Bewusst eine 'Liebe mit Ablaufdatum' eingehen?

Im Urlaub sind ja manche auch gewillt sich zu verlieben. Auch kann es beim Schüleraustausch passieren oder wenn man weiß, dass der- oder diejenige nur für ein paar Monate in der Stadt oder in Deutschland ist. Man kann sich zwar nicht aussuchen wo die Liebe hinfällt, aber ich glaube, dass es mir einfach zu weh tun würde, wenn ich genau wüsste, dass derjenige nach einer gewissen Zeit wieder weg gehen würde. Ich würde den Kontakt dann wohl weiter vermeiden.

Anders ist es, wenn man sich verliebt, ohne dass man weiß, dass derjenige nur kurz in der Stadt oder im Land ist. Aber völlig bewusst würde ich so eine Beziehung wahrscheinlich meiden. Habt ihr schon mal bewusst eine Beziehung eingegangen, die schon ein absehbares "Ablaufdatum" hatte, weil derjenige vielleicht nur kurz in der Stadt oder im Land ist? Oder vielleicht sogar, obwohl ihr genau wusstet, dass derjenige vergeben ist und sich niemals von der anderen trennen würde? Warum geht man bewusst eine 'Liebe mit Ablaufdatum' ein?

Eine Freundin von mir ist eine derartige Beziehung mit Ablaufdatum eingegangen. Sie studiert und ist im September aus ihrer Studentenstadt weggezogen, weil sie demnächst die Uni wechseln möchte. In der Nähe ihrer Studentenstadt wohnt auch ihr "Freund", dem sie allerdings von Anfang an gesagt hat, dass sie wegziegen wird und dass sie keine wirkliche Zukunft für die beiden sähe.

Als sie im April erzählte, dass sie jetzt einen Freund hätte, habe ich mich als Freundin natürlich sehr für sie gefreut. Nach meinem Verständnis geht man eine Beziehung nur dann ein, wenn es "ernst" ist, man sich also eine Zukunft mit dieser Person vorstellen kann. Ich nahm an, dass es meiner Freundin bei diesem Typen genauso geht, also habe ich ihr gesagt, dass ich ihn gerne kennenlernen würde. Daraufhin meinte sie nur, dass sie ihren Freund niemandem vorstellen werde. Weder Freunden, noch Verwandten. Sie sagte auch, dass er definitiv "kein Heiratsmaterial" sei und sie sich keine Zukunft mit ihm vorstellen könne. Dieses Verhalten hat mich ein wenig irritiert. Sie hat auch gesagt, dass sie keinerlei Gefühle für ihn hätte und dass sich das auch nie ändern werde. Als ich sie darauf hin gefragt habe, warum sie dann überhaupt mit diesem jungen Mann eine Beziehung angefangen hat, konnte sie das selbst nicht so wirklich beantworten.

Ich vermute, sie wird sich ein wenig einsam gefühlt haben und dass sie jemandem zum abhängen brauchte. Aus ihrem Jahrgang und Studiengang sind alle Freundinnen weggezogen, die vorher in der Nähe gewohnt haben. Selbst ich habe dort bis vor einem Jahr praktisch neben ihr gewohnt und wir haben uns oft getroffen, sei es wegen Kino, Shoppen oder simple Spaziergänge. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sie ihn mehr oder weniger bewusst als Kompensation sieht. Auch wenn ich es übertrieben finde, offiziell gleich eine "Beziehung" einzugehen. Mit einem Kumpel kann man schließlich auch abhängen.

Als ich meine jetzige Beziehung eingegangen bin, war es auch ein bisschen so. Immerhin wartete mein Partner auf die Zusage für das Studium und es war klar, dass er wegziehen muss, wenn er diesen Brief bekommt. Die Zusage flatterte dann ins Haus und wir mussten entscheiden, was wir machen wollen. Für uns beide war klar, dass wir zusammen bleiben wollen und so führten wir dann eben eine Fernbeziehung. Man kann sich ja auch nicht aussuchen, in wen man sich verliebt und Liebe ist so etwas Schönes, dass ich der Meinung bin, das man auch einiges dafür tun muss.

Ich finde es total schrecklich, dass die meisten Menschen eine Liebe oder auch eine Beziehung nur durch körperliche Nähe definieren, wenn der Partner aus irgendwelchen Gründen wegziehen muss oder wieder in sein Heimatland geht, wieso sollte die Liebe dann ein Ablaufdatum haben? Wenn man mit seinem Partner nicht mehr zusammen sein möchte, nur weil dieser weiter weg wohnt, dann hat das meiner Meinung nach nichts mehr mit Liebe zu tun. Wenn man eine Fernbeziehung führt, dann zieht man doch auch irgendwann zusammen, wie manche anderen Paare auch, deswegen verstehe ich die Denkweise von manchen Menschen nicht wirklich. Wenn man eine Person liebt, dann geht man doch davon aus, dass die Beziehung hält, alles andere hat für mich nicht wirklich etwas mit wahrer Liebe zu tun.

Ich glaube nicht, dass ich mich von jemanden, in den ich mich verliebt habe, fernhalten könnte. Selbst, wenn man von Anfang weiß, dass es irgendwann wehtun wird, finde ich den Gewinn durch die gemeinsame Zeit viel höher. Ich hätte lieber die gemeinsame Zeit und die Schmerzen danach als keines von beidem.

@soulofsorrow: Natürlich sollte man eine Beziehung nicht nur über die körperliche Nähe definieren. Aber es ist auch unrealistisch zu glauben, dass die räumliche Trennung keinerlei Auswirkungen auf die Beziehung haben wird. Ich glaube, es gibt sehr viele Situationen, in denen man eine Liebe mit Ablaufdatum beginnt. Wie soll eine Beziehung eine ernste Chance haben, wenn die Flugtickets 1000 € kosten, ein einzelner Anruf mehrere Euro kostet oder die andere Person nicht nach Deutschland darf ohne Heiratsvisum? Miss Marple hatte auch Schüleraustausch als Beispiel genannt. Wenn man in so jungem Alter jemanden im Ausland kennenlernt, hat die Liebe kaum eine Chance.

Außerdem reden wir ja hier darum, jemanden neu kennenzulernen und von Anfang an zu wissen, dass es bald diese große Veränderung geben wird. Wenn man schon länger mit jemanden zusammen ist, ist es definitiv ein schlechtes Zeichen für die Beziehung, wenn mit einem Umzug alles vorbei ist. Aber wenn man von vornherein nur 5 Wochen hat, um sich überhaupt kennenzulernen und näherzukommen, hat man ja noch gar keine Beziehung aufgebaut.

Aber wie gesagt, ich würde die Zeit einfach versuchen zu genießen. Wenn man dann durch die Entfernung getrennt wird, dann hat man wenigstens nicht selbst schuld. Aber während man noch dort ist, verweigert man sich das Zusammensein ja dann selber.

Ich persönlich bin noch keine Liebe eingegangen, wenn ich wusste, dass die Liebe früher oder später eh zu Ende sein würde, weil der Mann in einem anderen Land wohnt oder in einer anderen Stadt wohnt oder desgleichen. Es gibt ja sehr viele Situationen, wie man des Öfteren hören und lesen kann, wo Menschen sich in einen anderen Mensch verlieben und die Liebe keine großartige Zukunft hat.

Natürlich weiß man nicht immer, ob der Mensch, in dem man sich verliebt hat, für immer in der Stadt bleibt oder nur auf Zeit in der Stadt ist, in der man sich auch aufhält. Wenn man zum Beispiel im Urlaub ist, dann weiß die andere Person nun nicht unbedingt, dass man im Urlaub ist, es sei denn, man erzählt gleich am Anfang schon, dass man nur im Urlaub ist. Aber, wenn man es nicht erwähnt, verliebt man sich, ohne zu wissen, dass die Liebe keine große Zukunft hat. Aber ich würde mir so etwas nicht freiwillig antun. Immer hin werde ich dann irgendwann einmal traurig sein, wenn die Beziehung zu Ende ist und man sich vielleicht nie wieder sieht.

Ich finde es übertrieben, so einen Urlaubsflirt direkt als Liebe zu bezeichnen. In den meisten Fällen handelt es sich doch nur um kleine Flirts, Liebeleien und dergleichen. Eine echte Liebe entwickelt sich meiner Meinung nach nicht über Nacht und auch nicht in drei oder vier Wochen, die man im Urlaub vielleicht miteinander verbringt. Das mögen manche anders sehen, aber ich würde solche Geschichten zunächst einmal nicht ernst nehmen. Darauf einlassen würde ich mich vielleicht, wenn ich in dem Moment Lust darauf hätte. Aber es wäre eben eine kleine Episode, die ich nicht zu ernst nehmen würde.

Ich kann schon verstehen, dass man eine kleine Liebschaft eingeht, wenn klar ist, dass man bald wieder getrennte Wege gehen wird. Warum auch nicht? Man muss doch nicht immer direkt eine feste Beziehung anstreben. Wenn man sich gerade ohnehin nichts Festes wünscht, ist so eine Geschichte doch gar nicht so schlecht.

Ich hätte auch nichts dagegen, wenn der- oder diejenige eigentlich vergeben ist. Das ist sogar ganz praktisch, weil diese Leute dann meistens nicht klammern und die Affäre sich dann insgesamt unkomplizierter gestaltet. Es kommt einfach darauf an, was man haben will. Wenn man eine feste und am besten noch lange Beziehung sucht, ist ein Urlaubsflirt einfach nicht die richtige Wahl. Aber es muss doch nicht immer alles auf eine feste, langjährige Beziehung hinauslaufen. Ein Flirt oder sonst eine harmlose Spielerei kann doch auch ganz nett sein.

An sich würde ich keine Beziehung mit festgelegtem Ablaufdatum eingehen, denke aber auch, dass ein solches in den wenigsten Fällen klar definiert ist. Einer meiner Ex-Partner kam beispielsweise aus der Schweiz und wir haben uns im Urlaub kennengelernt und ziemlich direkt füreinander geschwärmt. Natürlich wäre es hier möglich gewesen, darüber nachzudenken, dass die Beziehung aufgrund der Entfernung nur eine geringe Chance hat, was vielleicht auch die rationalere Herangehensweise gewesen wäre.

Dennoch wollten wir unser neu gewonnenes Glück nicht aufgeben, schmiedeten Pläne für die Zukunft und wollten die Zeit mit Besuchen, Telefonaten und dem Internet überbrücken. Dass die Beziehung scheiterte, lag letztlich nicht - wie anfangs befürchtet - an der Entfernung, sondern an der Unflexibilität meines Ex-Freundes, was bei jeder anderen Beziehung ebenso hätte geschehen können.

Eine Liebesbeziehung aufgrund widriger Umstände sofort abzulehnen oder nur für eine gewisse Zeit einzugehen, halte ich für sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich - zumindest ich könnte es wohl nicht. Habe ich einmal mein Glück gefunden, würde ich es solange wie nur irgend möglich genießen wollen und könnte es wohl schwer in dem Wissen bewahren, dass alles in einigen Tagen schon wieder vorüber sein wird. Lieber versuche ich, es trotz der Umstände aufrecht zu erhalten und scheitere daran - dann weiß ich wenigstens, dass ich alles versucht habe.

So einen ähnlichen Beitrag habe ich hier schon einmal verfasst, nämlich als meine vergangene Beziehung vor so einem "Ablaufdatum" stand. Gemeint ist der Zeitpunkt, zu dem ich mich für einen Studienort entscheiden musste, während mein Ex-Freund noch ein Jahr länger zur Schule gehen musste. Er hat mir damals zu verstehen gegeben, dass er eigentlich keine Zukunft für uns sieht, dass es wahrscheinlich eh auseinander geht wenn wir so weit auseinander wohnen und dass er aber auch nicht gewillt ist, bei seiner Zukunftsgestaltung irgendwie Rücksicht auf unsere Beziehung zu nehmen.

Letztendlich haben wir sowieso nicht zusammen gepasst , aber zu diesem Zeitpunkt bin ich mit ihm zusammen geblieben, obwohl meine Vernunft mir sagte, es wäre besser, es zu beenden, da das Ende der Beziehung durch mein Studium vorprogrammiert war. Genau genommen war es aber nicht nur der bevorstehende Umzug, sondern die ganze Beziehung an sich, die einfach nicht gepasst hat.

Wenn schon jemand eine Beziehung auf Zeit völlig unpersönlich eingeht und das noch sagt, dass es kein 'Heiratsmaterial' ist, finde ich das sehr kaltschnäuzig. Auch eine Beziehung auf Zeit kann unwahrscheinliches Glück bedeuten und sollte nicht einfach als Beziehung auf Zeit abgetan werden. Auch daraus kann aber muss sich nicht mehr ergeben. Und ist es nicht besser, ein kurzes, intensives Glück genossen zu haben, als auf ein vermeintliches Glück zu warten, das sich als keines herausstellt? Die zeitliche Begrenzung einer Liebe kann man ausblenden, um in vollen Zügen genießen zu können.