Aufbewahrung der Urne in Zukunft auch zuhause möglich?

Eintritt in Wohnung, Blick auf die Urne: "Hallo Opa". Findet ihr einen solchen Gruß makaber oder wäre er für euch ganz natürlich?

Urnen sollen in Zukunft in Bremen nicht immer zwangsläufig auf dem Friedhof eingebuddelt werden müssen. Was in anderen Ländern wie der Schweiz, Frankreich, Belgien und den Niederlanden schon lange so gehandhabt wird, scheint auch langsam in Deutschland Gestalt anzunehmen. So werden die Bremer in Zukunft beim Eintreten in die Wohnung/Zimmer der Asche ihres verstorbenen Opas einen freundlichen Gruß entbieten können, wenn die Urne auf oder in der Vitrine auf einem Deckchen dekoriert ist.

Immer mehr Menschen haben sich angewöhnt, mit sich selbst zu sprechen. Sie äußern laut ihre Gedanken. Diese können sie dann in Zukunft auch an die Urne richten. Vielleicht bewahrt sie das vor Vereinsamung.

So sehen einige Zeitgenossen eine derartige „Bestattung“ als würdelos an und lehnen sie ab. Betrachtet ihr das auch so? Ich sehe darin nichts Verwerfliches. Die Urne wird ja wohl hoffentlich nicht in den Keller gestellt. Ein Platz innerhalb der Wohnung aber dürfte besser sein, als in der kalten Erde eines Friedhofes zu landen.

Was das Festhalten am Urnengrab betrifft, sehe ich seitens der Friedhofs-Betreiber eigentlich hauptsächlich das ausbleibende Geld für die Bestattungskosten. Die Ausrede, dass das Grab öffentlich zugänglich sein muss, weil es sonst Familienstreitigkeiten geben könnte, sehe ich nicht so.

Ab 2014 sieht das NRW-Friedhof-Gesetz vor, dass nach Genehmigung und vorheriger Verfügung des Verstorbenen die Asche auch auf dem Friedhof verstreut werden darf, oder auf einem Privatgrundstück. Da andererseits bemängelt wird, dass die letzte Ruhestätte öffentlich zugänglich sein sollte, könnte das dann auch heißen, dass Besucher das Privatgrundstück mit der verstreuten Asche jederzeit betreten dürften. Ist das dementsprechend nicht völlig unsinnig mit dem oben vermerkten, öffentlichen zugänglich sein? Was haltet ihr von der Urne in der Wohnung? Würdet ihr eure Liebsten als Asche immer bei euch haben wollen?

Ehrlich gesagt möchte ich keine Urne zu Hause in der Vitrine stehen haben. Mal angenommen, das ginge schon seit Jahren, dann hätte ich mittlerweile meine Eltern und meine Schwiegereltern im Wohnzimmer. Ich habe meine Eltern sehr geliebt, aber deshalb möchte ich sie doch nicht in der Urne zu Hause haben. Irgendwie sind sie ja dann täglich allgegenwärtig. Und dann noch meine Schwiegereltern! Zu denen hatte ich nicht so ein gutes Verhältnis, aus Wut hätte ich vielleicht die Asche schon in der Toilette runtergespült. Nein das wäre nichts für mich.

Und wie ist das wenn mehrere Geschwister gerne die Mutter, oder den Bruder zu Hause haben möchten? Soll dann die Urne alle paar Jahre den Besitzer wechseln? Oder noch schlimmer, die Asche wird zu gleichen Teilen auf alle Beteiligten aufgeteilt, damit jeder etwas von dem Verstorbenen hat. Ich finde es doch besser, wenn es einen Ort gibt, an dem der Verstorbene seine letzte Ruhe hat . jeder der ihn dann besuchen möchte kann dann gerne auf den Friedhof oder in den Ruheforst gehen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich alle paar Wochen zu den Kindern meiner verstorbenen Freundin gehe um sie mal wieder zu besuchen. Ich glaube nicht, das sie davon begeistert wären,wenn ich vor der Vitrine stehe und mich mit meiner Freundin unterhalte.

Ich persönlich würde mir wohl auch keine Urne in die Wohnung stellen, sondern eher das "klassische" Grab bevorzugen. Ich stelle es mir, gerade in der Phase akuter Trauer, irgendwie einfacher vor, beispielsweise einmal pro Tag auf den Friedhof zu gehen und auf diese Weise den verstorbenen geliebten Menschen quasi "zu besuchen", als durch die Urne in der Wohnung dauernd an den Tod der Person erinnert zu werden. Doch auch nach dieser Phase fände ich persönlich es merkwürdig, solch eine Urne in meinem persönlichen Bereich zu haben und täglich zu sehen. Natürlich, der Tod begleitet uns im Prinzip auf Schritt und Tritt und das sollte man auch nicht vergessen, aber das wäre mir vielleicht doch ein wenig zu viel Bewusstheit dem Tod gegenüber. (Obwohl man das nach einer Weile des "Zusammenlebens" mit der Urne wahrscheinlich gar nicht mehr so wahrnimmt, also nicht jedes Mal bei ihrem Anblick über den Tod nachdenkt, weil man sich einfach daran gewöhnt hat.)

Dennoch würde ich generell gesehen eine solche Lockerung der bisherigen Bestattungsgesetze sehr begrüßen. Ich denke, in Deutschland ist vieles überreguliert. Wenn Angehörige selbst bestimmen dürfen, ob sie die Asche eines Angehörigen bestatten oder ins Wohnzimmer stellen wollen, schadet dies niemanden, sondern ist Ausdruck einer individuellen Entscheidung und persönlicher Freiheit in diesem sensiblen Bereich.

Ich finde daran jetzt keinen direkten Gefallen, dass eventuell mein Vater oder wer auch immer in einer Urne in meiner Wohnung aufbewahrt ist. Ich würde die Urne auch nicht offen stehen lassen, sodass sie sie jeder sieht. Es gefällt mir einfach nicht. Der Gedanke macht mich ganz krank. Es gab schon genug Horrorfilme, indem gezeigt wurde, dass die Urne umgekippt ist und die Asche sich verteilt hat. Damit wäre ich wohl einer der ersten, die die Urne im Keller hinstellen würde.

Ich könnte nicht mit den Gedanken leben, dass mein verstorbener Bekannter in dieser Urne liegt. Ich könnte wohl kein Auge mehr zu machen. Auch würde ich es komisch finden, wenn ich bei jemanden zu Besuch komme, und er nun die Urne von wem-auch-immer dort stehen hat und ich sie offensichtlich sehe. Ich wäre wohl erst einmal geschockt und wüsste nicht, was ich zu bereden hätte. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass man sich an diesen Gedanken gewöhnen wird und das es bei Einführung zu einer Gewohnheit werden könnte, die sich durchsetzt.

Generell finde ich die Idee nicht schlecht. Ich würde sie zunächst bei mir nur nicht haben wollen. Man spart damit einige Kosten. Die Bestattungskosten dürfen ja nicht vertuscht werden. Sie sind enorm und es ist ja auch eine Verpflichtung dahinter. Man muss das Grab pflegen und regelmäßig Blumen kaufen und auch auf den Friedhof gehen. Mit einer Urne zu Hause im gewohnten Umfeld würde dies doch entfallen. Der Verstorbene wäre in der Nähe der Geliebten und die Seele würden jetzt viele sagen, kann sich frei entfalten und auf den Geliebten wachen, bis er so weit ist und in die Erde kommt.