Mit Korbflechtarbeiten heutzutage noch Geld zu verdienen?
Mein Onkel, der kurz vor der Rente steht, dachte, dass er sich das Hobby Korbflechten aneignet. Aber er möchte auch das Hobby zu einem Nebenverdienst machen. Kann man mit Korbflechtarbeiten heutzutage noch Geld verdienen oder ist das nicht möglich? Würdet ihr für selbst hergestellte Körbe Geld ausgeben?
Ich habe das vor sehr vielen Jahren mal im Ferienlager gemacht. Das war so eine Nachmittagsbeschäftigung und wir haben eine Obstschale aus Korb geflochten. Das waren so ganz lange weidenähnliche Stöcker, die im Wasser eingelegt waren. Dadruch wurden sie biegsam. Wirklich schwer war es nicht diese dann zu wickeln bzw zu flechten, aber du brauchst einen großen Bottich mit Wasser, eben diese speziellen Stöcker und Fingerspitzengefühl.
Ob das im Alter mein neues Hobby werden könnte, wage ich zu bezweifeln. Ob man dafür Geld ausgibt auch, denn heutzutage sieht man selten jemanden mit so einem Korb auf der Straße, oder? Also ich kenne das noch von meinen Eltern und aus meinen Kindheitstagen, wir hatten auch immer solche Körbe. Die Eltern zum Einkaufen und ich für mein Spielzeug, aber heutzutage? Ich glaube das ist nicht mehr modern.
Ich wage das auch zu bezweifeln, ob man damit einen akzeptablen Verdienst erreichen kann. Allein der Zeitaufwand ist doch gar nicht zu bezahlen und die Geschäfte sind voll von Billigramsch aus Fernost. Wenn man da was draus machen möchte, müsste man dann regelmäßig über die Bauernmärkte tingeln, da könnte ich mir noch Kundschaft vorstellen, die Handarbeit zu schätzen weiß.
Natürlich würde das gehen, wobei es eben vom Engagement deines Onkels abhängt. Ebenso natürlich von der Qualität der Körbe. Und dann lässt sich mit der Tätigkeit tatsächlich ein beachtliches Einkommen generieren. Weit über dem, was man sich so gemeinhin vorstellen mag. Wobei - als dritter zu beachtender Punkt - auch die "Produktionsgeschwindigkeit" spielt hier natürlich eine Rolle.
Zunächst: ich selbst habe auch schon so einen "selbst geflechteten" Korb gekauft und war über den weiteren Absatz des Verkäufers überrascht. Denn um mich herum gab es durchaus weitere Käufer. Wobei es sich nicht um einen kleinen Deko-Korb gehandelt hat, sondern um größere und "massive" Körbe. Meinen nutze ich immer noch im Gartenhäuschen, weil der alle verschiedenen Sorten von Bällen fasst! Eine bessere Aufbewahrungsmöglichkeit für Bälle kenne ich jedenfalls nicht. Der Korb ist ca. 1 Meter hoch und hat einen Durchmesser von ebenfalls etwa einem Meter! Die anderen Körbe bei besagtem Händler waren ähnlich groß und könnten als klassische Wäschekörbe Verwendung gefunden haben. Natürlich gab es auch "Obstkörbe" in verschiedenen Größen. Aber ich habe beobachtet, dass in erster Linie die großen Körbe verkauft wurden. Und hier zu Preisen von immer ca. 100 Euro! Zum Teil waren es große Körbe mit Deckel (wobei ich einen Korb ohne einen geflochtenen Deckel habe).
Jetzt muss dein Onkel eben eine entsprechende Menge an Produkten herstellen. Ich denke, wenn der nur auf 1-2 Körbe im Monat kommt, wird es nicht ausreichen, einen Stand zu eröffnen. Und genau da liegt eben ein entscheidender Punkt: Aufwand! Wenn hier nämlich Geld verdient werden soll, müssen die Körbe an der richtigen Stelle angeboten werden. Klar kann man alles über das Netz machen. Besser aber, man geht da hin, wo potentielle Kunden warten! Und das können die klassischen Wochenmärkte sein, Weihnachtsmärkte oder auch Märkte auf denen eben selbst hergestelltes angeboten wird. Der Verkäufer bei dem ich gekauft habe, hat locker 30 große Körbe verkauft (und daneben zahlreiche kleine Körbe). Wenn man nun 100 Euro bei den Großen annimmt, war das ein Mindestumsatz (!) von 3'000 Euro an einem Tag.
Die Qualität muss natürlich auch stimmen. Die Körbe müssen mindestens so beschaffen sein, dass sie dein Onkel auch selbst zu Hause nutzen würde. Es soll zwar selbst gefertigt sein - aber darf natürlich nicht so ausschauen! Da schauen die Leute dann schon genauer hin und vergleichen mit industriell gefertigten Konkurrenzprodukten. Das soll nicht abschrecken - aber darauf hinweisen, dass man zu Hause den kindlich geflechteten Korb der Kinder gerne aufstellt. Aber ein ähnliches Produkt niemals kaufen würde. Was gekauft wird, muss schon entsprechend gut sein!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man als Hobbyflechter damit Geld verdienen kann, wobei ich nicht sagen möchte, dass das kein gutes Hobby ist. Aber es dauert doch wahrscheinlich, wie bei anderen Handarbeiten auch, eine lange Zeit, bis man das nötige Know how hat, gute Arbeiten in einer angemessenen Zeit herzustellen.
Braucht man zum Korbflechten nicht viel Platz und körperliche Kraft? Geht es nicht auf den Rücken? Ich würde mir im Alter ein Hobby suchen, dass ich auch mit 90 Jahren noch ausüben kann, also etwas körperlich Leichteres.
Ich habe mehrere große, handgearbeitete Körbe. Ich benutze die Körbe um damit Holz, Anfeuerholz und Tannenzapfen zum Heizen zu transportieren und aufzubewahren. Diese Körbe sind sehr hochwertig und werden schon seit Jahren benutzt, ohne irgendwelche Verschleißerscheinungen aufzuweisen.
Ich kann mir allerdings echt nicht vorstellen, dass man so eine gute Qualität und professionelle Verarbeitung hin bekommt ohne das Handwerk richtig gelernt zu haben und ohne, dass man viel geübt hat. Die krummen Übungsstücke wird niemand kaufen, die kann man höchstens verschenken, wobei mir das aber wohl auch eher peinlich wäre. Also investiert man erst mal sehr viel Zeit und Geld in das Hobby und Gewinn macht man keinen.
Dann stellt sich natürlich auch die Frage, wie man an das Material kommt. Korbflechter schneiden die Weiden für ihre Körbe eigentlich selber, aber wenn man keine Weiden im Garten stehen hat ist das noch mal ein weiterer Kostenfaktor, den man einplanen muss und der den Gewinn, falls es denn jemals einen geben sollte, noch weiter schrumpfen lässt.
Sicherlich geht das. Das ist aber von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen natürlich, um was genau es sich handelt, wie die Verarbeitung ist und ob das einfach verkaufbare Ware ist. Zum anderen von der Nachfrage. Ich kann mir schon vorstellen, dass es einige Leute gibt, die lieber einen solchen Korb kaufen, als diese 0815 gekauften Körbe. Man kann das ja auch entsprechend vermarkten, sage ich mal.
Mal davon abgesehen ist das ein ideales Hobby um Arthrose vorzubeugen und die Beweglichkeit der Finger zu trainieren. Wenn er da noch keine Probleme hat, würde ich das eigentlich eher empfehlen, als davon abzuraten nur weil es sich hier um einen älteren Mann handelt. Wenn er das als festen Nebenerwerb machen will, dann muss er allerdings auch ein Gewerbe anmelden. Das ist ihm dann hoffentlich auch klar.
Das kommt sicherlich auf die Vertriebswege an, die dein Onkel dann nutzen will. Immerhin ist es ein Unterschied, ob man nur über Verwandte und Bekannte die Sachen an den Mann bringen will oder ob man Märkte oder gar das Internet nutzen will. Und dann sind die Preise auch ein Fakt, der die Nachfrage bestimmt.
So wie bei vielen Handarbeitsprodukten ist es auch hier so, dass kaum jemand bereit ist, die wahre Arbeit zu bezahlen. Ich habe ja im letzten Jahr mein erstes Körbchen geflochten. Insgesamt kann man da knappe drei Stunden Zeit rechnen. Selbst wenn man von nur fünf Euro pro Stunde ausgeht, wird man es kaum für 15 Euro verkauft bekommen.
Das Körbeflechten ist generell nicht mehr so in, aber es gibt auch Leute, die es einen abnehmen. Dies lässt aber auch erahnen, dass man es nicht mal so einfach erlernen kann. Man sollte die Körbe schon in eine ansprechende Form bringen. Dies braucht natürlich auch Zeit. Wie bei jeden Nebenverdienst kommt es dann auf die Werbung an. Man kann auch einen Onlineshop damit betreiben, aber um damit auch Gewinn zu machen, muss man schon für einen selbstgemachten Korb sehr viel mehr Geld ausgegeben, als wenn ich mir im Laden einen kaufe. Davon sind einige Menschen nicht begeistert und bevorzugen dann lieber den Korb aus dem Laden. Er kann es ja gerne versuchen, aber ich sehe als "gelernte" Ergotherapeutin keinen Sinn darin, da es mehr Arbeit in Anspruch nimmt, als dass es einbringt. Besonders ist noch ein Minus davor zu erzielen.
Man muss schon dahin wo die Kunden sind. Mein Vater hat mit Renteneintritt mit dem Körbeflechten begonnen und anfangs konnte er die Werke nur im Verwandtenkreis verschenken. Mit der Zeit gab es eine gewisse Nachfrage weil jemand so einen Korb sah und gut fand und auch einen wollte. Mein Vater hat vor allem Körbe auf Vorrat geflochten und, bei Bedarf, auch nach Bestellung. Mit der Zeit gab es immer mehr Bestellungen für Körbe in bestimmten Größen. Nach ein paar Jahren lief es dann zweigleisig: die Leute kamen zu uns um Körbe zu kaufen und nebenbei besuchten wir Handwerkermärkte. Die profitabelsten Märkte sorgen dafür dass von jedem Handwerk nur ein Anbieter vor Ort ist. Die Ergebnisse variierten von gar nichts verkauft bis alles weg, das war aber meist auf alle Handwerker bezogen, entweder es lief oder es lief nicht.
Wichtig ist eine gewisse Vielfalt. Mein Vater stellte Tabletts, Puppenwägelchen und Brotkörbchen aus Peddigrohr her, aber auch Kartoffelkörbe, Schwingen, Kiepen mit und ohne Gurte, Kaminkörbe, einmal sogar ein Babybett das man an der Zimmerdecke aufhängen konnte. Eine wichtige Einnahmequelle war das Reparieren von Korbgriffen. Die im Handel gekauften Körbe halten meist nicht lange und viele Menschen ließen ihre Körbe reparieren.
Die wichtigsten Kunden waren immer die "Ökos" im mittleren Alter, viele Lehrer. Gerade hier ging es fast wie von selbst dass immer mehr Kunden kamen. Auch Mittelalter- und Kunsthandwerkermärkte sind wichtig weil die Leute hier oft mit dem Vorsatz, etwas zu kaufen, hinkommen. Fieserweise wurden die Puppenwägelchen bei uns immer vor dem Stand platziert so dass die kleinen Mädchen und Jungen sofort mit einem losschoben und die Eltern gar nicht anders konnten als einen zu kaufen.
Heute, mit Internet, gibt es noch viele andere Möglichkeiten die Kunden aufmerksam zu machen indem man Fotos der Werke einstellt. Letztendlich blieb es aber ein Hobby. Das Material kostet einiges wenn man entsprechende Mengen auf Vorrat verarbeiten möchte. Die meisten Kunden möchten nicht auf ein Produkt warten sondern aus einem größeren Angebot auswählen. Die Weiden haben meine Eltern selbst geschnitten, da muss man schauen wer Weiden hat. Da die Weiden sowieso regelmäßig geschnitten werden müssen sind die meisten Leute nicht böse wenn es jemand anders macht. Das kostet aber alles viel Zeit. Mein Vater hat jeden Tag einen vollen Arbeitstag in der Werkstatt verbracht, dazu die Fahrten zum Markt und die Vorbereitung der Weiden. Der Verdienst war gut genug um das Hobby finanzieren zu können, aber mehr nicht.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-226611.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1022mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2980mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1833mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1329mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?