Welche Taten definiert man als Kavaliersdelikt?

Oft hört man ja, "Das ist kein Kavaliersdelikt", wenn jemand etwas macht, was verboten ist. Aber welche Taten genau definiert man als Kavaliersdelikt und was ist wiederum kein Kavaliersdelikt und was heißt überhaupt Kavaliersdelikt genau und woher stammt es, dass man von einem Kavaliersdelikt spricht? Was ist für euch ein Kavaliersdelikt?

Der Begriff stammt aus alten Zeiten, in denen man nach einem Delikt dieser Art immer noch ein angesehener Kavalier war und seine Ehre nicht beschmutzt hat. Demnach ist ein Kavaliersdelikt eine Tat, die die Gesellschaft toleriert und als nicht allzu schlimm ansieht. Welche Taten das sind, ist natürlich immer von der Zeit und den gesellschaftlichen Normen abhängig. Das Überqueren einer roten Fußgängerampel, wenn kein Auto kommt, ist ein heutiges Beispiel dafür. Da staunt immer jeder, wenn das wirklich mal mit einer Geldstrafe geahndet wird. Aber auch Steuerhinterziehung empfinden viele als nicht schlimm, wobei sich das gerade etwas ändert.

Eine Straftat, die man kleinreden will aus moralischen Gründen, wie zum Beispiel ein Steuerhinterziehung bezeichnete man als Kavaliersdelikt, um ihm die Spitze des Anrüchigen zu nehmen. Kavaliersdelikte waren auch für Adlige in früherer Zeit Geringfügigkeiten, die keine Strafe nach sich zogen. Schwarzfahren wird so bezeichnet, obwohl es eine Straftat ist. Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr zählte man dazu. Ich denke auch an die abgeschriebenen Doktorarbeiten, die einige Politiker nach Entdeckung hart getroffen haben und die man dazu rechnen kann. Von dieser Bezeichnung ist man heute doch sehr abgekommen. Da praktisch fast alles geahndet wird.

Von dieser Bezeichnung ist man heute doch sehr abgekommen. Da praktisch fast alles geahndet wird.

Von der Justiz geahndet, ja. Aber die Gesellschaft bezeichnet die Täter trotzdem nicht als Kriminelle. Und in der negativen Form finde ich die Bezeichnung schon noch gebräuchlich. Wie z.B. "Umweltverschmutzung ist kein Kavaliersdelikt". Um eben darauf hinzuweisen, dass es nicht in Ordnung ist, auch wenn man dafür von der Justiz keine hohe Strafe erwarten muss. Es ist also gerade die Diskrepanz zwischen der Beurteilung des Sachverhalts durch Justiz und Gesellschaft.