Wie reagieren wenn 11 jähriges Kind zu spät nach hause kommt

Meine Tante war heute in heller Aufruhr. Ihr Sohn, 11 Jahre, also mein Cousin sollte um 6 Uhr zu hause sein. Eigentlich wollte meine Tante mit ihm noch zu einer Bekannten fahren. Der Junge wusste das und war um 20 Uhr 30 noch nicht zu hause. Meine Tante hat am halb 7 schon alle Leute in der Umgebung verrückt gemacht, was ich auch verstehen kann, weil mein Cousin eigentlich immer sehr zuverlässig ist.

Der Junge war mit einem Freund unterwegs, der auch nicht aufzufinden war. Kurz nach halb 9 kamen sie dann die Straße entlang. Sie waren sich keiner Schuld bewusst, obwohl es schon dunkel war und eigentlich mein Cousin auch weiß, dass er bei Einbruch der Dunkelheit spätestens zu hause sein muss.

Meine Tante hat ihn einfach nur in den Arm genommen und sich gefreut, dass ihm nichts passiert ist. Die Eltern des anderen Jungen waren da schon sehr streng und haben dem Jungen direkt 2 Wochen Hausarrest mit Computerverbot gegeben. Sie haben den Jungen auch nicht in den Arm genommen.

Wie würdet ihr reagieren? Würdet ihr ein 11 jähriges Kind abstrafen, wenn es zu spät nach hause kommt oder würdet ihr euch einfach nur freuen, dass das Kind wohlbehalten zu hause angekommen ist? Würdet ihr das einfach durchgehen lassen, obwohl es anders verabredet war? Seid ihr als Kind schon zu spät nach hause gekommen und wie wurdet ihr da bestraft oder behandelt?

Ich glaube, wenn mein Kind so zu spät kommen würde, würde ich es auch erst mal in dem Arm nehmen und froh sein, dass nichts passiert ist. Gerade bei den Umständen, wenn das Kind sonst immer pünktlich war, kann ich es schon verstehen, dass man sich da eher Sorgen macht und Angst um sein Kind bekommt. Trotzdem würde dann ein Gespräch folgen und vielleicht auch eine Strafe, wobei ich aber Wert darauf legen würde, dass mein Kind versteht, dass es wichtiger ist Bescheid zu geben.

Ich kann aber auch den Ärger verstehen. Immerhin hat man sich dann Sorgen gemacht und wenn die beiden Kinder wirklich so locker angekommen sind, dann wird man eben auch sauer, weil man sich Sorgen gemacht hat und die beiden das gar nicht zu verstehen scheinen. Jedoch denke ich, dass ich nicht sauer sein könnte und erst mal froh wäre.

Ich würde dem Kind nicht so viele Vorwürfe machen, sondern erst mal in den Arm nehmen, um ihm zu zeigen, dass man sich Sorgen um ihn gemacht hat. Auch wenn es nicht schön ist, sollte man das Kind nicht mit zwei Wochen Hausarrest bestrafen. Man sollte aber trotzdem einmal erst mit ihm darüber reden, wieso man möchte, dass er rechtzeitig nach hause kommt und das man sich sehr Sorgen macht, wenn man über zweieinhalb Stunden überfällig ist. Wenn man sich verspätet sollte er sich wenigstens einmal melden, dass sich die Eltern keine Sorgen mehr machen müssen und wissen was los ist.

Es hätte ja auch immerhin etwas passieren können.Vor allem wenn es dann draußen dunkel wird. Mit elf Jahren ist man ja nun auch noch nicht so alt um ewig lang draußen herum zu geistern. Da sollten die Eltern einfach mit ihrem Sohn drüber reden, damit er Bescheid weiß.

Also ich würde das Kind direkt bestrafen. Wenn dein Cousin so tut als wäre er sich keiner Schuld bewusst und nicht mal ein schlechtes Gewissen bekommt oder lang und breit erklärt, durch welche Umstände er nicht hätte pünktlicher sein können, ist das für mich eine Form von Respektlosigkeit gegenüber den Eltern. So ein Verhalten würde ich sofort und ohne mit der Wimper zu zucken bestrafen. Ich würde als Kind auch immer bestraft, wenn ich nicht pünktlich zu Hause war. Wenn mein Vater gesagt hat, dass ich um 8 zu Hause sein muss, wurde ich schon bestraft, wenn ich nur eine Minute Verspätung hatte. Damals als Kind fand ich das total ungerecht, aber jetzt im Nachhinein finde ich das total richtig.

Der Neffe meines Freundes ist auch so ein Schlingel. Sein Vater sagt ihm, er soll um 6 zu Hause sein und er kommt über eine Stunde später nach Hause und ist sich keiner Schuld bewusst. Sein Vater sagt auch nichts dazu, weder positiv noch negativ. Also hat das Fehlverhalten Null Konsequenzen und das finde ich falsch. Ein Kind muss Disziplin lernen und Respekt gegenüber Eltern und Grenzen, die gesetzt werden, sonst tanzt es den Erwachsenen auf der Nase herum.

Ich habe zwar keine eigenen Kinder, aber ich würde in dieser Situation und in der heutigen Zeit auch erst einmal froh sein, dass das Kind zuhause angekommen ist und gesund und munter ist. Ich kenne es ja noch aus meiner Kindheit, wenn ich mal zu spät nach hause gekommen bin. Mein Papa hat mir erstmal erzählt, was alles hätte passiert sein können und meine Mutter war erst sauer und hat kurz geschimpft, warum ich nicht bescheid gesagt habe, und mich dann in den Arm genommen. So drastische Maßnahmen, dass ich Hausarrest bekommen habe, gab es bei uns nicht.

In dem Fall mit deinem Cousin würde ich vielleicht nochmal mit ihm reden und ihm sagen, was in der heutigen Zeit alles passieren kann und dass es eigentlich überhaupt nicht schlimm ist, wenn man sich verspätet. Man sollte halt nur kurz Bescheid sagen, dass man später kommt. Schließlich sind es noch Kinder, die nicht unbedingt ein Zeitgefühl haben und die Zeitansage, wenn es dunkel wird, vielleicht anders interpretieren. Man steckt ja in den Kindern nicht drin.

Meine Töchter haben eine ähnliche Aktion im Frühjahr gebracht. Ich wusste auch wo sie waren, doch dort ging niemand mehr ans Telefon. Etwa 20 Minuten nach der eigentlichen Zeit bin ich dann los und da kamen sie mir auch schon entgegen. Auch sie waren sich keine Schuld bewusst, obwohl eben etwas anderes abgesprochen war.

Und ich bin auch der Meinung, dass Kinder in diesem Alter wissen sollten, dass man sich an Absprachen hält. Dazu gehört es eben auch pünktlich nach Hause zu kommen. Wegen ein paar Minuten würde ich da auch kein Theater machen, aber alles was mehr als zehn Minuten bei den 300 Meter an Weg kommt, ist für mich nicht mehr akzeptabel.

Deswegen haben meine Töchter auch Ärger bekommen und keine Umarmung, weil nichts passiert ist. Als Strafe durften sie dann auch eine gewisse Zeit nicht mehr ins Kindercafé gehen. Und die damalige Horterzieherin hat die Strafe auch für gerechtfertigt empfunden und meine Haltung gegenüber den Kindern noch unterstützt.

Bei mir dauert es zwar noch ein wenig, bis ich auch in so eine Situation mit meiner Tochter komme, aber ich hätte schon große Angst, wenn mein Kind nicht nach Hause kommen würde. Wäre ich an der Stelle deiner Tante, dann hätte ich mein Kind vor lauter Erleichterung auch erst einmal in den Arm genommen. Ich bin aber auch der Meinung, dass man dazu schon ein paar ernste Worte sagen sollte. Ich wäre natürlich froh, wenn mein Kind wieder da wäre, aber danach würde ich erstmal ein Gespräch führen, dass diese Situation nicht in Ordnung war. Wenn es dann trotz dieser Erklärung immer noch so etwas tun sollte, dann würde ich das Kind auch bestrafen, sonst passiert diese Situation immer wieder.

Sicherlich macht man sich Sorgen, wenn das Kind sonst immer pünktlich kommt und ich kann nachvollziehen, dass man es dann erstmal in den Arm nimmt. Trotzdem würde darauf bei mir noch ein ernstes Gespräch folgen. Von Strafen würde ich beim erstmaligen Vorkommen noch absehen, es war immerhin 20:30 und nicht 22 Uhr. Ich würde aber Konsequenzen in Aussicht stellen, falls so etwas nochmal vorkommt, dabei kann es sich durchaus auch um Hausarrest handeln, denn das ist irgendwo schon die passendste Reaktion auf zu langes Wegbleiben.

Ansonsten würde ich vielleicht auch klarstellen, dass es in Absprache durchaus mal möglich ist, dass mein Kind länger wegbleibt. Aber nur unter bestimmten Bedingungen, z.B. wenn am nächsten Tag keine Schule ist und dass sich nach Einbruch der Dunkelheit oder im Sommer z.B. nach 19 Uhr nicht draußen herumgetrieben wird. Zu Hause bei einem Freund wäre okay, wenn ich mein Kind anschließend abhole oder es von dessen Eltern nach Hause gebracht wird. Ich denke, mit solchen Kompromissen kann man mehr erreichen, als mit allzu strengen Regeln. Wenn man an dem Abend noch was vorhat, wie hier eben zu der Bekannten zu fahren, dann sollte das Kind das aber auch respektieren, sonst gibt es vielleicht erstmal keine Ausnahmen mehr.

Einfach mal irgendwohin zu verschwinden, ohne dass die Eltern wussten, wohin, haben meine damalige beste Freundin und ich durchaus öfters mal fertig gebracht, auch schon im Grundschulalter. Einige Male ist das gar nicht aufgefallen, da unsere Eltern wohl nicht nachgeschaut haben und davon ausgegangen sind, dass wir immer noch in der Nähe sind. Wenn es dann doch mal aufgefallen ist, hat meine Freundin meistens den Hintern voll und Hausarrest bekommen, während meine Mutter einfach nur einmal ordentlich geschimpft und mir vielleicht auch eine Ohrfeige gegeben hat und damit war es erledigt. Dabei wurden mir aber weder die Gründe erklärt, noch hat es wirklich eine Änderung meines Verhaltens bewirkt, denn mehr passierte beim nächsten Mal ja auch nicht.

Es kann passieren, dass ein 11-Jähriger die Zeit vergisst und auch überhaupt nicht daran denkt, dass die Eltern sich da Sorgen machen. Ich würde mein Kind auch zuerst mal in den Arm nehmen vor lauter Erleichterung. Dann aber würde ich es von mir weg halten und fragen, ob es sich im Klaren darüber ist, was es mit diesem enormen Zuspätkommen verursacht hat. Denn es ist ganz klar, dass sich ein Kind darüber auch bewusst werden muss, damit so etwas ein Versehen bleibt und nicht zur Normalität wird. Ich würde anschließend nicht sofort eine Diskussion beginnen oder aus dem Bauch raus Strafen verhängen, sondern fest legen, dass man am anderen Tag noch einmal in Ruhe darüber sprechen muss. Dann ist man selber auch wieder weniger emotional und etwas herunter gekommen.

Mein Jüngster ist ein einziges Mal zu spät nach Hause gekommen, allerdings nicht so extrem, sondern ca. eine halbe Stunde. Ich habe am nächsten Tag mit ihm ein Gespräch geführt und ihm erklärt, dass ich mir Sorgen gemacht habe und dass das Einhalten einer ausgemachten Uhrzeit auch eine Sache des Vertrauens ist. Kann ich ihm vertrauen, kann ich ihn auch öfter und nach und nach länger weg gehen lassen. Habe ich kein Vertrauen, weil ausgemachte Zeiten nicht eingehalten werden, muss ich in meinen Vorgaben strenger sein, kann ihn weniger weg gehen lassen, muss engere Fristen setzen. Das hat er verstanden, er hat damals auch keine Strafe für dieses einmalige "Vergehen" erhalten und es ist nie wieder vorgekommen.

Ich denke, dass man mit 11 Jahren schon die Uhr kennen sollte und dann weiß man auch, dass man zu spät ist. Entscheidend für meine Reaktion wäre aber der Grund des Zuspätkommens. An irgendwas muss es ja gelegen haben und wenn man keine Uhr bei sich hat, dann kann man zumindest jemanden nach der Uhrzeit fragen, finde ich.

Konsequenzen sollte es da meiner Meinung nach auf jeden Fall geben. Und zwar würde das so aussehen, dass er eben die nächste Zeit einfach nicht mehr zu einem Freund kann oder eben nicht mehr so lange. Außerdem würde ich ihm eine Armbanduhr verpassen, wobei viele 11jährige ja schone in Handy haben und damit auch nicht mehr nicht wissen können, wie spät es ist.

Und klar freut man sich erst einmal, dass der Junge wohlbehalten wieder da ist. Schließlich hätte ihm auch etwas passieren können und da ist es beinahe lächerlich, wenn ein Kind mal die Zeit vergisst. Aber man kann ihn nun einmal nicht noch mit einer Umarmung loben, wenn er doch etwas falsch gemacht hat.