Wird die Sprache in bekannten Büchern immer obszöner?

vom 06.10.2013, 17:53 Uhr

Ich lese gerade die Bücherreihe "House of Night" und muss sagen, dass diese Reihe doch schon sehr jugendlich gehalten ist und dabei auch viele Wörter vorkommen, die ich in meinem normalen Alltag niemals gebrauchen würde. Insgesamt fällt mir seit einiger Zeit in vielen Büchern eine Entwicklung auf, dass immer offener über bestimmte Themen (sei es Sexualität oder Gewalt) gesprochen wird und die Dinge auch öfters beim Namen genannt werden. Wenn ich alleine darüber nachdenke, dass in Harry Potter das böse Sch(...) Wort vorkommt, finde ich das schon bedenklich. Gerade bei dieser Reihe fällt es mir immer wieder auf.

Nun weiß ich nicht, ob es einfach an der Richtung liegt, die ich zur Zeit lese oder daran, dass einfach viel mehr Bücher auch so angeboten werden können, ohne dass sie ein langes Verfahren durchlaufen. Mir gefällt diese Entwicklung nicht so gut und ich könnte gut auf diese Begriffe verzichten. Im Vergleich zu früher, wo alles mit schönen Worten umschrieben wird, liest man heute eher mal ein paar Schimpfwörter oder auch solche Sachen wie "Scheiße". Natürlich ist das in gewisser Weise (gerade bei Jugendbücher) authentisch, aber so übertrieben, wie es beispielsweise in der House of Night Reihe ist, ist das für mich einfach nicht mehr angenehm zu lesen.

Was mir daran auch noch besonders aufgefallen ist, ist eben die Tatsache, dass es sich oft um bekannte Bücher handelt und nicht um welche, die sowieso kaum einer liest.

Nun würde mich mal interessieren, wie ihr das empfindet. Denkt ihr auch, dass die Entwicklung dahin tendiert, dass die Sprache in den Büchern immer alltäglicher und auch obszöner wird? Falls ja, was denkt ihr, woran das liegt?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich befürchte, dass ich da nicht mitreden kann. Ich habe zwar Harry Potter gelesen, aber mir ist nicht aufgefallen, dass die Sprache da übermäßig verkommen ist. Ansonsten lese ich eher Thriller und da kommen keine Wörter vor, die ich eher passend für Teenager finde. Allerdings habe ich den großen Fehler gemacht und musste mir vor ein paar Jahren "Feuchtgebiete" als Hörspiel anhören und da habe ich mich schon sehr fremdgeschämt. Als Buch hätte ich das direkt abgebrochen, weil es mir so zuwider wäre.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Harry Potter finde ich als Beispiel nun nicht gerade angebracht, das andere Buch habe ich aber nicht gelesen. Meiner Meinung nach sind solche Bücher aber nicht verkommen, sondern eher dem Alltag eines Menschen in dem Alter entsprechend geschrieben. Die Jugendlichen von heute sagen doch noch ganz andere Sachen und die Zeiten wo man sich über das Wort Scheiße aufgeregt hat, sind doch auch schon lange vorbei. Das ist nun mal ein Wort, was Einzug in den normalen Sprachgebrauch gefunden hat, wenn man es auch nicht zu oft verwendet.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich lese relativ viel, allerdings ist mir so etwas noch nicht aufgefallen. Besonders nicht bei Harry Potter und die andere Bücherreihe ist mir nicht bekannt. Feuchtgebiete habe ich gelesen, bei dem Buch kann ich das verstehen, schließlich geht es darin ja gerade um solche Themen. Ist halt nicht für jeden etwas.

Mir fällt jetzt auch nicht gleich ein Buch, welches ich gelesen habe,ein in dem so viele Schimpfwörter vorkommen dass es auffällt. Obwohl ich auch viele Bücher für Jugendliche lese und dabei auch hauptsächlich Walter Moers, welcher ja auch durch seine Comics eher als obszöner bekannt ist. Dennoch ist mir so etwas bei den Büchern noch nie aufgefallen.

» Valobee » Beiträge: 109 » Talkpoints: 46,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Harry Potter war für mich nur ein Beispiel, was natürlich nicht wirklich extrem ist. Aber selbst da musste ich fünfmal lesen, bis ich wirklich glauben konnte, dass das Wort dort steht, da es für mich einfach absolut nichts darin zu suchen hatte und es eben nicht in den Kontext passt.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei Harry Potter kommen schon ein paar etwas "flegelhafte" Ausdrücke vor, was ich aber angesichts der beschriebenen Charaktere und Situationen durchaus für angemessen halte. Als Vielleserin, die sich auch gerne Jugendbücher zu Gemüte führt, stört es mich eher, wenn eine Figur, die als Teenager des 21. Jahrhunderts angelegt ist, Ausdrücke wie: Du bist dumm! oder "Verflixt!" in den Mund gelegt bekommt. Man muss meiner Meinung nach nicht ganz so vom Leder ziehen wie auf der Rückbank des Schulbusses, aber ein paar gut gewählte Kraftausdrücke machen Situationen oder Dialoge oft realitätsnäher oder lustiger oder beides.

Die Schriftstellerin Christine Nöstlinger musste sich übrigens schon vor über 30 Jahren rechtfertigen, warum ihre Kinder- und Jugendbuch-Helden böse Wörter und Fäkalausdrücke benutzen. Auch da fand ich die Ausdrucksweise ihrer oft als Anti-Helden angelegten Figuren eigentlich ganz ok und wundere mich jetzt als Erwachsene darüber, dass junge Menschen in literarischen Werken sich zwar mit unendlich vielen Problemen herumschlagen müssen, aber auf keinen Fall etwas Schlimmeres dazu sagen dürfen als "du dumme Nuss!" Verglichen mit Trotzkopf und Nesthäkchen hat sich der Sprachstil in der Kinder- und Jugendliteratur wohl schon verändert, aber für eine neue Entwicklung der letzten Jahre halte ich es nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Diese, wie du sagst, jugendliche Sprache hat mehrere Gründe. Zum einen sicherlich der Popularität und leichteren Verständlichkeit wegen (denn wenn jeder so spricht, versteht es sich auch besser) und zum anderen, weil natürlich auch die Autoren solcher Bücher, so gebildet sie auch sein mögen, zunehmend mit dieser Art der Sprache aufwachsen und sie zu benutzen lernen.

Ich sehe darin jedoch nichts grundsätzlich Schlechtes. Schließlich haben sich Sprachen in den vergangenen Jahrtausenden immer verändert, sehr zum Leidwesen der älteren Generation, die mit diesem Wandel ganz und gar nicht einverstanden war. Nicht nur heute, so bin ich überzeugt, hat man Sätze wie: "Die Sprache verkommt mehr und mehr gehört." Das war früher mit Sicherheit schon genauso der Fall. Aber man muss sehen, dass es ohne Wandel keinen Fortschritt gibt. Hätten sich unsere Sprachen nicht weiterentwickelt, würden wir heute noch mit "Ugga-Ugga" kommunizieren. Ich würde es also schlicht als "Veränderung", nicht wertend als "Verkommen" verstehen.

» Razor » Beiträge: 404 » Talkpoints: 5,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^