Freundschaftsanfrage vom Chef im sozialen Netzwerk annehmen?

Ich sehe es eigentlich als gar nicht problematisch an, wenn man die Freundschaftsanfrage des Chefs akzeptiert. Schließlich kann man die Sicht seiner Freunde soweit einschränken, dass sie nicht mehr sehen als Fremde. So handhabe ich das eigentlich mit allen Facebook-"Freunden", mit denen ich privat nicht besonders viel zu tun habe.

Tatsächlich bin ich aus organisatorischen Gründen mit einigen meiner Professoren und Dozenten befreundet und hätte daher wohl auch keinerlei Probleme, mich mit einem meiner Arbeitgeber auf Facebook anzufreunden, da ich dieses soziale Netzwerk immer mit größtem Bedacht verwende. Als ich damals begonnen habe, soziale Netzwerke zu verwenden, sagte meine Mutter einmal zu mir, ich solle dem Internet nicht mehr erzählen, als ich auch meiner Oma ungeniert sagen könnte - und mit dieser Taktik bin ich eigentlich immer gut gefahren. Ganz davon abgesehen, dass man inzwischen filtern kann, welche Freunde welche Inhalte sehen können, gäbe es bei mir daher wohl auch wenig zu finden, was ein Chef auf keinen Fall lesen dürfte, daher wäre ich wohl völlig zwanglos und unbesorgt.

Wenn jemand das anders sieht und den Chef nicht auf der Kontaktliste haben möchte, kann ich das natürlich auch verstehen. Ich würde aber davon abraten, mit zu großer Ehrlichkeit auf eine Nachfrage diesbezüglich zu reagieren, weil das vermutlich nur eine sinnlose Grundsatzdiskussion aufwerfen würde und der Arbeitgeber sich vielleicht vor den Kopf gestoßen fühlen könnte. Vielmehr würde auch ich zu einer Notlüge tendieren. Was spricht gegen die Ausrede, man nutze Facebook schon eine Weile nicht mehr? Vielleicht hat man ja auch das eigene Passwort vergessen oder die E-Mail-Adresse, mit der man sich angemeldet hat, existiert nicht mehr.

Ich denke das hängt vom Chef ab und wie viel ich mit ihm zu tun habe. Man weiß ja ob der Chef wirklich die Freundschaft will oder ob er nur kontrollieren möchte. Bei meinem alten Chef hätte ich kein Problem gehabt wenn er mir eine Freundschaftsanfrage geschickt hätte. Diese hätte ich sofort angenommen. Wenn er mich kontrollieren hätte wollen hätte er nur aus seinem Büro schauen müssen. Nein, also ich hätte kein Problem wenn mir ein Chef eine Freundschaftsanfrage schicken würde und ich würde sie annehmen. Ich habe ja nichts zu verstecken.

Wie heißt es immer so schön? Es kommt darauf an. Mein ehemaliger Chef und ich sind über Facebook befreundet, was aber daran liegt, dass wir uns super verstehen und ich auch nur 4 Monate befristet als Vollzeitaushilfe in dem Unternehmen war. Es ist eine kleine Firma (ca. 60MA) und wie eine Familie mit viel Klatsch und Tratsch. Er hat mich direkt nach meinem Fb-Namen gefragt, da man mich sonst auch nicht findet, und ich fand das auch nicht schlimm.

Aber das hätte ich mir auch bei keinem anderen Chef vorstellen können. Mittlerweile bin ich seit über zwei Jahren in einem anderen Unternehmen und habe mit meinem Exchef immer noch ein Top-Verhältnis (freundschaftlich!) und wir schreiben ab und an Mails oder er kommentiert irgendwas auf Facebook. Er ist Anfang vierzig, also weder besonders jung noch besonders alt.

Für mich käme es auch darauf an, wie der Chef wäre. Wenn er jünger und verständnisvoll ist, würde ich eher dazu neigen, den Chef auf Facebook anzunehmen. Aber im Prinzip würde ich da wohl eher Privates und Geschäftliches trennen. Ich selbst schreibe eigentlich nie etwas auf Facebook und somit müsste mir auch nichts peinlich sein, aber man weiß nie, wo Kollegen und andere Freunde einen auf Fotos markieren, die ein wenig unvorteilhaft sind.

Würde mein Chef mir eine Freundschaftsanfrage schicken und ich würde diese nicht annehmen und würde er mich daraufhin fragen, würde ich ihm wahrheitsgemäß antworten, dass ich selten auf Facebook bin und dass ich generell nur wenig Freunde auf der Liste habe. Also wirklich nur Freunde und keine anderen Personen, die ich ab und an mal sehe und mit denen ich nur geschäftlich zu tun habe.

Ich würde eine solche Anfrage nie annehmen und müsste mich auch nicht "rausreden". Ich würde klarmachen, dass ich beruflich und privat immer trenne oder dass ich eine gewisse Distanz zwischen Chef und Angestelltem für richtig halte. Das ist aber kein "Rausreden".