Habt ihr die deutsch-deutsche Grenze noch persönlich erlebt?
Ich gehöre zur älteren Generation, die die deutsch-deutsche Grenze als einen Tatbestand erlebt hat, der „normal“ war. Es war für mich undenkbar, dass es diese Grenze irgendwann nicht mehr geben würde. Ich kann mich noch genau an das Unbehagen erinnern, das wir empfanden, wenn wir meine Verwandten in der „Zone“ besuchten und wir an der Grenze durchsucht wurden. Als wir nicht mehr mit dem Zug, sondern mit dem Auto fuhren, wurde jedes Mal das Auto so auseinander gebaut, dass meine Eltern es kaum wieder zusammen bekamen. Es war reine Schikane.
Habt ihr die deutsch-deutsche Grenze noch persönlich erlebt? Welche Erfahrungen habt ihr dort gemacht?
Diese Grenze habe ich erlebt. Wir besuchten Onkel und Tante nebst Kindern und fuhren mit dem Zug. Die Grenzbeamten kamen dann auch in den Zug und wir mussten unsere Koffer und Taschen öffnen. Sie waren höflich und freundlich und es gab keine Beanstandung.
Dann kam der Hammer: Damals hatten wir meine kleine Nichte mitgenommen. Als der Grenzbeamte mit den Erwachsenen fertig war, sah er meine Nichte an und bat sie freundlich, ihm doch mal zu zeigen, was sie alles in ihrem schönen Köfferchen hatte. Es war ein kleiner roter Kinderkoffer, den sie fest hielt mit beiden Händen. Sie weigerte sich, den Koffer zu öffnen. Dann bat meine Mutter sie, den Koffer auf zu machen, sonst würde sie der Grenzbeamte mitnehmen. Dieser sagte dann sinngemäß, dass sie keine Angst haben müsse, sie würden niemanden mitnehmen, sie solle ihren Koffer ruhig zulassen. Das war uns ziemlich unangenehm.
Ich habe die deutsch- deutsche Grenze nicht mehr selber erlebt, aber viele Geschichten zu hören bekommen. Heute kann man sich das alles ja nicht mehr wirklich vorstellen. Ich wurde im November 1989 geboren, meine spannende Geschichte ist wohl die Geschichte meiner Geburt. Die Mauer war gerade gefallen und meine Mutter wollte, obwohl sie schon Wehen hatte nur mal schnell in Richtung Westen nachsehen fahren mit dem Krankenwagen, sie hatte schon 2 Kinder bekommen und wusste, dass sie noch Zeit hat. Sie wurde aber direkt ins Krankenhaus gefahren und musste dort dafür kämpfen mich schnell zu bekommen, weil wenig Personal da war.
Ich lebe ja nun sehr im Westen und war mir eher bewusst, dass es die Grenze gab. Berührungspunkte mit "drüben" hatte ich eher keine. Ab und an habe ich mitbekommen, dass meine Mutter Leuten Kleidung gab, die rüber geschickt wurde. Im Urlaub sind wir dann mal auf einem Tagestrip vom Busfahrer in Hessen sehr nah an die Grenze gefahren worden. Da war ich 10 oder 11 und hatte schon verstanden, dass es da Türme gibt, wo auf Leute geschossen wird. Fand ich unheimlich dort am Zaun zu stehen.
Das geteilte Deutschland habe ich erlebt. Mit der Grenze selbst hatte ich nichts zu tun. Ich war zwar einmal als Jugendliche in einem Ort zu einer Schulung, der kurz vor dem damaligen Grenzgebiet lag. Aber auch da blieb ich von der eigentlichen Grenze beziehungsweise dem Sperrgebiet davor, unbehelligt.
Allerdings gab es entsprechende Durchsuchungen auch nicht nur an der deutsch-deutschen Grenze. Auch die Grenzen zu Polen und dem heutigen Tschechien waren ordentlich bewacht und der grenzüberschreitende Verkehr wurde entsprechend durchsucht.
Ich persönlich bin 1987 im Westen Berlins geboren und habe leider nicht so viel davon mitbekommen. Um das alles zu begreifen war ich noch zu jung und wirklich viel habe ich davon auch nicht mitbekommen, aber ich lese liebend gerne Berichte über diese Zeit und wenn man Zeitzeugen trifft, die das vor allem damals in der DDR miterlebt haben bzw. miterleben mussten, höre ich sehr gerne zu. Ich finde auch die Berichte über diese Zeit total interessant. Mehr davon bitte!
Ich habe die Grenze nur noch so halb erlebt, da ich mit meinen Eltern zum ersten Mal in den Osten gefahren bin, als die Wiedervereinigung schon beschlossene Sache war. Allerdings war die Grenze noch besetzt und wir mussten auch unsere Pässe vorzeigen und den Kofferraum öffnen. Auch wenn ich noch sehr klein war, erinnere ich mich doch daran, dass die Grenzbeamten sehr streng waren. Diese Grenzüberfahrt ist mir irgendwie noch gut in Erinnerung geblieben.
Ich bin Anfang der siebziger Jahre geboren und habe klar die Grenze noch erlebt. Wobei auch ich weniger Kontakt zur DDR hatte. Eine meiner Tanten hatte früher in Berlin gewohnt. Da waren wir auch mal als ich noch ein Kind war. An wenige Details des Aufenthalts konnte ich mich erinnern, aber nicht mehr an die Grenze im Einzelnen. Mein Vater ist heute noch der Meinung, dass ich das noch wissen müsste. Ich kann da aber höchstens vier oder fünf Jahre alt gewesen sein.
Als ich in der neunten Klasse war, bekamen wir eine Klassenkameradin, deren Familie irgendwie aus dem Osten frei gekauft worden ist. Wir haben zwar mal kurz gefragt. Wir wussten auch, da gibt es noch ein anderes Deutschland. Aber näher haben wir uns da nie mit auseinander gesetzt. Allerdings war diese Klassenkameradin auch sehr eigen und später auch eher unbeliebt.
In meinem ersten Ausbildungsbetrieb war die Schwester meiner Chefin auch aus dem Osten. Die kam dann für ein paar Wochen zu Besuch und hat auch ein paar Dinge erzählt. Dinge, mit denen ich verwöhntes West-Kind absolut nichts anfangen konnte. Als die Mauer dann ein paar Wochen später fiel, war ich schon nicht mehr in dem Betrieb. Ich musste in der Zeit aber viel an sie denken.
Ich bin Jahrgang 1964 und in der ehemaligen DDR geboren und auch aufgewachsen. Da ich auch noch im Harz zu Hause bin hatte ich die innerdeutsche Grenze direkt vor der Haustür. Allerdings war das nie ein Thema bei uns zu Hause. Wir hatten uns damit abgefunden eingesperrt zu sein, eine Flucht kam für meine Eltern oder mich nicht in Frage. Auch war die Grenze weiträumig für die normalen DDR-Bürger gesperrt. Wir sind ohne Passierschein auch nicht einmal in die Nähe der Grenze gekommen. Wer beim wandern sich etwas verirrte der wurde durch die Grenzaufklärer, die sich meistens im Wald aufhielten, bereits abgefangen. So etwas wurde auch registriert und blieb ewig in irgendwelchen Akten. Danach war es unter Umständen schwierig bestimmte Tätigkeiten auszuführen oder eine Reise in das Ausland anzutreten. Auch gab es neben den eigentlichen Grenzern überall noch Hilfspolizisten, auch die eigentlichen Dorfbewohner meldeten Leute und die Transportpolizei kontrollierte schon 100 Km vor der Grenze die Reisenden im Zug.
Sicherlich hörte man dies und das und es waren dann auch ab und an einmal ein paar Freunde oder Bekannte weg. Ich kenne aber keinen Fall wo es jemand aus meinem Bekanntenkreis tatsächlich geschafft hatte, meistens landeten sie für Jahre im Bau oder sie verloren ihre Arbeit. Kontakte zur Grenze hatte man eigentlich nur wenn man auf Reisen war. Entweder mit dem Flugzeug oder der Bahn. Da so etwas aber sehr teuer war kam es nicht zu oft vor. Ich bin ein paar Mal gereist und empfand die Sicherungsanlagen immer als bedrohlich und die aufwendigen Kontrollen als menschenunwürdig.
Als ich volljährig war lernte ich die Grenze tatsächlich kennen, aber anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wurde zu den Grenztruppen eingezogen und musste dort meinen Grundwehrdienst kennen lernen. Ich lernte dort sehr viel, vor allem was für ein perfides Grenzsicherheitssystem dort aufgebaut war und über die ständige Überwachung. Wenn einer Post von seinem Mädchen mit dem Laufpass bekam dann war die Stasi bereits schon vorher informiert und er wurde an die polnische Grenze versetzt. Ich lernte aber auch dass die wenigsten wirklich vom Dienst an der Waffe und ihrem Einsatz überzeugt waren, selbst unter den Berufssoldaten. Die waren meistens sehr unglücklich weil sie aus der Nummer nicht wieder raus kamen.
Da ich alles aus erster Hand miterlebt habe kann ich es nicht verstehen dass sich manche Leute tatsächlich nach der Grenze oder dem Sozialismus zurücksehnen.
Ich selbst habe auch die Zeit VOR der deutsch-deutschen Grenze erlebt. Und der Bau der Grenze hatte sogar schlimme Auswirkungen auf meine Familie. Mein Bruder war zu Besuch bei unserer Oma in der Nähe von Leipzig als die Grenze gebaut wurde und konnte nicht mehr zurückkommen. Es hat Jahre gedauert, bis wir ihn dann bei einem Besuch "drüben" wieder einmal sehen konnten. Leider hat er den Fall der Mauer nicht mehr erlebt, weil mit 42 gestorben ist.
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