Sollte Özdemir nach dem Wahldesaster auch zurücktreten?

Die gesamte Führungsspitze der Grünen ist ja zurückgetreten - außer Özdemir. Viele meinen, dass er auch diesen Schritt gehen sollte, um Verantwortung für die Wahlniederlage zu übernehmen. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass man unbedingt zurücktreten muss, nur weil man eine Wahl verloren hat. Wenn man der Meinung ist, dass man etwas bewegen kann und muss, muss man auch an der Macht bleiben, um seine Ziele besser zu erreichen. Ich finde es besonders schade, dass Künast zurückgetreten ist, denn ich mag sie sehr gerne und halte sie für kompetent.

Aber wenn denn schon alle zurücktreten, sollte dies auch Özdemir tun - meine ich zumindest. Seid ihr auch der Meinung, dass sich Özdemir mit einem Rücktritt solidarisch zeigen sollte?

Ich würde es als äußerst schade empfinden, wenn auch Özdemir gehen würde. Zwar verstehe ich es, dass die Grünen nach der letzten Wahl Bedarf zur Umstrukturierung haben, doch scheint die Partei durch diese ganzen Rücktritte erstmal nur an Gesichtern zu verlieren. Gerade Özdemir hielt ich eigentlich für ein schönes Sinnbild dafür, dass man nicht "rein deutsch" sein muss, um Bundestagsabgeordneter zu werden. (Ob sich die türkische Gemeinde in Deutschland durch ihn vertreten gefühlt hat, ist mir jetzt allerdings nicht bekannt)

Mir geht es da wohl gerade nicht um Verantwortung oder Solidarität, aber Özdemir steht da vermutlich sehr unter Zugzwang. "Alle sind schon ausgestiegen, nur er nicht? Wie sieht das denn aus? Kann der nicht abtreten? Ist er ein schlechter Verlierer?" So stelle ich mir das unter den Bürgern vor, wenn man ihnen diese Frage stellen würde.

Ich bin schrecklich gespannt darauf, wie die Parteispitze die Partei voranführen wird. Es gibt ja bereits Diskussionen darum, dass partei-innerlich starke Differenzen bestehen, die schon teilweise nach Aufspaltung in neue Parteien schreit. Wenn die neue Parteispitze nämlich nichts macht als das Alte fortzusetzen, hat sie kurzfristig wirklich nur ihr "Gesicht" verloren.