Habt ihr die deutsch-deutsche Grenze noch persönlich erlebt?
Ich wurde nach dem Mauerfall geboren, also ich wurde in den Neunzigern geboren, von daher kenne ich nur das vereinte Deutschland und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Deutschland vor so wenigen Jahren noch nicht vereint war. Ich bin eigentlich froh, dass ich nach dem Mauerfall geboren wurde und um ehrlich zu sein kann ich auch diese Vorurteile gegenüber "Ossis" oder "Wessis" gar nicht verstehen und eigentlich finde ich diese auch gar nicht so lustig. Wir hatten auch ein Zeitzeugengespräch mit Jutta Fleck, also der Frau vom Checkpoint Charlie, welches ich sehr spannend fand und eigentlich auch traurig.
Naja, sagen wir so. Ich habe da schon existiert, als es die deutsch-deutsche Grenze noch gab, aber ich habe da keine Berührungspunkte mit gehabt und dementsprechend habe ich keinerlei Erfahrungen, was diese Grenze angeht. Ich finde das aber auch nicht besonders wichtig. Man kann auch ohne derartige Erfahrungswerte gut (über)leben.
Ich war zu der Zeit einfach noch viel zu klein und habe daher kaum Erinnerungen daran. Ich weiß, dass wir da schon mal Verwandte im Osten besucht haben und da das Auto durchsucht wurde und wir dafür alle aussteigen und warten mussten. Das sind aber auch die einzigen Erinnerungen, die an die Grenze habe. Wie genau das ablief, kann ich heute auch nicht mehr sagen.
Direkt erlebt habe ich die Grenze nicht, weil ich im Westen aufgewachsen bin und wir keine Verwandschaft auf der anderen Seite hatten. Aber natürlich war klar, dass es ein zweites, ein anderes Deutschland gab. Die Tagesschau, die man damals gucken musste, zeigte immer die BRD und Westberlin als Hintergrundkarte und natürlich wurde über die DDR berichtet. Aber bis auf wenige ausgereiste DDR-Bürger gab es erst nach der Wende Berührungspunkte.
Ich bin ja alt genug, um die DDR noch als junger Mensch bewusst wahrgenommen zu haben. Zum Zeitpunkt des Mauerfalls war ich gerade mitten im Studium gewesen. Allerdings hatte ich als Bewohner Südbayerns wegen der relativ großen Distanz kaum konkrete Erfahrungen mit der deutsch-deutschen Grenze gehabt. Und DDR-Bürger oder deren Autos waren ja bei uns so gut wie nie anzutreffen.
Nur einmal, kurz nach dem Abitur habe ich an einer Busfahrt nach Westberlin teilgenommen. Der Bus musste dabei natürlich auf einer Transitroute durch die DDR fahren. Und von Westberlin aus haben wir auch einen Tagesausflug nach Ostberlin unternommen, was ich damals als abenteuerlich empfunden hatte. Wir hatten den damals sehr üblichen Weg über den Bahnhof Friedrichstraße und durch den Tränenpalast genommen. Die Berliner Mauer ist mir daher noch sehr eindrücklich in Erinnerung, und ich fühle mich immer noch emotional bewegt, wenn ich die ehemalige Grenze zwischen Ost und West an irgendeiner Stelle in Berlin oder im sonstigen Deutschland überquere.
Übrigens bin ich gestern unmittelbar an der thüringisch-bayrischen Grenze wandern gewesen, und ich konnte mir kaum noch vorstellen, wie diese jetzt so idyllische Landschaft damals wohl ausgesehen hatte. Ich habe abends dann noch nach alten Fotos im Internet gesucht, um die Mauerschneise zu sehen, die damals zum Teil unmittelbar entlang der Häuser verlaufen war.
Obwohl ich vor der Wende geboren bin, habe ich selbst nur wenige persönliche Erinnerungen an die deutsch-deutsche Grenze. Gesehen hatte ich sie selbst nur einmal an einem Grünstreifen. Damals sind wir mit der Grundschule auf einem Ausflug an die Grenze gefahren und unsere Lehrer haben uns das Konzept des Eisernen Vorhangs erklärt. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass ich auch nur die Hälfte des Ausmaßes wirklich begriffen hatte.
Das einzige, was mir in Erinnerung geblieben ist, war ein Grünstreifen, ein Zaun und im Hintergrund ein Turm. Unsere Lehrer referierten über die Schießbefehle und dass jeder, der auch nur einen Fuß versuchen würde über diese Grenze zu setzen, ohne Vorwarnung erschossen würde. Ich kann mich noch erinnern, dass ich etwas beklommen rechts neben mich auf den kleinen Zaun guckte und wirklich geglaubt hatte, dass sofort von irgendwoher jemand auf mich schießen würde, wenn ich nur das Bein unter diese kleine Umrandung strecken würde.
Ansonsten war die DDR für mich auch meine Kindheit lang der Normalzustand und selbst die Wende habe ich in ihren Ausmaßen damals gar nicht so richtig begriffen. Das war dann eben plötzlich eine offene Grenze und man sah die komischen kleinen Trabbis durch die Städte fahren.
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