Erleichtert, wenn Kumpel im Hotel schläft - gemein?

Über das nächste Wochenende will ein Kumpel von mir aus der "alten Heimat" zu Besuch kommen. Eigentlich ja ein Anlass sich zu freuen. Ursprünglich sollte er bei meiner Freundin und mir in der Wohnung übernachten. Ist ja eigentlich unter Freunden ganz normal und so viel Kohle hat er auch nicht. Nun sagte er mir letztens, er werde höchstwahrscheinlich seine Freundin mitbringen und mit ihr gemeinsam dann lieber in einer Jugendherberge oder günstigem Hotel übernachten. Ich muss zugeben, dass ich darüber mehr als erleichtert war und nun richtiggehend hoffe, dass seine Freundin auch wirklich Zeit hat.

Das liegt daran, dass insbesondere sein letzter Besuch bei uns richtig blöd verlaufen ist. Die Male davor war es zwar auch teilweise etwas anstrengend mit ihm, aber im Ergebnis okay. Anstrengend deshalb, weil er sehr viel Aufmerksamkeit einfordert und sich scheinbar nur sehr schlecht allein beschäftigen kann. Es ist sehr schwierig, sich mit ihm in der Wohnung mal ein oder zwei Stunden lang zurückzuziehen und das dann auch durchzusetzen. Dieses Aufmerksamkeitsbedürfnis war bei seinem letzten Besuch besonders extrem ausgeprägt, weil es ihm psychisch nicht so gut ging. Ich konnte nicht einmal meine Freundin küssen oder umarmen, ohne dass er gleich herbeigestürzt wäre, "Gruppenumarmung" oder ähnliches rief und sich regelrecht zwischen uns drängte. Er legte sich sogar zwischen uns ins Bett eines Morgens und wollte "kuscheln".

Wir waren beide zu geschockt und perplex, um prompt reagieren zu können. Immerhin gelang es mir seine Anfrage, ob er in der kommenden Nacht vielleicht mit bei uns im Bett schlafen dürfe, mit Nachdruck abzulehnen. Außerdem wollte er dann noch, dass ich ihm um halb elf Uhr abends, als ich schon im Bett lag und schlafen wollte, den Rest seines Mittagessens im Ofen aufwärmen sollte. Ich war genervt und weigerte mich, weil er (als Computerfreak) doch wohl wissen würde, wie ein elektrischer Backofen funktioniert. Meine Freundin hat sich letztlich erbarmt und ihm das Essen aufgewärmt. Ich kam mir vor, als sei ich plötzlich Mutter eines fast Dreißigjährigen geworden. Er fand im Nachhinein wohl, ich sei so wenig gastfreundlich ihm gegenüber gewesen und war darüber traurig.

Bezüglich der "Bett-Geschichte" und dem "Dazwischendrängen" habe ich ihm nach dem Wochenende klar gemacht, dass so etwas gar nicht geht und in Zukunft zu unterbleiben hat, was er auch einsah. Versteht mich nicht falsch, er ist eigentlich ein herzensguter Kerl und mir wirklich wichtig - aber manchmal benimmt er sich in sozialer Hinsicht wie ein tapsiger Welpe, der von nichts eine Ahnung hat.

Vor diesem Hintergrund würde ich gerne wissen, ob ihr es gemein findet, dass ich froh bin, wenn er nicht 48 Stunden am Stück in meiner Wohnung ist? Ich komme mir selbst wirklich etwas schäbig vor, denn ich habe ihm ja auch gesagt, dass er mich gerne besuchen kann und ich mag ihn eigentlich auch. Ich denke nur, dass es für mich wesentlich weniger anstrengend wird, wenn er seine Freundin dabei hat und wir uns deshalb nicht das ganze Wochenende sehen müssen. Bin ich ihm deshalb eine unehrliche oder gar hinterhältige Freundin?

Ich verstehe die Erleichterung und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Besucher, egal wie willkommen sie ursprünglich sind, nerven nach einer gewissen Zeit, insbesondere, wenn sie zu nah sind. Selbst meine Schwester ertrage ich nur zwei Tage in meiner Wohnung. Es gilt ja schon seit alten Zeiten der Spruch: Besucher und Fisch halten nur drei Tage frisch.

Dass dein Kumpel zu euch ins Bett springt, ist überhaupt nicht in Ordnung, auch wenn er es nicht so meint. Der Respekt verbietet das. Wahrscheinlich würde er dies nicht tun, wenn ihr ein heterosexuelles Paar wärt (ich habe es zumindest so verstanden, dass du als Frau mit einer Frau das Bett teilst). Das heißt, er respektiert eure Beziehung nicht als das, was sie ist.

Ich verstehe dich sehr gut! 48 Stunden können wirklich eine lange Zeit sein, wenn einem ständig jemand auf die Pelle rückt. Und bei der Vorgeschichte, die ihr habt, hätte ich vermutlich sogar gefordert, dass er sich eine andere Bleibe sucht. Ich finde es ziemlich frech, sich einfach in euer Bett zu drängen und euch nicht einmal eine Stunde am Tag in Ruhe zu lassen.

Offenbar kann er sich besonders gut mit sich selbst beschäftigen. Von daher kannst du froh sein, dass euer Kumpel im Hotel übernachtet und ich hoffe, das entspannt die Situation etwas und er hängt nicht trotzdem den gesamten Tag bei euch ab.

Ich glaube ich hätte ihm direkt eine Absage erteilt, als sich der Besuch angekündigt hat. Warum etwas akzeptieren, wenn es einem unangenehm ist? Das empfinde ich als falsche Rücksichtnahme. Da euch die letzten Besuche schon nicht wirklich gefallen haben, hättest du hier gleich sagen sollen, dass eine Übernachtung bei euch eben nicht möglich ist.

Ich selbst hatte auch schon bei einem Klassentreffen die Wohnung voll. Aber trotzdem gab es noch genug Platz, dass sich mal jemand eine Weile vom Rest der Besucher zurück ziehen konnte. Wobei es bei uns damals nur um eine Übernachtung für die meisten Besucher ging.

Ich kann deine Reaktion auch sehr gut nachfühlen. Freunde zu sein bedeutet doch nicht, dass man alles am anderen mag. Niemand passt hundertprozentig zueinander und jeder hat seine Fehler.

Ich kenne das sehr gut, wenn Freunde für ein paar Tage da sind. Es ist schwer für sie, sich selbständig zu beschäftigen. Immerhin sind sie nicht in ihrem Territorium, haben nicht ihre Sachen um sich. Aber es ist auch schwer, sie ständig zu beschäftigen und nie einfach sein Ding machen zu können. Und man wird irgendwie im "Paar sein" gestört. So gerne ich Freunde da habe, ich bin abends erleichtert, mit meinem Partner alleine zu sein, wenn wir schlafen gehen und ich bin auch erleichtert, wenn sie wieder abreisen.

Da dich dieser Kumpel auch noch nachts beansprucht und auch im Schlafzimmer beim "Paar sein" stört, kann ich umso besser verstehen, dass es für dich sehr anstrengend ist. Du brauchst dich deshalb nicht schlecht zu fühlen. Er hat letztes Mal ein paar Grenzen überschritten und du hast es ihm gesagt - also unehrlich bist du überhaupt nicht. Er scheint das aber auch akzeptiert zu haben. Immerhin kommt er euch trotzdem noch besuchen und er kommt selber auf die Idee mit dem Hotel, aus Rücksicht auf euch. Sollte er das jetzt nicht als Wink mit dem Zaunpfahl meinen, hat er deine Bedürfnisse verstanden und respektiert sie. Also ist doch alles in Ordnung.

Das scheint ja ein Freund mit merkwürdigen Verhalten zu sein? Auf solche Ideen wie er, würde ich niemals kommen. Und ganz ehrlich, ich würde mir so etwas niemals gefallen lassen, bei mir wäre er danach nicht mehr Willkommen gewesen, da muss man wirklich sagen, das du eine sehr nette Freundin hast, wenn sie das so mitmacht.

Ich finde auf keinen Fall, dass du irgendwie unehrlich oder gemein bist. Ich kann es gut verstehen, dass du nach dem letzten Besuch deines Kumpels nicht so gerne möchtest, dass er bei euch in der Wohnung schläft. Ich stelle mir so ein Verhalten, wie du es hier beschrieben hast, schon wahnsinnig anstrengend vor und kann mir nicht vorstellen, dass ich das lange aushalten würde. Mir ist meine Privatsphäre und auch ein Rückzugsort sehr wichtig und ich käme überhaupt nicht damit klar, wenn dies nicht respektiert würde.

Deswegen kann ich es gut verstehen, dass du mit deinem Kumpel ein ernstes Wort gesprochen hast und nun hoffst, dass seine Freundin auch mitkommt und die beiden im Hotel übernachten. Darum solltest du kein schlechtes Gewissen haben, sondern den Besuch deines Kumpels genießen. Ich denke, dass das so eher der Fall sein wird, als wenn er wieder bei euch in der Wohnung übernachten würde.

Das Problem wird doch aber sein, dass er zwar woanders schläft, aber ihr ihn dann immer noch den ganzen Tag wahrscheinlich mit Freundin an der Backe haben werdet. Immerhin ist er ja dein Freund und ich kann mir nicht vorstellen, dass er es wirklich verstanden hat, was da beim letzten Mal nicht gepasst hat. Ich kann dich aber absolut verstehen, dass du so etwas nicht noch mal erleben möchtest.

Ich habe bei dem Dazwischendrängen wirklich auch eher an ein kleines Kind gedacht, als an einen Erwachsenen, aber vielleicht hatte er sich ja auch etwas anderes erhofft? Eine schlechte Freundin bist du meiner Meinung nach auf keinen Fall, du scheinst ja schon beim letzten Mal absolut an deine Grenzen gegangen zu sein und 2 Leute muss man nicht bei sich aufnehmen, aber selbst wenn es nur dein Freund wäre, kann ich es verstehen, dass du nicht willst, dass er wieder bei euch schläft und das womöglich noch mal macht.

Es ist ja hier von anderen auch schon angemerkt worden, dass das fragwürdige Verhalten hier von deinem "Bekannten" kommt und der hier offenbar einige Dinge nicht ernst nimmt oder falsch verstanden hat. Das zeugt aber auch eben von mangelndem Respekt dir gegenüber - und hier kann es tatsächlich sein, dass er nicht wirklich der gute Bekannte ist, für den du ihn eben hältst.

Auf die wirklich wilde Story mit deiner Partnerin muss man eben noch mal kurz eingehen: ich kann mir wirklich beim allerbesten Willen nicht vorstellen, dass ihm der Sinn nach "Gruppenumarmung" gestanden wäre, wenn statt einer Partnerin ein Partner da gewesen wäre! Außerdem ist das "dazwischendrängen" im Bett sehr abenteuerlich. Daran würde er auch nicht im Traum denken, wenn es ein Partner gewesen wäre. Er solle sich mal vorstellen, dass ein Freund seiner Freundin sie besucht und dieser Freund die Nacht im Bett mit ihm und seiner Freundin verbringen wollen würde - und zwar zwischen dem Paar - und "kuscheln" wollen würde. Sorry wenn ich hier Klischees bemühe. Aber so wie das beschrieben wird, kennt der homosexuelle Liebe zwischen Frauen nur aus der "Erwachsenenunterhaltung" und da ist es immer so, dass beide Frauen sich immer sehr nach einem (!) Mann sehnen. Man mag ihm diese Fantasie verzeihen. Aber hier hat er den Bogen überspannt!

Wo der Fehler ist, ist die Tatsache, dass du hier nicht schon früher klare Grenzen gesetzt hast. Auch deine Partnerin scheint hier entweder sehr tolerant zu sein oder war schlicht zu sehr "überrascht" um angemessen zu reagieren.

Ich kann dich wirklich gut verstehen und ich kann es auch vollkommen nachvollziehen, dass du dich freust, dass dein Freund nicht bei dir schlafen wird. Immerhin wirkt zu viel Nähe schnell beengend und gerade dann, wenn es sich nur um einen Freund und nicht um den Partner handelt, bekommt man einfach schnell zu viel. Das kenne ich nur zu gut und ich mag es auch nicht, zu viel Zeit am Stück mit einem anderen Menschen zu verbringen, da ich mich schnell eingeengt fühle, wenn ich nicht die Gelegenheit bekomme, auch eine Stunde allein sein zu können.

Wenn dein Freund in einem Hotel oder in einer Jugendherberge schläft, dann hast du wenigstens in der Nacht Ruhe. Auch wenn du den Freund dann den ganzen Tag immer siehst, dann weißt du, dass du die Nacht und auch den nächsten Morgen für dich alleine hast. Das würde mich selbst auf jeden Fall sehr entspannen, da ich es generell gar nicht mag, Gäste über Nacht bei mir zu Besuch zu haben, wenn es sich dabei nicht um meinen Partner handelt.

Ich denke, dass sicherlich jeder so denken würde, wie du. Es ist völlig normal, dass man nicht so viel Nähe ertragen kann. Einen Tag ist das ja völlig in Ordnung, aber mehrere Tage würde ich das gar nicht durchhalten. Dabei hätte ich jedoch auch kein Problem damit, meinem Gast auch zu sagen, dass ich täglich wenigstens ein oder zwei Stunden für mich ganz alleine brauche, da es mir sonst nicht gut geht und mir alles zu viel wird.