeistert, aber die Gründe war für mich logisch und verständlich. Zwei oder drei Elternhäuser haben da schon begonnen gegen die neue Klassenlehrerin zu intervenieren.

Wobei man da noch sagen muss, dass gerade diese Eltern die zukünftige Klassenlehrerin noch nie persönlich kennen gelernt haben. Was meinst du, was daraus geworden wäre, wenn man diese Entwicklung einfach hingenommen hätte. Das vierte Schuljahr wäre für den Großteil der Kinder verloren gewesen, weil die Eltern drauf und dran waren direkt gegen diese Lehrerin zu arbeiten.

@Haudegen: Ich habe nie die Meinung vertreten, dass man mit den Lehrern immer Friede, Freude, Eierkuchen spielen soll. Ich hatte auch Lehrer in meiner Schullaufbahn mit denen ich auch heute nichts zu tun haben will. Und da sind mehr als 20 Jahre mittlerweile vergangen. Dass auch deine Eltern kein Interesse an dir und deinem Leben hatten, ist dann noch mal ein anderes Thema.

Aber allgemein ist es doch, dass es für die Kinder eher förderlich ist, wenn Eltern und Lehrer zumindest sachlich miteinander reden können. Und wenn ich an die letzte Elternsprecherversammlung in der Oberschule denke, dann stellen sich mir noch immer die Nackenhaare auf. Da kommen Parolen, dass man ja mit Lehrer X und Y nicht reden kann und wenn man hinterfragt, dann wurde noch nie ein Gespräch angestrebt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Lehrer sind auch nur Menschen, denen mal Fehler passieren und die nicht perfekt sind. Selbst bei guten Lehrern, die super engagiert sind, können Lehrstile auf Elternmeinungen treffen, die nicht kompatibel sind. Viele Eltern merken eben, dass der Druck durch die Gesellschaft auf die eigenen Kinder immer größer wird und wollen nur das Beste für die eigenen Kinder. Dass da mächtig Potential für Konflikte vorhanden ist, dürfte jedem klar sein. Als Lehrer ist so eine Situation natürlich nicht einfach. Zudem sehen sich die Eltern natürlich mit Recht als Experten für das eigene Kind, weil sie es von Klein auf intensiv betreut haben und weit besser kennen, als ein Lehrer. Was im Umkehrschluss aber nicht heißen muss, dass man deshalb weiß, wie optimaler Unterricht aussehen soll.

Aus Praktika habe ich schon mitbekommen, dass das Verhältnis zwischen Lehrern und Eltern weit komplizierter geworden ist, als zu meiner eigenen Schulzeit. Früher haben die Eltern eben eher sich manches bieten lassen und akzeptiert, dass der Lehrer eben der absolute Boss ist, was Schulbelange angeht. Heute fühlen sich die Eltern emanzipiert und pochen auf Rechte. Das geht dann tendenziell auch schneller zum Gespräch über Rechtsanwälte über als früher. Die Frage ist aber hoch komplex, ob das prinzipiell eher gut oder eher nachteilig ist, dass Eltern sich für Kinder einsetzten. Es ist eher die Frage wie das gemacht wird.

Ein grundlegendes Problem sehe ich da auch, dass bei uns hier in Deutschland Bildung in Schulen in jedem Bundesland anders geregelt ist. Klar schielen dann viele Eltern auf die anderen Bundesländer und vermuten, dass ihr Kind es besser haben könnte und sind unzufrieden. Wenn man endlich mal für alle Bundesländer ein einheitliches und optimales System einführen würde, dann würde das denke ich den Eltern auch signalisieren, dass da weit weniger Willkür herrscht und man sich darauf verlassen kann, dass das eigene Kind gut versorgt ist. Wenn dann noch für mehr Transparenz für Eltern gesorgt wird, wäre das vermutlich förderlich.

Ein anderes Problem übersieht man aber über all die Konflikte leicht. Ich denke nicht, dass das schwerwiegendste Problem für die Lehrer immer die engagierten und vielleicht etwas rebellischen Eltern darstellen müssen. Für viele Lehrer die ich kenne sind die Eltern das größte Problem, die ihre Kinder weder motivieren noch fordern und denen die Schule total am Allerwertesten vorbei geht und so eine Haltung den Kinder vermitteln. Kaum vorhandene Unterstützung durch das Elternhaus kann auch extrem belastend wirken.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde das Beispiel, auf welches du dich beziehst, sehr schlecht gewählt. In dem Beispiel wurde die Lehrerin direkt nach der Verkündung gefragt und sie gab keine wirkliche Auskunft und brach das Gespräch einfach ab. Die Eltern haben ein zweites Mal versucht diese Auskunft zu bekommen und wurden wieder weg geschickt. Sie können die Entscheidung der Lehrerin nicht nachvollziehen und fragen nach. Was ich für nachvollziehbar halte.

Da ich recht viel in Elternforen lese, kenne ich auch zahlreiche Beispiele, in denen ich die Haltung der Eltern nicht nachvollziehen kann. In denen die Kinder überbehütet werden. In denen ständig mit Lehrern diskutiert werden. Falls ich mal über ein passendes Beispiel falle, werde ich es mitteilen.

Zu meiner Schulzeit fand Kommunikation nicht wirklich statt. Meine Eltern gingen davon aus, die Schule macht das schon. In der Schule meines Bruders gab es regelmäßig Elternsprechtage. Die gab es bei uns nicht. Wobei meine Lehrerin auch wenig Alleingänge gemacht hat. Allerdings ihre Entscheidungen auch nie wirklich mit den Eltern getroffen hat. Aber eben erklärt hat, warum sie was macht. Zumindest uns Schülern gegenüber.

Ich hätte es an manchen Punkten, aus dem Heute betrachtet, besser gefunden, wenn sich die Eltern mal eingemischt hätten. Das hätten sich zu meiner Zeit die wenigsten Eltern getraut. Ein einziges Mal haben sich Eltern eingemischt. Wobei da generell was falsch lief und wir Schüler nachher die Leidtragenden waren.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Meine Kinder gehen zwar noch nicht zur Schule, aber die Zeit wird auch bald kommen. Aber ich habe eine große Schwester, die schulpflichtig ist und natürlich habe ich auch selber mal die Schule besucht. Ich habe die Erfahrungen sammeln können, dass meine Eltern und die Lehrer immer gut zusammengearbeitet haben und es in der Hinsicht keinerlei Probleme gab. Aber natürlich ist es so, dass nicht jeder mit jedem kann und, dass es viele Eltern gibt, die die Lehrer und Lehrerinnen als Gegner sehen.

Meine Tante zum Beispiel hat ganz akute Probleme mit den Lehrern aus der Schule von ihren Kindern. Sie war oder ist der Meinung, dass die Lehrer und Lehrerinnen Gegner sind. Sie versteht irgendwie nicht, dass die Lehrer ein geschultes Auge haben und den Eltern nur mitteilen wollen, dass die Kinder wohl Probleme haben. Sie ist der Meinung, dass man ihren Kindern etwas Böses will und, dass die Aussagen der Lehrer und Lehrerinnen nicht stimmen. Sie kennt ihre Kinder ja nun mal besser, aber es ist ja nun auch mal so, dass viele Eltern die Augen vor der Realität verschließen und es nicht wahrhaben wollen, dass das eigene Kind Probleme haben oder machen könnte.

Natürlich ist es normal, dass Eltern ihre Kinder behüten und beschützen, aber manchmal sollte man auch einen Rat und desgleichen von den Lehrern annehmen. Immer hin ist der Lehrer wirklich kein Gegner und möchte sicherlich auch nicht immer das Böse für ein Kind. Meist möchte der Lehrer dem Kind nur helfen und, solche Hilfe geht meist nur über die Eltern, ob sie nun wollen oder nicht.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



@LittleSister: Auch wenn du es nicht unbedingt wahr haben willst. Aber in einem Forum mitzulesen und da die teilweise hochgekochte Einstellung von Eltern zu übernehmen und bei diversen Gesprächen auch dabei sein, sind zwei verschiedene Dinge. Und dann kommt es eben schnell zu der Einstellung, dass der Lehrer ja der Übeltäter ist. Und gerade bei dem Beispiel von dir, sind eben auch viele Dinge noch offen. Vor allem wie haben die Eltern nachgefragt. Wie gesagt, ich habe selbst genug Dinge erlebt, wo die Eltern gleich auf der Palme waren.

Das letzte Beispiel ist noch nicht so lange her. Und da geht es um die Abschlussfahrt zum Ende der Grundschule. Auf Hinweis von einem Elternhaus hat sich der Klassenlehrer das Objekt sogar selbst angeschaut und für sehr gut befunden. Allerdings war nur noch ein Termin realisierbar. Nun betrifft es ein Kind, was genau am Abfahrtstag Geburtstag hat. Der Geburtstag der Oma fällt auch in diese Zeit.

Just hat die Mutter gleich bestimmt, dass dann ihr Sohn nicht mitfahren darf. Aus meiner Sicht der blanke Egoismus, da sie selbst die Begründung brachte, dass sie ihren Sohn an seinem Geburtstag bei sich haben will. Ob der Junge das auch so sieht, wird überhaupt nicht hinterfragt. Am Ende ist der böse Klassenlehrer ja schuld, weil er diesen Termin ausgehandelt hat. Und so kann man die Liste natürlich erweitern, wo Eltern einfach handeln ohne wirklich zu überlegen, ob es der richtige Weg ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich schrieb aber doch, dass ich in vielen Beiträgen eben die Eltern nicht verstehen kann. Es ist ja nicht so, dass ich alle Meinungen von Eltern vom Lesen für richtig halte. Und wenn du schon darauf pochst, dass ich ja nicht dabei war. Bei dem Beispiel, welches du nun gewählt hast, warst du ebenfalls nicht dabei und du schreibst auch nur von deiner Meinung. Ich habe halt eine andere Meinung. Und wie man in beiden Threads gesehen hat, denke ja viele User wie die Eltern. Nur deine Ansichten sind komplett anders. Und die Posts waren ja auch zum Großteil von Usern, die die Situation besser beurteilen können als ich.

Bei deinem jetzt genannten Beispiel, kann ich das Verhalten der Eltern zum Beispiel eben nicht verstehen. Und das obwohl ich nur davon in einem Forum gelesen habe. Ich kann da durchaus differenzieren. Aber aus der Diskussion, die sich aus einer Lesenacht mit Benotung außerhalb der Schulzeit ergab abzuleiten, dass alle Eltern Lehrer immer mehr als Gegner sehen, finde ich weit her geholt. Unter anderem weil wir nicht dabei waren. Wenn die Sachen wirklich so abgelaufen ist, sehe ich es leider so, dass sich die Lehrerin hier als Allwissend aufspielt. Ihr eigenes Ding fahren will und auf eine Zusammenarbeit mit den Eltern gar keinen Wert legt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


@LittleSister: Das Problem liegt doch oftmals in der Sache, wie sie kai0409 angesprochen hat. Eltern wollen viele Dinge einfach nicht wahr haben. So eben auch, dass vermutlich die Kinder bei der Lesenacht wesentlich fitter sind, als man es den eigenen Kindern zutraut. Aber man zweifelt eben die Vorgehensweise der Lehrerin in allen Punkten an.

Und ja, ich habe meine Meinung. Vielleicht auch aus dem Grund dass ich eben nicht nur meine Kinder sehe und mir einbilde, dass sie ohne Fehler sind. Wenn dem so wäre, hätte ich ja nie akzeptiert, dass eben eine Tochter in der zweiten Klasse die weiteren Tests zur Diagnostik Lese-Rechtschreibschwäche mitmacht.

Da habe ich auch Eltern erlebt, die auf Biegen und Brechen mit den Kindern zu Hause gelernt haben. Und alles in der Hoffnung, dass der Verdacht eben falsch ist. Auch da wird eben das Urteil der Lehrer und externen Prüfer als falsch angesehen. Oder wenn Eltern Gerüchte in die Welt setzen, dass man die Kinder auf eine Förderschule abschieben will. Und das ohne vorher zu hinterfragen, warum eben etwas so beurteilt wurde.

Viele Eltern sehen eben alles nur mit Scheuklappen und das bringt dann solche Themen hervor, wo eben die Lehrer angeblich nicht bereit sind mit den Eltern zu reden. Die eigentlich Ursachen davon werden dann unter den Tisch gekehrt, weil sie nämlich gegen die Eltern sprechen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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