Kann man Tierversuchen auch positive Aspekte abgewinnen?

vom 02.11.2013, 15:20 Uhr

Ich hatte neulich mal ein Gespräch mit einer Cousine von mir, die meint, dass Tierversuche notwendig sind und dass die Gegner der Tierversuche gar nicht nachdenken, was sie selber alles nutzen, was sie ohne Tierversuche nicht hätten. Und wenn es hart auf hart käme und sie beispielsweise ein Organ gespendet bekommen müssten, dann wären sie auch darauf angewiesen. Denn die ersten Organe sind bei Tieren transplantiert worden. Sie meint, dass wohl kaum einer der Tierversuchsgegner sich selber "opfern" würde um den Tieren zu helfen.

Das hat mich dann doch ein wenig zum Nachdenken gebracht, weil ich eigentlich immer darauf achte, dass meine Kosmetik usw. tierversuchsfrei ist. Aber irgendwie kann man, wenn ich darüber nachdenke, was meine Cousine sagt, dann doch auch den Tierversuchen positive Aspekte abgewinnen.

Denkt ihr, dass in gewisser Hinsicht auch Tierversuche wirklich notwendig sind und dass man eigentlich gar nicht ohne die Tierversuche große Fortschritte in der Medizin machen kann? Würdet ihr durch euren eigenen Einsatz den Tieren das Leid ersparen, indem ihr euch als Versuchsobjekt zur Verfügung stellt? Oder sagt ihr, dass man das dann doch an Tieren testen soll?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Deine Cousine hat natürlich so gesehen Recht. Natürlich wurden in der Medizin durch Tierversuche bahnbrechende Methoden erforscht und vielen Menschen geholfen. Aber man muss das Ganze etwas differenzierter sehen. Die Erforschung der Organtransplantation fand hauptsächlich in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts statt. Damals war das sicher nötig, es zunächst an Tieren zu versuchen und dadurch Kenntnisse zu erlangen. Es war auch sicher nötig, Medikamente an Tieren zu testen. Natürlich stellen sich Menschen erst dann zur Verfügung, wenn das Medikament einigermaßen ausgetestet ist oder wenn sie aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands eh nicht mehr viel zu verlieren haben.

Aber mittlerweile gibt es eben alternative Verfahren und es ist nicht mehr nötig, Tiere zu verwenden. Die Proteste wenden sich ja gegen den heutigen Zustand. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Zudem sind diese Verfahren oft besser, weil man eben nicht einfach so vom Tier auf den Menschen schließen kann. Ich weiß es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es bei den Versuchen, Tieren Organe zu transplantieren weniger Probleme gab wegen den Blutgruppen. Bis zur Entdeckung der verschiedenen Blutgruppen, war es einfach ein Glücksspiel, ob der Patient mit dem Organ überlebt oder es abstößt. Darauf konnten auch die Tiere nicht vorbereiten.

Eine weitere Einschränkung zur Meinung deiner Cousine: es werden bei weitem nicht nur medizinisch sinnvolle Dinge getestet. Es werden auch viel philosophische Fragen versucht zu beantworten. Wie Tiere sich wahrnehmen z.B. Daraus zieht keiner für den Menschen wirklich relevante Erkenntnisse. Das rettet keine Leben. Und die Tests für Kosmetik sind auch nicht medizinisch notwendig. Wir könnten ohne Mascara und Selbstbräuner überleben. Wir könnten vor allem überleben, wenn wir aufhören würden, immer neue Stoffe in die Kosmetik zu packen. Denn für jeden neuen Stoff werden neue Versuche gemacht.

Also natürlich gibt es positive Aspekte an Tierversuchen. Wer das bestreitet, sieht die Welt wirklich ziemlich schwarz-weiß. Die Frage ist, ob diese positiven Aspekte all das Leid rechtfertigen. Man muss halt die positiven gegen die negativen Aspekte abwägen. Und zudem die positiven Aspekte noch hinterfragen, weil es heutzutage alternative Methoden gibt, die besser sein könnten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Dieses Thema sehe ich recht zwiegespalten. Ich fürchte auch, dass in der Medizin Tierversuche einfach notwendig sind, um neue Arzneistoffe zu testen. Dabei sehe ich es natürlich auch so, dass man neue Wirkstoffe nicht direkt am Menschen testen kann. Natürlich werden schon viele Tests im Reagenzglas gemacht, aber dabei kann man eben nicht beurteilen, wie ein Wirkstoff bei einem lebenden Organismus arbeitet. Dafür sind Tierversuche schon wichtig, bevor ein Arzneimittel erstmals am Menschen getestet werden kann. Bei Kosmetikprodukten, die ja nicht lebensnotwendig sind, sehe ich aber die Notwendigkeit zu Tierversuchen gar nicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



@Bienenkönigin: Bist du wirklich der Meinung, dass man im medizinischen Bereich heute schon komplett auf Tierversuche verzichten kann? Ich glaube das nicht, da es ja nicht nur Abwandlungen von vorhandenen Medikamenten gibt, sondern auch gänzlich neue Zusammensetzungen entwickelt werden. Da kann man nicht einfach nur am Computer berechnen, ob und wie sie wirken.

Man kommt da nicht um die Tierversuche herum, auch wenn man es wollte. Wobei ich hier nur medizinische Notwendigkeiten sehe. Alles was in den kosmetischen Bereich geht ist meiner Meinung nach nicht wirklich notwendig. Wie du selbst schon sagst, brauchen wir eigentlich keine Dinge, die rein aus Chemie bestehen. Und alle natürlichen Zusammensetzungen können auch am Menschen selbst getestet werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Natürlich haben Tierversuche auch positive Aspekte, sonst würde man sie ja nicht machen. Die Leute, die die Versuche anstellen, tun dies ja nicht, weil sie Tierquäler sind. Tierversuche sind in vielen Bereichen noch notwendig. Du sprichst ja selber schon die Organtransplantationen an. Ich persönlich habe nichts gegen Tierversuche, solange die Tiere nicht unnötig gequält werden.

Tiere sind für mich nicht wie Menschen zu betrachten, sonst müsste ich Veganer werden, was ich als gegen meine Natur betrachte. Ich finde es durchaus legitim, Tiere sozusagen zu benutzen, wenn es dem Wohle der Arterhaltung des Menschen dient.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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