Ausbildung zur Verkäuferin fast schon sinnlos geworden?

vom 06.10.2013, 21:19 Uhr

Eine Bekannte meiner Mutter hat eine Tochter, die Verkäuferin gelernt hat. Sie ist seit dem sie die Ausbildung beendet hat arbeitslos. Sie hat einen sehr guten Abschluss gemacht. Nach der Ausbildung sollte sie eigentlich übernommen werden. Doch dann hieß es, dass sie doch nicht übernommen wird, weil das Geschäft nur noch 400 Euro Jobber und Teilzeitkräfte einstellt. Diese 400 Euro Jobber und auch die neue Teilzeitkraft in dem Betrieb sind alles ungelernte Kräfte.

Warum macht man noch die Ausbildung zur Verkäuferin? Wenn ich in den Geschäften die Schilder sehe, die zeigen, dass Arbeitskräfte gesucht werden, steht da oft, dass sie Aushilfen suchen, die auch ungelernt sind. Ich kenne auch zwei Frauen, die in Geschäften arbeiten, die keine Ausbildung haben.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Leider hast du recht. Für viele Berufe lohnt sich eine Ausbildung nicht mehr. Das ist ganz besonders schlimm bei einer Ausbildung als Verkäuferin. Es kommt natürlich hier auch auf die Branche an. In einem Lebensmittelgeschäft wird ja nur noch Ware ausgepackt und in die Regale geräumt, sowie kassiert. Eine spezielle Frage kann hier niemand mehr beantworten. Wozu also lernen, wenn man nur Waren einräumt? In guten Textilgeschäften gibt es vielleicht noch eine Verkäuferin und ansonsten auch nur ungelernte Kräfte. In Schuhgeschäften und anderen sieht es nicht viel besser aus. Was beim Juwelier und Uhrmacher läuft, weiß ich nicht. Fachkräfte wird man noch in Möbelgeschäften finden, wenn man Glück hat.

Solche Berufe wie Verkäuferin sind nicht mehr gefragt. Heute geht es nur darum, etwas zu studieren. Dann hat man vielleicht eine Chance, eine vernünftige Stelle zu bekommen, nach Abschluss des Studiums.

Deine Frage, warum man noch eine Ausbildung macht, kann ich dir nur mit meiner Ansicht beantworten: Eine Kraft, die für eine Ausbildung als Verkäuferin eingestellt wurde, macht die gleiche Arbeit, wie andere, wird aber nur einen geringen Teil des Lohnes erhalten, wie die anderen Mitarbeiter, die ungelernt sind. Hat die Verkäuferin ausgelernt, bekommt sie tariflich zwar auch nicht das meiste Geld, aber wird teurer sein, als ungelernte Mitarbeiter. Deshalb stellt man sie gar nicht mehr ein. Das ist eine ganz schlimme Arbeitspolitik, die sich auch so schnell nicht ändern wird.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich denke, dass es hier ganz stark auf die Region ankommt, in der man wohnt. In München werden jedenfalls Verkäuferinnen auch als Ganztags- oder Halbtagskräfte gesucht. Ich hoffe, dass die neue Regierung, egal welche es sein wird, endlich bei den Minijobs aufräumt und nicht mehr erlaubt, dass ein Unternehmen nur Minijobber einstellt. Minijobs sind für manche Menschen in speziellen Lebenssituationen gut, sollten aber nicht der Normalfall sein.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin auch gelernte Einzelhandelskauffrau und hätte, wenn ich diesen Beruf wieder ausüben wollte, keine Chancen. Mir wurde damals, als ich nach dem ersten Kind wieder anfangen wollte gesagt, dass ich als gelernte Kraft zu viel Geld verdienen kann.

Somit würde ich heute, obwohl ich den Beruf gelernt habe, nur als Aushilfe arbeiten können. Nicht einmal als Teilzeitkraft würde ich eingestellt werden, denn auch dann kann ich mehr Geld verlangen, als jeder ausgeben will.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Leider hast du völlig recht. Auch bei uns in der Gegend werden Verkäuferinnen und Verkäufer meist nur noch als Teilzeitkraft gesucht. Da ist es dann auch überwiegend egal ob sie gelernt oder ungelernt sind.

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» Kayra » Beiträge: 692 » Talkpoints: 1,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin auch Verkäuferin und finde keinen ordentlich bezahlten Vollzeitjob. Es werden ständig nur Aushilfen gesucht, die nicht mal eine Ausbildung vorweisen müssen. Hat man Verkäuferin gelernt, wird man nicht genommen, weil Ungelernten weniger Lohn gezahlt werden darf. Somit ist die Arbeitslosigkeit so gut wie vorprogrammiert.

Ich habe Glück, dass ich wegen meiner Skoliose eine Umschulung machen darf. Das ist mein größtes Glück, noch einmal einen Neuanfang zu starten und nicht mehr als Verkäuferin arbeiten zu müssen. Von dem Berufswunsch Verkäuferin kann ich heutzutage nur noch abraten. Man ist auf jeden Fall aufs Amt angewiesen, um eine Aufstockung zu bekommen. In Vollzeit als Verkäuferin zu arbeiten, ist fast ein Unding, wenn man nichts mehrere geringfügige Stellen hat.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann mir ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen, welche Tätigkeit einer Verkäuferin in einem Lebensmittelmarkt eine Ausbildung erfordern würde. Soweit ich das von Bekannten mit bekomme, erledigen die komplizierteren Dinge wie Bestellungen und Rechnungswesen ein paar wenige Einzelhandelskaufleute, wobei es in kleineren Filialen ja nur den Filialleiter und höchstens noch eine Vertretung gibt. Die Prozesse sind ja inzwischen hoch automatisiert, so dass dort kaum noch manuelle Tätigkeiten anfallen.

Die Tätigkeiten der Verkäufer beschränkt sich dann auf Kasse und Waren einräumen. Und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass man dafür eine Ausbildung benötigt. Von daher ist es irgendwo verständlich, dass man dort verstärkt auf ungelernte Kräfte setzt. Es werden natürlich auch ganz gerne Mini-Jobber eingestellt, weil man so viel flexibler ist und so zu Stoßzeiten (zum Beispiel vor Feiertagen) viel Personal bereitstellen kann. Es geht hier ausnahmsweise wohl mal nicht um das Geld, weil die Nebenkosten von Mini-Jobbern eigentlich sogar höher sind.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich nehme mal an, dass du vorrangig von Lebensmittelgeschäften sprichst. Da ist es doch in der Tat so, dass wirklich jeder Schüler im arbeitsfähigen Alter die Arbeiten übernehmen kann, die sonst von einer gelernten Verkäuferin erledigt werden würden. Damit ist auch klar, warum gelernte Verkäuferinnen nicht so gefragt sind. Eine ungelernte Aushilfskraft ist schlichtweg billiger. Wenn es darum geht, Waren einzusortieren, Kunden zu sagen, wo sie den Saft oder das Mehl finden, oder ein paar Sachen zu kassieren, muss man keine Ausbildung haben. Da reicht eine kurze Einweisung.

Warum junge Leute zum Teil dennoch Berufe erlernen, bei denen die Arbeitslosigkeit vorprogrammiert ist, hat sicher unterschiedliche Gründe. Manchmal steckt Idealismus dahinter, was ich mir bei den Verkäufern allerdings nicht vorstellen kann. Vermutlich denken manche, dass diese Ausbildung immer noch besser ist als gar nichts. Viele davon haben sicher auch keine echten Chancen auf einen höher qualifizierten Beruf. Aus Liebe zum Beruf im Verkauf werden wohl die wenigsten diesen Beruf erlernen.

Ob die Ausbildung als Verkäufer komplett sinnlos ist, muss jeder selbst entscheiden. Falls jemand als Lebensziel hat, zu heiraten und dann nur noch zu Hause zu bleiben, kann diese Ausbildung vielleicht zur Überbrückung ausreichend sein. Wer vor einem Studium zuerst ein paar praktische Erfahrungen sammeln will, wird vermutlich auch nicht nur Verkäufer lernen, sondern mindestens Einzelhandelskaufmann. Ich halte es auch für etwas wenig, heutzutage nur Verkäufer zu werden. Aber das muss jeder selbst wissen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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