Ausländische Handwerker mit Vornamen vorstellen

vom 20.10.2013, 23:47 Uhr

In meiner Wohnung waren ja nun eine ganze Zeit lang Handwerker tätig. Die ich klar auch öfters sah und auch in irgendeiner Form Zeit mit ihnen verbrachte. Da ich alle in meinem Alter schätzte, habe ich die auch alle einfach irgendwann mit Du angesprochen. Wobei mir dabei wichtig war, dass sie auch Du zu mir sagen. Was auch durchaus klappte. Wobei ein lockerer Umgangston typisch für mich ist. Und ich ein Du verwenden kann und trotzdem nicht überheblich werde oder so.

Nun rief mich letztens der Arbeitgeber der einen Handwerkergruppe an, weil noch was in meiner Wohnung gemacht werden musste und es sinnvoller sei, mit mir einen Termin auszumachen. Dafür war ich dem Herrn auch sehr dankbar. Den ich allerdings auch mit Sie ansprach. Die Handwerker die er beschäftigt, beziehungsweise die Handwerker, die hier tätig waren, sind eindeutig keine Deutschen. Was ich nicht als negativ empfinde. Wobei es durchaus zu Verständigungsproblemen kam.

Der Herr meinte irgendwie zu mir, der *Vorname* würde dann und dann kommen. Ich war im nachhinein ein wenig pikiert, denn an sich präsentiert man seine Mitarbeiter doch mit Sie oder nicht? Wobei die Handwerker generell recht miese Arbeitszeiten hatten. Ich den Arbeitgeber aber mir gegenüber als sehr nett erlebt hatte.

Auch meine Vermieter, die ja die Kosten tragen und die Firmen beauftragt haben, sprachen bei den ausländischen Handwerkern ständig von *Vorname* und *Vorname*. Wäre ihnen bei den deutschen Handwerkern sicherlich nie eingefallen. Und sie wären mit Sicherheit auch recht pikiert gewesen, wenn die Handwerker sie mit Du angesprochen hätten. Vor allem, da zumindest mein Vermieter, einen sehr gesteigerten Wert auf seinen Titel legt.

Ähnlich empfinde ich es auch bei anderen ausländischen Mitbürgern, mit denen meinen Vermieter und ich zu tun haben. Meine Vermieter werden brav und mit Respekt mit Sie angesprochen, Duzen aber selbst wahllos. Auch hier fiel mir das eben nur bei ausländischen Leuten auf.

Ich meine, wenn ein Arbeitgeber seine Angestellten mit Du und dem Vornamen anredet, ist das seine Sache. Ich habe auch keine Ahnung, wie sie ihren Arbeitgeber ansprechen. Ich glaube in dem einen Fall sprechen sie ihren Chef ebenfalls mit Du an. Allerdings denke ich, gegenüber Kunden kann man seine Mitarbeiter doch, wie es in Deutschland üblich ist, mit Herr *Nachname* vorstellen. Oder bin ich da gerade nur ein wenig pingelig? Bei deutschen Handwerkern habe ich das zumindest noch nicht erlebt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich weiß genau was du meinst. Ich habe es selbst schon häufiger erlebt, dass gerade ältere Deutsche dazu neigen, ausländisch aussehende Personen zu duzen. Das betrifft auch nicht alle vermeintlichen Ausländer. Bei Asiaten oder Ausländern aus Europa ist mir das bisher nicht aufgefallen, häufig sind es türkischstämmige und arabisch aussehende Leute, bei denen mir das auffällt.

In der Autowerkstatt, die ich immer besuche, kann ich auch mit in die Werkstatt gehen und der Mechaniker erklärt mir dann auch, was am Auto dran ist. Vor einiger Zeit fiel mir dabei auf, dass ein anderer Kunde in die Werkstatt kam und einen türkischen Mechaniker direkt duzte, während der angesprochene Mechaniker den Kunden siezte. Den Inhaber der Werkstatt, einen Deutschen, siezte der Kunde hingegen. Das Auftreten wirkte schon etwas überheblich und von oben herab. Der Meister stellt seine Angestellten übrigens immer mit dem Nachnamen vor.

Ich glaube, dass es immer noch sehr viele Leute gibt, die nicht nur sehr konservativ sind, sondern so einen gewissen Alltagsrassismus verinnerlicht haben. Für die ist es scheinbar normal, ausländisch aussehende Leute zu duzen, weil sie das Gefühl haben, diesen überlegen zu sein. Manche denken vielleicht auch, dass die Ausländer sie nicht verstehen, selbst wenn diese perfekt Deutsch sprechen. Auch da spielt ein gewisses Überlegenheitsgefühl eine Rolle. Ich finde diese Art sehr beschämend und finde es auch nicht richtig, wenn ein Chef im Handwerk (oder auch in anderen Branchen) seine Mitarbeiter mit dem Vornamen vorstellt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich mache da keinen Unterschied zwischen ausländischen und deutschen Handwerkern, wobei es ja oft nicht die "ausländischen" Menschen sind, die von manchen Leuten grundsätzlich geduzt werden, sondern die südländisch aussehenden.

Ich würde das nicht machen. Wenn mir ein Handwerker so vorgestellt wird, würde ich ihn vielleicht mit dem Vornamen und Sie anreden. Es kann ja sein, dass der Chef alle, also auch die deutschen Kollegen so vorstellt. Die Variante Sie und Vornamen finde ich vor allen Dingen bei jüngeren Leuten sehr schön. So handhabe ich das auch bei meinen Nachhilfeschülern ab der zehnten Klasse.

Ich glaube gar nicht, dass es die Menschen böse meinen, die südländisch wirkende, oft schlecht deutsch sprechende Ausländer duzen. Es sind oft ältere Menschen, die das von früher noch so gewohnt sind, als die meisten Gastarbeiter kaum deutsch konnten und selber alle geduzt haben. Es gibt ja auch viele Leute, die ein reduziertes Deutsch mit schlecht deutsch sprechenden Ausländern reden, weil sie meinen, sich dadurch besser verständlich zu machen, sich also quasi auf eine Sprachstufe mit ihnen zu stellen.

Es gibt natürlich auch die Fälle, wo eine Verächtlichung mitschwingt. Das ist natürlich nicht in Ordnung. Es ist aber meistens so, dass man an Deutscher von schlecht sprechenden Ausländern auch geduzt wird, obwohl man das Du nicht angeboten hat. Das stört mich persönlich nicht, wenn ich merke, dass er es nicht anders gelernt hat. Aber manche Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben, haben das verinnerlicht und duzen dann eben auch sofort, wenn sie meinen, dass auch sie geduzt werden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Du schreibst selbst, dass es sich bei den Handwerkern ausnahmslos um ausländische Mitbürger handelt. Das ansich ist ja kein Problem. Allerdings haben diese Menschen halt auch oftmals solche Nachnamen, die man ohne entsprechende Übung nicht fehlerfrei aussprechen kann. Daher finde ich es soweit in Ordnung, wenn man dann eben die Vornamen benutzt.

Wie das deine Vermieter generell händeln, ist ja deren Sache. Wobei es eigentlich recht normal ist, dass die ältere Generation grundsätzlich jüngere Leute mit Du anredet. Umgekehrt man aber erst dazu aufgefordert werden muss, die vertrautere Anrede zu nutzen. Das hat weder etwas mit Unhöflichkeit der älteren Menschen zu tun, noch, dass sie damit jüngere Menschen herabwürdigen wollen. Das sind einfach Entwicklungen aus den letzten Jahrhunderten, die teilweise hängen geblieben sind.

Übrigens habe ich erst am Samstag bei einem Handwerker gesehen, dass in diesem Betrieb nur die Vornamen an der Arbeitskleidung vorhanden sind. Soweit ich das mitbekommen habe, fördert es wohl das Vertrauen vom Kunden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Meine Vermieter duzen aber scheinbar nur ausländische Handwerker, denn die deutschen Handwerker wurden gesiezt. Ist also keine Generationssache. Und mir ist das auch nur bei osteuropäischen Menschen aufgefallen. Die Pflegekräfte, die meine Vermieter angestellt hatten und die mit im Haus lebten, sind ebenfalls Du und *Vorname* gewesen.

Wie gesagt, es waren auch deutsche Handwerker hier, die wurden alle gesiezt. Und die Arbeitgeber der Firmen wurden auch gesiezt. Auch ich werde von meinen Vermietern gesiezt, obwohl sie mich schon als Kind kannten. Was ich ehrlich gesagt auch richtig finde. Sie schaffen es trotzdem mir klar zu machen, dass sie ja was besseres sind.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Wenn sich deine Vermieter durch ein Studium oder entsprechende berufliche Karriere für etwas besseres halten, so ist das auch eine Generationsfrage. Durch die bisherigen Informationen über deine Vermieter, sind diese ja schon in einem höherem Alter. Und in ihrer Jugend war es eben etwas besonderes, wenn man studieren durfte.

Wobei ich immer noch der Auffassung bin, dass es eben auch mit der komplizierten Aussprache der Namen zusammen hängt. Ich habe zwar recht wenig mit ausländischen Mitbürgern zu tun, da es hier eben kaum welche gibt. Aber diese rede ich auch mit dem Vornamen an. Und das einzig aus dem Grund, da die Nachnamen für uns eher unaussprechlich sind. Allerdings kann man das nicht großartig vergleichen, da hier so wieso eher zum Du gegriffen wird, selbst wenn man sich nicht kennt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Mir ging es auch mehr um deine Aussage, dass ältere Menschen eher zum Du greifen und du das scheinbar auch als normal ansiehst. Siehe hier:

Wobei es eigentlich recht normal ist, dass die ältere Generation grundsätzlich jüngere Leute mit Du anredet.

Und ich halte das eben nicht für normal. Und höheres Alter ist Definitionssache. Sie sind jünger als mein Vater. Aber in etwa die selbe Generation. Wobei ich befürchte, mein Vater duzt fast alle Menschen. Was aber eher an seiner generellen Art liegt und er macht da auch keinen Unterschied in der Nationalität. Und er lässt sich auch von anderen Menschen duzen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Bei mir wird jeder Handwerker, egal ob Deutscher oder Ausländer grundsätzlich gesiezt. Was soll das denn, nur weil man älter ist, darf man einen jüngeren Handwerker, der dann auch noch Ausländer ist duzen? Ich bringe einem Ausländer genauso viel oder wenig Respekt entgegen wie einem Deutschen.

Ich finde es unmöglich, was sich manche Leute herausnehmen, Ausländer, egal ob sie nun südländisch oder osteuropäisch aussehen, einfach zu duzen. Anders sehe ich das im Ausland. Da ist es in vielen Ländern üblich, das man sich duzt, aber hier bei uns ist es doch an der Tagesordnung, das man sich siezt.

Außerdem kenne ich sehr viel ältere Leute- und da schließe ich mit mit ein - die jungen Leuten respektvoll entgegenkommen. Es kommt aber wahrscheinlich auch darauf an, in welcher Gegend man wohnt. Außerdem ist es auch eine Sache der Bildung, wo ich jetzt aber nicht sagen möchte, das gebildete Menschen immer besser Abschneiden mit ihren Manieren. Mir wäre es auch nicht so angenehm, wenn ich als Handwerker irgendwo hin käme und da sofort mit dem Vornamen angeredet werde. Ganz egal, ob ich nun einen schwierigen Familiennamen habe oder nicht.

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Was siehst du daran als nicht normal an? Vor zweihundert Jahren war es auch noch normal, dass Kinder die eigenen Eltern mit Sie ansprachen, aber umgekehrt geduzt worden. Und Teile dieses Verhaltens hat sich eben auch erhalten. Demzufolge reden ältere Menschen jüngere Mitbürger eben eher mit dem vertrauten du an, als umgekehrt.

Sicher mag es Definitionssache sein, was man als ältere Generation ansieht. Nur bin ich von den Beschreibungen der Vermieter in diversen Threads ausgegangen und daraus ergibt sich dann ein wesentlich höheres Alter als nun von dir hingestellt.

Wobei ich übrigens auch der Meinung bin, dass es die Sache deiner Vermieter und den von ihnen beauftragten Handwerksfirmen ist, wie sie ihre Mitarbeiter vorstellen und anreden lassen beziehungsweise sie anreden. Wenn es für dich persönlich ein Problem ist, kannst du ja gern die Nachnamen der Leute erfragen und sie damit und einem Sie anreden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich glaube kaum, dass ich meine derzeitigen Vermieter als über zweihundertjährige dargestellt habe. Und ich glaube kaum, dass ich sie als wirklich richtig alt, also so ab 80 Jahre aufwärts dargestellt habe. Aber ich lasse mir die entsprechenden Posts gerne von dir zeigen.

Ich selber werde von Leuten über 80 Jahre gesiezt. Da kommt kaum jemand auf die Idee, mich mit Du anzusprechen. Da ich auch regelmäßig Kontakt zu Menschen habe, die älter sind als ich, auch diese sprechen mich mit Sie an. Auch meine Vermieter sprechen mich mit Sie an und legen da auch Wert drauf. Genauso sprechen mich die Geschwister meiner Vermieterin mit Sie an. Auch die würden da auf keine andere Idee kommen. Früher hat mich meine Vermieterin gelegentlich mit Vornamen und Sie angesprochen. Was aber eher der Tatsache geschuldet war, dass sie Kundin war und meine Mutter nun mal den selben Nachnamen trug. So haben es aber viele Kunden gehalten. Die wenigsten Kunden haben mich einfach geduzt. Auch die nicht, die mich von klein auf kannten.

Mir ist es im Endeffekt egal, wie meine Vermieter Handwerker anreden. Mir ging es darum, ob ich das zu eng sehe, weil ich es einfach unpassend finde. Und mir das halt auch bewusst bei ausländischen Mitbürgern auffiel. Deutsche Mitbürger werden gesiezt und mit Nachnamen angesprochen. Und es gibt auch deutsche Nachnamen, die nicht wirklich einfach zu merken sind.

Außer dir fanden das bisher alle Poster ein wenig eigenartig und respektlos. Nur du fandest das ganz normal, dass ältere Menschen ausländische Menschen einfach duzen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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