Ist Fließbandarbeit wirklich so nervenzehrend?
Ein Freund von mir studiert jetzt schon einige Semester lang Physik und will irgendwann mal Lehrer werden. Da er für sein Studium zuhause ausziehen musste, hat er sich in seiner Uni-Stadt ein Zimmer in einem Wohnheim gemietet. Da er sich nicht nur auf sein BAföG verlassen will, arbeitet dieser auch noch nebenbei. Seinen alten Aushilfsjob in einem Lager musste er betriebsbedingt kündigen, und jetzt hat er einen neuen Job gefunden, wo er unter der Woche in bestimmten Schichten in einem großen Metallwerk arbeiten kann.
Seine Arbeit beschränkt sich hier jedoch wirklich ausschließlich auf Fließbandarbeit. Das heißt, der steht an einem Fließband und sortiert entweder Teile aus, die augenscheinlich irgendwelche Mängel aufweisen, der er presst per Hand zwei Komponenten aufeinander, die dann auf ein anderes Fließband geworfen werden, und maschinell weiterverarbeitet werden. Dies macht er dann meist in sechs bis acht Stunden langen Schichten. Er selbst meinte, dass er dort wahrscheinlich sofort wieder kündigen will, sobald sich etwas neues ergibt. Auch von vielen anderen, die dort arbeiten, hat er schon gehört, dass die Arbeit dort für niemanden etwas auf lange Zeit ist.
Die Arbeit an einem Fließband, wo man stundenlang einfach nur "dumm" herumsteht stumpft laut meinem Freund völlig ab und man will nach ein paar Stunden einfach nur noch laut los schreien und am liebsten sofort nach Hause rennen. Er habe dort auch schon Gerüchte gehört, wo die eine oder andere Probearbeiterin in Tränen ausgebrochen ist, weil sie die Arbeit nicht machen wollte. Ich selbst habe keine Erfahrung mit Fließbandarbeit, stelle es mir aber auch total eintönig vor - Habt ihr schon mal am Fließband gearbeitet? Wie seid ihr mit den Arbeiten dort klar gekommen? Wie nervenaufreibend ist die Arbeit wirklich? Wie lange habt ihr diese Arbeiten am Stück gemacht?
Ich persönlich habe auch noch keine Erfahrungen mit der Fließbandarbeit machen müssen, aber ich habe schon von vielen Personen gehört, dass die Fließbandarbeit überhaupt nicht berauschen sein soll. Man steht wirklich seine sechs bis acht Stunden an einem Fließband und sortiert Dinge aus oder man schmeißt dort bestimmte Sachen hinauf, damit andere es wiederum aussortieren können. Man steht auch wirklich vor dem Fließband, es ist nicht so, dass man dort einen Stuhl oder desgleichen stehen hat, um sich zwischenzeitlich mal hinzusetzen. Nein, man muss tatsächlich dort stehen, was die Arbeit wohl auch verlangt.
Auf jeden Fall könnte ich mir auch nicht vorstellen, so eine Tätigkeit auszuüben. Mir wäre so eine Arbeit definitiv zu eintönig. Ich brauche Abwechslung und ich möchte Sitzen und Stehen können und ich brauche Bewegung. Stundenlanges herumstehen und eintönige Arbeiten abhandeln, wären sicherlich nichts für mich. Da kann ich durchaus verstehen, wenn es dort Angestellte gab, die angefangen haben zu weinen, weil sie die Arbeit nicht machen wollten. Ich kann mir auch vorstellen, dass man durch das ständige Stehen Rücken und Beinschmerzen bekommt.
Eine Freundin von mir stand mal am Fließband und hat irgendwie Packungsbeilagen einsortieren müssen. Sie sagte, dass das definitiv keine Arbeit wäre, die sie sich vorstellen könnte. Sie selbst hat das ja nur zwei Wochen gemacht, um sich ein bisschen was dazu zu verdienen. Es war eintönig, langweilig und sie hatte das Gefühl zu verdummen.
Aber ich sag mal so, immerhin wusste sie, dass es zeitlich begrenzt war und sie wusste auch, dass sie dafür Geld bekommt. Das ist schon was anderes, als wenn man das wirklich ein Leben lang tun muss. Wobei ich mal denke, dass es sicherlich auch Menschen gibt, die diese Arbeit gerne machen und sich nichts anderes vorstellen können und es ist auch gut so, dass es die gibt.
Meine Mutter hat sich als Studentin auch mal in den Ferien am Fließband ein wenig was dazu verdient. Sie und eine andere Studentin waren dann am zweiten Tag schon doppelt so schnell wie die angestammte Besatzung und waren mächtig stolz auf sich. Die anderen Angestellten waren aber total sauer auf die beiden. Natürlich schafft man es schneller, aber wenn man das einmal gemacht hat, muss man es jeden Tag so schnell machen, weil der Chef das dann erwartet. Und naja, meine Mutter und die andere Studentin konnten nach kurzer Zeit wieder gehen, aber die anderen müssen das ja ihr Leben lang machen. Die wollten sich da zusätzlich zu den nervtötenden und verdummenden Aspekten nicht auch noch abschuften, sondern lieber ein konstantes Mittelmaß einhalten, was auch viel realistischer ist.
Ich glaube schon, dass Fließbandarbeit so ziemlich das Schlimmste ist, was man sich ausdenken kann. Das Stehen am Fließband, die dauernd gleichen Handbewegungen, das Greifen und Weitergeben der Artikel, das alles lässt die Mitarbeiter total abstumpfen. Ich kenne diese Arbeit nur vom Erzählen und bin froh, dass ich es selbst noch nicht machen musste. Eine Bekannte hatte mir vor Jahren erzählt, wie schlimm es am Fließband sein kann. Sie war in der Lebensmittelbranche beschäftigt gewesen.
Ich habe auch nur Schlechtes von meinen Kollegen gehört. Ich hatte schon mehrere Kumpels, die irgendwelche Tankdeckel aufschrauben mussten oder Vergleichbares. Es ist halt sehr stupide und simpel. Simpel mag zwar auf den ersten Blick angenehm klingen, aber unser Gehirn langweilt sich auf Dauer, wenn es vor keine kreativ zu lösenden Probleme gestellt wird.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zeit bei einer solchen Arbeit noch viel langsamer vergeht, als bei kreativeren Berufen (was jetzt nicht heißt, dass man Künstler werden muss, um sich nicht am Arbeitsplatz langweilen zu müssen). Zumal es kaum Aufstiegschancen gibt, sich nicht weiterbilden kann und somit auch in Sachen Verdienst stets auf dem gleichen Niveau bleibt.
Für zwischendurch, vor allem für jüngere Menschen ohne Ausbildung und Studium, kann ich mir schon vorstellen, dass sich manche für ein paar Wochen für so etwas motivieren können. Doch auf Dauer ist das ganz bestimmt kein Beruf, dem jemand nachgehen möchte.
Mich würde es sicher nicht gefallen, den ganzen Tag am Fließband zu stehen und die ganze Zeit die gleichen Handbewegungen machen zu müssen. Ich bin eher kreativ und muss auch Eigenständiges in meine Arbeit einbringen können, sonst würde mich das auf lange Sicht depressiv machen. Außerdem ist mein Rücken nicht so gut, dass ich so eine Arbeitsstellung den ganzen Tag am Fließband einnehmen könnte und auch nicht aushalten würde.
Richtige Fließbandarbeit in dem Sinne habe ich noch nie gemacht, dafür aber an der Kasse gearbeitet. Da musste ich auch stundenlang an der Kasse sitzen, Lebensmittel über das Band laufen lassen (und das unterträgliche "Piep") anhören, "12,95 macht das dann bitte" fordern und dem Kunden einen schönen Tag wünschen. Diese Arbeit war auch extrem eintönig. Die erste Woche, als noch alles neu war, war noch erträglich, aber irgendwann wurde ich wahnsinnig.
Ich bin mit Bauchschmerzen zur Arbeit gegangen, wenn ich wusste, dass mich eine 8-Stunden-Schicht erwartete. Die Zeit verging einfach nicht! Nach zwei Stunden, die mir vorkamen wie sechs, wurde ich auch schon wahnsinnig, fing an, vor mich hin zu träumen und machte aus diesem Grund Flüchtigkeitsfehler. Dabei hatte ich wenigstens noch etwas Kundenkontakt und wenn nicht allzu viel los war, hielt auch so mancher Kunde einen kurzen Plausch mit mir.
Wenn dein Freund aber am Fließband arbeitet, wo er nicht einmal Leute hat, mit denen er sich unterhalten kann, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Arbeit für ihn zermürbend sein muss. Ich konnte aus geistiger Unterforderung auch irgendwann mal nicht mehr und habe daher den Nebenjob nach wenigen Monaten gekündigt. Es würde mich nicht wundern, wenn es deinem Freund auch so ergeht nach einer Weile.
Ich habe damals neben der Schule nebenbei in einem Lager gearbeitet wo auch Fließband Arbeit verrichtet wurde. Diese Arbeit fördert einfach nur die Verdummung der Menschen da es sehr eintönig und ohne großartige Denkaufgaben ist.
Der Körper muss einfach nur funktionieren damit die Mitarbeiter am Fließband nicht zum Stillstand kommen. Da wenn einer die Arbeit verpennt alle darunter leiden und das ganze Fließband Durcheinander kommt. Es gibt sehr wenige Menschen die diese Arbeit über lange Zeiträume durchziehen, in den 6 Monaten wo ich in dem Lager beschäftigt war sind einige Mitarbeiter gekommen und gegangen bis auch ich die Schnauze voll hatte.
Ich habe früher in meinen Semesterferien öfters mal Akkordarbeit gemacht. Es gab immer sehr gutes Geld und die Arbeit war jetzt auch nicht höchst anspruchsvoll. Aber durch monotone Bewegungen und Arbeitsvorgängen ist es wirklich schlimm. Ich habe mich immer gefragt, wie die anderen Leute den Job länger als 2 Monate durchziehen können.
Nach einiger Zeit hab ich angefangen mich total mit allen möglichen Gedanken auseinanderzusetzen, denn da es sehr laut war konnte man sich auch nicht wirklich mit den Kollegen außerhalb der Pause unterhalten. Ich habe höchsten Respekt davor, wenn jemand diesen Job auf Dauer machen kann. Leider sind solche Fachkräfte oft unterbezahlt, was ich eine Schande finde.
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