Unterschiedliche Ansichten vom Leben in Ordnung?
Ist es für euch in einer Beziehung in Ordnung und verkraftbar, wenn die Partner teilweise unterschiedliche Ansichten vom Leben haben? Zum Beispiel glaubt Partner A an ein Leben nach dem Tod und daran, dass die Seele weiterlebt und Partner B ist da, seiner meiner Meinung nach, ein absoluter Realist, der meint wenn man tot ist, dann kommt man auch nur unter die Erde und gut ist, nichts mit „weiter leben“.
Ich stelle mir vor, dass die größeren Probleme dann später bei der Erziehung der Kinder auftreten könnten, wenn Elternteil A andere Ansichten als Elternteil B hat und das Kind dann in den Konflikt mit hineingezogen wird. Ohne Kinder oder allgemein jemanden, der nachfragt, muss man ja nicht über solche eher konfliktreicheren Themen reden und diskutieren. Aber irgendwann ist doch Schluss, oder? Sollte man die Beziehung dann weiter führen oder sich eher jemanden suchen, der zu 99 % dieselben Meinungen & Ansichten vertritt, die man auch hat?
Ich glaube kaum, dass man jemanden finden wird, der zu 100% den eigenen Vorstellungen entspricht. Irgendwo wird man immer Kompromisse machen müssen und sich an die Eigenarten des Anderen gewöhnen müssen. Mein Freund und ich sind auch nicht immer einer Meinung. Er hat zwischendurch Ansichten, die meiner Meinung nach total seltsam, merkwürdig und vollkommen bescheuert sind. Aber jede Wette, über einige meiner Ansichten denkt er bestimmt genauso.
Trotzdem käme ich nicht auf die Idee, mich nach jemand anderem umzuschauen, der "besser" zu mir passt als er. Es gibt keinen Mr Perfekt, es gibt auch keine Ms Perfekt, also finde ich es übertrieben, danach suchen zu wollen. Solange man in den allerwichtigsten Punkten übereinstimmt, ist doch alles andere nebensächlich. Mir war beispielsweise wichtig, dass mein Partner dieselben Ansichten hat wie ich was die Themen Taufe oder kirchliche Trauung angeht. Solche Sachen wie "Leben nach dem Tod" oder sowas ist doch absolute Nebensache und spielt für die Zukunft meiner Meinung nach keine Rolle.
Mal angenommen, man findet tatsächlich die eine Ausnahme, die 100% der eigenen Vorstellung von einem perfekten Partner entspricht: Wer sagt denn, dass diese Person einen dann auch will? Am Ende ist man selbst der Person nicht perfekt genug und man steht allein da.
Ich denke man findet mit Sicherheit keinen Partner der wirklich alle Ansichten teilt (es kann Ausnahmen geben, aber die sind bestimmt selten). Solange es nur um Dinge, wie das Leben nach dem Tod geht, worüber man zwar diskutieren kann, aber was das Leben eines Menschen ja nicht bestimmt, wird das kein großes Problem sein. Meiner Meinung nach machen kleine Diskussionen, solange sie nicht ausarten, eine Beziehung auch interessanter. Zumindest stelle ich es mir doof vor, wenn der Partner einem bei allem zustimmt.
Bei der Kinder-Erziehung kommt es auch wieder auf die Themen drauf an. Geht es nur um die kleinen Dinge ist es nicht so schlimm, meine Eltern waren bei so ziemlich nichts der gleichen Ansicht und mir hat es nicht wirklich geschadet, aber auch hier gibt es Ausnahmen.
Geht es aber um größeres, wie beispielsweise eine Religion, oder Lebenseinstellung, dann würde ich mir doch eher einen Partner suchen der die Ansichten teilt. Eine Beziehung zwischen einem Atheisten und einem stark religiösen Menschen stelle ich mir äußerst problematisch vor Ebenso bei Menschen die einen besonderen Lebensstil praktizieren, wobei es auch hier wieder auf die Art des Lebensstils ankommt.
Das ist aber ein Beispiel das wirklich nicht darüber bestimmen sollte ob es in der Beziehung zusammen passt. Der Partner hat doch ein recht an etwas anderes zu Glauben als ich selber.
Kompliziert finde ich dann eher Situation wenn der eine Partner lieber nur die Beziehung zum Partner sucht, der andere aber zum Beispiel lieber auch mal Sex mit anderen Personen möchte. Da gibt es dann meiner Meinung nach kein zusammen kommen. Aber nur weil man an was anderes glaubt sollte man die Beziehung nicht gleich aufgeben.
Es gibt manche Dinge, die die Partnerschaft direkt betreffen, die wohl auf Dauer nicht zu verkraften sind. Das können große Dinge sein, wie beispielsweise die Einstellung zu Treue, aber auch Kleinigkeiten wie etwa Ansichten zu Ordnung in der Wohnung.
Kinder kommen mit unterschiedlichen Auffassungen gut klar, wenn man sich nicht deswegen dauernd streitet. Sie wissen sehr wohl zu unterscheiden, wer warum etwas verbietet oder nicht und finden sich gut damit ab, ja sie lernen meiner Meinung nach dadurch sogar Toleranz und die Verschiedenartigkeit von Menschen zu akzeptieren.
Unterschiedliche Ansichten über das Leben als solches wird es in den meisten Fällen geben. Über das Thema Religion diskutiere ich im privaten Kreis oder mit einem Partner nach Möglichkeit nicht und wenn es sein muss, nur ganz vorsichtig. Manche sind da so von ihrer Meinung überzeugt und versuchen auch, die durchzusetzen, dass es zum Streit kommen kann. Das Leben nach dem Tod gehört hier mit hin, genau wie die Seele. Man sollte also unterschiedliche Meinungen gelten lassen. Denn niemand weiß hundertprozentig, was nach dem Tod passieren wird mit der Seele. Es gibt schlimmere Dinge, um sich einen neuen Partner suchen zu müssen.
Solche Gespräche sollte man aber auch nicht in Gegenwart kleinerer Kinder führen. Denn je nachdem in welchen Kindergarten das Kind geht, wird ihm dort etwas erzählt, was völlig anders aussieht.
Ich denke, dass dieselben Ansichten über das Leben kein absolutes Muss für eine funktionierende Beziehung sind, auch nicht, wenn die Kindererziehung ins Spiel kommt. Meine Eltern haben zu vielen Dingen verschiedene Ansichten. Um mal dein Beispiel mit der Religion und dem Glauben an ein Leben nach dem Tod aufzugreifen, ist meine Mutter gläubige Katholikin, mein Vater hingegen überzeugter Atheist. Sie haben sich trotzdem entschieden, mich zur Kommunion zu schicken, einfach aus Tradition. Sie wussten, dass ich mir spätestens in der Pubertät ohnehin eine eigene Meinung zu dem Thema bilden würde und haben auch nicht besonders versucht, mich da zu beeinflussen.
Schwieriger stelle ich es mir hingegen bei Paaren vor, die völlig gegensätzliche politische Meinungen vertreten. Allerdings glaube ich auch nicht, dass sich so ein Pärchen überhaupt bilden würde, wenn klar ist, dass einer rechtsradikal ist, während der andere eher nach links tendiert. Alles andere stelle ich mir aber durchaus machbar vor.
Ich finde, dass es immer ganz darauf ankommt, worum es sich dabei handelt. Wenn es um die Beziehung geht, dann ist es auf jeden Fall wichtig, dass beide in etwa die gleichen Vorstellungen haben. Immerhin kann eine Beziehung einfach nicht auf Dauer funktionieren, wenn beide ganz verschiedene Einstellungen zu Treue haben. Wenn jemand der Meinung ist, er dürfte sich außerhalb der Beziehung austoben, solange er seinen Partner auch weiterhin liebt und der Partner eine absolut andere Meinung vertritt, dann kann es nur zu Problemen kommen, da sich immer jemand stark einschränken muss. Und das kann einfach nicht funktionieren.
Ich finde, dass es wichtig ist, dass man gleich von Anfang an die Vorstellungen von einer Beziehung bespricht, so dass es dann auch nicht zu bösen Überraschungen kommen kann. Wenn man dann also weiß, dass man sehr ähnliche Vorstellungen hat, dann hat man auch eine Grundlage und da ist es dann auch nicht so wichtig, wenn man in anderen Bereichen nicht immer der gleichen Meinung ist.
Außerhalb der Beziehung finde ich es nicht so schlimm, wenn der Partner eine andere Meinung vertritt. Es ist ja auch völlig normal, dass man nicht immer genau gleich denkt wie der Partner und ich würde das auch niemals von meinem Freund verlangen. Solange es sich nicht um wirklich wichtige Sachen handelt, dann ist das auch absolut nicht schlimm und ich finde das manchmal sogar ganz interessant, da es einfach viele Sachen gibt, über die man miteinander sprechen und auch diskutieren kann. Das hält eine Beziehung auch frisch und solange man die Meinung des Partners auch akzeptiert und es nicht zum Streit kommt, ist das auch wirklich kein Problem.
Manchmal klappt es und manchmal eben nicht, das hängt ganz von uns ab. Je toleranter wir sind oder je mehr Vorzüge der Partner hat um so besser wird es wohl funktionieren. Reibungspunkte gibt es eigentlich genug, ich denke da an verschiedene Weltanschauungen, unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten (Veganer), kirchliche Gruppierungen oder das hier erwähnte Leben nach dem Tode. Auch Kleinigkeiten wie die persönliche Hygiene, Kaufgewohnheiten oder der tägliche Umgang mit den Finanzen deutet auf unterschiedliche Ansichten hin die man akzeptieren muss oder auch nicht. Wenn tolerieren nicht geht und auch so kein gemeinsamer Nenner gefunden werden kann dann wird man sich wahrscheinlich trennen müssen. Das passiert jeden Tag.
Wobei ich das nun auch nicht so richtig verstehe warum man so unterschiedliche Ansichten erst sehr spät mitbekommt und sich dann darüber beklagt. Wenn jemand meint dass er ein paar Leichen im Keller hat dann müsste ein potentieller Partner das eigentlich recht schnell heraus bekommen. Man lernt sich ja in der Regel doch erst einmal eine Weile kennen bevor man zusammen zieht oder gar heiratet. Die wenigsten können sich und ihre Macken so lange verstellen das es niemand merkt. Auch wäre es mehr als fair darauf hinzuweisen..
Eine Kollegin von mir hat einen sehr gefühlsarmen Menschen geheiratet. Sie wusste aber vorher worauf sie sich einließ da er es ihr auch mitgeteilt hatte. Sie dachte dass sie damit klar kommt was ihr auch meistens gelingt. So zieht ihr Mann regelmäßig Bilanz ob sich die Ehe noch lohnt oder man sich trennen sollte. Auch hat er ab und an mal eine Freundin nebenbei um mal etwas Abwechslung zu haben. Für mich wäre das starker Tobak und absolut unakzeptabel, sie lächelt nur darüber.
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