Sind wir nicht alle ein wenig eigenbrötlerisch veranlagt?

Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich sehr gerne in Gesellschaft bin. Genauso gerne bin ich aber auch schon mal für mich ganz alleine und mache mein eigenes Ding. Ich kenne viele, die gerne in Gesellschaft sind, aber dennoch auch gerne ihr eigenes Ding machen. Sind wir, als Mensch, nicht alle ein wenig eigenbrödlerisch veranlagt oder denkt ihr, dass Menschen eigentlich Lebewesen sind, die Gesellschaft brauche und dass die eigenbrödlerische Art der Menschen eher eine Ausnahme bedeutet?

Insgesamt glaube ich, dass wir in jedem Falle eher gesellschaftlich veranlagt sind als alleine. Das hat sich evolutionsbiologisch zumindest durchgesetzt und bewährt. Das heißt nicht, dass man nicht auch mal gerne alleine ist. Das ist mit Sicherheit bei jedem einmal der Fall. Die Frage ist nur in welchem Verhältnis das zu gesellschaftlichen Kontakten steht.

Bei mir ist es auch so, dass ich lieber alleine bin. Oder besser gesagt: Ich fühle mich mit Menschen, vor allem in größeren Gruppen, überaus unwohl. Negative Auswirkungen hat das selbstverständlich auch, wenn man nahezu sozial isoliert lebt, aber ich versuche das beste daraus zu machen, meine Fähigkeiten und Talente zu fördern etc.

Es ist bei den Leuten, die ich kenne, ganz unterschiedlich. Ich bin sehr gerne alleine, mag manchmal wochenlang keine Leute sehen und fühle mich wohl dabei. Ich würde es auch längere Zeit auf einer einsamen Hütte aushalten. Ich kenne aber auch von manchen Leute das Gegenteil. Meine Schwägerin zum Beispiel muss immer Menschen um sich herum haben. Ich habe das Gefühl, dass es ihr nie zu viel wird. Ich denke, dass es da unterschiedliche, angeborene soziale Bedürfnisse gibt, die bei dem einen ausgeprägter sind als bei dem anderen.

Also immer alleine sein, das könnte ich auch nicht. Ich bin nun aber auch kein Mensch, der ständig andere Menschen um sich herum braucht. Ich bestimme gern allein, was ich wann wie mache. Aus diesem Grund war auch eine WG nichts für mich und sollte ich jemals wieder mit jemandem zusammen ziehen, dann muss die Person schon a) mein Traummann schlecht hin sein und b) so sein wie ich, dass das irgendwie stimmig ist. Auf kleinem und engen Raum könnte ich das schon mal nicht.

Desöfteren habe ich mich schon verabredet und gedacht wie schön es doch wäre, jetzt einfach seine Ruhe zu haben und keine anderen Menschen ertragen zu müssen. Meistens war es dann aber doch ganz nett, sich mal wieder mit einer Freundin zum Kaffee zu treffen oder dergleichen. Manche machen das täglich und verplanen auch immer ihr Wochenende. Das könnte ich wirklich nicht.

Wobei ich auch jemanden kenne, der wirklich nie raus geht und was mit anderen unternimmt. Das könnte ich auch nicht. Ich meine, ich habe schon einen sozialen Beruf, wo ich immer mit Menschen zu tun habe, vielleicht brauche ich deswegen auch nicht täglich privat noch Menschen um mich rum. Aber wenn man eh schon den ganzen Tag im Büro sitzt und keinen sieht, dann möchte ich doch privat dann schon mal jemanden sehen, oder?

Ich denke, dass es absolut normal ist, dass jeder Mensch hin und wieder Zeit für sich alleine braucht. Ich kenne wirklich niemanden, der gerne tagelang rund um die Uhr mit einem anderen Menschen zusammen ist. Auch wenn man grundsätzlich sehr gerne in Gesellschaft ist, so hat doch jeder hin und wieder auch das Bedürfnis, sich zurückzuziehen und allein zu sein. Immerhin hat man nur dann die Gelegenheit, seinen eigenen Gedanken nachzugehen und sich selbst auszuruhen. Das geht nicht so gut, wenn ständig noch andere Menschen da sind und die meisten, die ich kenne, sind auch schnell genervt, wenn sie nicht ihre Ruhe bekommen, die sie brauchen.

Ich selbst fühle mich eigentlich immer sehr schnell einsam und ich mag es auch nicht besonders gerne, allein zu sein. Stattdessen treffe ich mich so oft wie möglich meinen Freund und auch wenn wir nichts Besonderes vor haben und nur vor dem Fernseher sitzen, finde ich das viel schöner, als wenn ich eben alleine wäre. Von daher brauche ich ziemlich oft Gesellschaft und ich mag es auch gar nicht, mehrere Tage am Stück allein zu sein.

Obwohl ich am liebsten ständig andere Menschen um mich herum habe, brauche ich auch hin und wieder Zeit für mich alleine. In dieser Zeit hänge ich meinen Gedanken nach und nehme mir auch Zeit für mich. Dabei lese ich ein Buch oder schaue mir einen Film an. Das brauche ich einfach und ich würde die Krise bekommen, wenn ich mehrere Tage hintereinander keine Möglichkeit hätte, mich irgendwie zurückzuziehen. Dabei würde ich sehr schnell gereizt werden und es wäre ganz einfach so, dass ich mir auch meine Ruhe wünschen würde. Immerhin habe ich sehr schnell das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt, wenn ständig jemand um mich herum ist und ich brauche wenigstens ein oder zwei Stunden am Tag für mich alleine.