Das erste Auto ruhig ein Schrottauto - warum?

vom 21.10.2013, 13:25 Uhr

Immer wieder hört man, wenn sich Fahranfänger ein Auto kaufen wollen, dass es auch ein Schrottauto sein kann. Hauptsache es hat TÜV und es fährt. Das habe ich sehr oft gehört, als ich gerade den Führerschein hatte. Warum unterstellt man damit im Prinzip den Fahranfängern, dass sie ein Auto sowieso zu Schrott fahren? Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass Fahranfänger vorsichtiger fahren und erst wenn die Probezeit um ist werden sie mutiger.

Wurde euch auch gesagt, dass ihr euch ruhig ein altes Auto holen sollt als ihr gerade den Führerschein hattet? Ist es denn normal, dass man denkt, dass Fahranfänger sowieso Beulen und Dellen ins Auto fahren?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mein erstes Auto war 16 Jahre alt und ich war glücklich damit. Als erstes hat es mich nicht viel gekostet und als zweites war ich, als ich dann in einen Busch gefahren bin, dankbar, dass es eine alte Kiste war. Der Kratzer viel nicht auf und es war ein perfektes Anfängerauto. Ich denke, dass es normal ist, am Anfang irgendeinen Busch mal mitzunehmen, denn man muss das Auto erst kennenlernen und sich selber als Fahrer auch.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@davinca, ich bin der Meinung, dass man eigentlich so sicher fahren sollte, dass man nicht in eine Hecke fährt, wenn man den Führerschein bestanden hat. Wenn man sich da nicht sicher ist, sollte man noch Fahrstunden dran hängen. Ich kenne übrigens keinen einzigen Fahranfänger, der sein Auto zu Klump gefahren hat oder eher Kratzer dran gefahren hat.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist aber doch Fakt, dass die Unfallgefahr von Fahranfängern höher ist. Und Fahranfänger heißt dabei 17 bis 25 Jahre alt. Ich denke nicht, dass die Fahrschule reicht, um zu einem perfekten Fahrer zu werden. Ich gebe da davinca vollkommen Recht, dass der ein oder andere Busch da schon drin sein kann. Das ist nicht schön, wenn man bedenkt, dass dabei auch andere Menschen verletzt werden könnten. Aber es ist einfach so. Übung macht den Meister. Und das dauert schon mal ein paar Monate bis Jahre. Es ist also keine Unterstellung, sondern einfach Statistik.

Von daher kann ich das schon verstehen, wenn man als Fahranfänger ein eher schrottiges Auto wählt. Zudem ist es auch eine finanzielle Entscheidung. Ich finde es sinnvoll, wenn ein junger Mensch sich sein Auto selber finanziert. Immerhin ist das ein wichtiger Schritt zum Erwachsenwerden. Da muss man dann auch selber dafür arbeiten.

Andererseits ist es gerade wegen der erhöhten Unfallgefahr sinnvoll, dass es sich um ein sehr sicheres Auto handelt. Eigentlich wäre es angeraten, einem 18jährigen z.B. ein großes Auto zu kaufen, statt die kleinen ohne Knautschzone. Und ein zuverlässiges Auto, statt eines, das auf der Autobahn von selbst auseinander fällt. Also neu und teuer ist gesundheitlich betrachtet, sicher besser. Nur bei den PS sollte man wirklich sparen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke, dass es einfach auch eine Frage der Kosten ist. Der Wertverlust eines Autos ist einfach in den meisten Fällen der größte Kostenfaktor, erst bei einem günstigen Auto werden Spritkosten dominant sein. Fahranfänger haben aber meistens noch kein richtiges Gehalt sondern sind entweder Schüler, Studenten oder Auszubildende. Bei wohlhabenden Eltern spielt das sicherlich keine Rolle, aber selbst dann halte ich es sinnvoll, wenn die Kinder sich an den Kosten beteiligen. Und dann sollte es lieber ein älteres, günstigeres Auto sein.

Trotzdem sollte es natürlich nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Absolute Sicherheit gibt es nicht und man muss sicherlich Kompromisse machen, aber eine ganz alte Schrottkiste wäre mir dann doch zu gefährlich. Das Auto sollte mindestens eine volle Airbagaustattung und ABS haben.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Hier spielen ja beide Aspekte eine Rolle: zum einen steht zu befürchten, dass man als Fahranfänger doch eher eine Beule oder Delle oder einen Kratzer holt. Das würde dann bei einem Neuwagen vermutlich mehr schmerzen, als bei einem eher alten Wagen. Ebenso werden Fahranfängern eher Fehler unterstellt, die auch die Technik schaden können (z.B. falsches Schalten). Auch hier schmerzt es eben, wenn ein 25'000 Euro Wagen kaputt geht eher mehr, als wenn der Wagen nur 1'000 Euro gekostet hat.

Dann ist da der Aspekt der Kosten. Wenn man mal unterstellt, dass Fahranfänger eher jung sind, ist anzunehmen, dass noch keine großartigen Rücklagen oder Einnahmen zu verbuchen sind. Es mag Ausnahmen geben, aber zu meiner Zeit war dem - für mich jedenfalls - nicht so! Daher ist man auch gezwungen, auf ein eher günstiges Auto auszuweichen. Das ist dann lediglich ein Kostenargument.

Dann - auch wegen der Kosten - ist man sicher versucht, im ersten oder zweiten Jahr nicht gleich seinen Traumwagen zu holen, welcher auf Grund diverser Umstände bei der Versicherung kräftig zu Buche schlägt, sondern kauft sich zunächst einen Kleinwagen, der keinen Disko-Auto-Ruf hat und bei dem man recht schnell hinsichtlich der eigenen Versicherungseinstufung sinken kann, so dass in Folge andere Autos mit günstigeren Tarifen versichert werden können.

MissMarple hat geschrieben:Wurde euch auch gesagt, dass ihr euch ruhig ein altes Auto holen sollt als ihr gerade den Führerschein hattet?

Ich hätte die Freiheit gehabt, mir auch einen neuen S-Klasse Benz zu kaufen. Es lag schlicht am Umstand, dass ich keine 100'000 DM für einen Wagen übrig hatte, der mich dazu gezwungen hat, auf einen eher günstigeren Japaner auszuweichen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mein erstes Auto war ein Neuwagen und ich habe ihn elf Jahre ohne irgendeinen Unfall und ohne einen einzigen Kratzer gefahren. Aber ich muss schon sagen, dass die Fahrstunden alleine nicht ausreichen, um sagen zu können, dass man ein sicherer Autofahrer ist. Die Praxis muss man sich erst antrainieren, zumal man meistens ein ganz anderes Auto fährt, als man es in der Fahrschule getan hat. Und da jedes Auto anders reagiert, muss man sich auch deswegen erst einmal an ein anderes Auto gewöhnen.

Ich selber bin anfangs sehr vorsichtig gefahren und habe mir in manchen Situationen gedacht, dass ich jetzt doch etwas Glück hatte und nicht irgendwo entlang geschrammt bin, so dass mein Auto Schaden genommen hätte. Aber es gab in meiner Schulklasse eine Menge Leute, die dieses Glück nicht hatten und einfach am Anfang unsicherer und etwas ungeschickter waren und so zum Beispiel einen Garagenpfosten gestreift haben, beim Einparken einen Pfosten gestreift haben oder gar ein anderes Auto am Spiegel erwischt haben.

Um dem eben vorzubeugen (und Statistiken sagen eben nun einmal aus, dass Fahranfänger eben gerade am Anfang noch unsicher sind, egal wie viele Fahrstunden sie bis zur Prüfung hatten) ist es sicherlich am Anfang nicht schlecht, wenn man "nur" einen Gebrauchtwagen fährt, der ruhig einmal einen Kratzer bekommen kann und keinen Neuwagen, bei dem man bei jedem Fleck jammert.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube, es wird den Jugendlichen gegenüber nur gut gemeint, wenn man sagt, dass diese sich eher ein Auto kaufen sollten, als Fahranfänger, was vielleicht schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. Es ist nachgewiesen, dass die Fahranfänger eher einen Unfall bauen als diejenigen, die schon länger Ihren Führerschein haben.

Stellt euch mal vor, ein Fahränfänger kauft sich jetzt ein Auto, was er vielleicht sogar finanziert, weil er das Geld nicht hat. Jetzt hat er einen Autounfall und das Auto ist ein Totalschaden. Er wird sich zum einen ärgern, weil das Auto kaputt ist und er nicht mehr fahren, kann, aber was noch schlimmer ist, dass er immer noch auf den Finanzierungskosten etc. sitzt.

Klar, sowas kann natürlich einem erfahrenen Fahrer auch passieren, aber der steht womöglich mit einem festen Gehalt im Leben und muss nicht von einer geringen Ausbildungsvergütung leben und kann daher eher die noch offene Schuld begleichen. Bei einem kleinen gebrauchten "Schrottauto" braucht man sich vielleicht nicht so große Sorgen machen, wenn es dann mal zu einem Unfall kommt und das Auto einen Totalschaden hat.

Ich möchte jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich denke, hier gibt es einige, die schon die oben genannte Erfahrung gemacht haben und vielleicht heute noch für ein Auto zahlen, welches Sie gar nicht mehr besitzen. Im Prinzip muss jeder Jugendliche, der seinen Führerschein gerade bestanden hat, selber für sich entscheiden, was für ein Auto er sich kauft. In den Kreisen ist man natürlich auch ein wenig "Out", wenn man kein modernes Auto fährt.

» Parzival » Beiträge: 888 » Talkpoints: 0,70 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Zu schrottig sollte das Auto nun auch nicht unbedingt sein, aber ich sehe das auch so dass ein gepflegter älterer Gebrauchter für einen Fahranfänger genau das Richtige ist. Die Argumente wurden ja schon genannt und das ist alles richtig. Es ist absolut erwiesen dass Fahranfänger deutlich mehr Unfälle fabrizieren als gestandene Autofahrer mit mehr Fahrpraxis. Das schlägt sich auch in den Versicherungsprämien aller Anbieter nieder. Die Versicherung für die Haftpflicht ist schon teuer genug, wenn man dann auf eine Vollkasko verzichten kann weil es sich um ein älteres Modell handelt spart das viel Geld. Geld welches man dann für eventuell anfallende Verschleißreparaturen übrig hat.

Wenn ich an mein erstes Auto denke dann war das rund 20 Jahre alt und eigentlich nicht mehr verkehrstüchtig. Es war kurz nach der Wende in der DDR und der neu erschaffte TÜV hatte nur gelacht. Ich musste es mangels Alternativen trotzdem fahren um täglich die 60 Kilometer zur Arbeit zu kommen und so waren die ständigen Macken eine gute Schule für mein kommendes Autofahrerleben. So ging unter anderem das Fahrzeug ständig auf der Kreuzung aus, bei Regen sowieso und die Schaltung am Lenkrad war total zerbröselt. Ich hatte mein Warndreieck immer aufgebaut im Kofferraum und die Ersatzkerzen auch. Zum Schluss war ich sehr routiniert was den Kerzenwechsel betraf, das waren nur noch wenige Minuten. Beulen hatte es auch einige und da mir die Erfahrung fehlte kamen noch etliche dazu. Zurück blicken würde ich sagen dass alles in allem es eine gute Schule für mein kommendes Autofahrerleben war.

Mein Schrottauto fuhr ich noch ein halbes Jahr lang und das reichte auch aus um Fahrpraxis zu sammeln. Danach legte ich mir einen drei Jahre alten Kadett zu den ich mir von dem gesparten Geld kaufen konnte. Für eine gewisse Übergangszeit ist das also eine gute Alternative. Meistens handelt es sich ja bei dem ersten Auto auch um abgelegte Fahrzeuge von Familienangehörigen die es praktisch umsonst gibt und die auch immer jahrelang gepflegt wurden.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nein, das hat man mir nicht gesagt. Meine Familie war der Meinung, dass ich auf gar keinen Fall in einem kleinen, alten Auto durch die Gegend fahren sollte. In einem größeren Auto ist man im Fall eines Unfalls wesentlich sicherer, weil die Knautschzone größer ist und als ich meinen Führerschein gemacht habe waren Airbags noch nicht so lange in Autos aller Klassen eingebaut worden, also wäre ein altes Auto sicher noch ohne Airbag gewesen.

Außerdem war die Überlegung eben auch, dass ich mich mit Autos nicht wirklich auskenne und mit einer Schrottkiste eventuell irgendwann eine Panne haben könnte und dann mitten in der Pampa liegen bleibe und selber nichts machen kann. Das Handynetz hatte damals bei uns auf einigen Landstraßen ziemliche Löcher, deshalb hätte eine Autopanne schon unangenehm werden können.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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