Mitten in der Vorlesung gehen, dreist oder normal?

vom 27.10.2013, 10:23 Uhr

Wie an jeder Uni haben wir einige gute und einige weniger gute Dozenten. Mein Mathedozent beispielsweise ist sehr gut, allerdings fängt er mit so grundlegenden Dingen an, dass es für jemanden mit Abitur eigentlich nur Wiederholung darstellt und mich persönlich total unterfordert. Dennoch bleibe ich tapfer von Anfang bis Ende in der Vorlesung (die bei uns übrigens 3 Stunden dauert). Ich habe aber mitbekommen, dass im Laufe der Vorlesung immer mehr Kommilitonen nach und nach abgehauen sind und habe mich darüber sehr gewundert.

Mein Dozent in Geschichte ist noch schlimmer. Obwohl ich mich sehr für Geschichte interessiere, kann er den Stoff einfach nicht rüberbringen und bei einer dreieinhalb (!) stündigen Vorlesung ist es wirklich hart, zuzuhören. Der Meinung waren viele meiner Kommilitonen wohl auch und am Ende der Vorlesung war noch vielleicht ein Drittel der Leute übrig. Ich war ehrlich schockiert, weil ich bei jeder noch so langweiligen Vorlesung sitzen bleibe, weil ich es für sehr respektlos dem Dozenten gegenüber halte, einfach mittendrin zu gehen.

Ist es normal bei euch, dass eure Mitstudenten einfach in der Vorlesung oder einer der Pausen abhauen? Habt ihr das selbst auch schon mal gemacht oder würdet ihr das aus Respekt nicht wagen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Sicher ist es irgendwo respektlos, den Dozenten durch das Rausgehen zu stören und ihm dadurch zu signalisieren, dass seine Vorlesung langweilig ist. Aber ich habe dafür durchaus Verständnis und finde es noch die beste Lösung. Man könnte nämlich als Alternative gar nicht zu den Vorlesungen erscheinen. Das ist für´s Studium bestimmt nicht so gut. Denn irgendwann wird der Stoff dann auch schwieriger und wenn man gar nicht auftaucht, um den Dozenten nicht zu stören, verpasst man diesen Zeitpunkt.

Dass man sich jede Woche drei Stunden sinnlos um die Ohren haut, finde ich auch zu viel verlangt. Es ist nicht mehr wie in der Schule. Studenten sollen doch selbständig entscheiden, welche Vorlesungen und Seminare sie weiterbringen und wann sie besser selbständig in der Bibliothek lernen oder ihre Zeit anderweitig nutzen. Außerdem kann es auch für den Dozenten wichtig sein, zu sehen, dass seine Vorlesung so nicht gut ankommt oder den meisten nichts bringt. Das ist ja auch Feedback, durch das er seine Lehrmethode verbessern kann.

Ich würde als Dozent auf jeden Fall kurze Pausen machen, in denen dann diejenigen gehen können, die wollen. So müssen sie nicht einer nach dem anderen mit viel Lärm davonschleichen. Das stört ja auch diejenigen, die zuhören wollen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ja, bei uns ist es durchaus normal, dass Kommilitonen die Vorlesung einfach verlassen, sobald sie keine Lust mehr haben. Natürlich ist das respektlos gegenüber dem Dozenten bzw. Professor, aber man kann von keinem Menschen verlangen, dass er zwischen 1,5 und drei Stunden einer langweiligen Vorlesung zuhört. Ich meine, da kann man höchstwahrscheinlich auch gar nicht mehr von Zuhören reden, da die Leute sich die Zeit wohl irgendwie anders vertreiben und ihre Zeit in der Vorlesung nur absitzen.

Ein Studium ist schließlich freiwillig, sodass die Studenten nicht dazu gezwungen sein sollten, in diesem Kurs zu sitzen. Bei uns ist es auch der Fall, dass man sich in eine Liste eintragen muss (um zu bestätigen, dass man da war) und viele gehen nachdem sie sich eingetragen haben auch direkt wieder. Es kann auch mal vorkommen, dass die Leute eine andere Vorlesung haben, da sich einige Vorlesungen ja miteinander überschneiden.

Ich bin selbst schon einmal aus einer Vorlesung raus gegangen, weil ich in diese nur einen Blick rein geworfen habe um zu sehen, ob ich diese belegen möchte oder nicht. Aber der Dozent hat die Vorlesung nicht wirklich überzeugend gehalten, sodass ich mitten in der Vorlesung aufgestanden bin um in eine andere Vorlesung zu schauen. So schlimm finde ich das eigentlich auch gar nicht, da es schließlich darum geht, zu schauen, was mir am besten gefällt. Es mag für andere zwar respektlos erscheinen, aber ich denke, Dozenten sind so etwas mit der Zeit (leider) auch gewöhnt.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das ist bei uns vollkommen normal und von vielen Professoren und Dozenten teilweise sogar erwünscht. Einige sagen uns vor der Vorlesung extra mehr als deutlich, dass wir gerne essen und trinken dürfen, aber wenn wir müde sind, oder eben quatschen wollen, dann hätten sie überhaupt nichts dagegen wenn wir rausgehen. Es wäre ihnen sogar viel lieber, dass wir rausgehen als das wir in der Vorlesung sind und dann eben dadurch Unruhe verbreiten. Damit ist dann ja auch keinem geholfen.

Noch dazu sind universitäre Veranstaltungen ja keine Pflichtveranstaltungen. Man studiert freiwillig und es weiß nun auch kein Professor oder Dozent ob man seine Veranstaltung nicht auch vielleicht verlässt, weil man einen wichtigen Arzttermin hat oder dergleichen. An zwei Tagen in der Woche muss ich eine Vorlesung früher verlassen, weil die Verbindungen so schlecht sind und ich sonst nicht rechtzeitig zu der nächsten Veranstaltung käme. Das tut mir dann ja Leid, aber laut Plan muss ich beides belegen. Was soll ich sonst tun? Aus Respekt ein Semester mehr belegen, obwohl ich im letzten Semester bin und so die Veranstaltungen verschieben?

Nicht jeder Student geht aus Langeweile manchmal geht man auch, weil man einfach muss und es nicht anders geht um Unialltag. Das ist dann nicht respektlos gemeint, sondern einfach notwendig. Bei uns sagen die Professoren deswegen auch nur etwas, wenn man quatscht das stört dann eben.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde das nicht dreist, solange man den Vorlesungsraum so verlässt, dass es niemanden stört. In einer Vorlesung mit 300 Leuten ist das bestimmt einfacher als in einer mit 50 Leuten. Bei einer Vorlesung mit wenigen Leuten sollte man aus Respekt vor dem Professor und den Kommilitonen bis zur Pause warten und sich dann vielleicht entscheiden, gar nicht mehr hinzugehen und nur noch über die Skripts oder das Internet zu lernen, was ja meist möglich ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei meinem Schatz ist es auch so und ich finde es auch in Ordnung. Immerhin kann der Dozent ja auch ruhig wissen, dass es langweilig ist. Außerdem ist es ja auch nicht viel besser gähnende Studenten vor sich zu haben oder Studenten, die schlafen. Es ist doch auch in Ordnung, wenn man geht. Immerhin hat man es ja auch verstanden, kennt es schon oder kann es sich zu Hause erarbeiten. So schlimm ist es nicht und unhöflich finde ich da eher Leute, die gähnend sitzen bleiben und den Professor womöglich noch genervt anschauen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Meiner Erfahrung nach sind nur in der ersten Sitzung alle Studenten anwesend, weil da in der Regel alles gesagt wird was man wissen muss: Tutorien, eventuell Übungen, Klausurtermine, Passwort für den eLearning-Kurs, Literaturhinweise etc. Danach dezimiert sich die Zahl der zuhörenden Studenten erheblich. In meinem Studiengang ist man auch verpflichtet, sich zwei Nebenfächer zu suchen und zu belegen. Da kann es dann schonmal vorkommen, dass die Studenten in diverse Veranstaltungen "hinein schnuppern", um herauszufinden, ob das was passendes wäre. Wozu sich aufwendig für eine Veranstaltung anmelden und dann in der zweiten Sitzung feststellen, dass man das lieber nicht hätte wählen sollen? So nimmt man nur anderen die Plätze weg, die sie nötig gehabt hätten.

Manchmal kommt es auch vor, dass irgendwelche Seminarbesprechungen ungünstig gelegt werden und daher mit Vorlesungen kollidieren. Da hat man keine andere Wahl und muss die Veranstaltung vorzeitig verlassen, ob man will oder nicht ist dabei irrelevant.

Die Dozenten ignorieren das meistens, egal wie viele wann die Vorlesung vorzeitig verlassen. Die kriegen ja ihr Geld, egal wie viele Leute bestehen oder nicht bestehen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich studieren auch Mathe und bin etwas geschockt über deine Vorlesungszeiten. Drei Stunden sind wohl lerntheoretisch nicht wirklich zu halten. Allerdings sollte man, wenn man sich entschließt die Vorlesung zu besuchen, auch für die gesamte Zeit in der Vorlesung bleiben. Dabei ist es nicht wichtig, ob der Dozent gut erklären kann oder nicht denn Dozenten haben keinen pädagogischen oder didaktischen Auftrag.

Zwar ist es deren Aufgabe ihr Wissen möglichst wirkungsvoll weiterzuvermitteln, aber in aller erster Linie ist es ihr Wissen, das wichtig ist und die Forschung, die sie betreiben. Man sollte also unabhängig vom didaktischen Können des Professors vor allem dankbar sein, dass man unter ihm lernen darf. Aufstehen in der Vorlesung ist höchst respektlos und zeugt von schlechten Manieren.

» lukasman » Beiträge: 55 » Talkpoints: 32,99 »


Bei uns gehen die Vorlesungen immer nur jeweils anderthalb Stunden. Das finde ich wirklich nicht viel und von daher bleibe ich im Normalfall auch immer sitzen. Immerhin kann man anderthalb Stunden gut überstehen, auch wenn die Vorlesung langweilig ist. Deshalb komme ich eigentlich nie auf die Idee, eine Vorlesung bereits nach kurzer Zeit zu verlassen. Da hätte ich auch ein schlechtes Gefühl, da ich einfach Angst hätte, etwas Wichtiges zu verpassen.

Bei uns ist es jedoch völlig normal, dass man die Vorlesungen früher verlässt. Natürlich macht man das nicht in den Seminaren, in denen man anwesend sein muss und in denen nur wenige Leute sitzen, doch in den Vorlesungen, in denen weit über hundert Leute sitzen und die auch freiwillig sind, ist das absolut kein Problem. Das mache ich auch sehr oft und gerade in Vorlesungen ist es oftmals so, dass nur die Folien vorgelesen werden, die man sich im Internet herunter laden kann. Von daher ist es eigentlich unnötig, da drinnen zu sitzen und von daher kann ich es gut verstehen, wenn man dann mittendrin aufsteht.

Eigentlich bin ich jemand, der immer in den Vorlesungen ist. Allerdings kommt es öfters vor, dass ich die Vorlesungen fünf bis zehn Minuten früher verlasse, um noch den Bus bekommen zu können. Gerade dann, wenn ohnehin nichts Wichtiges besprochen wird, ist das ja kein Problem. Außerdem ist es eben völlig normal bei uns und wenn man von Anfang an weiß, dass man die Vorlesung früher verlassen wird, dann setzt man sich auch in die Nähe der Tür. Da sich eben meistens sehr viele Leute im Raum befinden, bekommt der Dozent es oftmals auch gar nicht mit, wenn jemand geht und wenn doch, dann ist es ihm auch egal, weil das einfach normal bei uns ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde es eigentlich nicht dramatisch, wenn man mitten in einer Vorlesung aufsteht und geht, das wird an meiner Universität sehr oft auf diese Weise praktiziert und niemand stört sich daran. Die Gründe hierfür sind völlig unterschiedlich und meiner Meinung nach auch sehr oft nachvollziehbar. Viele Studenten sehen sich beispielsweise in den ersten Wochen verschiedene Veranstaltungen an, die sie belegen könnten, und entscheiden erst nach einer gewissen Zeit, welche davon sie dauerhaft belegen wollen; da finde ich es völlig in Ordnung, früher zu gehen, wenn eine bestimmte Veranstaltung nicht die Richtige ist; vielleicht kann man sich ja in der verbleibenden Zeit noch etwas Anderes ansehen.

Manchmal geht es auch nicht anders, weil sich im festen Stundenplan bestimmte Vorlesungen überschneiden, da bleibt ja nichts Anderes übrig, als eine Veranstaltung früher zu verlassen. Und letztlich gibt es auch die Vorlesungen, die man eigentlich belegen müsste, die aber absolut langweilig sind und bei denen man es eher darauf anlegt, sich nur in die Anwesenheitsliste einzutragen und dann wieder gehen zu können. Ob das sinnvoll ist und ob man tatsächlich die Disziplin besitzt, auch ohne Vorlesung den Stoff eigenständig zu wiederholen, ist eine andere Sache, sollte aber nicht beurteilt, sondern den jeweiligen Studenten selbst überlassen werden - ein Studium ist schließlich eine Institution für freies Lernen und selbstständiges Arbeiten, da sollte niemand zu Anwesenheit gezwungen werden.

Natürlich ist es auch irgendwie respektlos dem Dozenten gegenüber, sich regelmäßig aus der Vorlesung zu verkrümeln, dennoch erachte ich es als eine sinnvolle Lösung. Mal ganz abgesehen davon, dass es dem Dozenten ja auch als Feedback dienen könnte, wenn der Saal sich regelmäßig während der Vorlesung leert, ein leises Verlassen des Raumes bei Langeweile stört den Ablauf der Vorlesung kaum. Hingegen die Beschäftigungen, die man sich bei Langeweile oft sucht, sei es eine Unterhaltung mit Kommilitonen oder das Verzehren des Mittagessens, bringen oft dauerhaften Lärm und Unruhe - das empfinde ich nicht nur dem Dozenten gegenüber als respektlos, sondern auch nicht besonders rücksichtsvoll denjenigen gegenüber, die in der Veranstaltung aufpassen und etwas lernen wollen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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