Ewige Loyalität und Ehe - ein Wunschtraum?
Ich hätte eine enorm wichtige Frage an euch. Kann es ewige Treue wirklich geben? Ich gebe zu, dass ich nicht an die 100% Treue glaube. Ich stelle mir schon die ganze Woche dieselbe Frage: Dürfte ich eine Ehe eingehen, wo es doch eigentlich heißen muss "bis in alle Ewigkeit", obwohl ich in keinster Weise von einer 100% Treue überzeugt bin?
Genau da ist schon der Knackpunkt: Es hängt somit nicht von ihr, sondern von mir ab. Ich sage, dass ich es nicht wissen kann, ob ich sie in 15-20 Jahren immer noch lieben werde. Ich will die Ehe allerdings schon sehr und genau da ist auch der Widerspruch an der ganzen Geschichte, da sie einen doch vielmehr verbindet als alleinig eine typische Beziehung oder ein Verlobungsring.
Andererseits widerspreche ich mir selber, wenn ich nicht von der totalen Loyalität überzeugt bin, aber trotzdem die Ehe will und diese für richtig halte, oder? Welcher Ansicht seid ihr? Wesentlich witziger ist ja in diesen Tagen die Tatsache, dass man nicht mehr Lebensgefährte, sondern Lebensabschnittsgefährte sagt.
Ich sehe schon einen Unterschied zwischen Lebensgefährte und Lebensabschnittsgefährte. Das eine hat das andere nicht einfach ersetzt. Wenn man z.B. 40 Jahre verheiratet war, verwitwet und dann mit 70 noch mal jemanden kennenlernt, ist das irgendwie "nur" noch ein Gefährte für diesen letzten Lebensabschnitt. Das ist doch nichts Schlechtes.
Wenn man noch jung ist und seinen Partner so betitelt, hat es schon etwas Zynisches, aber eben auch etwas Ehrliches. Diese Menschen denken wahrscheinlich wie du, dass sie nicht wissen, ob sie die andere Person wirklich so lange lieben werden oder ob sie "nur" gerade für diesen Abschnitt im Leben zu einem passt. Ich finde aber, dass es sich eher im Nachhinein herausstellt, dass derjenige doch nur ein Lebensabschnittsgefährte war und es nicht gepasst hat für eine lebenslange Beziehung.
Man kann niemals vorher wissen, ob es für eine lebenslange Beziehung reicht. Ich sage meinem Mann auch immer, dass ich es nicht weiß. Er findet das etwas gemein. Aber nehmen wir mal an, er hat einen Unfall und erlebt eine Nahtoderfahrung und wird daraufhin religiös. Ich habe keine Ahnung, ob ich mir ihm zusammenleben könnte, wenn er sehr religiös ist. Ich meine, es kann einfach noch so einiges passieren, was die Beziehung zueinander nachhaltig verändert. Wenn sie so bleibt, wie sie ist, will ich die nächsten 60 Jahre mit ihm zusammensein. Deshalb habe ich ihn auch geheiratet. Aber eine Garantie gibt es nicht.
Zudem bringst du drei Begriffe durcheinander, die zwar etwas miteinander zu tun haben, aber definitiv nicht gleichzusetzen sind: Liebe, Treue und Loyalität. Man kann jemanden lieben, aber dennoch fremdgehen. Man kann jemanden nicht mehr lieben, aber immer noch loyal sein. Die meisten wollen in einer Liebesbeziehung, dass alle drei Dinge vorhanden sind. Aber das ist ein gesellschaftliches Konstrukt, in das nicht jeder reinpasst.
Wenn du also sagst, dass du trotz Liebe nicht immer treu sein könntest, musst du eine Partnerin finden, die damit klarkommt und du musst ihr auch das Gleich zustehen. Viele Paare gehen sozusagen gemeinsam fremd, besuchen Swinger Clubs oder ähnliches. Das ist für die meisten von uns unvorstellbar, aber für viele funktioniert es. Sie lieben sich, aber sie haben noch andere Sexualpartner. Das wird dann nicht als Untreue empfunden.
Dass man bei der Eheschließung ewige Liebe verspricht, ist schlichtweg naiv. Man kann sich allerdings ewige Loyalität versprechen. Loyalität hat mit Respekt zu tun und nicht mit Liebe. Und Loyalität ist eine Entscheidung. Man kann nicht kontrollieren, in wen man sich verliebt oder dass man seinen Partner immer weiter liebt. Aber auch wenn Loyalität natürlich viel mit seinen Gefühlen für den anderen zu tun hat, kann man sie einfach abstellen oder sich dafür entscheiden, sei beizubehalten. Und nur solche Dinge kann man versprechen.
Ich finde also deine Ansichten über die Ehe und deinen Wunsch nach ihr nicht widersprüchlich. Sie passen nicht ganz in die naiven Vorstellungen, die viele andere von ihr haben und du könntest mit einer Partnerin oder einem Partner Probleme bekommen, wenn sie/ er das nicht genauso sieht. Aber wenn du es ruhig und logisch erklärst, würde ich es nicht als verletzend ansehen.
Ich möchte Bienenkönigin in fast allem beipflichten, was sie geschrieben hat. Insbesondere denke ich ebenfalls, sexuelle Treue und Ehrlichkeit beziehungsweise (generell gesagt) Respekt vor dem Partner sind zwei Paar Schuhe. Man kann sehr wohl verabreden, dass man trotz einer Ehe auch mit anderen Partnern Sexualität leben kann. Unabhängig von solche einer offenen Beziehung kann man sich auch versprechen, dass man es dem Partner ehrlich mitteilen wird, sollte man sich in eine andere Person verlieben oder sexuelle Gefühle für sie bekommen. Dann können beide gemeinsam entscheiden, ob der betroffene Partner quasi den "Freifahrtschein" bekommen soll, diese Gefühle auszuleben oder ob diese Gefühle vielleicht nur deshalb entstanden sind, weil in der Beziehung irgend etwas nicht stimmt. Ich denke ich könnte besser damit umgehen, wenn meine Partnerin mir sagen würde, dass sie mit einer anderen Person schlafen möchte und es daraufhin tun würde, als wenn sie es heimlich hinter meinem Rücken täte. Letzteres wäre für mich ein Vertrauensbruch, den ich nicht so leicht verzeihen könnte, weil ich ein heimliches Betrügen sehr respektlos finden würde.
Bezüglich des Eheversprechens an sich denke ich, es handelt sich sowieso eher um eine Art Beschwörung, ein fast schon magisches Ritual als um etwas Greifbares, auf das man später pochen könnte, nach dem Motto: "Du hast mir aber versprochen für immer und ewig!" Die allerwenigsten Ehen halten doch wirklich das ganze Leben. Man veranstaltet aber eine große Zeremonie vor einem Haufen von Freunden und Verwandten und verspricht sich dennoch, für immer zusammen zu bleiben. Das ist aber lediglich eine Absichtserklärung, der man mit dem ganzen Brimborium drumherum Nachdruck verleihen will. Ich finde es legitim, zu heiraten, beispielsweise um den Partner ohne Probleme auf der Intensivstation besuchen zu können. Für mich persönlich würde ich das Eheversprechen dennoch nur unter dem Vorbehalt abgeben, dass die Beziehung und der Partner sich nicht wesentlich zum Negativen verändern.
Ich bin kein Freund der Ehe als Institution, weil sie eigentlich für unser Zeitalter veraltet ist. Sie wurde vor ein paar tausend Jahren "erfunden" aus welchen Gründen auch immer. Damals wurden Menschen kaum älter als 30 Jahre und waren somit für eine vergleichsweise kurze Zeit mit dem jeweiligen Ehepartner zusammen. Treue auf diese Zeitdauer zu halten war damit leicht. Aber nicht nur die Treue, sondern auch das Interesse und die Liebe war auf vielleicht 20 Jahren leichter aufrecht zu erhalten als heute. Es mag sein, dass Ehen damals aus anderen Gründen (machtvollen, ökonomischen etc.) gegründet wurden, aber der Sinn der Ehe konnte dennoch auf diese kurze Zeit besser aufrecht erhalten werden als es heute möglich ist.
Es ist ja kein Zufall, dass Ehen immer schneller scheitern. Wir sind von unserem Naturell nicht darauf ausgelegt über einen so langen Zeitraum mit ein und derselben Person zusammenzuleben. Unsere Gesellschaft und unsere Persönlichkeit ist so schnelllebig, dass eine stagnierende Ehe hinderlich ist. Dank Aufklärung und Selbstbestimmung, sowie der Gleichberechtigung von Mann und Frau können wir immer mehr über unser Leben selbst entscheiden und Ehen passen damit immer weniger in unser Weltbild.
Drake123 hat geschrieben:Ich gebe zu, dass ich nicht an die 100% Treue glaube.
Da kann ich dich beruhigen. Das ist letztlich keine Glaubensfrage! Es steht allein an dir, treu zu sein oder nicht. Es gibt keinen Punkt in deinem Leben, an dem du gezwungen wirst, untreu zu sein. Wenn du mal auf einer Männertoilette vergewaltigt werden solltest, kann dies jedenfalls nicht als Ausdruck von Untreue gewertet werden. Aber alles andere bestimmt weder die Gelegenheit, noch der Alkohol sondern ausschließlich du allein.
Und wenn du nicht treu sein willst (was legitim sein kann!), dann bist du es auch nicht (außer du bekommst wirklich unwahrscheinlicher Weise keine Gelegenheit). Und schon klappt bei dir und für dich diese 100% nicht mehr! Aber - und jetzt kommt es - es gibt durchaus Beziehungen, in welcher sich beide Partner wenn schon nicht ewig so doch über den Bestand der Beziehung treu bleiben und eben keine weiteren Sexualpartner haben. Auch das kann legitim sein und ist in keinser Weise schädlich.
Drake123 hat geschrieben:dass ich es nicht wissen kann, ob ich sie in 15-20 Jahren immer noch lieben werde.
Es kann noch nicht mal gesagt werden, ob sie dich in 1-2 Jahren noch mögen wird. Was aber hätte dies mit der Frage hinsichtlich der Treue zu tun? Du bindest dich mit der Ehe und wenn diese Bindung die körperliche Treue beinhaltet, dann ist das ein Vertrag. Wenn nach 20 Jahren ein Punkt kommt, an dem der Vertrag nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, kann man sich trennen. Das ist der Lauf der Dinge und evtl. gab es einfach Probleme beim Finden des Partners oder man hat bei der Auswahl gewisse Dinge nicht bedacht.
Drake123 hat geschrieben:Wesentlich witziger ist ja in diesen Tagen die Tatsache, dass man nicht mehr Lebensgefährte, sondern Lebensabschnittsgefährte sagt.
Das schöne ist aber, dass es dieses "man" nicht gibt und es keine Regel gibt, welche dich zwingt, zwischen Leben und Lebensabschnitt bei der Partnerwahl zu unterscheiden. Auch dieser Punkt kann zwischen den Parteien ausgemacht werden und es kann tatsächlich Situationen geben, in denen klar ist, dass nach einer Zeit die Beziehung auf Grund von Sachzwängen beendet werden muss. Ist das aber falsch? Außerdem gibt es auch hier Fälle, in denen die Sachzwänge letztlich überwunden wurden. Auf der anderen Seite gibt es hier Fälle in denen die Beziehung "vor Ablauf der Zeit" auseinander gebrochen ist.
Ich finde, dass es ganz schwer ist eine Grundsatz zu finden. Nicht jede Ehe ist gleich und nicht in jeder Ehe herrscht absolute Harmonie oder auch Treue. Ich finde auch, dass das zweierlei paar Schuhe sind, ob man nun in einer Beziehung treu ist oder eben nicht. Die sexuelle Treue hat ja nichts mit der emotionalen Treue zu tun und du solltest das schon auch mal angesprochen haben, ob das Partnerin vielleicht ähnlich sieht. Es muss ja nicht gleich eine offene Beziehung sein, aber immer mal was nebenher zu haben, kann ja auch gut für eine Beziehung sein, wobei ich mir das beispielsweise nicht für meine Beziehung vorstellen kann.
Zudem ist die Ehe ja an sich auch nichts, was man nicht wieder auflösen kann. Das heißt, wenn du es erst mal probierst und dich dann in 10 Jahren nicht mehr wohl dabei fühlst, kannst du dich auch scheiden lassen. Beziehungen sind ja nun mal auch nicht immer für die Ewigkeit, aber der Versuch war es wert und wenn man bis dato glücklich ist, sollte man sich meiner Meinung nach auch nicht so viele Gedanken über die Zukunft machen, das wird schon.
Ich für mich kann meinem Partner treu sein und sehe da auch kein Problem, aber ich denke, dass es bei manchen Menschen vielleicht auch etwa schwerer ist. Man kann ja aber auch in einer Beziehung noch den Pepp halten, immer wieder neue Dinge ausprobieren und vielleicht auch mal andere Orte, es muss ja nicht zwingend langweilig werden, sodass man sich dann etwas Neues suchen muss.
Von Prinzip her halte ich von ewiger Treue, ewiger Ehe etc. sehr viel. Jedoch muss es beiden Partnern gefallen. Sehen beide Partner in der Beziehung mehr einen "Lebensabschnitt" und für beide ist diese Herangehensweise okay, dann finde ich das auch in Ordnung und nicht irgendwie moralisch verwerflich o.Ä.
Natürlich haben sich die Zeiten da etwas geändert. Früher, ich spreche da vor allem zu Kriegszeiten und davor, war eine Beziehung mehr von Loyalität und Treue geprägt, da es einfach zum Überleben notwendig war. Das ist heute nicht mehr der Fall. Gerade als Frau hat man in den vergangenen Jahrzehnten so viele Rechte und Freiheiten gewonnen, dass man sein Leben selbst bestimmen und in die richtigen Bahnen lenken kann. Das alles war früher einfach nicht so, daher reden Vergangenheitsromantiker gern davon, dass "früher eine Partnerschaft noch etwas anderes bedeutete" als heute. Sie vergessen dabei nur die Umstände.
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