Lesenacht fließt in die Benotung ein
H. ist sieben Jahre alt und besucht die zweite Klasse einer Grundschule. Nun soll demnächst eine Lesenacht in der Schule stattfinden. H. und ihre Klassenkameraden sind da schon ganz gespannt drauf und freuen sich, denn dafür dürfen sie auch in der Schule übernachten, was schon ein Abenteuer ist.
Die Eltern waren der Aktion gegenüber erst mal aufgeschlossen. Das änderte sich aber beim letzten Elternabend, bei dem es sich eben um diese Lesenacht drehte. Die Lehrerin erklärte, die Schüler und Schülerinnen sollen eine Art kleines Referat vorbereiten. Sie sollen den Autor ihres Lieblingsbuches kurz beschreiben, etwas über das Buch (Erscheinungsjahr, Handlung, Begründung für die Auswahl) erzählen und ein kleines Stück aus dem Buch vorlesen. Der Vortrag soll fünf Minuten lang sein und wird dann auch benotet werden.
H. muss morgens bereits vor 7 Uhr aufstehen und besucht nach der Schule einen Hort, der bis 17 Uhr dauert. Die Lesenacht soll ab 18 Uhr beginnen und zuerst werden die Schlafgelegenheiten aufgebaut. Danach wird ein gemeinsames Abendessen eingenommen. Somit wird mit Sicherheit frühestens um 19 Uhr mit den Vorträgen der Schüler begonnen, die am nächsten Tag Unterricht haben. In der Klasse sind 20 Schüler. Wenn jeder vorträgt sind das 1,5 Stunden, wenn keine Pausen dazwischen gemacht werden.
Den Eltern ist bewusst, dass ihre Kinder um die Uhrzeit nicht mehr konzentriert sind. Die Eltern waren erst mal überrascht. Als man später nachfragte, meinte die Lehrerin, dass man damit doch in allerhöchstens einer Stunde durch ist und verschwand dann. Die Eltern sehen das weiter kritisch, weil sie der Meinung sind, die Kinder sind nach so langen Tagen eh erschöpft und einige der Kinder werden sicherlich während der Vorträge ihrer Mitschüler bereits einschlafen.
Wie würdet ihr an Stelle der Eltern handeln? Eine Hausaufgabe am späten Abend vortragen, die auch noch benotet wird, ist doch für Kinder in dem Alter recht viel. Oder sehe ich das falsch?
Ich hatte in meiner Schulzeit auch so eine Lesenacht. Dabei stand allerdings das Zusammensein und die Gemütlichkeit sowie der Spaß am Lesen im Vordergrund und niemals eine Note. Ein Referat über unser Lieblingsbuch mussten wir auch halten und das wurde auch benotet, aber das war vor oder nach der Lesenacht, das weiß ich nicht mehr so genau.
Ich finde es auch unangemessen die Kinder nach einem langen Tag abends auch noch ein benotetes Referat halten zu lassen. Wozu soll das gut sein? Entweder ist es eine Spaßveranstaltung, wo man das Zusammensein fördert, gemein spannende Bücher liest oder eben eine Plfichtveranstaltung mit anschließender Note. Das beides zu mischen halte ich nicht für sinnvoll. Selbst wenn die Lehrerin auf dieses Kurzreferat besteht, muss es benotet werden? Ist das wirklich sinnvoll abends die Kinder so einem Stress auszusetzen? Ich kann die Eltern verstehen und wäre auch dagegen.
Ehrlich gesagt schockt es mich ein wenig, dass mit 7 Jahren (2. Klasse?) überhaupt schon benotete Referate gehalten werden müssen, auch wenn es nur 5 Minuten sind. In der Grundschule gab es sowas bei uns nicht, auch nicht in der 3. oder 4. Klasse.
Ich hätte hier mehrere Dinge zu kritisieren. Erstmal, dass sie Lesenacht anscheinend mitten in der Woche stattfindet. Wenn man so mit Freunden zusammen ist, schläft man bestimmt nicht sofort ein. Es könnte also eine Nacht mit etwas weniger Schlaf werden und dann ist am nächsten Tag Unterricht. Warum macht man es nicht an einem Freitag?
Dann würde mich natürlich auch stören, dass an diesem Abend benotete Referate gehalten werden sollen. Nicht nur, dass es für die Kinder schon recht spät ist. So ein Leseabend sollte doch normalerweise keine Pflichtveranstaltung sein. Eltern könnten auch, aus welchem Grund auch immer, entscheiden, dass ihr Kind zu Hause bleibt. Bekommt das Kind dann eine 6, weil es nicht da war, um sein Referat zu halten?
Ich als Mutter würde mich da sicherlich auch beschweren und darauf bestehen, dass die Referate an einem normalen Schulvormittag gehalten werden. Ich finde, dass hier erstmal der Elternbeirat an die Lehrerin herantreten sollte. Wenn man ihr darlegt, dass die Mehrheit der Eltern nicht einverstanden ist, hat sie vielleicht doch noch ein Einsehen.
Ich hätte da wahrscheinlich auch einen totalen Vollhals. Da bekommt man ja dann einen Tag später ein völlig übermüdetes Kind nach Hause und der Tag ist gelaufen. Ansonsten finde ich es nicht so dramatisch, wenn Kind eben einschläft, schläft es ein, vielleicht begreifen die Lehrer es dann? Und die Benotung finde ich eher belustigend. Die machen in dem Alter doch nun für das weitere Leben echt nichts aus.
Für mich ist eine Lesenacht eigentlich nicht wirklich eine Veranstaltung, an der Kinder keine Hausaufgaben oder Referate vorbereiten oder vortragen sollten und ich finde diese Idee wirklich nicht schön. Wieso kann man das denn nicht im Unterricht machen? Während der Lesenacht soll der Spaß am Lesen von Büchern im Vordergrund stehen und genauso das Zusammensein mit den Klassenkameraden, einen fünfminütigen Vortrag halte ich auch nicht für angemessen, wenn ich in meiner Ausbildung auch mal 15 Minuten einen Vortrag halten muss, von daher ist das eine lange Zeit für einen Zweitklässler, denke ich.
Bei uns nennt sich das ganze Buchvorstellung, was hier als Referat bezeichnet wird. Und soweit ich mich erinnere, wurde das auch schon in der ersten Klasse gemacht. Wobei es da noch keine Benotung gab. Die gab es erst ab der zweiten Klasse und selbst in Klasse sechs gibt es das noch, wie ich von einem Vater eines Sechstklässlers erfahren habe.
Von daher spricht erst mal nichts gegen eine Buchvorstellung. Dass man hier Lesenacht und Buchvorstellung verbindet, sollte kein Problem sein. Ich war schon durch meine Pressearbeit bei mehreren Lesenächten in Schulen und selbst die jüngsten Kinder sind wirklich lange am Abend richtig fit.
Prinzipiell sind solche Lesenächte eine gute Idee. Allerdings kenne ich diese auch so, dass das reine Motivationsveranstaltungen sind, die das Lesen der Kinder fördern sollen. Aus pädagogischen Gründen halte ich es für wenig sinnvoll, zensierte Buchvorstellungen mit einer Lesenacht zu verquicken.
Ich frage mich auch wie es das Schulgesetz in dem jeweiligen Bundesland regelt, wo diese Veranstaltung statt finden kann. Ich frage mich schon, ob es überhaupt zulässig ist, dass eine Lehrkraft außerhalb der regulären Schulzeiten von Morgens gegen 8 bis Mittags Zensuren vergibt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt ist.
Wie schon oben erwähnt, würde ich die Elternvertreter noch mal mit der Lehrerin sprechen lassen. Falls das nichts hilft, würde icheinen Stellvertreter der Klasseneltern beim Direktorat anfragen lassen oder sogar an die Behörden wenden. Dort wird man dann im Falle eines Falles schon Auskunft erteilen, ob so etwas die Einzelmeinung der Lehrkraft oder in diesem Bundesland gängige Praxis ist.
Ich habe eben noch bei Google Books eine Seminararbeit einer Studentin gefunden, in der auch noch ganz klar geschrieben wird, dass man möglichst darauf verzichten sollte, Lesenächte, die der Leseförderung dienen zur Benotung von Schülerleistungen zu nutzen. Auch wenn das sicherlich nicht die beste Literatur zum Thema ist, kann man sich darauf berufen, dass eine Studentenarbeit, die von einem Dozenten augenscheinlich gut benotet wurde, so eine Meinung vertritt. Siehe hier .
Zudem wundere ich mich im nachhinein nach meinem letzten Beitrag noch, wie die Lehrerin auf die eine Stunde kommt. Was mag sie da nur gerechnet haben? Normalerweise sind Kinder an einen Stundentakt von 45 Minuten gewöhnt und auch am Vormittag ist nach 45 Minuten bei vielen Kindern schond die Konzentration am Ende. Wenn sie von einer normalen Schulstunde ausgeht, bleiben bei 20 Schülern rechnerisch 2,25 Minuten Zeit für den Vortrag inclusive Lehrerfeedback. Selbst wenn die Kinder eine ganze Zeitstunde, also 60 Minuten damit verbringen, dann bleibt bei dieser Schüleranzahl pro Kind nur ein Zeitfenster von 3 Minuten. Wie man in so einer Zeit eine sinnvolle Leistung abliefern kann, ist mir schleierhaft.
Buchvorstellungen kenne ich aus meiner Ausbildung auch. Allerdings mit dem Unterschied, dass in einer Schulstunde maximal 6 Kinder vortragen und diese neben der Benotung auch ein ausführliches Feedback von der Klasse und von der Lehrkraft erhalten. Schließlich soll man ja aus seinen Fehler lernen können, damit der nächste Vortrag besser wird und die Klasse die Chance erhalten, Rückfragen zu stellen. Alles in allem scheint mir das sehr fragwürdig, wie diese Lesenacht geplant ist.
Das Bücher bereits in der zweiten Klasse vorgestellt werden durch die Schüler, ist durchaus im Lehrplan vorgesehen. Damit haben die Eltern auch kein Problem. Wobei die Aufgabenstellung wohl auch nicht wirklich klar ist.
Das aber die Buchvorstellung, die eigentlich ja andere Schüler zum Lesen animieren soll, in einer Lesenacht statt findet, finden sie weniger toll. Beziehungsweise das wäre wahrscheinlich auch kein Problem, wenn diese Aufgabe quasi freiwillig gemacht werden könnte. Durch die Benotung besteht ja aber Leistungsdruck.
So eine Lesenacht ist ja eine freiwillige und irgendwie auch außerschulische Aktivität. Dadurch das dort quasi dann die Hausaufgaben abgefragt und benotet werden, passt das irgendwie nicht mehr zusammen. Auch der Zeitrahmen ist viel zu kurz.
Und ja Kinder sind sicherlich im Rahmen einer solchen Veranstaltung fitter als sonst. Aber trotzdem hat jedes Kind die Möglichkeit, sich zurück zu ziehen, wenn es müde ist. In dem Moment, in dem nun Leistung gefordert wird, ist das ja nicht mehr möglich. Mit viel Pech ist das Kind, welches als letztes vortragen muss schon so müde, dass es zwischendurch schon einschläft. Wie wird das dann benotet? Oder weckt man das Kind dann?
Wie das dann benotet wird, das weiß in dem Fall nur die betreffende Lehrkraft. Da Unterricht zumindest hierzulande und in der Grundschule normalerweise zu anderen Tageszeiten statt findet, gibt es da vermutlich keinerlei pädagogische Literatur, die dazu Handreichungen gibt.
Vielleicht plant die Lehrerin ja auch, dass alle automatisch eine 1 bekommen, wenn sie vortragen. Aber auch das wäre unfair denjenigen Kindern gegenüber, deren Biorhythmus noch nicht darauf eingestellt ist, abends Leistung zu bringen. Klar sind Kinder bei solchen Veranstaltungen noch irgendwie wachen und können auch noch herumtoben. Aber ob sie geistig normal leistungsfähig sind, wage ich anzuzweifeln. Jedes Elternteil, der schon mal mit einem jungen Grundschüler abends nach dem Abendbrot Hausaufgaben machen musste, kann ein Lied davon singen. Irgendwann machen die Kinder abends geistig dicht.
Dass Kinder in der zweiten Klasse ein Buch vorstellen, ist ansich völlig angemessen und üblich. Natürlich animiert das auch viele Kinder besonders zum Lesen, wenn man eine Buch-Empfehlung von jemand etwa gleich alten bekommt. Lesenächte an sich halte ich auch für sehr sinvoll, weil den Schülern eben damit vermittelt wird, das Lesen so schön und wichtig ist, dass man extra dafür ein besonderes Event organisiert. Und gerade heute hat das Lesen so ein Marketing bei vielen Schülern leider nötig, da elektronische Medien leider eine sehr große Konkurrenz darstellen. Aber in dem geschilderten Fall würde ich fürchten, dass die Lesenacht zu so etwas wie Unterricht verkommt und der eigentliche Sinn verfehlt wird.
Ich bin jetzt einfach mal etwas bösartig und versteige mich zu einer Vermutung, ganz ohne die Lehrkraft, die Klasse und sonstige Gegebenheiten vor Ort zu kennen. Es wirkt für mich fast so, als ob die Lehrerin in zeitlichem Verzug ist und das Gefühl hat, nicht alles zu schaffen, was der Lehrplan von ihr fordert und so krampfhaft versucht irgendwie Zeit zu schinden. Das würde ich an Stelle der Eltern aber nicht so direkt ins Gesicht sagen. Sonst ist es sehr wahrscheinlich, dass die Situation eskaliert. Und man möchte ja nicht, dass die Kinder solche Unstimmigkeiten zwischen Lehrer und Eltern ausbaden müssen. Daher mein Tipp: Immer versuchen, solche Situationen freundlich zu klären!
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