Wildschweine in der Stadt, die alles unsicher machen?
Eine Freundin von mir wohnt im Norden Deutschlands in einer Kleinstadt und dort toben in letzter Zeit die Wildschweine. Sie räumen die Mülltonnen leer, die an Gaststädten und Supermärkten stehen und wühlen die Gärten um. Man muss abends und nachts schon Angst haben vor die Tür zu gehen.
Gerade im Herbst soll es sehr schlimm sein, dass Wildschweine auch Kleinstädte aufsuchen und dort alles unsicher machen. Habt ihr so was schon erlebt? Muss man das eigentlich dulden? Kann man da was dran machen? Denkt ihr, dass die Wildschweine einfach überhand nehmen und man sie jagen sollte?
Wir wohnen hier am Rand von Berlin, angrenzend an den Spandauer Stadtforst. Hier sieht man relativ regelmäßig Wildschweine, die sich beispielsweise in der Dämmerung im direkt an der Straße angrenzenden Wald tummeln. Meine Freundin ist beim Spazierengehen sogar mal auf eine Bache mit Frischlingen gestoßen. Da es schon fast dunkel war, dachte sie erst "Ach süß, Hundewelpen!", bis die kleinen Wildschweine ängstlich quietschend zu ihrer Mutter rannten und diese wiederum aggressive Geräusche von sich gab.
Meine Freundin hat sich dann ganz vorsichtig zurückgezogen und traute sich erstmal eine Weile nicht mehr alleine diesen Weg zu gehen! Das wirklich Kuriose daran war aber, dass sich dies mehr oder weniger in einem Wohngebiet abspielte. Ein stadtrandnahes Wohngebiet zwar mit dem Charakter einer etwas größeren Schrebergartensiedlung, aber immerhin. Die Wildschweine befanden sich dabei direkt an der Straße zwischen den parkenden Autos der Anwohner...
Es soll auch schon mal eine Rotte Wildschweine ein ganzes Stück weit nach Spandau hinein gelaufen sein, Richtung Zentrum/Altstadt. Diese wurden von der Polizei dann wieder in Richtung Stadtforst zurückgetrieben. Das Problem, etwas gegen die Wildschweine innerhalb eines Stadtgebiets zu unternehmen, scheint folgendes zu sein: Innerhalb eines Wohngebietes dürfen sie nicht einfach geschossen werden, weil das zu gefährlich für die dort lebenden Menschen wäre (Querschläger etc.).
Daher kann man eigentlich nur versuchen, sie zu "vergrämen", also mit bestimmten Mitteln, etwa unangenehmen Duftstoffen, zu vertreiben. Wenn die Wildschweine aber erstmal eine Nahrungsquelle für sich entdeckt haben, etwa menschliche Abfälle, sind sie von dort wohl gar nicht mehr so leicht wegzutreiben. Man kann daher lediglich den Bestand außerhalb des Stadtgebiets unmittelbar dezimieren, was das Problem im Stadtgebiet selbst natürlich nicht behebt, wenn die Tiere sich dort erstmal angesiedelt haben.
MissMarple hat geschrieben:Denkt ihr, dass die Wildschweine einfach überhand nehmen und man sie jagen sollte?
Was bedeutet denn genau "überhand"? So viele, dass es die Menschen stört. Das finde ich etwas einseitig. Immerhin nimmt der Mensch ihnen den Lebensraum weg. Zudem waren die Wildschweine zuerst da. Die dulden also uns und nicht umgekehrt. Der Mensch hatte die Wildschweine in weiten Teilen Europas und auch Deutschlands schon ausgerottet gehabt. Wenn man nun "Europa" durch "Afrika" oder "Südostasien" und "Wildschweine" durch "Elefanten" oder "Sibirische Tiger" ersetzen, wäre der Aufschrei groß. Die sollen gefälligst Reservate einrichten und die armen Tiere schützen, bevor sie aussterben. Aber wir roden Wälder und bauen Städte und jagen Wildschweine, weil sie uns die Gärten umgraben.
Vielleicht hast du es ja gar nicht so gemeint. Aber ich hätte es besser gefunden, wenn du deine Fragen anders formuliert hättest. Ich kann schon verstehen, dass man Angst davor hat, nachts einem Wildschwein zu begegnen. Aber man kann doch nach Lösungen suchen, dass Menschen und Wildschweine miteinander klar kommen.
Es kann doch nicht die einzige Möglichkeit sein, sie zu jagen. Was übrigens schon getan wird. Jedes Jahr werden knapp eine halbe Million von ihnen erlegt. Es gibt aber Argumente, nach denen die Jagd eine Vermehrung der Wildschweine zur Folge hat. Normalerweise wird eine Wildschweinrotte nämlich von einem Weibchen angeführt. Dieses unterdrückt die Fortpflanzung der Weibchen, die unter ihr stehen. Wenn sie abgeschossen wird, vermehren sich alle Weibchen der Gruppe.
Zudem legen Jäger Futter aus, um die Tiere bequem aus ihrem Hochstand erschießen zu können. Mit diesem regelmäßigem Futterangebot lässt es sich auch viel leichter der Winter überleben und so bekommen schon Frischlinge in ihrem ersten Sommer Junge, was sie nach einem Winter ohne Futter nicht täten.
Außerdem ist der Mensch auch selbst schuld an den hohen Beständen, weil die Landwirtschaft nahezu ideal gestaltet ist, um Wildschweinen viel Futter und Unterschlupf zu gewähren. Aber wofür bauen wir so viel Raps und Mais an? Für die Biogasanlagen.
Also ich finde, die Fragen sollten nicht lauten, ob wir das dulden müssen oder ob die Wildschweine überhand nehmen. Es geht viel tiefer. Wodurch haben wir selbst diese Zustände begünstigt? Wie können wir nachhaltig umdenken? Wie können wir es schaffen, mit den Wildschweinen zusammenzuleben ohne sie auszurotten?
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