Sind Menschen mit mehr Bildung für euch was Besseres?
Ich habe einen Realschulabschluss und gehe noch weiter zur Schule. Ich kenne auch Menschen, die Abitur haben oder ein Studium oder schon die Karriereleiter ein wenig hoch gestiegen sind. Manche dieser Leute sind oft ziemlich "von oben herab" und sehen einen Menschen mit mittlerer Reife und einer Ausbildung nicht unbedingt als gleichwertig an.
Sind für euch Menschen mit mehr Bildung was Besseres? Haltet ihr euch für was Besseres als Leute die weniger Bildung haben als ihr? Kommt es im Leben bei euch auf die Schulbildung an? Kennt ihr Menschen mit guter Bildung, die das raushängen lassen? Wie geht ihr mit solchen Menschen um?
Ich selber zähle mich zu den Menschen, die mehr Bildung haben, aber keineswegs zu etwas Besserem. Warum auch? Ein Mensch ist liebenswert aufgrund seines Charakters oder seines Wesens, aber nicht aufgrund seiner Bildung. Jemand, der von oben herab immer wieder aufzeigt, dass er ein gutes Bildungsniveau hat, ist mir zuwider.
Beispiel aus meinem aktuellen Job. Ich habe "nur" einen Bachlorabschluss und arbeite in eienr Abteilung mit zwei Doktoren, einem Promovierenden, zwei Ingenieuren und einer Sekretärin. Als der Promovierende in den ersten Teammeeting saß, beschwerte er sich, dass ein Berufseinsteiger mit "nur" Bachelor eine ziemlich hohe Assistenzposition in einer anderen Abteilung bekommen hat. Er meinte auch, dass man jemandem ohne Doktortitel diesen Job nicht geben kann. Als dann eine Kollegin einwarf, dass man auch ohne Doktortitel einen guten Job machen kann, wollte er das nicht hören. Irgendwann ging der Chef (der auch "nur" Ingenieur ist) dazwischen und meinte, ob das sein ernst sei. Er ruderte dann etwas herum und versuchte sich rauszureden, aber das Kind war schon in den Brunnen gefallen. Erst stand die Sekretärin auf, dann ich und wir verließen den Raum. Der Kollege hat lange gebraucht bis er wieder normal von uns behandelt wurde und auch heute - ein Jahr später - halten wir ihm diese Aussage manchmal vor, weil sie war einfach daneben. Ich bin ja kein schlechter Arbeitnehmer nur weil ich keinen Doktortitel habe.
Ein anderes Beispiel aus meinem Privatleben. Ich habe eine Freundin, die hat Hauptschulabschluss und Ausbildung und hat mich nach mehreren Jahren Freundschaft allen Ernstes mal gefragt, warum ich mich eigentlich mit ihr abgebe, ich sei so gebildet und habe Abitur. Da war ich wirklich schockiert, weil ich nicht wusste, dass das für sie eine Rolle spielt. Wir konnten das zwar binnen weniger Minuten klären, aber ich hätte nie gedacht, dass sich manche Menschen wegen dem unterschiedlichen Bildungsniveau Gedanken machen.
Ein Studium ist ja nicht immer eine Sache der geistigen Reife, sondern auch eine Geldfrage. Ich bin mir sicher, dass einige auch einfach kein Abitur machen, weil sie dann eh nur eine Ausbildung machen können. Die Schulbildung sagt ja auch eigentlich nichts über die Allgemeinbildung aus. Wenn man lernt dann kann man auch gute Noten bekommen und muss nicht besonders schlau sein.
Meiner Meinung nach ist der Bildungsstand Nebensache. Ein Mensch kann trotzdem gebildet sein, sich gut ausdrücken. Manchmal hat man eben einfach nicht den finanziellen Backround etwas aus sich zu machen. Ich blicke auf niemanden von oben herab, kann es aber auch wohl nicht, weil ich der Meinung bin, dass niemand alles weiß.
Nein. Es gibt ja nun mal Berufsgruppen, die als "dumm" verschrien sind. Unabhängig davon finde ich, dass man alle Berufsgruppe braucht. Vom Arzt bis zum Bauarbeiter (damit will ich nicht sagen, dass diese weniger intelligenter sein müssen, aber man braucht einfach andere Qualifikationen als wenn man Arzt werden will).
Ich habe viele Ärzte erlebt, die wirklich überheblich waren. Vielleicht, dachte ich, sei das berechtigt. Immerhin haben die jahrelang studiert, mussten sich behaupten, dann noch der Facharzt hinterher. Aber wenn es darauf ankommt sind sie genauso von den Krankenschwester abhängig. Und die wiederum von den vielen Krankenhaushelfern. Man ahnt nicht, wie wichtig jeder einzelne ist, unabhängig vom Bildungsstand.
Wichtig wird das nur, wenn man einen Partner sucht. Da muss man schon darauf achten, dass man auf einer Wellenlänge liegt oder man weiß die Qualitäten des anderen dann eben zu schätzen, wenn es nicht so ist. Die meisten Paare die ich kenne, sind bildungstechnisch etwa gleich. Aber ich kenne auch eine Ärztin und einen Tischler. Sie hat da schon den höher angesehenen Beruf und bringt auch wesentlich mehr Geld nach Hause. Aber er hat sich um den Haushalt und die Kinder gekümmert und trägt sie auch sonst auf Händen. Da passt das dann auch wieder.
Das kenne ich auch, da ich auch einen Realschulabschluss habe und jetzt eine schulische Ausbildung mache, anschließend hänge ich noch ein Jahr für die Fachhochschulreife dran, damit ich einen guten Abschluss habe. Die gymnasiale Oberstufe habe ich abgebrochen, da sie mir einfach zu schwer war und ich glaube, dass mich einige Menschen für dumm halten, weil ich eben die Oberstufe abgebrochen habe. Mit Mathematik und Physik konnte ich aber auch zum Beispiel gar nichts anfangen, was mir dann auch einfach zu anstrengend und schwierig wurde. Mit meiner Ausbildung bin ich glücklich und mir ist es egal, ob mich andere von oben herab behandeln.
Mit solchen Menschen gehe ich gar nicht um, sondern ich ignoriere es einfach, genauso wie die ganzen Sprüche, dass man das Abitur heutzutage fast geschenkt bekommt, da es zu einfach ist und "jeder Depp ein Abitur hat". Wer sich wegen irgendwelchen Beurteilungen auf einem Blatt Papier schlauer fühlen möchte, der soll das von mir aus auch tun, aber manchen Leuten liegt vielleicht die Schule auch gar nicht so, denn immerhin sind viele Klassen auch total überfüllt und man kann nicht in Ruhe lernen. Außerdem gibt es auch Leute, die gemobbt wurden und manche von diesen Leuten wollten die Schule so schnell wie möglich verlassen, um danach etwas anderes zu machen, wie zum Beispiel eine Ausbildung, damit sie in ein komplett neues Umfeld kommen.
Oh, damit hatte ich sehr lange ein Problem. Ich selber habe einen Realschulabschluss und eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten. Die Freunde meines Freundes und er selber auch haben alle Abitur und auch Studiert. Ich habe mich zu Beginn absolut unwohl in dem Kreis gefühlt weil ich mich wirklich für was schlechteres gehalten. Das ging soweit das ich kaum gesprochen habe, obwohl ich ja nicht dumm bin.
Mittlerweile hat sich das gelegt. Ich kenne jetzt alle besser und muss sagen das die erfolgreichen nicht mal das Problem sind. Viele haben wirklich ganz tolle Berufe wie Anwalt oder Arzt, aber das sind die netten, und waren auch von Anfang an freundlich. Aber die Personen die Studiert haben und ihr Studium kaum nutzen konnten meinten blöde Sprüche zu klopfen und haben mich teilweise richtig mies behandelt. Jetzt kann ich damit sehr gut umgehen, denn ich habe ja zum Teil einen besseren Beruf als die Freunde.
Für mich ist Bildung auf jeden Fall wichtig, aber das hat mit der Schulbildung nicht unbedingt viel zu tun. Wenn ich mit Freunden zusammen sitze diskutieren wir ja keine fachlichen Fragen, die im Beruf von einem gerade eine Rolle spielen, sondern unterhalten uns über allgemeine Themen. Um dann nicht dumm dazustehen braucht man aber kein Abitur, sondern einfach ein gewisses Interesse an den Dingen, die in der Welt so vor sich gehen.
Es gibt auch Leute mit Studium, die erschreckend ignorant sind. Ich habe mal jemanden gekannt, der damit geprahlt hat, dass er seit seinem Studienabschluss kein Buch mehr in der Hand hatte. Solche Leute sind für mich wirklich richtig dumm, denn dieser Typ hatte eigentlich die besten Voraussetzungen und hätte sich eine gute Allgemeinbildung aneignen können, aber entschied sich dagegen. Da habe ich wesentlich mehr Respekt vor Leuten, die für ihren Abschluss hart arbeiten mussten und es vielleicht erst auf mehreren Umwegen geschafft haben zu studieren.
Ganz nebenbei bemerkt ist das herabschauen auf Leute mit schlechterer Schulbildung wohl eher ein Problem der Jugendlichen. Ich kenne in meinem Alter keinen der das macht und ich kenne Leute, bei denen weiß ich gar nicht, was für einen Schulabschluss sie haben. Wenn jemand seit fünf oder zehn Jahren im Berufsleben steht wird so etwas ziemlich irrelevant.
Ich werde Ende Februar mein Studium beenden und dann werde ich meinen Bachelor haben. Dadurch bin ich aber gewiss nichts besseres! Ich weiß, woher ich komme. Im Gegensatz zu meinen Tanten, die ihre Kinder so hochloben, dass sie so besonders sind. Auch meine eine Oma war immer so drauf. Die Kinder meiner Tanten waren was besonderes, wir, weil mein Vater "nur" Buchdrucker war und meine Mutter "nur" Tochter einer Schneiderin, einfache Kinder.
Gebildete Menschen können ja auch zwischenmenschliche Probleme haben. Es gibt genug intelligente Menschen, die mit anderen Menschen nicht klar kommen, andere evtl. sogar absichtlich benachteiligen, weil sie unter ihrem Niveau sind. Warum sollten dann Menschen, die einen besseren IQ haben, dann was besseres sein? Nein, das sehe ich nicht so! Alle Menschen sollten gleich sein und nicht gleicher als andere, auch wenn das schwer umsetzbar ist.
Ich bin nach der Realschule in die gymnasiale Oberstufe gewechselt und ich muss sagen, dass viele Gymnasiasten ziemlich arrogant und überheblich waren in Bezug auf uns Realschüler und sind es teilweise heute noch. Dabei haben wir doch das gleiche Abitur gemacht wie sie und hatten auch dieselben Aufgaben und Prüfungen. Für uns wurden die Aufgaben nicht leichter gemacht, damit wir klarkommen. Daher kann ich diese Arroganz und Überheblichkeit auch gar nicht wirklich nachvollziehen.
Jetzt studiere ich und ich fühle mich überhaupt nicht besser als diejenigen, die nur eine Ausbildung oder nur Fachabitur gemacht haben. Ein Schulabschluss hat nichts mit Dummheit oder Intelligenz zu tun, es hat häufig auch andere Gründe. Die beiden Brüder meines Freundes beispielsweise sind damals als Teenager nach Deutschland gekommen. Auf Grund der mangelnden Sprachkenntnisse haben beide einen eher schlechten Hauptschulabschluss bekommen. Aber das liegt nicht an mangelnder Intelligenz, sondern an den Sprachkenntnissen.
Wenn man da noch zu wenig Zeit hat, bis zum Abschluss alles nachzuholen, kommt dann eben ein schlechter Abschluss dabei raus. Aber ich würde nicht mal im Traum wagen, die beiden deswegen zu diskriminieren oder mir besser vorkommen zu wollen als sie. Ich kenne die beiden schon seit einer ganzen Weile und charakterlich sind beide sehr lieb und ich komme mit beiden sehr gut klar. Wir verstehen uns so gut, dass sie für mich fast wie eigene Brüder sind. Es kommt eben doch in erster Linie auf den Charakter und das Wesen eines Menschen an und nicht auf den IQ, den manche an Hand von Abschlüssen feststellen wollen.
Gute Noten haben meiner Meinung nach nichts mit Intelligenz zu tun. Ich kenne so einige Beispiele, die zwar sehr gut reproduzieren konnten, was der Lehrer sagt, aber wenn es darum ging, selbstständig zu denken und zu arbeiten, waren sie überfordert.
Die Vorstellung, Menschen mit mehr Schulbildung, Universitätsabschluss o.ä. seien etwas "Besseres" ist ebenso absurd wie verbreitet. Mir sind im Studium sehr viele Kommilitonen begegnet, die das "einfache Volk" auf dem Campus wie beispielsweise die Damen von der Essensausgabe, aber auch die Verwaltungsmenschen, die Angestellten von der Haustechnik behandelt und angesprochen haben, als handele es sich hier um geistig zurückgebliebene Leibeigene. Vor den Professoren und Dozenten wurde dagegen gebuckelt und geschleimt. So kann man es im Leben auch zu etwas bringen.
Ich habe dieses Vorurteil nie geteilt. Man kann studieren und promovieren und habilitieren und so weiter bis zur Rente und dennoch ein sozial inkompetenter, arroganter Fachidiot bleiben. Leute mit weniger Schulbildung sind dagegen oft viel cleverer in Alltagsdingen und können auch ohne akademische Titel Bildung und vielseitige Interessen vorweisen, beispielsweise mehrere Sprachen sprechen und nebenbei einen Online-Shop betreiben, während der Professor DoktorDoktor nicht weiß, was ein USB-Stick ist.
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