Gründe aus der Kirche auszusteigen?

vom 31.10.2013, 16:49 Uhr

Heute Morgen habe ich im Radio einen Bericht gehört, da ging es darum, das alleine im Monat Oktober, 900 Menschen in Köln aus der Kirche ausgetreten sind. Die Zahlen steigen rapide. Die Menschen ärgern sich über den Limburger Skandal, und eine Frau beschrieb ihren Austritt, das eine vergewaltigte Frau in einem katholischen Krankenhaus nicht behandelt wurde.

Freunde von mir sind schon lange ausgestiegen, da ging es aber immer um die hohe Kirchensteuer. Nicht um die vielen Skandale rund um die Kirche. Jetzt finde ich es auch schwierig die ganze Kirche, auf einzelne Fälle zu reduzieren. Zum Beispiel hätte es sicher auch tausende katholische Krankenhäuser gegeben, die niemals die Frau weg geschickt hätten.

Ich selber bin noch in der Kirche, ich habe aber auch kleine Kinder, weshalb ich nicht aussteigen würde. Seit ihr noch in der Kirchen, und wenn ihr ausgestiegen seit, was sind eure Gründe dafür?

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin nicht gläubig und deswegen bin ich auch in keiner Kirche angemeldet. Ich kann aber den Ausstieg aus der Kirche durchaus verstehen. Die Kirche modernisiert sich nicht und es werden immer mehr Skandale offengelegt. Ich denke, dass man sich eben auch irgendwann mal weiterentwickeln muss und die Gläubigen nicht als auszunutzende Zahler gesehen werden sollten.

Immerhin geht es ja um den Glauben und da sollte man sich auch selber mal daran halten. Zudem kann man nicht wirklich an allen festhalten, was schon so lange festgelegt ist. Wenn man zudem getauft wurde und steht nicht hinter dem Glauben, wird man irgendwann austreten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde es eher so sehen, dass die Gründe, die diese Menschen bei Befragungen immer angeben nur das i-Tüpfelchen waren, die sie zum Ausstieg bewegt haben. Wenn man alles perfekt findet und dann passiert eine solche Sache, dass eine Frau in einem Krankenhaus nicht angenommen wird oder ein Bischof so über die Stränge schlägt, dann kehrt man deswegen nicht der ganzen Institution den Rücken. Aber es kann dann eben das Fass zum Überlaufen bringen, wenn man sowieso schon seit Jahren unzufrieden war und einen immer mal wieder etwas gestört hat. Diejenigen, die jetzt mit dieser Welle ausgestiegen sind, waren beim letzten Skandal auch schon Wackelkandidaten.

Außerdem sind die einzelnen Fälle ja auch nur Symbole für das, was in der Kirche schief läuft. Es war nur ein Bischof, der so viel Geld ausgegeben hat, aber dass es so wahnsinnig lange gedauert hat, bis die Kirche mal reagiert hat, empfinde ich als den echten Skandal. Und sicher war es nur ein Krankenhaus, das so negativ auf sich aufmerksam gemacht hat. Aber die Begründung für die Ablehnung beruhte auf dem katholischen Glauben. Ich denke nicht, dass alle anderen katholischen Krankenhäuser es anders gemacht hätten.

Ich war nie in der Kirche. Ich und meine Geschwister sind nie getauft worden und bin meinen Eltern deshalb sehr dankbar. Natürlich weiß ich nicht, wie meine religiöse Erziehung ausgesehen hätte, wenn eine Taufe stattgefunden hätte, aber ich denke, ich wäre auch schon lange ausgestiegen. Mein Mann ist noch als evangelisch gemeldet, aber er will eigentlich schon lange aussteigen. Obwohl er keine Kirchensteuer zahlen muss, weil er unterhalb der Grenze verdient. Die Kirche hat es einfach nicht verdient, dass sie ihn als Mitglied zählen können. Aber da es nicht dringend ist und auch noch Geld kostet, hat er es bisher immer aus Faulheit vor sich hergeschoben.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Grund für den Austritt aus den Kirchen ist doch ganz offensichtlich - die meisten Leute sind nie eingetreten, diese Entscheidung ist für sie von anderen getroffen worden lange bevor sie selber überhaupt in der Lage waren sich Gedanken zu machen und Entscheidungen zu treffen.

Sicher gibt es für viele dann einen konkreten Anlass, der sie dazu bewegt ihren Austritt endlich offiziell zu machen, aber Tatsache ist trotzdem, dass viele dieser Menschen überhaupt nie in eine Kirche eingetreten wären, wenn man sie nicht getauft hätte und wenn man sie erst in einem mündigen Alter gefragt hätte, ob sie eine Mitgliedschaft wollen oder nicht.

Nebenbei bemerkt finde ich es auch generell falsch eine ganze Institution oder einen ganzen Berufsstand über einen Kamm zu scheren. Aber bei der Kirche sind gewisse Fälle schon symptomatisch für das ganze System, für die Meinung, die in der Kirche vorherrscht. Eine gewisse Frauenfeindlichkeit gibt es ja in ganz vielen Bereichen, genauso wie Sexualfeindlichkeit und Doppelmoral.

Meine Eltern haben mich nie taufen lassen und waren der Meinung, dass ich das selber für mich entscheiden soll, wenn ich alt genug bin. Ich bin ihnen unendlich dankbar dafür, dass ich keine einseitige religiöse Erziehung ertragen musste sondern ganz viele verschiedene Sichtweise kennenlernen durfte und nie gesagt bekommen haben, was ich zu glauben habe. Ich verstehe deshalb absolut nicht warum du denkst, dass du deinen Kindern einen Gefallen tust mit deiner Kirchenmitgliedschaft. Ich denke, dass ein Kind von einer sekulären Erziehung, die zum selber denken und Fragen stellen anregt, nur profitieren kann, in allen Bereichen des Lebens.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich bin ausgestiegen, weil ich nicht mehr geglaubt habe. Das war schon in meiner Jugend, als ich mir intensive Gedanken über das Christentum gemacht habe. Ich finde es erbärmlich, wenn die Leute wegen der Kirchensteuer austreten. Entweder man hält die Kirche für eine Institution, die den Glauben repräsentiert, und als Katholik den Papst als ein unfehlbares Wesen, dann muss man auch bereit sein, die Kirchensteuer zu zahlen, oder man glaubt nicht, dann ist es konsequent, auszutreten.

Wieso musst du denn wegen der Kinder in der Kirche bleiben? Das Argument habe ich noch nie gehört. Wenn ich nicht glaube und mit der Kirche nicht einverstanden bin, dann würde ich die Kinder doch nicht taufen lassen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Auch die Kirche ist nur eine Firma, die Geld verdient. Viel Geld, dass sie von ihren Mitgliedern verdient. Die Skandale, die wir in der Zeitung lesen, sind nur ein Bruchteil dessen, was passiert. Das meiste dringt eher nicht in die Presse. Ich bin nach meiner Hochzeit ausgetreten, weil es mir zu teuer war. Man muss ja trotzdem für alles extra zahlen. DieTrauung, den Blumenschmuck für die Kirche, den Organisten, die Reinigung, weil Blumen gestreut wurden und die Reinigung des Vorplatzes, weil einige Gäste mit Reis geworfen hatten.

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» Hannelore15 » Beiträge: 29 » Talkpoints: 6,51 »


anlupa hat geschrieben:Ich finde es erbärmlich, wenn die Leute wegen der Kirchensteuer austreten. Entweder man hält die Kirche für eine Institution, die den Glauben repräsentiert, und als Katholik den Papst als ein unfehlbares Wesen, dann muss man auch bereit sein, die Kirchensteuer zu zahlen, oder man glaubt nicht, dann ist es konsequent, auszutreten.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? In vielen Ländern gibt es überhaupt keine Kirchensteuer, dort werden die Kirchen durch die Spenden ihrer Mitglieder finanziert und es gibt dort sicher genug Menschen, die sich finanziell keine oder keine regelmäßige Spende leisten können und die sich trotzdem als gläubig bezeichnen würden.

Wenn ich religiös wäre würde ich es wohl erbärmlich finden, wenn man Glauben von Geld abhängig macht und sich deiner Meinung nach nur Katholik nennen darf, wenn man dafür auch kräftig bezahlt. Aber da dem nicht so ist sehe ich die Kirche einfach als Institution mit einem nicht unbeträchtlichen Vermögen, die es irgendwie geschafft hat den Staat zu ihrem Geldeintreiber zu machen, obwohl es eigentlich eine Trennung von Staat und Kirche geben sollte. Die Religion ist nur Mittel zum Zweck.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich bin vor einem Jahr ausgetreten und für mich gab es genügend gute Gründe. Zuerst einmal hat mich die Kirche gelangweilt und ich habe weder an Gott noch an irgendeinen Pfarrer geglaubt. Dann kommt noch der Sexismus hinzu, dass nur Männer Pfarrer werden dürfen. Auch das Keuschheitsgelübde ist meiner Meinung nach alles andere als zeitgemäß.

Ein wirklich ausschlaggebender Punkt war für mich die Sache, dass man seinen nächsten lieben solle, die Tiere für das Fleisch jedoch radikal getötet werden. Und das genauso von Katholiken. Zu einer solch heuchlerischen Gruppe möchte ich mich einfach nicht zählen. Hinzu kam dann noch die Kirchensteuer. Auch die Skandale, z.B. der Bischof, der hier in der Stadt Kinder misshandelt hat.

Was mich dann zum endgültigen Schritt bewegt hat, möchte ich hier berichten. Eine sehr gute Bekannte hat geheiratet. Der Pfarrer schrieb alle Lieder vor und es durfte nichtmal "Hallelujah" gespielt werden, was sich das Brautpaar eigentlich sehr gewünscht hatte. Zudem hielt der Pfarrer dann eine Ansprache, wie wichtig es sei, dass man zu zweit durchs Leben geht und dass der Mensch dafür geschaffen sei. Er selbst hat natürlich die Vorschrift, keusch zu leben. Meiner Meinung nach kann da etwas nicht stimmen und ich bin froh, aus dieser heuchlerischen Sekte entkommen zu sein. Ich hoffe, dass das noch viele Menschen erkennen und frei denken werden. Natürlich akzeptiere ich auch Menschen, die nicht austreten wollen, selbst wenn ich es nicht verstehen kann.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin einen Tag nach meinem 16. Geburtstag aus der Kirche ausgetreten. Der Grund war denkbar einfach: ich war und bin einfach nicht gläubig und wollte mich offiziell von der Kirche distanzieren. Wenn ich irgendwo meine Konfession angeben musste, war "evangelisch" richtig, aber ich fühlte mich wie ein Lügner.

Ich hatte knapp 3 Jahre vorher mit dem Konfirmandenunterricht begonnen und eigentlich bin ich da auch immer gern hingegangen. Die Leute waren nett, die Treffen waren immer lustig - wäre da nur nicht dieses lästige Gerede über Gott und die Bibel gewesen. Damals musste man regelmäßig in den Gottesdienst und das habe ich abgrundtief gehasst. Ich konnte das Gerede einfach nicht ertragen und fühlte mich fehl am Platz. Also brach ich diesen Unterricht ab und es kam nicht zur Konfirmation, was insbesondere bei den religiösen Älteren des Dorfes zu Entsetzen führte. Auch vom damaligen Pfarrer durfte ich mir eine Predigt über mein Verhalten anhören, der nicht verstehen und akzeptieren konnte, dass ich mich einfach nicht mit dem Glauben identifizieren konnte. Letzten Endes wäre ich vielleicht nicht sofort mit 16 ausgetreten, wenn man mich damals nicht so abwertend behandelt hätte.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Da ich nicht getauft bin war ich nie Teil der Kirche. Nun, im Alter von 21, habe ich schon öfter überlegt einzutreten. Meine Zwickmühle, aus der heraus ich diese Überlegungen überhaupt erst angestellt habe, ist die, dass ich schon glaube, dass es da etwas Größeres als uns Menschen gibt. Nicht so etwas wie Schicksal, oder DEN Gott oder auch mehrere, sondern einfach eine Art Geist, die unser Tun überwacht und einschreitet, wenn die Menschheit an der Kippe steht. Insofern deckt sich diese Vorstellung nicht mit der kirchlichen.

Jedoch gefällt mir die Vorstellung an einem sicheren Ort mit anderen Menschen beisammen zu sein, die ebenfalls an etwas Größeres glauben. Ich denke man muss ja nicht unbedingt an den oder das selbe glauben: allein weil man überhaupt glaubt, hebt man sich schon von vielen Menschen ab, und sich mit Gleichgesinnten zu umgeben erscheint mir dann nur naheliegend. Weihnachten beispielsweise gehe ich immer in die Mette usw.

Was mich an der Kirche und der kirchlichen Idee einfach so massiv stört (abgesehen von unzähligen Pädophilieskandalen, auf die ich nun zwar nicht näher eingehen will, die aber ebenfalls einen großen Teil bei meiner Meinungsbildung spielen und gespielt haben) ist diese Idee einer Institution, die unerlässlich sein soll, um Glauben zu praktizieren. Die Kirche sollte doch einfach ein Ort sein, an dem man sich zusammenfinden kann, und an den man sich um Rat wenden kann, wenn man einmal nicht weiter weiß. Stattdessen verkommt diese Institution durch Kirchensteuer, ewiges Spendenbetteln und oft sehr aussschließendes Verhalten Neulingen gegenüber mehr und mehr zu einer Art Club; einem Verein, der zwar konstant auf der Kippe steht, sich aber dennoch Neuem gegenüber skeptisch gibt.

In einer Zeit, in der sich die Welt mehr und mehr verändert, muss eine gewisse Offenheit einfach da sein, oder man veraltet. Und derzeit gibt sich die Kirche wirklich verdammt alt.

» SoulMeetsDark » Beiträge: 27 » Talkpoints: 0,19 »


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