Welche Arbeitsgebiete muss Hotelfachkraft abdecken können?

Meine Nichte will Hotelfachfrau lernen und sie meint, dass man nur in der Ausbildung alles mal durchlaufen haben muss. Sie meint, dass sie nur in der Ausbildung die "Drecksarbeit" machen muss und die Zimmer putzen und aufräumen muss und dass sie nach der Ausbildung eben die "feinere" Arbeit machen darf.

Wie sieht eine Ausbildung zur Hotelfachkraft aus? Wie sieht es dann nach der Ausbildung aus? Welche Arbeitsgebiete muss eine ausgelernte Hotelfachkraft abdecken können und was muss eine ausgelernte Hotelfachkraft alles machen?

Als Hotelfachfrau ist es richtig, dass man alle Abteilungen einmal in der Ausbildung durchläuft. Sicherlich ist es im ersten Lehrjahr so, dass man als Themeninhalt mitunter "Vorbereitung der Gasträume und Kontrolle der Servicestandards" als Grundlage der Ausbildung hat. Das muss aber nicht heißen, dass sie das die ganze Ausbildung durchgehend machen muss. Zu den Inhalten der Ausbildung gehören z. B. auch Empfang und Betreuung der Gäste, aber auch Einsätze in der Personalabteilung, Lager und die allgemeine Warenwirtschaft. Es ist somit nicht nur "Drecksarbeit". Klar, als Azubi muss man sicherlich auch mal Kaffee kochen oder den Laufburschen für den Chef spielen, aber das wird sie in jeder anderen Ausbildung in jedem Beruf so sein.

Ich hatte in den Beruf selbst einen Monat lang "reingeschaut" und dort war es bei den Auszubildenden ganz unterschiedlich. Die im ersten Lehrjahr waren unter anderem im Service zuständig, d.h. je nach Schicht beispielsweise das Frühstücksbuffet herrichten, Mittags und Abends die Gäste bedienen, aber natürlich auch Tische abräumen und Gläser in die Spülmaschine geben und danach wieder ausräumen. Wirklich selbst spülen mussten die Auszubildenden hier nie, dafür gab es immer Spülhilfen, die extra dafür eingestellt waren. Meiner Erfahrung nach werden die Azubis im Service sehr schnell auch für Aufgaben angelernt, die festangestellte Mitarbeiter ebenfalls erledigen müssen. Es hat auch gar nicht so lange bis zu meinem ersten Trinkgeld gedauert, und das ist schon ein kleines aber feines Erfolgserlebnis.

Andere Auszubildende waren dann wiederum in der Waschküche oder zusammen mit den Zimmermädchen auf den verschiedenen Zimmern, um diese während des Frühstücks oder auch für neue Gäste herzurichten. So wie ich das gesehen habe, waren die festangestellten Hotelfachkräfte für solche Bereiche nicht mehr zuständig, sondern immer eben Zimmermädchen usw., die speziell dafür eingestellt wurden. Dabei werden allerdings auch recht simpel erscheinende Dinge wie das richtige Zusammenlegen von Tischdecken gelehrt, die auch die Fachkräfte bestens beherrschen müssen. An der Rezeption war am Anfang noch niemand, das - so wurde mir gesagt - kommt normalerweise erst im dritten Lehrjahr. Aber es ist natürlich auch ein Bestandteil der Ausbildung.

Ich wurde manchmal auch eben schnell um die Ecke zum Einkaufen geschickt, wenn an der Rezeption etwas fehlte. Oder ich sollte einem Gast etwas auf sein Zimmer bringen, was an der Rezeption für ihn abgegeben wurde. Das klingt für manche vielleicht nach typischen Azubi-Aufgaben, aber es bietet eine echt gelungene Abwechslung zum Service-lastigen Einstieg und macht zum Teil richtig Spaß. Im Großen und Ganzen habe ich es so erfahren, dass eine ausgelernte Fachkraft im Prinzip alle Bereiche abdecken können sollte. In der Praxis ist es dann allerdings meistens so, dass man sich eben auf einen Bereich spezialisiert, z.B. Service oder Rezeption.