Was war eurer Meinung in der DDR besser als in der BRD?

vom 03.10.2013, 21:08 Uhr

@derpunkt, glaube mir, da war wirklich Hopfen und Malz verloren. Einer wurde Gondelanschubser bei der Seilbahn, hat sich aber inzwischen tot gesoffen. Ein anderer wickelte für den Rest des Lebens (also bis zur Wende) Töpfe im Emallierwerk ein, etliche wurden kriminell und schnell gefasst weil sie es einfach zu blöd anstellten. Die mussten für ihre Karriere nicht unbedingt 12 Jahre inklusive Sitzenbleiben zur Schule gehen.

Und das nur wenige Auserwählte zum Abitur konnten war hundsgemein. Heute dagegen kann das fast jeder machen, auch wenn er nicht unbedingt geeignet ist. Auch hier werden die stärkeren Schüler durch die Schwächeren gebremst. Ich finde es nicht so schlecht wenn schon früh die Schüler gefördert werden. Der Unterrichtsstoff ist um einiges härter als in einer normalen Schule. Und ich denke dass es absehbar ist wer den Anforderungen später genügt. Spätzünder wird es immer geben, aber auch die haben gute Möglichkeiten später ihre Hochschulreife zu erwerben.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



@hooker: Und du meinst, dass man in der Landwirtschaft keine Bildung benötigt? Sorry, aber das ist eine recht dreiste Aussage, die bei deiner Einstellung wohl auch bei einigen anderen Berufen so kommen würde. Wobei ich selbst an unserer Schule das nicht so erlebt habe, dass man die Leute unbedingt bis zur zehnten Klasse einfach mitgeschleppt hat. Immerhin gab es bei uns auch Leute, die schon nach der siebten Klasse abgegangen sind.

Beim Abitur wird heute auch schon ausgesiebt. Zumindest in Sachsen gibt es eine Quote und wer einen schlechteren Durchschnitt hat, kommt eben nach der vierten Klasse nicht auf das Gymnasium. Wer es zu diesem Zeitpunkt doch schafft, aber dann die Leistung nicht bringt, der kann auch zurück zur Oberschule wechseln. So wie man eben auch nach der sechsten Klasse von Oberschule zum Gymnasium wechseln kann.

Und ein sogenannter Spätzünder war ich im schulischen teilweise auch. Das hat sich zwar nicht unbedingt in den Leistungen widergespiegelt, aber im Berufswunsch. Wobei eben nur die Spitzenschüler direkt auf die erweiterte Oberschule wechseln durften. Alle anderen, die Abiturleistungen hatten, konnten ja die Berufsausbildung mit Abitur machen. Das habe ich gemacht und würde heute sogar sagen, dass es wesentlich schwerer ist.

Immerhin haben wir Lehrstoff aus vier Schuljahren in drei Schuljahren absolvieren müssen. Außerdem hatten wir wesentlich für die diversen Prüfungen zu arbeiten, da neben den schriftlichen und mündlichen Prüfungen eben auch noch die Facharbeit geschrieben werden musste. Und da heute die Entscheidung für den Bildungsweg eben schon in der vierten Klasse gefällt werden muss, ist doch bei vielen Familien eher das was die Eltern wollen. Und da lobe ich Lehrer, die den Mut haben in der Bildungsempfehlung auch die Oberschule anzuraten, wenn sie merken, dass das Kind nicht aus eigenen Stücken zum Gymnasium gehen will.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@punktedieb, natürlich gab es damals eine gewisse Lehrzeit in der Landwirtschaft, ohne ging es nie. Aber sie war für bestimmte Einsatzgebiete nicht sehr anspruchsvoll so das sie jeder schaffte. Die Technisierung und die Anforderungen war nicht so hoch wie heute. Eben deshalb wurden die schwächeren Schüler dort vorstellig. Die meisten waren froh praktisch tätig zu sein. Die ich kenne wurden damals als Melker oder Fluchtenmaurer (auch ein Lehrberuf, nur gerade Strecken) auf dem Bau glücklich. Das hat überhaupt nichts mit Geringschätzung zu tun, sie wurden eben entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Lehrzeit war in allen Berufen gleich. Und wenn der Anspruch in der Landwirtschaft wirklich so gering gewesen wäre, hätte man da sicher auch zu DDR-Zeiten eine kürzere Lehrzeit eingeführt um die Leute schneller voll als Arbeitskraft nutzen zu können.

Ich bin in der Landwirtschaft groß geworden, hatte einen Betrieb mit Hauptschwerpunkt Tierhaltung direkt vor der Haustür und habe einen Mann, der mit Ausbildung in der Landwirtschaft arbeitet. Der übrigens ohne Durchschleifen seine zehn Klassen in der DDR gemacht hat. Ich kann dir gerne allein aus diesem Berufszweig die Ausbildung beschreiben.

Und so kann man viele Berufe in der DDR raus picken, wo zwar das Wissen von sieben bis acht Schulklassen ausgereicht hat, aber die mit Sicherheit nicht minderwertiger in der Ausbildung waren. Und Leute in die in diese Berufe gegangen sind, haben das mit Sicherheit nicht nur gemacht, weil sie dort kein Wissen brauchten.

Oftmals wurden solche Berufe auch gewählt, weil sie ein Garant dafür waren, dass man den Heimatort nicht verlassen muss. Immerhin waren wir in unserer Klasse auch nur zwei Schüler, die bewusst einen Beruf gesucht haben, wo sie in der Ausbildung schon von zu Hause weg kamen. Alle anderen haben sich für Wege entschieden, die eben garantierten, dass sie jeden Tag nach Hause kamen.

Wobei auch das ein Vorteil damals war. Ist man in eine andere Region gekommen für die Ausbildung musste man sich nicht darum kümmern, dass man auch ein Bett zum schlafen hatte. Die Betriebe haben Internate gehabt, wo man wohnte. Und das auch mit Kosten, die sich ein Lehrling auch ohne elterliche Subvention leisten konnte, weil es vom Staat und Betrieb finanziert wurde.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Zu dem o.g. Beitrag in der DDR war es doch gerade so, dass Arbeiter für besonders primitive oder schmutzige Tätigkeiten händeringend gesucht wurden und auch besser bezahlt wurden, zB Heizer, Bau, oder Reinigungskräfte, Berufe in denen man nicht so gute Zensuren oder schulische Leistungen, sprich Grips, brauchte! Diese Tätigkeiten waren häufig besser bezahlt als Ingenieurberufe verrückterweise!

Mit Ausnahme der ideologischen Überfrachtung war im Bildungssystem der DDR fast alles besser! Hier nur einige Stichpunke:

  • der Kindergarten unterlag einem einheitlichen Bildungsplan und bereitete die Kinder auf die Schule vor
  • die POS unterlag einem einheitlichen Bildungsplan und Lehrwerk, landesweit, der Lehrplan war verbindlich für alle Schulen und Lehrer
  • alle Schüler hatten die gleichen Schulbücher und nur einen Schulbuchverlag
  • dadurch waren die Schulbücher genau auf den Lehrplan abgestimmt
  • es gab genug Lehrer und für Lehrernachwuchs wurde ständig geworben
  • der Lehrer hatte mehr Respekt als heute, auch ggü. den Eltern
  • es gab kein gegeneinander Lehrer - Eltern, auch musste kein Lehrer Angst vor Eltern haben
  • es gab einheitliche Unterrichtshilfen für Lehrer, das sind Schriften in denen steht wie die jeweilige Unterrichtsstunde gestaltet werden kann
  • es gab ein großes Angebot an Freizeitmöglichkeiten oder außerschulische Angebote die fast alle kostenlos waren
  • für leistungsstarke und leistungsschwache Schüler gab es spezielle Fördermöglichkeiten
  • Schulhort war kostenlos
  • Schulessen sehr billig, eine Mahlzeit 0,55 Mark
  • sportliche Talente wurden regelmäßig an den Schulen gesucht und gefördert
  • es gab im Prinzip nur eine Schulart, nämlich die 10klassige POS, kein Schulwechsel nach der 4. Klasse
  • Deutsch, Mathe, Naturwissenschaften, Sport waren vom stofflichen Niveau und auch Stoffmenge höher als heute
  • großer Wert wurde auch auf praktische Bildung gelegt (das hieß damals Polytechnik) also Werken, später Unterricht im Betrieb, Lernen von Produktionsmethoden, praktischen Arbeit, Mechanik, Elektrotechnik, Informatik usw.

» Abrafax75 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 3,49 »


Ich widerspreche dir mal bei dem Punkt, dass es genug Lehrer gab und dass diesen mit größerem Respekt begegnet wurde. Wir hatten an unserer Schule ständig Lehrermangel. In der dritten Klasse war zum Beispiel unsere Klassenlehrerin länger wegen Krankheit ausgefallen. Der Samstagsunterricht wurde bei uns komplett gestrichen und den restlichen Unterricht fing man über unsere Horterzieherin auf.

Später haben wir Lehrer für Musik und Englisch von den Nachbarschulen bekommen. Da musste an beiden betroffenen Schulen der Unterricht so geplant werden, dass diese beiden Lehrer für zwei Tage bei uns komplett unterrichten konnten.

Und vom Respekt ist gegenüber manchen Lehrern auch nichts zu spüren gewesen. Ich gebe zu, dass wir eine der frechsten Klasse an unserer Schule waren. Unsere Lehrerin für Deutsch und Kunst hat nach drei Jahren den Lehrerberuf komplett aufgegeben. Und auch andere Lehrer mussten mehr als genug unter unseren Ideen zur Unterrichtsauflockerung leiden. Aber echte Strafen haben wir dabei nie zu spüren bekommen. Es hätte vielleicht ein Umdenken bewirkt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wann bist du zur Schule gegangen und wo? Ich habe mit sehr vielen Lehrern gesprochen, und es bisher nicht erlebt. Natürlich gab es auch Undiszipliniertheiten. Sofern es jedoch nicht um Kleinigkeiten ging wurde dies jedoch hart geahndet was generell auch irgendwann Wirkung zeigte. Es ging los mit Eintrag ins Hausaufgabenheft, Tadel, Verweis, dies auch beim Appell vor der ganzen Schule!

Vorsprache beim Direktor, Elternbesuche. Eltern wurden im Betrieb angerufen und die Arbeitskollegen und Chef informiert! Heute unvorstellbar. Ich möchte den Elternteil sehen, dem das egal ist. Schulverweis. Für die ganz harten Fälle gab es den Jugendwerkhof, wenn Jugendliche Kriminell wurden. In der DDR gab es noch Werkzeuge um notorischen Störern und "Schwererziehbaren" Herr zu werden, heute nicht mehr!

Ich rede hier von Undiszpliertheiten, wie sie heute gang und gebe sind an vielen Schulen. Und dazu muss man nicht einmal an Problemschulen gehen.

  • es wird nicht mehr das gemacht, was der Lehrer sagt
  • während des Unterrichts wird mit dem Handy gespielt oder Musik gehört
  • der Lehrer wird bedroht beleidigt oder angefasst
  • andere Schüler werden in der Stunde beleidigt oder geschlagen
  • Einrichtung wird demoliert
  • es wird während der Stunde geschlafen
  • während der Stunde ist eine ungeheure Lautstärke im Klassenzimmer
  • es kommt zu massenhaft Fehlzeiten (Schulschwänzen) von Schülern, Schüler gehen während des Unterrichtstages nach Hause wenn es Ihnen passt
  • eine Vermittlung von Unterrichtsstoff ist nicht möglich aufgrund der og. Zustände
  • nebenbei bemerkt bis zu 90% Migrantenanteil in der Klasse, das ist aber ein anderes Thema
Zeige mir die DDR-Schule wo es das gegeben hat? ich glaube es nicht! Und wenn war der Schulleiter eine absolute Niete! Gegen das waren die Undiszipliniertheiten früher Kinkerlitzchen!

Dazu empfehle ich mal zur Lektüre:
Lehrer am Limit ARD Panorama

» Abrafax75 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 3,49 »



@Abrafax75: Dass, was du da aufzählst liegt wohl weniger an den Lehrern im Osten als an der Zeit. Denn früher gab es dass, was du da bemängelst bei uns im Westen auch nicht. Da hätte keiner dem Lehrer widersprochen oder mit dem Handy gespielt (in erster Linie, weil es das noch nicht gab und wohl im Osten genauso nicht gab). Ein Lehrer wurde bei uns auch nicht bedroht usw.

Ich denke, das dass, was du da aufgezählt hast eher an der Zeit liegt als an der DDR. Deswegen sind die Lehrer am Limit und nicht, weil die Schule hier schlechter ist als damals in der DDR.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Was du meinst sind gesellschaftliche Umstände und technische Entwicklungen. Das pure Vergehen von Zeit hat keinen Einfluss darauf. Die gesellschaftlichen Umstände waren in der DDR aber ganz anders als in der BRD. Deshalb bin ich der Meinung, das die Disziplin in einem DDR-Bildungssystem oder in der DDR auch heute noch bedeutend besser wären. Warum?

  • der Staat hatte mehr Macht
  • es gab kein HartzIV als Alternative für Heranwachsende
  • es gab keine arbeitslosen Eltern, dadurch weniger Kinder die in ungeregelten Umständen aufwachsen müssen
  • untereinander wurde mehr geholfen und auch bei Problemen acht gegeben
  • Eltern hatten keine Möglichkeit bei jeder Kleinigkeit gegen Lehrer oder die Schule vorzugehen (denn die Partei, der Staat hatte immer Recht!)
  • es gab mehr Freizeitmöglichkeiten für Kinder so dass diese keine Langeweile haben mussten und auf dumme Gedanken kommen
  • alles war straffer organisiert
  • die Lehrerausbildung war besser und praxisorientierter, bereits während des Studiums mussten Lehrer in die Klassen
  • die mediale Beschallung war nicht so groß, Fernsehen ging erst ab 15.00 Uhr los
  • es gab noch wirksame Bestrafungsmöglichkeiten (zB Jugendwerkhof als letztes Mittel), vor welcher Strafe soll heute ein Schüler wirklich noch Respekt haben?
  • es gab bei weitem nicht so viel Stundenausfall wie heute!
  • der Lehrerberuf war generell höher angesehen, auch von Eltern, ein gesellschaftliches Phänomen, obwohl Lehrer nicht besonders viel verdienten, ganz anders als heute!
Ich bin mir sicher, gäbe es die DDR heute noch, wären Handys in der Schule oder im Unterricht einfach verboten, so etwas lässt sich doch im Schulgesetz ganz einfach regeln. In der DDR war so etwas einfach durchsetzbar, heute jedoch aufgrund der schwierigen Gesetzeslage nicht. Der "Rechtsstaat" hat immer zwei Seiten. Natürlich ist die Bevormundung und Rundumversorgung die es in der DDR gab auch nicht jedermanns Sache. Jede Medaille hat zwei Seiten.

» Abrafax75 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 3,49 »


@Abrafax75: Das was du von heutigen Schulen schreibst, das ist aber auch kein allgemeines Problem. Zumindest an den mir bekannten Schulen hier in der Stadt hat man diese Probleme nicht. Wobei wir selbst nicht einfach gegangen sind. Aber im Unterricht haben wir schon eine Menge Blödsinn angestellt. Das ging soweit, dass wir die Lehrerin ausgeschlossen haben, als sie mit einem Mitschüler in den Hausflur ist, um dort mit ihm zu reden. Allerdings gingen unsere Aktionen halt auch nur gegen eine Lehrerin, wo wir wussten, dass wir damit durch kommen.

Ansonsten wurden Strafen bei uns an der Schule nur sehr selten verhängt. In meiner ganzen Schulzeit gab es nur einen Tadel für eine gesamte Klasse bei einem Fahnenappell. Dieser wurde aber auch nach einer Woche zurück genommen. Denn es wurde dann zwischenzeitlich festgestellt, dass die Aussage der Klasse der Wahrheit entsprach. Wobei eventuelle Strafen auch danach verhängt worden, in wie weit man die Eltern noch für schulische Dinge benötigte. Das war besonders bei uns im ländlichen Raum so.

Und zu deiner Frage wegen meiner Schulzeit. Die war von 1979 bis 1989 im ehemaligen Kreis Erfurt-Land. Da wurde sogar wegen dem Lehrermangel toleriert, dass der Lehrer für den Werkunterricht in seinem Lager Alkohol konsumierte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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