Doppeljahrgang - Die Zahl der Studierenden ist zu hoch!

vom 24.10.2013, 16:13 Uhr

Ich will hier eine kleine Diskussion über euren Studienalltag im Hinblick auf den Doppeljahrgang anstoßen. Im gerade begonnenen Wintersemester bin ich aktuell im dritten Fachsemester und habe beobachtet, dass unsere Universität zwar oberflächlich dem Problem des doppelten Abiturjahrgangs gewappnet ist, die Kapazität jedoch in der Praxis nicht ausreicht, um die Anzahl den Studierenden tatsächlich zu vermitteln, was wissenschaftliche Erkenntnis benötigt. Die Mensen sind überfüllt, die Seminare kaum unter 60 Teilnehmern und in der Bibliothek findet man kaum sein Buch für das Seminar oder einen Platz zum Arbeiten.

Wie soll man unter solchen Verhältnissen tatsächlich zu wissenschaftlichen Erkenntnissen kommen? Ist eine solche Universitätsbedingung trotzdem produktiv oder nur ökonomisch?

» lukasman » Beiträge: 55 » Talkpoints: 32,99 »



Ich selber finde es kommt auch sehr auf die Universität drauf an und was man genau studiert. Es gibt Studiengänge wo es so überfüllt ist, wie du es beschrieben hast und wiederum Studiengänge wo nur 5 Leute anwesend sind. Eine Freundin von mir studiert irgendwas mit Umwelt/Energie/Mathematik und dort sind sie nach nur 1 Jahr nur noch zwei! Es gibt zwar einen genauen Namen für das Studium, aber der ist mir leider entfallen.

Ich denke das es dafür keinerlei Lösung gibt, klar kann man die Aufnahme Anforderungen erhöhen, aber sie würden dann woanders studieren. Und es wäre dann dort wiederum überfüllt. Außerdem kann man einem nicht verbieten irgendwas zu studieren. Klar kann man die Studenten in zwei (oder mehrere) Klassen unterteilen, damit es nicht so voll ist, aber das ist auf Dauer dann auch keine Lösung.

Es gibt aber dann später, nach dem dann alle abgeschlossen haben, auch ein weiteres Problem. Zu viele Abgänger bzw. mögliche Arbeitnehmer, dadurch kriegen dann auch so viele Absolventen keine Arbeit. Das Problem liegt eher an den zu viele Studenten.

» IstEgal » Beiträge: 42 » Talkpoints: 17,53 »


Die Zahl der Studierenden ist doch nicht erst seit diesem Semester zu hoch. Ich denke es kommt in erster Linie auf den Studiengang an, und auf die Uni an der man studiert. Meine Tochter ist nun im 9. Semester und studiert Germanistik und Mathe auf Lehramt, Sie ist nun im vorletzten Master-Semester. Nun zum Problem. Nach diesem Semester muss sie noch ein Praktikum machen und dafür ist ein bestimmtes Seminar notwendig.

Jetzt musste sie doch tatsächlich einen Dringlichkeitsantrag stellen, da für das praktikumsvorbereitende Seminar mindestens 35 Plätze fehlen. In dem Seminar wurden schon doppelt so viele Teilnehmer zugelassen wir erlaubt. Warum führt man denn da kein zusätzliches Seminar ein? Falls meine Tochter das Seminar nicht bekommt, muss sie noch ein weiteres Semester dran hängen und der Praktikumsplatz den sie nun schon sicher hat ist dann auch wieder weg, weil sie ihn ja nicht zum vereinbarten Termin antreten kann.

Irgendwie scheint da doch etwas falsch gelaufen sein. Im Bachelor-Studiengang musste sie schon ein Semester dranhängen weil ihr ein Kurs fehlte in den sie nicht rein gekommen ist und auch im Master macht sie wieder ein Semester zusätzlich. Soll sie nun noch ein Semester dran hängen? Irgendwann möchte man ja auch mal fertig werden mit dem Studium, zumal bei meiner Tochter dann noch die Referendarzeit ansteht.

Ich möchte nicht wissen, wie es in den kommenden Jahren an den Unis zugeht, wenn nun schon die Seminarräume aus allen Nähten platzen und Studenten auf dem Boden sitzen müssen. Und was ist nach dem Studium? Dann gibt es Probleme einen Arbeitsplatz zu finden. Also bleibt einem nach dem Studium nur das Ausland um seine Brötchen zu verdienen. Armes Deutschland!

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was für ein Zufall. Ich studiere exakt das gleiche und hatte ehrlich gesagt gehofft, dass man mit Mathematik bessere Chancen hat in derartige Seminare zu kommen. Ich wünsche Dir schon mal viel Glück für deine Tochter. In Germanistik habe ich aber bereits im dritten Semester das Problem, dass Seminare oder bestimmte Module so wenig angeboten werden, dass man entweder keinen, oder nur einen Platz zu unmöglichen Zeiten bekommt. Ich will mich wirklich nicht beschweren, wenn es um die Zeiten meiner Seminare geht aber ich habe viele Samstage und Sonntage, an denen ich von morgens bis abends in die Uni muss.

Das Problem der zu großen Anzahl an Studierenden ist tatsächlich nicht seit diesem Semester erst ein Problem, aber es ist seit diesem Semester mit Sicherheit immens gestiegen. Unsere Uni hat eineinhalb mal mehr Erstsemester angenommen (oder annehmen müssen), als sie es in den vergangenen Semestern getan hat und dabei nicht für mehr Platz in der Uni gesorgt. Man muss nicht Mathematik studieren, um zu begreifen, dass das nicht aufgeht. Leider fehlt aber auch das Geld, um Platz zu schaffen.

» lukasman » Beiträge: 55 » Talkpoints: 32,99 »



Die Kapazitäten sind doch begrenzt und soweit ich weiß, nimmt man nicht mehr Studenten auf, als es geht. Da haben dann quasi einige Pech und müssen sich im nächsten Semester wieder bewerben. Bei den zulassungsbegrenzten Fächern ist das ja kein Problem, aber bei den zulassungsfreien wüsste ich nicht, wie die das machen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man dann einfach mal die doppelte Menge an Studenten aufnehmen kann. Das geht ja auch gar nicht.

Schon ohne Doppeljahrgänge gab es Zeiten, wo die Studenten keinen Platz mehr gefunden haben und teilweise draußen saßen. Ich habe das selber mal miterlebt. Nicht auszudenken wie das aussieht, wenn es dann noch einmal so viele wären. Das haut ja hinten und vorn nicht hin.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich bin zum Glück fertig mit allen Scheinen, aber ich habe es im letzten Semester im Vorlesungsverzeichnis gesehen. Dieses Semester ist es besser geworden. Denn unsere FH musste in Räumen der FOM ausweichen. Dabei haben die vorher bei uns die Räume angemietet, was sie teilweise immer noch machen.

Einige Vorlesungen durften nicht einfach so besucht werden. Besonders die Erstsemester wurden nach Losungsverfahren in die Vorlesungen gepackt. Der Dozent konnte sich somit nicht einfach ausgesucht werden, was wir damals sehr gerne gemacht haben, da einige einfach nicht lehren können. Das hat sich nun auch wieder gelegt. Dennoch ist es bei uns im ersten Semester schon in einigen Vorlesungen extrem gewesen, besonders bei denen, wo schon viele durchgefallen waren.

Das ist dann jetzt nur noch durchwinken, abkassieren und fertig. Mit Studium hat das in meinen Augen nichts mehr zu tun. Dozenten haben kaum noch Zeit, sich auf die Studenten einzulassen und auf Fragen einzugehen, weil es einfach zu viele werden. Anstatt vernünftig gegenzusteuern, wurde einfach gestopft, mit der Hoffnung, dass es genug gibt, die einfach abbrechen, zu Hause lernen, bzw. sich das Problem von alleine in Luft auflöst. Daher bin ich froh, dass ich nur noch auf mein Ergebnis meiner Thesis warten muss. Mir tun jetzt schon die Dozenten leid, die in 6 Wochen nun viel mehr Klausuren benoten müssen. Einige von unseren Profs und Dozenten haben es noch nicht mal in der Zeit gepackt und 8 Wochen und mehr gebraucht.

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Der Doppeljahrgang war bei uns schon vor einigen Jahren, dennoch ist das Problem zu vieler Studierender wohl allgemein nicht kleiner geworden und in den letzten Jahren stetig existent, weil immer mehr Schüler das Abitur absolvieren und ein Studium anstreben. Ich muss aber auch sagen, dass ich es bisher nie als so extrem erlebt habe und mich an meinen Universitäten immer wohl gefühlt habe - man darf sich einfach nicht von der Masse stören lassen und muss seinen Weg trotzdem finden.

Gerade in Jura waren die Massen im ersten Semester enorm. Für die Hauptseminare wurden wir aber von Beginn an in zumindest so kleine Gruppen aufgeteilt, dass jeder einen Sitzplatz hatte, und bei den kleineren Seminaren, die anfänglich völlig überfüllt waren, teilte es sich irgendwann ganz automatisch auf, weil jeder nur einen Teil davon besuchen musste. Gestört hat mich eher die Anonymität und die Tatsache, dass man von den Professoren und Dozenten auch zum semesterende immer noch nicht mehr als eine Nummer war, aber auch daran kann man sich gewöhnen, auch wenn es gelegentlich schwerfällt.

Jetzt studiere ich ein anderes Fach in der Philologie und hier ist der Andrang deutlich geringer. Natürlich hat man das Problem, dass nicht die tollen Seminare für alle Studierenden vorhanden sind und man unter Umständen dann mit einer ungünstigen Zeit oder einem unliebsamen Dozenten Vorlieb nehmen muss, aber man kann vielem vorbeugen, wenn man sich rechtzeitig informiert und schon zu Beginn der Frist für die Wunschveranstaltungen anmeldet. Natürlich ist der Raum manchmal voller, als sinnvoll wäre, aber man darf sich eben nicht stören lassen, muss sich trotzdem beteiligen und den Ablenkungen trotzen. Mich zumindest stört die Masse nicht, wenn ich einen Sitzplatz bekomme - und das war bisher noch immer der Fall.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ach das gibt es doch derzeit jedes Jahr in irgendeinem Bundesland. Das ist ja jetzt kein Problem, dass Deutschland weit greift, sondern sich auf ein Bundesland beschränkt. Deswegen habe ich zum Beispiel auch in Niedersachsen angefangen zu studieren, weil in Mecklenburg-Vorpommern der nc dann so hoch war, dass die Plätze Mangelware wurden. Okay bei uns waren Studienplätze auch schon vorher absolute Mangelware, aber das steht auf einem anderen Blatt. Dann später ist es an meiner Uni in Hildesheim genauso passiert.

Irgendwie ist dem glaube ich kaum eine Universität gewappnet. Manche Universitäten, wie bei mir Zuhause, nehmen generell nicht mehr Studenten an, sodass sich der Doppeljahrgang eben gleich auf andere Bundesländer verteilen muss. Damit leidet zumindest die Studienqualität an der Universität nicht. Hildesheim hingegen hat gefühlt einfach jeden angenommen und wir haben vorher schon herum gejammert nicht genug Kurse bekommen zu können. Dem Doppeljahrgang ging es dadurch natürlich nur noch schlimmer.

So welche Variante ist wohl richtig? Die angehenden Studenten gar nicht erst aufnehmen, sodass sie in andere Bundesländer weichen müssen? Oder doch eher die Variante alle aufzunehmen, obwohl dann die Qualität des Studiums für alle leiden wird? Denn richtig vorbereitet zu sein ist für eine Universität einfach extrem schwer. Ich weiß es nicht, dass muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich war allerdings im Nachhinein zumindest sehr zufrieden damit, dass Bundesland zu wechseln um zu studieren.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich glaube auch nicht, dass das erst ein Problem der Gegenwart ist, sondern schon länger der Fall ist. Jedes Jahr zum Wintersemester kommen die gleichen Meldungen über zu viele Studenten und zu wenig Studienplätzen sowie Wohnungsnot und was noch alles dazugehört.

In Meinem Studiengang gibt es schon länger das Problem, dass die Universität nicht genug Seminare und andere Veranstaltungen anbietet. Oft sind die Teilnehmerzahlen derartig begrenzt, dass viele Studenten gar keinen Platz mehr bekommen. Da die Seminare oft nicht regelmäßig angeboten werden, müssen besagte Studenten in der Regel mehrere Semester warten, bis sie einen Platz bekommen.

Vor kurzem versuchte ich das dritte Semester in Folge einen Platz in einer bestimmten Veranstaltung zu bekommen, allerdings vergeblich. Die Kapazitäten reichen einfach nicht aus. Selbst vor einigen Jahren als ich noch an einer anderen Uni studierte gab es schon Probleme mit den Kapazitäten. Dort wurden dann Exkursionen angeboten, die bei weitem nicht den Bedarf abdecken konnten. Es gab so viele Beschwerden, dass nachträglich zwei weitere Exkursionen angeboten werden mussten, um die unzähligen Beschwerden verstummen zu lassen. Ich finde es nur komisch, dass bei Exkursionen sich jeder beschwert, aber bei normalen Seminaren nicht. Wenn sich genug Leute beschweren, wird das Problem möglicherweise schneller beseitigt.

Ich finde es nur unmöglich, den Abschluss in der Regelstudienzeit zu schaffen, wenn die ganze Verwaltung und der Kapazitätenmangel an den Hochschulen jedem Studenten derartig Steine in den Weg legen. Mir tun dabei nur die Leid, die wegen Bafög auf die Einhaltung der Regelstudienzeit angewiesen sind.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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