Wahl Hochrechnungen schon vor Schließung der Wahllokale?
Bei jeder Wahl wundert es mich jedes Mal, wieso da schon vor Schließung der Wahllokale die ersten Hochrechnungen über den Äther geschickt werden. Geschehen so auch bei der gestrigen Bundestagswahl, da wurden auch schon vor 18 Uhr die ersten Hochrechnungen präsentiert. Wie würdet ihr euch denn dieses Phänomen erklären? Welcher Zahlen bedient man sich denn da, denn die Auszählungen stehen doch eigentlich erst noch aus?
Diese Zahlen speisen sich aus den Angaben, die die Leute nach der Wahl gemacht haben. Hier befragen die Meinungsforscher die Leute nach dem Verlassen der Wahllokale bzgl. dem, was sie gewählt haben und stellen an Hand dieser Daten die Hochrechnung her.
Ich selbst bin immer wieder fasziniert, wie gut diese Methode funktioniert und wie selbstverständlich der Querschnitt bei solchen Befragungen getroffen wird. Dazu muss man wirklich die Mathematiker und diese statistischen Methoden loben - ohne diese wären vermutlich so präzise Auswertungen vor der eigentlichen Auszählung nicht möglich.
In Wirklichkeit sind dies keine Hochrechnungen, sondern lediglich Prognosen. Um die Daten zu diesen Prognosen zu bekommen, werden in ausgewählten Wahllokalen Wähler nach der Wahl gebeten, in anomysierter Form noch einmal anzugeben, wie sie bei der gerade durchgeführten Wahl ihre Stimmen vergeben haben.
Durch eine sorgfältige Auswahl der 640 Wahllokale in Deutschland kann man so eine Prognose erstellen, die, bisher zumindest, immer ziemlich genau die späteren Hochrechnungen und das amtliche Endergebnis getroffen haben.
Neben den Angaben zur Wahl werden einige Wähler dann auch noch nach ihrem bisherigen Wahlverhalten befragt, daraus leiten die Institute dann die Wählerwanderungen und dergleichen ab.
Das habe ich mich bis vor kurzem auch gefragt, dann bin ich dem auch mal nachgegangen. Denn immer wenn ich bisher bei der Wahl war, habe ich keinen der Männer gesehen, die irgendetwas fragen oder ähnliches. Aber natürlich können sie das nicht überall machen. Sie werden eher in den größeren Wahllokalen stehen, und dann auch noch in den verschiedenen Regionen, weil da ja auch verschiedene Vorlieben auftreten.
Aber so kann man sich das Ganze auch sinnvoll erklären. Tatsächlich bereiten aber gerade die Fernsehsender ARD und ZDF über Monate alles genau vor, denn sie leben eben davon, dass man einschaltet und sie dann ansieht, wo doch an solchen Tagen fast jeder Sender so etwas ausstrahlt. Dazu wird ein Team aus Forschern ausgewählt, dass dann in genauer Arbeit von 80.000 Bezirken etwa 640 auswählt, die am Ende dann befragt werden, da ist es es natürlich gerade in kleinere Bezirken schwierig. Insgesamt werden 100.000 Menschen befragt, die Ergebnisse werden dann in die Zentrale übergeben, und dort wird alles zusammengerechnet.
Aber auch dazu braucht man viel Geschick, denn alles muss nach Formeln sinnvoll aufgerechnet werden. Und da kann man sich gut vorstellen, was los ist, wenn die ersten Hochrechnungen da sind, dann aber immer aktuellere Werte eintreffen, die immer wieder berechnet werden. So kommt es auch zu den teilweise leicht schwankenden Ergebnissen der einzelnen Sender. Aber hier wird wenig geschätzt, es ist schon eine realistische Darstellung, deshalb kann man sich auch sehr gut auf die Hochrechnungen verlassen, wie man auch bei dieser Wahl wieder gesehen hat.
Die ersten Hochrechnungen werden erst einige Zeit nach der Schließung der Wahllokale erstellt. Vorher geht es auch noch gar nicht, denn für Hochrechnungen müssen Stimmen ausgezählt sein, die dann eben nach statistischen Methoden auf alle Stimmen hochgerechnet werden.
Auch die erste Prognose gibt es erst um 18 Uhr. Für die Prognosen werden Leute gefragt, was sie gewählt haben. Die Wahllokale, die daran teilnehmen, werden nach statistischen Kriterien ausgewählt. Was du vielleicht meinst, sind Umfragen. Das ist etwas völlig anderes und viel Unsichereres. Bei Umfragen werden Leute gefragt, was sie wählen werden. Dieses Jahr gab es die letzte Umfrage am Tag vor der Wahl.
Ergebnisse, die aus echt abgegebenen Stimmen entstanden sind, können noch gar nicht "über den Äther geschickt" worden sein. Das wäre ein Straftatbestand.
Hochrechnungen werden erst gemacht, wenn man die ersten realen Zahlen aus den Wahllokalen bekommt. Vorher sind es einfach nur Prognosen, weil man Wähler eben nach ihrem eigenen Wahlgang gefragt hat, was sie angekreuzt haben. Das wird aber außerhalb des Wahllokales gemacht, damit die Wahlhelfer eben nicht erfahren, was Lieschen Müller gerade angekreuzt hat.
Diese Befragungen werden auch selten bis gar nicht gefilmt oder mit Tonband aufgezeichnet. Und ich gehe auch davon aus, dass nicht jeder Befragte auch antwortet. Aber mit den Antworten die man dann hat, kann man eben erahnen, wie die Wahl ausgehen wird. Dass man dabei komplizierte Formeln benötigt, glaube ich eher nicht. Das dürfte eine einfache Prozentrechnung sein, denn man weiß ja wie viele Wahlberechtigte es in Deutschland gibt und wie viele Stimmen man abgefragt hat.
Wenn du genau hingeschaut und hingehört hättest, wäre dir aufgefallen, dass um 18 Uhr von einer Prognose die Rede war und nicht bereits von einer Hochrechnung. Das funktioniert wohl so, dass man Wähler, nachdem sie ihre Stimme abgegeben haben, anonym befragt, für wen sie gestimmt haben. Die Prognose wird auch nicht vor 18 Uhr veröffentlicht, sondern um Punkt 18 Uhr, da es vorher wohl auch nicht erlaubt ist.
anlupa hat geschrieben:Auch die erste Prognose gibt es erst um 18 Uhr. Für die Prognosen werden Leute gefragt, was sie gewählt haben. Die Wahllokale, die daran teilnehmen, werden nach statistischen Kriterien ausgewählt. Was du vielleicht meinst, sind Umfragen.
Kann schon sein, dass hier tatsächlich Prognosen gemeint sind. Diese werden ja nicht erst um 18 Uhr erstellt und dann gleich veröffentlich. Die Prognosen stehen oft schon am Nachmittag und werden dann mit zunehmenden Zahlen immer besser. Man darf sie nur nicht vor Schließung der Wahllokale veröffentlichen. Wie sonst kann es möglich sein, dass man Punkt 18 Uhr sofort eine Prognose im Fernsehen sehen kann?
In der Vergangenheit kam es aber schon mal vor, dass diese Prognosen schon vor 18 Uhr durch das Internet kursierten, weil jemand Daten hat durchsickern lassen. Dieses mal habe ich davon nichts mitbekommen, würde es aber nicht kategorisch ausschließen.
Ansonsten muss ich zugeben, dass ich es genauso faszinierend finde, wie gut man sowohl mit Umfragen, Prognosen und dann auch Hochrechnungen an den Endergebnissen liegt. Wirklich gravierende Abweichungen kommen ja selten vor. Klar kann es mal sein, dass eine Partei laut Prognose ins Parlament einzieht, am Ende aber doch nicht genug Stimmen hat, aber das sind ja dann meist Werte, die die ganze Zeit nur knapp an der 5% Hürde liegen und auch sonst weicht man ja nur ganz selten mal von der Fehlertoleranz, die meist mit 2,5% angegeben wird ab. Das ist schon beeindruckend, vorallem wenn man dann gerade bei Umfragen oft nur 1.000 oder 2.000 Menschen befragt. Da dachte ich mir schon so oft, wieso es da bei sovielen Umfragen nicht mal vorkommt, dass man versehentlich mal 500 streng linke oder rechte Wähler erwischt.
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