Lehrer sagt alles super - Note trotzdem schlecht?

vom 01.11.2013, 05:08 Uhr

Meine Cousine musste vor einiger Zeit in der Schule eine Facharbeit abgeben und sie entschied sich dabei für das Fach Biologie. Normalerweise ist sie in Bio nicht so gut, deswegen wollte sie die Chance nutzen und durch diese Arbeit ihre Note aufbessern. Nun ist es natürlich so, dass sie dabei auch stetig Rücksprache mit ihrem Lehrer gehalten hat und sich dort einige Ratschläge geholt hat. Außerdem hat der Lehrer alle Sachen abgesegnet und über die Arbeit drüber gelesen und sie für sehr gut befunden. Sie hat nur noch ein paar Kleinigkeiten verbessert und Grafiken beigefügt und dann die Arbeit so abgegeben, wie sie vorher war.

Nun war es aber so, dass sie vor kurzem ihre Note dafür bekommen hat und die war plötzlich gar nicht mehr so super. Sie hat eine glatte 3 für ihre Arbeit bekommen, was ich doch schon ziemlich daneben finde, wenn ihre Arbeit doch vorher "sehr gut" war. Sie war auch total aufgelöst, da sie sich eben viel Mühe gegeben hat und ihr Lehrer auch immer wieder gesagt hat, dass die Arbeit total gut wäre und es nur ganz wenige Kleinigkeiten auszubessern gäbe, die sie dann schließlich auch verbessert hat.

Ich kenne solche Situationen auch aus der Uni. Im ersten Semester mussten wir eine Hausarbeit abgeben, damals nur zur Probe. Die Hausarbeit einer guten Freundin wurde mit 1,3 vorläufig bewertet. Sie sollte auch nur noch ein paar kleinere Dinge verbessern und dann eben noch einmal abgeben. Das Endergebnis war hierbei dann allerdings eine Note schlechter, nämlich 2,3. Sie hat den Dozenten dann auch darauf angesprochen und dieser meinte nur, dass er im Nachhinein doch noch viele Fehler gefunden hätte.

Ich finde solche Situationen sehr merkwürdig und auch unfair. Man fragt ja nicht umsonst nach Hilfe und gerade in der Schule sollte der Lehrer doch gewillt sein seinem Schüler möglichst zu einer guten Note zu verhelfen und sich auch die Zeit für ein ordentliches und hilfreiches Feedback nehmen.

Nun würde mich mal interessieren, wie ihr das seht. Ist euch vielleicht sogar schon einmal etwas ähnliches passiert? Falls ja, wie habt ihr darauf reagiert? Habt ihr den Bewerter auch darauf angesprochen und wie ist die Sache dann ausgegangen? Könnt ihr solche Vorgehensweisen verstehen?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir selber ist so etwas noch nie passiert. Aber wenn Deine Cousine in dem Fall vorher schon sehr schlecht war, wird das der Lehrer ja gewusst haben. Und eine drei in Biologie ist in dem Fall in seinen Augen vielleicht wirklich sehr gut, das die vorher vielleicht schlechtere Noten hatte.

Sicher hätte er ihr hier und da auch Tipps geben können, aber das ist nicht seine Aufgabe. In erster Linie liest er das, was vor seiner Nase ist und hat vielleicht nicht gedacht, dass es schon alles ist, was sie abgeben wird. Vielleicht hatte er gedacht, dass noch ein paar Seiten hinzukommen. Da das vielleicht nicht der Fall war und hier und da eventuell was gefehlt hat, kann eine drei zustande kommen.

Man kann nie eine Arbeit mit der anderen vergleichen. Auch wenn diese auch nur ein paar Kleinigkeiten ändern sollte, heißt es ja nicht, dass die Arbeit gleichzusetzen ist mit der Arbeit von Deiner Cousine. Leider hast Du nicht geschrieben, ob Deine Cousine den Lehrer darauf angesprochen hat, denn das würde ich in dem Fall tun.

Wenn sie ihn anspricht, hat sie die Möglichkeiten zu erfragen, was sie hätte besser machen können, um beim nächsten Mal auf bestimmte Sachen zu achten. Der Lehrer gibt sicher nicht ohne Grund eine drei, auch wenn er vorher sagte, dass es sehr gut ist. Sehr gut zu sagen ist nicht gleich sehr gut als Note zu bekommen.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Diese Form ist für den Schüler wohl eine gute Variante, um zu testen, wie gut seine bisherige Arbeit ist. Aber ich würde mich nie mit solchen Kommentaren wie "Es ist sehr gut!" abspeisen lassen. Dies bedeutet für mich nämlich fast alles. Es kann für den Schüler sehr gut sein, dass er die Aufgabe verstanden hat und bisher zu diesem Ergebnis kam oder es kann sehr gut sein, im Vergleich zu dem, was der Schüler bisher in der Schule oder auch in der Uni erbracht hat.

Ich habe noch nie einen Lehrer vor Abgabe von einer Arbeit meine Berichte oder Hausarbeiten lesen lassen. Nun in der Ausbildung mache ich es nur so, dass ich bei den bestimmten Praktikumsaufträgen, die wir immer wieder abgeben müssen, meinen Mentor einmal lesen lassen. Seine Meinung ist mir wichtig, wobei bisher keine gravierenden Mängel aufgefallen sind. Er war bisher so zufrieden. Was die Lehrerin, auch in meinen nun kürzlich abgegebenen Praktikumsauftrag finden wird, werde ich erst noch sehen. Kam es aber zwischen der Lehrerin und dem Mentor zu irgendwelchen Diskrepanzen, dann sprach ich es bei dem Mentor noch einmal an.

So sollte es deine Cousine auch tun, aber sich nicht erhoffen, dass bei der Note etwas besseres herauskommt, sondern eher um die Situation für sich zu klären. Die Note wir schließlich feststehen. Der Lehrer wird sich vermutlich sowieso herausreden. Ich habe auch oftmals das Gefühl, wenn andere freiwillig etwas abgegeben haben, obwohl es der Lehrer bereits durchgelesen hat, dass es für den Schüler nie gereicht hat. Mit den Worten "sehr gut" kann man sich sehr große Hoffnungen machen. Aber ich denke eben, dass die Erwartungen des Lehrers nicht getroffen wurden.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn man vorher in Biologie schlecht war, ist doch eine 3 eine Supernote. Vielleicht hat der Lehrer auch nicht gesagt, dass es sehr gut war. Vielleicht hat deine Cousine das missverstanden. In der Voransicht kann der Lehrer auch noch gar keine detaillierte Beurteilung geben, da auch die Form und die Rechtschreibfehler eine Rolle spielen. Das wird ja vorher nicht im Einzelnen korrigiert. Bei vielen Rechtschreibfehlern und auch bei formalen Fehlern kann die Note durchaus nach unten rutschen. Der Lehrer schaut sich ja vorher hauptsächlich den Inhalt an.

Mein Sohn hatte in seiner Mathefacharbeit im Vortrag 14 Punkte bekommen und später als Gesamtnote nur noch 10. Der Lehrer hatte die Arbeit vorher inhaltlich abgesegnet. Aber es waren wohl zu viele Formfehler und Schlampigkeiten drin, sodass ich die Note (im Gegensatz zu meinem Sohn) für gerechtfertigt hielt. Wenn ein Lehrer die Arbeit im Vorfeld schon auf Höchstniveau bringen soll, würde ja jeder eine 1 bekommen. Das ist auch nicht seine Aufgabe, er käme damit auch zeitlich gar nicht durch. Ein bisschen muss der Schüler schon selbst am Schluss noch feilen. Ich bezweifle oft, dass die Schüler ahnen, wie viel Aufwand in einer solchen Korrektur steckt, es muss ja alles hieb- und stichfest sein, auch fürs Kultusministerium, wenn Beschwerden kommen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es schwierig, diese Situation zu beurteilen, weil wir ja bei dem Gespräch nicht dabei waren. Der Lehrer meinte damit, dass er gesagt hat, dass die Arbeit sehr gut sei, wahrscheinlich gar nicht, dass er dafür die Note "Sehr gut" geben würde, sondern dass die Arbeit im Vergleich zu der bisherigen Zensur in diesem Fach eine gute Leistung sei. Außerdem kann ich mir auch vorstellen, dass die Tipps des Lehrers in der Zensur eine Rolle spielen.

So etwas habe ich bei einem Klassenkameraden mal erlebt, dass er für ein Referat nicht die beste Note bekommen hat, weil er den Lehrer oft gefragt hat und dieser dadurch meinte, dass der Schüler ja nicht alles alleine erarbeitet hat. Möglicherweise war es ja bei deiner Cousine genauso, dass der Lehrer die Arbeit zwar für sehr gut hielt, aber eben meinte, dass sie ohne seine Tipps nicht so gut geworden wäre.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wenn sie sonst eine 5 in Bio hat, dann ist das Ergebnis im Vergleich zur vorherigen Note ja schon gut. Vielleicht dachte der Lehrer auch, dass sie sich damit begnügt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich eine solche Situation nicht kenne. Bei uns haben die Lehrer sich auch so nie zu einer Arbeit im Vorfeld geäußert, sondern das ganze immer objektiv beurteilt und ohne eine Note zu nennen. Sie haben aufgezeigt, was man verbessern kann und das war es und das ist meiner Meinung nach auch der richtige Weg.

Man kann von einem Lehrer auch nicht verlangen, dass er im Vorfeld schon etwas dazu sagt. Und wenn man einen Lehrer 10 mal über eine Arbeit lesen lässt, dann hat man die Arbeit am Ende ja auch kaum selber geschrieben, sondern richtig viel Hilfe bekommen. Vielleicht spielt auch das eine Rolle bei der Bewertung und vielleicht hat sie dann eben einmal zu oft drüber lesen lassen. Wenn all das nicht sein kann, dann würde ich den Lehrer aber schon mal darauf ansprechend. Vielleicht gibt es einen Grund dafür und dann würde ich den ja schon wissen wollen, wenn ich sie wäre. Dann kann man sich das gleich für das nächste Mal merken.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Also so unglaublich schlecht ist sie sonst in Bio auch nicht, aber im Vergleich zu den anderen Fächern eben schon. Normalerweise steht sie dort so zwischen 3 und 4 und deswegen ist eine 3 nicht einmal im Verhältnis als "sehr gut" anzusehen. Viele schrieben, dass es nicht die Aufgabe ist den Schüler bei der Arbeit zu betreuen. Was ist denn sonst seine Aufgabe? Ich sehe das eigentlich schon so, dass genau dies seine Aufgabe ist. Das er nicht die Dinge vorher verbessert, ist wohl klar. Aber weitere Anregungen zu geben und zu sagen, dass man falsche Punkte noch einmal überdenken sollte, gehört für mich definitiv zu den Aufgaben eines Lehrers, der auch seine Aufgaben erfüllt und nicht nur das Lehrer Dasein genießt.

Die Form war definitiv in Ordnung und hat den Ansprüchen entsprochen, die Formalien waren streng vorgegeben und genauso hat sie es abgegeben. Auch werden keine etlichen Fehler drin gewesen sein, da ich die Arbeit selber Korrektur gelesen habe. Deswegen ist es mir eigentlich unverständlich, wie die Note im Nachhinein so schlecht ausfallen konnte, da der Inhalt ja vorher explizit abgesegnet und als "sehr gut" bezeichnet wurde.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mesmerizing schrieb:
Viele schrieben, dass es nicht die Aufgabe ist den Schüler bei der Arbeit zu betreuen. Was ist denn sonst seine Aufgabe? Ich sehe das eigentlich schon so, dass genau dies seine Aufgabe ist. Das er nicht die Dinge vorher verbessert, ist wohl klar. Aber weitere Anregungen zu geben und zu sagen, dass man falsche Punkte noch einmal überdenken sollte, gehört für mich definitiv zu den Aufgaben eines Lehrers, der auch seine Aufgaben erfüllt und nicht nur das Lehrer Dasein genießt.

Dieser Meinung bin ich auch, dass ein Lehrer eine Aufgabe zu betreuen hat. Dabei kann er Anregungen geben, die dazu führen können, dass der Schüler doch noch auf die Ergebnisse kommt. Ich kenne es auch so, dass ein Lehrer die Rechtschreibfehler und die Grammatik beim Durchlesen markiert, wenn sie wirklich auffällig ist. Ich kann mir nun auch nicht vorstellen, dass er wegen der Rechtschreibung und der Grammatik eine solche Note vergibt, wenn der Inhalt stimmt und kaum Rechtschreibfehler vorhanden sind, wie du es beschrieben hast.

Ich denke mir immer bei Hausarbeiten, dass Lehrer auch individuell mit anderen Hausarbeiten vergleichen. Sie hat wohl möglich eine andere Hausarbeit gelesen und dann fehlten ihr bei deiner Cousine bestimmte Inhalte, welche sie dann bemängelt hat. Da ich die Hausarbeit nun auch nicht vor Augen habe, kann es eben sein, dass sie die Gedanken um das Thema nicht zu Ende ausgeführt hat oder eben der Lehrer nur sporadisch drüber gelesen hat, ohne dabei ins Detail gegangen zu sein. Ich weiß aber auch, dass viele Lehrer sich aus der Unterstützung für Vorträge und Hausarbeiten heraus halten oder solche Hilfestellungen gar nicht erst anbieten.

Ich denke dennoch, dass deine Cousine mit dieser Note zufrieden sein sollte. Wenn sie immer zwischen 3 und 4 stand, ist es meist ein Wunsch oder auch ein Traumdenken, dass man nun in einer Hausarbeit eine 1 schreibt, um dies auszugleichen. Auch wenn die Lehrerin die Worte "sehr gut" verwendet hat, so kann sie es im Kontext anders ausgedrückt haben. Vielleicht wollte sie der Schülerin nicht die Hoffnung nehmen, dass die Hausarbeit am Thema vorbei ist. Und relativ gesehen ist eine drei eine gute Note. Immerhin besser als eine 5 oder 6, dessen sollte sie sich immer bewusst sein und werden.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Eine Lehrerin hat auch von meinen guten Leistungen gesprochen und am Ende habe ich auch eine 3 im Zeugnis bekommen, obwohl eine 3 für mich keine gute Note ist, sondern eben eine mittelmäßige Note. Außerdem habe ich vor einigen Wochen eine Arbeit geschrieben, auf die ich die Note 3 bekommen habe und die Lehrerin hat mir wohl meine Enttäuschung angemerkt, aber meinte auch zu mir, dass die nächste Arbeit einfacher wird und die 3 auch nicht so schlimm ist, ich war jedoch gar nicht so richtig begeistert. Anschließend habe ich auch darüber nachgedacht, wieso einige Lehrer eine 3 als gute oder manchmal auch sehr gute Leistung bezeichnen, denn eigentlich sind für mich 2er oder 1er gute Leistungen.

Vielleicht sollte man mit dem Lehrer reden und diesem genau erzählen, welche Note man genau anstrebt, also zum Beispiel eben eine zwei. Vielleicht sollte man irgendwelche Sätze vermeiden, dass man sich verbessern möchte, sondern sollte eben sein genaues Ziel mitteilen, denn so kann sich der Lehrer ja auch ein besseres Bild machen. Ansonsten hätte er ja sagen können, dass man bald die Note 2 erreicht hat und man sich noch ein wenig anstrengen muss? Ich muss aber zugeben, dass ich eigentlich auch nicht immer nachvollziehen kann, wie irgendwelche Lehrer ihre Noten machen und wie viel Prozent davon persönliche Eindrücke oder eben auch wirklich eine schriftliche oder mündliche Leistung sind.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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