Glaubt ihr an eine Vorherbestimmung des Menschen?

vom 17.10.2013, 13:33 Uhr

Eine Freundin von mir ist der Meinung, dass schon bei der Geburt eines Menschen fest steht, wann dieser einmal stirbt und wenn dieser Mensch eben als Kind schon stirbt, dann ist das Leben für dieses Kind vorbestimmt. Ich habe versucht dem gegen zu argumentieren und habe dann gefragt, wie es ist, wenn jemand bei einem Autounfall stirbt. Dann ist es doch eher Schicksal, dass gerade zu diesem Zeitpunkt das Auto dort gefahren ist und wenn dieser Mensch eben ein paar Minuten später dort angekommen wäre, dann wäre das auch nicht passiert.

Meine Freundin ist aber der Meinung, dass alles eben vorbestimmt ist. Auch die Zeit, wann jemand an welcher Stelle ist. Selbst, wenn dieser sich kurzfristig um entscheidet war es Bestimmung. Ist unser Leben wirklich vorherbestimmt? Denkt ihr, dass schon bei der Geburt genau feststeht, was aus einem Menschen wird und wofür er geschaffen wurde? Denkt ihr, dass jeder seine Bestimmung hat? Ich finde das ziemlich unsinnig und ich weiß aber nicht mehr, wie ich dagegen argumentieren kann.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass jeder sein Leben selber beeinflussen kann und nichts im Leben vorbestimmt ist. Ich finde das alles schon sehr einfach gedacht, wenn man alles immer einer Vorhersehung zuschreibt. Immerhin wird man dann nichts gegen das eigene Fehlverhalten machen können, weil es eben der Sinn des eigenen Lebens ist und vorbestimmt ist. Ich finde jedoch, dass man sein Leben immer selber in der Hand hat und es von niemanden gesteuert wird.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube überhaupt nicht an Vorherbestimmung. Das ist eine ganz bescheuerte Art, sich rauszureden. Mal ganz ehrlich, dann kann der arme Hitler gar nichts dafür, dass er so ein Arschloch war; es war seine Bestimmung. Und die Betreiber von Fukushima? Wer will sich denn darüber aufregen, dass die all die Fehler mit so katastrophalen Folgen gemacht haben? Selbst die Opfer brauchen sich nicht beschweren. Es war ihre Bestimmung. Den Männer, die dort trotz der Gefahren reingehen, um Schlimmeres zu verhindern, müssen wir nicht dankbar sein; die können ja gar nicht anders. Ehefrauen dürfen nicht mehr sauer auf fremdgehende Männer sein, Mütter nicht mehr über betrunkene oder schwangere Teenagerkinder etc etc etc.

Und die große Frage, die dahinter steckt: Wer bestimmt das denn alles? Gott? Und warum? Naja, da sind wir dann in der alten Religionsdiskussion. Die ist meiner Meinung nach nicht von der Vorherbestimmungsdiskussion zu lösen. Wenn es einen großen Plan gibt, muss es einen großen Planer geben. Denn für mich steht das dem natürlichen Vorgehen total entgegen. Also entweder wir kommen einfach auf die Welt und wenn ich nach rechts gehe, lande ich rechts und wenn ich nach links gehe, lande ich links. Oder irgendjemand lenkt mich nach links, obwohl ich mich für rechts entschieden habe.

Vielleicht hilft es manchen, mit Schicksalsschlägen zurecht zu kommen und sie zu verarbeiten. Aber für mich würde es das Leben nur zu einer einzigen Grauenhaftigkeit werden lassen. Wenn mein Leben vorherbestimmt ist, bringe ich mich lieber um. Egal, welche Entscheidung ich treffe, es endet immer gleich? Warum dann überhaupt Entscheidungen treffen? Für mich wäre der ganze Spaß versaut.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Diese Frage muss man von zwei Seiten betrachten. Denn es gibt nicht nur eine abergläubische Seite (die man meist im Zusammenhang mit "Schicksal" und "Vorherbestimmung" sieht), sondern auch eine philosophische. Und auch aus physikalischen Aspekten ist eine völlige Determinierung (also "Festgelegtheit") nicht auszuschließen. Ich möchte das kurz erläutern:

Wenn man an den/einen Gott glaubt und so glaubt, dass alles im Leben auf den Willen diesen Gottes zurück zu führen ist, so ist das schlicht und einfach Glaube. Nicht wissenschaftlich Begründbares.

Wenn man jedoch von einer philosophisch-physikalischen "Vorherbestimmtheit" ausgeht, so ist das keineswegs so absurd wie es bei der Glaubenssache zu sein scheint. Denn wenn man davon ausgeht, dass jede Wirkung eine Ursache hat und nur eine Ursache (eine Wirkung kann unmöglich aufgrund zwei verschiedener Ursachen auftreten), so ist letztlich alles irgendwie auch festgelegt (determiniert). Eine naturwissenschaftlich und philosophisch höchst akzeptierte Annahme, die ganz ohne Religion und Aberglaube auskommt. Bei Interesse einfach "Determinismus" und "Willensfreiheit" googeln.

Jedoch muss man einschränkend erwähnen, dass Vorherbestimmung einen "Bestimmer" impliziert. Da damit in der Regel nicht das Prinzip von Ursache und Wirkung gemeint ist, meint deine Freundin damit vermutlich einen Gott der so etwas wie einen Masterplan für jeden von uns hat. Das ist wie gesagt eine Frage des persönlichen Glaubens (da niemand die Nicht-Existenz eines solchen Wesens beweisen kann) und nicht naturwissenschaftlicher Art.

» Razor » Beiträge: 404 » Talkpoints: 5,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Den ganzen religiösen Quatsch, den man mit dem Thema verbindet, kann man natürlich getrost vergessen. Ich frage mich immer, was sich die Leute damit eigentlich beweisen wollen. Dass sie nur deshalb irgendwas nicht auf die Reihe bekommen haben weil das alles vorbestimmt war? Dass also jemand anders für ihr Versagen verantwortlich ist? Ziemlich kindliche Sichtweise der Realität.

Allerdings gibt es schon so etwas wie eine Vorherbestimmung in den Genen. Es gibt ja ganz viele Gene beim Menschen die für die Entstehung von irgendwelchen Krankheiten verantwortlich gemacht werden, zum Beispiel gibt es ein Gen, das dafür sorgt, dass die Besitzer ein wesentlich höheres Risiko haben an Lungenkrebs zu erkranken, wenn sie durch ihr Verhalten noch weitere Risikofaktoren hinzufügen. Und es gibt wohl auch eine Reihe Gene, die mit einem langen Leben in Verbindung gebracht werden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Also ich würde nie so weit gehen und das Schicksal als "religiösen Quatsch" und "kindliche Ansichten" bezeichnen. Wenn es die Leute zufriedener macht, erfüllt oder einfach das Leben etwas erleichtert, haben doch all diese Vorstellungen ihre Daseinsberechtigung. Man kann sicherlich darüber diskutieren, wie wahrscheinlich es ist, dass tatsächlich ein solcher allmächtiger Gott unser Leben vorherbestimmt. Doch es von Beginn an als Unsinn abzustempeln, halte ich für zu einfach, zumal am Ende der Nutzen dieses Glaubens im Vordergrund stehen sollte und nicht allein die Evidenz desgleichen.

» Razor » Beiträge: 404 » Talkpoints: 5,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich weiß jetzt nicht genau, was du unter Vorherbestimmung und Schicksal verstehst und was für dich da genau der Unterschied ist. Natürlich ist alles vorherbestimmt. Es ist auch vorherbestimmt, dass wir meinen, unser Leben selbst zu bestimmen. Den sogenannten freien Willen gibt es meiner Meinung nach nicht. Wir meinen nur, dass wir mit freiem Willen handeln. Wo soll denn unser freier Wille herkommen? Unsere Entscheidungen sind doch nur Folgen vergangener Erlebnisse und Erfahrungen, Genetik und Gehirnstrukturen und eben Anstößen, die von außen kommen, etwa Folgen von Naturgesetzen oder Einflüssen von anderen Menschen, die auch glauben, frei und unbeeinflusst zu handeln.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Nein, daran glaube ich nicht. Wenn ein Kind früh stirbt, ist das keine Vorbestimmung, sondern liegt höchstwahrscheinlich daran, dass das Kind mit einer Krankheit geboren wurde. Eine junge Mutter, die sich so herausreden würde, dass es eine Bestimmung war, macht sich selbst etwas vor, wenn sie während der Schwangerschaft geraucht, getrunken und gekifft hat. Sie sucht ein Alibi.

Bei deinem Beispiel mit dem Autounfall meine ich, dass es weder Schicksal, noch Vorherbestimmung ist, sondern einfach nur Zufall, dass es genau diese Person getroffen hat in dem Moment. Es hätte genauso gut dich oder mich treffen können, wenn wie dort gewesen wären. Das ist dann reine Glücksache, wenn man verschont blieb.

Eine von den Menschen gemachte Vorherbestimmung ist es für mich, wenn Bergrutsche entstehen. Der Klimawandel sorgt dafür, dass das Eis schmilzt, die Erde erwärmt sich, die Felsgesteine werden durch das nicht mehr feste Eis locker und beginnen zu rutschen. So werden langsam aber sicher die Gebirge niedriger und gefährlicher. Wenn also der Mensch weiterhin nichts dagegen macht, ist es vorherbestimmt, dass die Gebirge abbauen.

Eine solche Vorherbestimmung für den Menschen aber gibt es nicht. Er kann selbst bestimmen, wohin sein Lebensweg ihn führt. Es gibt, glaube ich, niemanden, der ein großes Buch hat und sich aufschreibt wo für welche Tätigkeit noch Menschen fehlen, wo zu viele sind, die man dann eliminiert, oder wer krank zu werden und zu sterben hat oder einem Unfall erliegt. Genauso wenig ist vorbestimmt, wer fünf Kinder zu bekommen hat und wer darauf verzichten muss.

Wenn du deiner Freundin erklärt hast, dass es keine Vorbestimmung gibt und sie will das nicht glauben, dann überlege mal, weshalb sie der Meinung ist. Schafft sie irgendetwas nicht und schiebt es nun ab auf die Vorbestimmung? Lass sie einfach in dem Glauben, wenn sie so beharrlich davon überzeugt ist.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Wenn du von "Schicksal" (eben z.B. im Falle des Autounfalls), dann ist dies doch (der ausgesprochen dumme) Glaube an eine "Vorbestimmung". Es wir so getan, als gäbe es die freie Entfaltung und den freien Willen nicht, weil alles eine höhere Macht (eben das Schicksal) alles Handeln bestimmen würde. Damit würdest du deiner Freundin bei ihrer unklugen Theorie ja Recht geben.

Deine Frage ist insofern aber auch sonst "seltsam", weil es keine befriedigende Antwort geben kann. Wäre alles "bestimmt", muss es eine bestimmende Instanz geben. Aber diese Instanz kann ja nicht bewiesen werden (fehlender Gottesbeweis). Daher kommen wir zurück zur Glaubensfrage. Und was mir persönlich nicht in den Kopf gehen würde, wäre die Konstruktion, wie ein aufgeklärter Mensch auf den Gedanken der Vorbestimmung kommen kann, ohne das auch nur ein Indiz dafür sprechen würde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Razor hat geschrieben:Also ich würde nie so weit gehen und das Schicksal als "religiösen Quatsch" und "kindliche Ansichten" bezeichnen. Wenn es die Leute zufriedener macht, erfüllt oder einfach das Leben etwas erleichtert, haben doch all diese Vorstellungen ihre Daseinsberechtigung. Man kann sicherlich darüber diskutieren, wie wahrscheinlich es ist, dass tatsächlich ein solcher allmächtiger Gott unser Leben vorherbestimmt. Doch es von Beginn an als Unsinn abzustempeln, halte ich für zu einfach, zumal am Ende der Nutzen dieses Glaubens im Vordergrund stehen sollte und nicht allein die Evidenz desgleichen.

Ich halte es leider auch für absoluten Blödsinn einen irrationalen Glauben damit zu rechtfertigen, dass er jemanden zufriedener machen könnte oder ihm sonst in irgendeiner Weise nützen könnte. Das ändert nämlich absolut nichts an der Tatsache, dass es keinerlei Beweise dafür gibt und somit auch keinen rationalen Grund an diesen Quatsch zu glauben. Und ja, ich finde es kindisch, wenn man für sich eine Realität konstruiert, die im Widerspruch zu allem steht, was faktisch belegt werden kann. Diese Flucht aus der Realität in eine Phantasiewelt hat mit erwachsenem Denken nichts zu tun, so etwas findet man bei Kindern.

Ich finde, dass es sich die Leute zu einfach machen, die sich brav der gesellschaftlichen Meinung unterordnen, die besagt, dass alles, was mit Religion zu tun hat, irgendwie unantastbar ist, nicht kritisiert werden sollte und schon gar nicht unter rationalen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten in Frage gestellt werden darf. Glaub mir, es ist viel schwerer sich gegen diese allgemein akzeptierte Meinung zu stellen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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