Um jemanden zu schützen eine Straftat auf sich nehmen?

vom 15.10.2013, 13:03 Uhr

Neulich habe ich im Fernsehen irgend so eine Serie gesehen, da hat ein Vater die Schuld für eine Unfallflucht auf sich genommen um seine Stieftochter zu schützen. Es ist ja sehr nobel von einem Vater oder Stiefvater dass er so was macht. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich so etwas auch für mein Kind nicht machen würde. Ich habe keine Kinder und ich bin auch zu jung um vielleicht zu erkennen, dass eine Mutter das für ihre Kinder vielleicht machen würde. Aber ich würde es niemals auch von meinen Eltern erwarten, dass sie die Schuld für eine Straftat für ihre Kinder auf sich nehmen.

Ich würde überhaupt keine Schuld für eine Straftat auf mich nehmen um jemanden zu schützen. Egal, wer es ist und wie nahe dieser jemand mir stehen würde. Würdet ihr für irgendjemanden eine Straftat auf euch nehmen und behaupten ihr hättet es getan um denjenigen zu schützen? Für wen würdet ihr so etwas auf euch nehmen und was müsste passieren, dass ihr so etwas machen würdet? Würdet ihr von euren Eltern erwarten, dass sie euch schützen indem sie eine Schuld auf sich nehmen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das kommt doch immer sehr auf die Umstände und die jeweiligen Folgen für die Taten an. Auch auf das, was man sich von demjenigen verspricht, den man schützen will. Wenn das eigene Kind so weit ist, dass man genau weiß, dass die nächste Straftat nur eine Frage der Zeit ist, wäre es sinnfrei, sich schützend vor das Kind zu stellen! Wenn hingegen die Umstände für die Tat einmalig sind und man weiß, dass das Kind nicht kriminell oder gefährdet ist, dann würde ich für mein Kind sicher sehr weit gehen! Das geht weiter, als nur eine Fahrerflucht (inkl. der massiven Konsequenzen) auf mich zu nehmen.

Es geht übrigens letztlich auch nicht darum, was man von seinen eigenen Eltern "erwartet". Denn diese Abwägung muss immer individuell gemacht werden und außerdem hätte das Verhalten der eigenen Eltern hoffentlich keinen Einfluss auf das eigene Verhalten seinen Kindern gegenüber.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass man immer auch zu seinen Fehlern stehen muss und auch das eigene Kind muss zu Straftaten stehen. Ich würde folglich auch niemanden schützen und selber eine Strafe annehmen, wenn ich nichts getan habe. Immerhin hat man nichts getan und da kann es auch nicht sein, dass man dafür jahrelang ins Gefängnis gehen muss und derjenige dann weiter machen kann als wäre nichts passiert. Die Welt muss ja auch vor Straftätern geschützt werden und es macht auch Sinn das solche Leute weggesperrt werden und Therapien bekommen.

Ich denke zwar nicht, dass ich mal eine Straftat begehen würde, aber ich stehe zu meinen Taten und würde deswegen auch mit einer Strafe klarkommen. Straftaten passieren ja bewusst und nicht ohne Grund. Von meinen Eltern würde ich also auch nicht verlangen, dass sie für mein Verhalten gerade stehen. Ich habe das gemacht und da muss ich auch dazu stehen, wobei meine Eltern mich da sicherlich auch nicht schützen würden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann schon verstehen, warum ein Vater das tun sollte. Ich nehme mal an, es war eine amerikanische Serie. Da verbaut man sich dann auch mal die Chancen auf einen Platz an einer guten Universität mit so einer Tat. Somit kann sehr viel mehr auf dem Spiel stehen als man auf den ersten Blick meint. Aber auch, um der Tochter einen Gefängnisaufenthalt zu ersparen, kann ich es gut nachvollziehen. Es gibt zwar in Deutschland immer wieder Diskussionen, dass ein Gefängnis eher einem Luxushotel gleicht, aber dem stimme ich definitiv nicht zu und für die USA und erst recht für andere Länder stimmt das sowieso nicht.

Wenn also mein Kind etwas Unüberlegtes getan hat oder irgendwie unverschuldet in etwas geraten ist und ich die Chance hätte, ihm einen Gefängnisaufenthalt, bei dem es mit Mördern und Vergewaltigern zusammengesteckt wird, ersparen könnte, würde ich es tun. Das gilt aber nicht, wenn das Kind die Strafe wirklich verdient hätte. Wenn es also seit Monaten Autos klaut und damit rücksichtslos durch die Gegend rast und das Überfahren der Person auch nicht bereut, dann ist eine Gefängnisstrafe vielleicht genau das, was es braucht. Aber sicherlich braucht es keinen Vater, der alles auf sich nimmt, damit das Kind weitermachen kann wie bisher.

Im wahren Leben, in Deutschland, ist das aber irgendwie eine unnötige Diskussion. Ich finde, man kann meistens eine Strafe erwarten, die angemessen ist. Wenn man sich bisher nichts zuschulden kommen hat lassen, dann fließt das ja ins Strafmaß mit ein. Auch wenn derjenige psychisch nicht in der Lage wäre, eine Gefängnisstrafe zu überstehen, kann das vor Gericht geklärt werden. Somit muss man schon mal nicht darüber nachdenken für Gleichaltrige wie etwa Geschwister einzuspringen.

Aber grundsätzlich würde ich für meine Geschwister extrem viel tun. Wenn ich Kinder hätte, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ich für diese so ziemlich alles machen würde, wenn es hilft. Da ist eine Gefängnisstrafe wirklich Kindergarten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es passierten so schnell Dinge, die man nicht erwartet hätte und die man sich nicht zugetraut hätte. Das alles kommt - wie schon geschrieben - immer sehr auf die Umstände an. Und natürlich hat das nichts mit dem hehreren Vorsatz "Ich stehe zu meinen Taten" zu tun. Hier gilt es bzgl. der jeweiligen Folgen nach Möglichkeit abzuwägen. Daher würde ich nicht von vorneweg verneinen, sogar für meine Kinder ins Gefängnis zu gehen, für Dinge, die ich nicht begangen habe!

Aber das geht doch schon viel früher los. So kann man seinem Kind im Zweifel Verkehrswidrigkeiten "abnehmen", wenn für einen selbst die Folgen weniger dramatisch wären. Natürlich weder als Selbstläufer noch als Dauerabnehmer - sondern in Sondersituationen. Gleichzeitig muss auch das Vertrauen in das Kind da sein, dass dieses den Fehler weder leichtsinnig noch bewusst begangen hat.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Es kommt auf die Situation an. Normalerweise würde ich das nicht tun. Ich würde beispielsweise keine Strafzettel für meine Kinder bezahlen oder ein Fahrverbot auf mich nehmen, auch wenn es für die Kinder zu beruflichen Problemen dadurch führen könnte. Denn die Strafe dient ja dazu, dass das unerwünschte Verhalten demnächst vermieden wird. Das geht nur durch Konsequenzen.

Ich kann mir allerdings Szenarien vorstellen, in denen es Sinn macht, die Strafe auf sich zu nehmen. Wenn ich zum Beispiel alt bin und im Leben alles erreicht habe, würde ich unter Umständen für meine Kinder ins Gefängnis gehen, wenn diese wiederum selber Kinder hätten, für die sie sorgen müssen. Aber so pauschal kann ich das nicht von vorne herein sagen. Das kann man erst, wenn man in dieser Situation steckt- wie bei so vielen Fragen der Art: "Was würdest du tun, wenn ...."

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


anlupa hat geschrieben:Denn die Strafe dient ja dazu, dass das unerwünschte Verhalten demnächst vermieden wird. Das geht nur durch Konsequenzen.

Das die Strafe abschreckend wirken soll, ist mir bekannt. Und mir ist auch bekannt, dass zusätzlich ein gewisser Erziehungseffekt erhofft wird. Aber weder schrecken Strafen wirklich ab (seien sie auch noch so hoch!), noch kann man über Strafen erziehen. Das sollte uns die moderne Pädagogik schon beigebracht haben - Strafe führt definitiv nicht zu einem Lernerfolg (und schon gar nicht nachhaltig). Also sollte man diesen Aspekt nicht zu hoch hängen.

Jetzt bringst du schon einen wichtigen Punkt mit ins Spiel: nur der Bequemlichkeit halber macht es keinen Sinn, z.B. ein Fahrverbot für andere in Kauf zu nehmen. Wenn aber ich gar keine Beeinträchtigung durch ein vierwöchiges Fahrverbot hätte, meine Kinder aber berufliche Schwierigkeiten bekämen, dann wäre es selbstverständlich, sich hier bei dem Geständnis zu irren und tatsächlich die Strafe auf sich zu nehmen. Noch dazu, wenn man eigentlich weiß, dass das Kind nicht mit Vorsatz gehandelt hat und es nicht zu erwarten ist, dass bald die nächste Strafe wg. eines ähnlichen Delikts ansteht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Natürlich muss man für etwas, was man getan hat auch gerade stehen. Dennoch denke ich, dass man eventuell anders denkt, wenn man Mutter oder Vater ist. Wenn es um die Kinder geht, dann denkt man da viel auch mit dem Herz und manchmal weniger mit dem Kopf. Mal außer Acht gelassen, dass es strafbar ist, wenn man die Schuld für jemanden auf sich nimmt, natürlich, dann denke ich schon, dass ich das nicht ausschließen kann.

Das würde allerdings vermutlich wirklich nur die Kinder betreffen und sicherlich auch nur, um diese zu schützen. Und dann kommt es insgesamt auf die Situation und die Größenordnung an. Und darauf, ob das Kind dann wirklich Schuld hat und ob es ein Unfall war. Wenn jemand was vorsätzliches tut, dann würde ich das niemals unterstützen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Wurde dabei auch ein Grund genannt, dass der Stiefvater die Schuld auf sich genommen hat? Vielleicht sind die Folgen daraus für den Mann nicht so heftig wie für die junge Frau. Da kann man schon so ein Handeln innerhalb der Familie verstehen. Zumal eine Unfallflucht auch nicht unbedingt Absicht ist. Kleine Rempler bekommt man unter Umständen auch nicht mit, wie ich selbst schon erleben durfte.

Auch wenn es im beschriebenen Fall nur um ein Verkehrsdelikt handelt. Aber ich gehe davon aus, die meisten User sich hier strafbar machen würden, wenn die eigene Familie irgendwie bedroht wird. Und wenn es eine einfache Körperverletzung ist, bleibt es am Ende doch eine Straftat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Wurde dabei auch ein Grund genannt, dass der Stiefvater die Schuld auf sich genommen hat.

Es war eine deutsche Reality Sendung. Es ging darum, dass das Auto am Unfallort erkannt wurde und dann ermittelt wurde. Der Vater, der die Schuld auf sich genommen hat war Unfallarzt. Es hätte also schwerwiegende Konsequenzen gehabt. Vor allem, weil auch die Frau dann an seine Schuld glaubte und ihn verlassen wollte, weil er eine Frau im Straßengraben hat liegen lassen. Die Tochter war aber die Schuldige bzw. die Freundin der Tochter und die Tochter. Der Stiefvater wollte einfach seine Stieftochter schützen, weil sie ja noch so jung ist.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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