Ist Fließbandarbeit wirklich so nervenzehrend?

Ein ehemaliger Schulfreund meines Vaters arbeitet in einer Firma, in der am Fließband unter anderem Griffe an die Türen von kleinen Küchenschränken montiert werden. Diese Arbeit ist derart nervenaufreibend, dass regelmäßig Fließbandmitarbeiter durchdrehen. Der Arbeitgeber genehmigt sogar regelmäßige Kuren, um dem vorzubeugen, aber es passiert trotzdem. Ein Mitarbeiter soll sogar irgendwann angefangen haben, mit den Küchentüren zu reden.

Ich habe das alles erst für einen Witz gehalten und nicht wirklich ernst genommen bis der Schulfreund meines Vaters selbst einen Nervenzusammenbruch bekam und einige Monate in eine Psychiatrische Klinik musste. Er durfte damals nur an den Wochenenden zu seiner Familie. Ich kenne ihn schon recht gut, ich bin praktisch mit ihm aufgewachsen. Daher erschreckt es mich schon, dass es solche Folgen haben kann. Der Schulfreund hat über 15 Jahre in diesem Betrieb gearbeitet, bevor ihm das passiert ist.

Ich könnte es nicht lange an einem Fließband aushalten. Das kommt auch daher, dass ich nicht lange stehen kann und schnell Rückenschmerzen bekomme. Auch würden mir die schnellen und ewig gleichen Handbewegungen auf den Geist gehen. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass bei der Fließbandarbeit die Arbeitszeit wie im Flug vergehen könnte.

Ein Bekannter von mir arbeitet in einer Firma, die auch Fließbandarbeit hat. Dort ist es so, dass die Mitarbeiter reihenweise einen Nervenzusammenbruch bekommen und dann zeitweise stationär in die Psychiatrie müssen, weil sie das so lange gemacht haben, dass sie schon einen Knacks bekommen haben. Hier reden wir aber nicht von Aushilfskräften oder Minijobbern, sondern Menschen, die den Job in Vollzeit die ganze Woche über und das seit Jahren machen. Dass man davon irre werden kann, glaube ich daher sofort.