Hattet ihr schon mal Selbstzweifel in Beruf oder Beziehung?

Ich höre immer wieder, dass Menschen an Selbstzweifel leiden. Oft ist es der Beruf, aber oft ist es auch die Beziehung, die einem selbst zweifeln lassen. Bei meiner Cousine ist es zur Zeit die Beziehung. Sie zweifelt an sich selber, ob sie die richtige Frau für ihren Freund ist. Bei einem guten Kumpel meines Freundes ist es der Beruf. Er ist Koch und er zweifelt, ob er es richtig gemacht hat, seine Ausbildung auch durchzuziehen, weil er eigentlich gar nicht mehr als Koch arbeiten will.

So zweifeln oft eigentlich Menschen an sich selber. Aber ist euch das auch schon mal passiert? Zweifelt ihr oft an euch selber, an euren Entscheidungen oder an eurem Beruf oder an eurer Beziehung?

Als ich mein erstes Studium auf Lehramt angefangen habe, hatte ich starke Zweifel, ob das auch das Richtige für mich war. Immerhin habe ich von Anfang an daran gezweifelt und ehrlich gesagt habe ich das Studium auch nur auf das Anraten von Lehrern angefangen. Im Praktikum habe ich dann gemerkt, dass mir der Umgang mit Kindern gar nicht liegt und ich hatte auch gar keinen Spaß am Studium, weshalb ich das im Endeffekt dann auch abgebrochen habe.

Mein jetziges Studium gefällt wir wunderbar und ich bin mir auch ganz sicher, dass es zu mir passt. Trotzdem ist es gerade immer wieder vor Prüfungen so, dass ich an mir selbst zweifle. Ich mache mir dann immer Gedanken darüber, ob ich gut genug dafür bin und ich male mir dann auch immer aus, das ganze Studium nicht zu bestehen.

Ich denke, dass es normal ist, dass man hin und wieder Zweifel am Beruf hat. Immerhin ist es gar nicht so einfach, den perfekten Beruf für sich zu finden und auch wenn man den scheinbar perfekten Beruf gefunden hat, dann kommt es sicherlich trotzdem hin und wieder dazu, dass man selbst an seinen Leistungen und an seiner Begabung zweifelt.

Menschen, die den Anschein erwecken, bar jeden Selbstzweifels durchs Leben zu marschieren, sind mir generell suspekt. Meiner Meinung nach hat so gut wie jeder in seinem Leben irgend welche "Baustellen", die ihn in einer stillen Stunde zum Nachdenken bringen. Schließlich gibt es immer bessere Jobs, schönere Männer oder Frauen, exklusivere Urlaubsziele und eleganter eingerichtete Wohnungen. Und wenn man sich auf solche Gedanken einlässt, sind Selbstzweifel schon fast vorprogrammiert.

Ich kann von mir behaupten, weder an meinem Job noch an meiner Beziehung ernsthaft zu zweifeln. Natürlich denke ich manchmal, dass eine besser bezahlte Tätigkeit angesichts meiner Intelligenz auch nicht schlecht wäre und auch mein Partner geht mir manchmal auf die Nerven. Aber das Gefühl, völlig auf dem falschen Dampfer zu sein, habe ich glücklicherweise nicht. Meine Selbstzweifel finden eher im Alltag statt: Ich kann ausgesprochen gedankenlos bis trottelig sein und frage mich manchmal schon, ob ich es je lernen werde, mein Leben zu managen oder ob ich mir doch lieber gleich einen Betreuer suchen soll.

Ich kenne solche Zweifel ganz gut, insbesondere aus dem beruflichen Feld. Früher in der Schule fühlte ich mich grundsätzlich zu dumm fürs Gymnasium und dafür, jemals das Abi zu schaffen. Ich glaubte auch immer, dass ich eh zu doof sei, jemals einen ordentlichen Job ausüben zu können. Naja, dann hatte ich es doch geschafft und habe angefangen Jura zu studieren. Obwohl ich immer recht gute Noten hatte, fingen recht schnell neue Zweifel an, ob ich dem Ganzen gewachsen sei. Ja, war ich. Jetzt mache ich mein Referendariat und kündige so gut wie jeden Tag im Kopf, weil ich eigentlich gar keinen Bock mehr auf diesen juristischen Mist hab.

Es ist nicht so, dass ich nicht gut genug wäre. Im Gegenteil, obwohl ich nichts dafür tue, komme ich sehr gut durch Prüfungen. Der Kram scheint mir irgendwie zu liegen, dennoch hasse ich das juristische Arbeiten und weiß, dass ich auf keinen Fall mein Leben damit verschwenden will. Entsprechend zweifele ich jeden Tag, ob es richtig war, nach dem Studium noch das Referendariat zu machen und es weiter zu machen, obwohl ich es hasse und keine Zukunft für mich in diesem Bereich sehe.

Da ich nicht gerade ein selbstbewusster Mensch bin, gehören Selbstzweifel bei mir irgendwie einfach dazu und dabei ist es fast egal, auf welchem Gebiet. Gerade im Beruf hatte ich schon einige Male damit zu tun, aber bislang habe ich sie auch immer wieder überwinden können, was für mich die Hauptsache ist. In der Ausbildung hatte ich am Anfang schon das Gefühl, es nicht zu schaffen.

Doch dann habe ich mich durch gebissen und die Ausbildung auch geschafft. So war es dann auch im Beruf nach der Ausbildung schon mal so, dass ich überfordert war und daran gezweifelt habe, ob ich dem Beruf gewachsen bin. Aber auch das habe ich geschafft und nun fühle ich mich in dem Job wohl.